Die unbewältigte Sprache von Joachim Gauck,
Daniela Dahn, Erschienen in
Ossietzky
17/2014
Reflektiertes Erinnern geht nicht ohne
Sprache. Dabei ist es nicht ohne Belang, ob der Sprechende sich zu den
Besiegten oder zu den Siegern rechnet.
Im Sport gibt es da, anders als in der Politik, klare Kriterien: 7:1,
Deutschland gegen Brasilien. Was für ein demütigendes Ergebnis vor der ganzen
Weltöffentlichkeit für die Gastgeber, die oft ein sorgenvolles Dasein fristen.
Und sich mit dieser Fußballweltmeisterschaft 2014 so viel Hoffnung auf etwas
Freude und Stolz gemacht haben. Brasilien war bereit, aus der Staatskasse viel
Geld für die Fußballfans aller Welt zu zahlen. Geld, das im Lande, in dem der Hunger
nicht besiegt ist, anderweitig gebraucht worden wäre, wie zahlreiche Proteste
bewußt machten.
Wer hierzulande auch nur ein wenig Mitgefühl und Empathie für die Situation in
Lateinamerika aufbringt, wird sich gesagt haben, daß ein knapperer Sieg im Halbfinale
den an Selbstbewußtsein nicht mangelnden Deutschen auch gereicht hätte. In
einem Wettstreit, bei dem es durchaus darauf ankommt, wer sich in der ganzen
Welt teuerste Spieler, Trainer, Trainingslager, Ausrüstungen, Lobbyisten,
Sportmediziner, Ernährungswissenschaftler und wer weiß was alles, leisten kann.
Und bei dem die Brasilianer durch ein gefoultes K.o. ihres besten Spielers
schon Pech genug hatten.
Welche Worte fand der deutsche Bundespräsident angesichts dieser Situation? Als
es im Endspiel gegen Argentinien knapp wird, gibt er zu: »Ich war so emotional
bewegt.« Daß dies auch die andere Seite gewesen sein könnte, scheint ihm nicht
in den Sinn gekommen zu sein: »Das war ein Nervenspiel, ich habe so gezittert
und gebebt und mich gefragt: Wo ist die Mannschaft, die Brasilien mit 7:1
niedergemacht hat?« Niedergemacht? Aus welchem Vokabelheft hat er denn das?
Dagegen wurde kein Wort des Respekts oder der Achtung vor der Leistung der
Brasilianer oder Argentinier bekannt. Nur ein Dank an Gott, daß es doch noch
»geklappt« hat. Wie sehr die lateinamerikanischen Katholiken mit ihrem Gott
hadern mußten, war ihm offenbar egal. Ein Christ ohne Erbarmen?
Die ins Triumphgeheul einfallenden Großmedien ließen das unhinterfragt
durchgehen. In den sozialen Netzwerken und Leserkommentaren gab es Unwillen.
Auf Spiegel online erklärte ein Blogger, dieses Gauck-Interview sei
der »Tiefpunkt des Abends« gewesen. Angesichts einer getwitterten Fotostrecke
von Regierungssprecher Seibert zum Besuch von Merkel und Gauck in Buenos Aires
twitterte eine Studentin zurück: »Ich würde die mächtigste Frau der Welt und
den klerikalen Kasperl aus dem Osten jetzt lieber in Gaza sehen.« Breit
diskutiert wurden die Flugkosten der Reise angesichts der enormen
Staatsverschuldung in Deutschland. Der Papst als Argentinier sei vernünftiger
gewesen.
Aber niemand hat, soweit ich sehe, den propagandistischen Gehalt des Wortes
»niedermachen« analysiert. Kein Journalist und kein Blogger hat sich daran
erinnert, daß es sich um ein Lieblingswort aus dem »nazistischen Lexikon«
handelt. Victor Klemperer schreibt
in seinem »LTI«: »Dem Verbum
›niedermachen‹ merkt man die Wut auf den Gegner an.«
In den Heeresberichten sei es zu einer stereotypen Phrase geworden. Dort werde
immer wieder darauf hingewiesen, »daß Banden keinen Pardon erhalten; besonders
der ständig anschwellenden französischen Résistance gegenüber heißt es eine
Zeitlang regelmäßig: soundso viele wurden ›niedergemacht‹«.
Klemperers Beispiele lassen sich mühelos ergänzen. Der »Führer« persönlich hat sofort nach dem Reichstagsbrand den
führenden Ton angegeben: »Wir kennen kein
Erbarmen, wer sich uns in den Weg stellt, wird niedergemacht. Das deutsche Volk
wird für Milde kein Verständnis haben. Jeder kommunistische Funktionär wird
erschossen, wo er angetroffen wird.«
Auch die Information Nr. 321/2014 der
Bundeszentrale für politische Bildung scheint dem Bundespräsidenten
entgangen zu sein. Über die Soldaten der Wehrmacht heißt es dort: »Mit der größten Selbstverständlichkeit
sprachen sie von ›umlegen‹, ›abknallen‹ und ›niedermachen‹. Und zwar in einem
Ton, als ob heute jemand von Meetings im Geschäftsleben berichtet.« Oder
eben vom Fußball.
Wie sehr die Sprachregelung auch die Geistlichen erfaßt hatte, läßt sich an der
1940 erschienenen Menge-Bibel ablesen. Luther ließ bis dahin Jesus in einem
Gleichnis (Lukas 19,27) auch nicht gerade menschenfreundlich fluchen: »Doch
jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte,
bringet her und erwürget sie vor mir.« Hermann Menge, der bis zu seinem Tod
1939 Revisionen an seiner Übersetzung vornahm, legte Jesus in den Mund: »Doch
diese meine Feinde, die nicht wollten, daß ich ihr König werde, bringt her und
macht sie nieder vor mir.«
Niedermachen – nur ein Ausrutscher des emotionalen Pastors Gauck, den man nicht
überbewerten sollte? Vielleicht. Wer aber selbst seine Prägungen so stark aus
familiären Erfahrungen ableitet, wird nicht überrascht sein, wenn man sich
fragt, welche Sprache der kleine Joachim von seinen Eltern, die er
NSDAP-Mitläufer nennt, aufgenommen hat. Als Offizier der Kriegsmarine kannte
sein Vater die Heeresberichte. Als er nach dem Krieg von einem sowjetischen
Kriegstribunal verurteilt wird und für vier Jahre nach Sibirien verschwindet,
wird Onkel Gerhard das große Vorbild
des siebenjährigen Joachim, die »Richtschnur für sein Leben«.
Gerhard Schmitt war zunächst
Gruppenführer der SA beim Amt für Ausbildungswesen. Später wurde er
Wehrmachtsoberpfarrer für den gesamten Marineabschnitt Ostsee. Auch ihm wird
die Lingua Tertii Imperii nicht fremd gewesen sein. Seinen allgegenwärtigen
Antikommunismus hat der Onkel jedenfalls über die ganze Zeit als
Als Bundespräsident reist Joachim Gauck nun auffällig oft zu den Stätten, an
denen der deutschen faschistischen Greuel gedacht wird. Das ist ehrenwert. Wie
Bundespräsident Wulff reiste er nach Yad Vashem. So wie vor Angela Merkel kein
Kanzler im KZ Dachau war, war vor Gauck kein Bundespräsident in
Oradour-sur-Glane. Eine Spätfolge des angeblich verordneten
Etwa ein Erinnern an seine Rede im Mai 2004 in der NS-Gedenkstätte Torgau, die
auch die Opfer des Massakers in Gardelegen ehrt. Noch im April 1945 wurden dort
über 1000 lästig gewordene KZ-Häftlinge, ganz nach dem Muster von Oradour, von
der Waffen-SS und ihren Helfern bestialisch in einer Scheune verbrannt. Doch
Joachim Gauck wollte die Gedenkstätte gleichwertig auch für vermeintliche Opfer
des Stalinismus öffnen. Der Zentralrat der Juden und in Torgau von den Nazis
inhaftierte Deserteure protestierten vergeblich. Geehrt werden sollten unter
anderem die NSDAP-Funktionäre Walter Biermann und Arno Brake, die an dem
Kriegsverbrechen in Gardelegen aktiv beteiligt waren und dafür vom sowjetischen
Militärtribunal in Torgau zum Tode verurteilt wurden. Daß die nur einen Tag
nach dem Massaker in Gardelegen eingetroffenen amerikanischen Truppen vor
Entsetzen, wie Augenzeugen schilderten, 20 beteiligte NS-Männer an Ort und
Stelle erschossen, erwähnte Gauck selbstredend nicht. Vollstreckte Todesurteile
gegen Naziverbrecher sollen stalinistisches Unrecht bleiben. Weshalb auch die
Kanzlerin in Dachau tunlichst vermied, die 268 vollstreckten Todesurteile der
Amerikaner nach den »Dachauer Prozessen« gegen die Hauptverantwortlichen im
Holocaust zu erwähnen. Selbst nach 70 Jahren bleibt in Deutschland die
Erinnerung an die Aufarbeitung von NS-Verbrechen selektiv.
Die Überreste der Kriegsverbrecher Walter Biermann und Arno Brake wurden im
Juni 2003 auf dem Hallenser Gertraudenfriedhof mit Stelen und »ewigem
Ruherecht« geehrt. Im gleichen Jahr plädierte Joachim Gauck zugunsten eines neu
entfachten Nationalstolzes dafür, nun, da wir unsere Hausaufgaben in Sachen
NS-Aufarbeitung hinreichend gemacht hätten, da wir »neurotisch auf der Größe
unserer Schuld beharren«, auch daran zu denken, daß nicht alle Täter waren.
In seinem verquasten Vortrag »Welche Erinnerung braucht Europa« empfand Gauck
2006 das Gedenken an den Holocaust in seiner »Einzigartigkeit überhöht«,
fürchtete, es könne »quasireligiös« werden. Und somit »dem Verstehen« entzogen
werden. Man kann den, auch zum Scheitern verurteilten, Versuch machen, die
perfektionierteste Massenmordmaschine der Weltgeschichte erklären zu
wollen. Bei diesem Wahn wird immer ein unerklärbarer Rest bleiben. Kann man
angesichts dessen den Holocaust gar verstehen? Verstehen setzt eine
nachvollziehbare Motivation voraus. Man muß diese dann nicht teilen, aber eben
doch verstehen. Christlicher Antijudaismus, die Wurzel des Antisemitismus, wird
zur Erklärung hinzugezogen, aber doch nicht zum Verständnis. Gauck sprach sich
jedenfalls gegen eine »ewige Hierarchie der verschiedenen Ausprägungen des
Bösen« aus, weil nämlich die Singularität der Shoah das Aufarbeiten der »Schuld
an siebzig Jahren Staatsterror unterminieren« würde, kommunistischem, versteht
sich.
Er war für das »Einbringen neuer Leidensschwerpunkte in den europäischen
Diskurs«, so die Schuld der anderen, etwa die französische Kollaboration oder
die »Orte mit doppelter Erinnerung«, wie Buchenwald, Sachsenhausen oder Torgau.
Bei Dachau setzte seine doppelte Erinnerung schon aus, genau wie bei den
übrigen 34 Konzentrationslagern auf deutschem Boden, die die Westalliierten
zunächst als Gefangenenlager weiterführten. Sehr präsent war ihm dagegen das
»lange vernachlässigte Erinnerungsgut: Deutsche als Opfer«. Dieses Thema sei
keine Relativierung, sondern »Zeichen geistiger Gesundung«. Da sprach plötzlich
ein Sieger der Geschichte. Klemperer nannte sein Buch im Untertitel: Die
unbewältigte Sprache. Er war überzeugt, »die Aussagen eines Menschen mögen
verlogen sein – im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.«
So dürfen wir auch künftig gespannt sein, aus welchem Fettnapf ergebene
Redakteure den in Peinlichkeit getunkten Bundespräsidenten nun wieder
herausziehen müssen. »Niedermachen« werden sie ihn nicht. Da können wir
beruhigt sein. Nach zwei herbeipolemisierten Rücktritten von Bundespräsidenten
hat der Wunschkandidat der wirtschaftstreuen Großmedien nun Narrenfreiheit.
Aller guten Dinge sind nicht drei. Das kann sich der Staat nicht leisten. So
werden wir weiter die Luft anhalten müssen, wenn unser derzeitiges
Staatsoberhaupt, fern von Formulierungshilfen seines Büros, in freier Rede
seinen Emotionen freien Lauf läßt.
Erich
Fried – Beim Nachdenken über Vorbilder:
Die uns
vorleben wollen
wie leicht
das Sterben ist
Wenn sie uns
vorsterben wollten
wie leicht
wäre das Leben
Warum der Westen die Ukraine retten muss, 15.08.2014, Andreas
Umland,
Ukrainische Truppen auf der Krim im März 2014. Foto: Sasha Maksymenko.
Dieses Bild steht unter einer Creative
Commons Lizenz
Viele staatliche,
militärische und ökonomische Krisen in Europa, Asien oder Afrika erfordern zur
Zeit die Aufmerksamkeit des Westens. Doch keine berührt so direkt die
europäische Sicherheitsstruktur wie die eskalierende Konfrontation zwischen
Moskau und Kiew. Und keine stellt derart demonstrativ das globale
Nichtverbreitungsregime für Massenvernichtungswaffen infrage.
Als die Ukraine 1994 das Budapester Memorandum unterzeichnete, vertraute
Kiew naiv den Sicherheitszusagen der USA und Großbritanniens. Die Atommächte
sicherten der Ukraine territoriale Integrität und darüber hinaus politische
sowie ökonomische Souveränität zu. Im Gegenzug verzichtete Kiew auf seine von
der UdSSR übernommenen Atomwaffen. Zu den Unterzeichnern der Vereinbarung
gehörte freilich auch Russland. Eigentliches Ziel des Dokuments war gleichwohl,
die Ukraine vor russischem Irredentismus zu schützen.
Zwar war das damalige ukrainische Arsenal an Kernsprengköpfen nicht
einsatzbereit. Doch es war zu dem Zeitpunkt größer als das Chinas,
Großbritanniens und Frankreichs zusammen. Innerhalb weniger Jahre wurde aus der
Ukraine, wie im Budapester Memorandum vereinbart, ein vollständig
nuklearwaffenfreier Staat.
Naives Vertrauen in die Sicherheitszusagen der USA und Großbritanniens
Russland jedoch hat, als vierter originärer Unterzeichner des Memorandums,
dessen Kernvereinbarungen in den vergangenen zehn Jahren in vielfacher Weise
verletzt. Bis 2013 übte Moskau immer wieder und unter Verletzung des
entsprechenden Memorandums-Paragraphen wirtschaftlichen und politischen Druck
auf Kiew aus. Anfang dieses Jahres schließlich annektierte Russland die Krim
mit militärischen Mitteln.
Seit einigen Wochen hat Moskau darüber hinaus einen blutigen
Separatistenaufstand angestiftet, bewaffnet und nicht zuletzt personell
unterstützt. Die Reaktion des Westens auf diese offensichtlichen Verstöße war
bislang verhalten und wurde lediglich im Gefolge des versehentlichen Abschusses
eines malaysischen Passagierflugzeuges durch die von Moskau angestachelten und
ausgerüsteten Separatisten etwas verschärft. Doch sind auch die aktuellen
Sanktionen des Westens selektiv, vorsichtig und temporär. Warum muss sich das
ändern?
Russlands Gesamtverhalten im postsowjetischen Raum, insbesondere aber die
offene Annexion der Krim und die kaum verschleierte Invasion des Donbass im
Verbund mit den ambivalenten Reaktionen des Westens auf diese Herausforderungen
haben über das Krisengebiet weit hinausgehende Folgen. Denn die für
Staatsführer der ganzen Welt lautet die Lehre aus den ukrainischen Erfahrungen
nun: „Willst Du nachhaltige Sicherheit für dein Land, brauchst Du die Bombe.
Und wenn Du die Bombe hast, gib sie niemals wieder her – was auch immer Dir
bedeutende Politiker aus Washington, London oder Brüssel (ganz zu schweigen von
Moskau) versprechen mögen.“
Nicht nur das Budapester Memorandum ist von den Entwicklungen eingeholt
worden: Das Istanbuler OSZE-Dokument über den Abzug russischer Truppen aus der
moldawischen Region Transnistrien von 1999, der Sarkozy-Plan von 2008 über
einen militärischen Rückzug Russlands aus den georgischen Regionen Abchasien
und Südossetien, die Genfer Deklaration von 2014 über die Räumung öffentlicher
Plätze durch die prorussischen Separatisten in der Ostukraine – alle diese
multilateralen Vereinbarungen sind heute bedeutungslos. Unterzeichnet
einerseits von Russland und andererseits von den USA, EU-Staaten und/oder internationalen
Organisationen, sind sie zu wertlosen Stücken Papier geworden.
Die Welt ist nun gewarnt, dass Versicherungen selbst führender westlicher
Mächte oder solcher Organisationen wie der OSZE oder der Europäischen Union
wenig Bedeutung haben. Am Ende gilt: Solange ein Land keinen nuklearen
Schutzschirm hat – entweder seinen eigenen oder den eines engen Verbündeten –
stehen seine Integrität, sein Territorium und seine Unabhängigkeit infrage. Nur
Massenvernichtungswaffen können volle Souveränität sichern, wenn es zur
Konfrontation mit einem aggressiven Nachbarn kommt.
Mit seiner neoimperialen Politik gegenüber Moldawien, Georgien und Armenien
hatte Russland das Souveränitätsprinzip im postsowjetischen Raum bereits seit
Jahren aktiv unterlaufen. Doch der ukrainische Fall ist in vielerlei Hinsicht
besonders mit Blick auf
Russlands politischer,
diplomatischer und militärischer Angriff auf Territorium, Souveränität und
Identität der Ukraine stellt die internationale Ordnung der Staaten, das
globale Nichtverbreitungsregime, die diplomatischen Standards nach dem Kalten Krieg
und das Wertesystem der EU auf flagrante Weise infrage. Sowohl für die
Sicherheit Europas als auch der Welt ist eine adäquate Reaktion auf den
russisch-ukrainischen Konflikts ebenso bedeutend wie das Engagement bei der
Lösung anderer großer Krisen in der Nachbarschaft der EU.
Trotz dieser Besonderheiten verhält sich der Westen gegenüber der russischen
Subversion der Ukraine – wie schon gegenüber früheren ähnlichen
Herausforderungen des Kremls – zurückhaltend, schwankend und verwirrt. Moskau
hat die Angliederung der Krim entgegen allen Warnungen aus Washington, Brüssel,
Berlin vollzogen. Die zögerlichen Strafmaßnahmen des Westens in den Wochen
danach haben die Erosion des globalen Atomwaffen-Nichtverbreitungsregimes
befördert.
Die verhaltene westliche Reaktion war auch der Hintergrund für Russlands
anschließende Politik gegenüber der Festlandukraine, die Anstachelung des
blutigen Aufstandes im Donezbecken und die damit einhergehende weitere
Unterwanderung der Sicherheitszusagen, die der Ukraine für die Abgabe ihrer
Massenvernichtungswaffen einst gegeben wurden.
Russlands Politik der letzten Wochen zeigt, dass der Kreml an einer Lösung der
Krise nicht interessiert ist und den Aufstand in der Ostukraine am Leben
erhalten will. Offensichtliches Ziel des Kremls ist, den ostukrainischen
Separatismus dazu zu nutzen, diese relativ russisch geprägte Region unter
seinen direkten Einfluss zu bringen und den ukrainischen Staat als Ganzes zu
destabilisieren. Mit dem Schüren eines Dauerkonflikts im Osten will Putin das
Investitions- und Geschäftsklima in der gesamten Ukraine vergiften.
Damit würde nicht nur das finanzielle Fundament des ukrainischen Staates
unterminiert werden. Auch die Partnerschafts- und Assoziierungspolitik der EU
in Osteuropa wäre diskreditiert. Die antiautoritäre ukrainische Revolution wäre
ebenso delegitimiert wie Brüssels Politik, europäische Werte, Gesetze und
Praktiken in seiner östlichen Nachbarschaft zu verbreiten – sowie die
allgemeine westliche Politik, Demokratie in Russlands „Hinterhof“ zu
etablieren.
Das Ausmaß der russischen Konfrontation mit dem Westen ist ein Novum der
postsowjetischen Ära. Es sollte dennoch nicht überraschen. Was für Russland auf
dem Spiel steht in der Ukraine, ist nicht nur eine territoriale, identitäre
oder geopolitische Frage. Putin und seine Entourage sind vielmehr
innenpolitisch motiviert: sie wollen ihre Macht in Russland zu sichern und die
Art ihrer Machtausübung legitimieren.
Der Wettbewerb zwischen dem russischen und einem alternativen ukrainischen
Entwicklungsmodell ist fundamental: Liberalismus gegen Patrimonialismus, ein
offenes vs. ein geschlossenes Regime, eine pluralistische gegen eine
monistische Gesellschaftsordnung. Eine umfassende und effektive Reformierung
der Ukraine und ihre europäische Integration würden das russische Regime
infrage stellen. Um dies zu verhindern, ist der Kreml bereit, den Frieden in
Osteuropa zu opfern, die soziale Stabilität der Ukraine und die Herrschaft des
Völkerrechts infrage zu stellen.
Kommentar 18 August, 2014 - 23:07, von Oliver
Ginsberg: Seit der Begründung zum
völkerrechtswidrig angezettelten Krieg in Jugoslawien habe ich nichts
Erschreckenderes und Verlogeneres mehr gelesen. Den Konflikt in der Ukraine
nicht im Kontext verdeckter Kriegsführung der USA/NATO wahrzunehmen und
thematisieren ist nicht nur fahrlässig sondern Beihilfe zur Kriegstreiberei.
Fast muss ich mich schämen die Grünen 1979/80 mitgegründet zu haben.
Erinnerungskultur, Susanna Böhme-Kuby, Erschienen in Ossietzky
17/2014
Dieser unscharfe Begriff flankiert die
deutsche Geschichtsschreibung nach der »sogenannten Wiedervereinigung«
(Heinrich Senfft) und bezeichnet vielfältige individuelle und auch kollektive
Aneignungsversuche des Vergangenen. |
MH17- das Schweigen der Medien
ist ohrenbetäubend, Dienstag, 19.
August 2014 , von Manfred Freeman
Der Absturz der Boeing 777 der Malaysia Airlines Flug MH17 ist jetzt über einen
Monat her. Was fällt mir was die Berichterstattung betrifft darüber auf? Das
völlige Schweigen der Medien schon seit Ende Juli. Kein Wort mehr darüber und
absolute Stille. Dabei waren die Presse und das Fernsehen am Anfang übervoll
mit hysterischen Schlagzeilen, Schauermärchen und natürlich mit
Vorverurteilungen und falschen Beschuldigungen. Die Separatisten der Ostukraine
hätten die Maschine abgeschossen, dann die russische Armee hätte es getan und
nach einigen Tagen war es Präsident Putin persönlich der eine Rakete abgefeuert
hat. Putin ist schuld am Tod von 298 Menschen und das stand auf den Titelseiten
der westlichen Lügenblätter.
"Putins Plünderer rauben die Opfer aus" / "Putins Opfer"
und man zeigt Fotos der Passagiere / "Putins Rebellen sprengten
Flugzeug" / "Russische Gangster haben unsere Lieben getötet" / "Der
Finger zeigt auf Putin" / "Putin hat meinen Sohn getötet". Die
Medien im deutschsprachigen Raum waren keinen Deut besser:
Wie die Medien ohne Unterlass lügen
beweist die letzte Titelseite mit dem Ticker "+++ Blackbox geklaut
+++". Dabei wurden die beiden Flugdatenschreiber von den sogenannten
Separatisten an die malaysischen Behörden übergeben und die wiederum haben sie
britischen "Experten" ausgehändigt. Die Boxen werden seit Wochen
ausgewertet und gestern hieß es, die ersten Ergebnisse der Auswertung der
Flugschreiber sollen Anfang September veröffentlicht werden.
Wo ist die Aufzeichnung des Funkverkehrs zwischen ukrainischen Fluglotsen und
Piloten der Boeing? Warum wird dieser Dialog nicht von Kiew veröffentlicht?
Warum dürfen wir nicht hören was den Piloten angewiesen wurde und was sie kurz
vor der Katastrophe gesagt haben? Wir wissen nur, der ukrainische Geheimdienst
stürmte sofort in die Räumlichkeiten der Bodenkontrolle rein und beschlagnahmte
alle Aufzeichnungen. Das Putsch-Regime rückt nichts raus und hilft auch nicht
bei der Aufklärung des Absturzes. Geht's noch deutlicher, sie haben etwas zu
verbergen?
Bis heute ist kein einziger Funken an Beweis vorgelegt worden, die
Separatisten, Russland oder Präsident Putin hätten mit dem Absturz von MH17
etwas zu tun. Es deutet eher alles darauf hin, die Boeing wurde mit einer
Luft-Luft-Rakete getroffen und dann mit der Bordkanone eines Kampfjets des Typs
Su-25 beschossen. Das zeigen die Radarbilder des russischen Militärs und die
zwei großen Rumpfteile der Boeing, die durchsiebt sind wie von Schrapnell und
von Maschinegewehrkugeln getroffen.
Insgeheim haben die Länder, deren Bürger
sich an Bord des Flugs MH17 befunden hatten, einen entsprechenden Vorbericht
des niederländischen Sicherheitsrats (Dutch Safety Board – DSB) bereits erhalten.
Darin steht was anderes drin als von den westlichen Schreihälsen verkündet
wurde, nämlich, die Maschine wurde von der ukrainischen Armee abgeschossen. Das
berichtete anschließend auch die regierungsnahe malaysische Zeitung "New
Strait Times".
Die Zeitung beruft sich noch auf den AP-Reporter
Robert Parry, der gesagt hatte: "Meine Quellen in den
US-Geheimdiensten sind zum Schluss gekommen, dass die Rebellen und Russland
nicht für die Boeing-Katastrophe verantwortlich sind. Höchstwahrscheinlich sind
dafür die ukrainischen Regierungstruppen verantwortlich." Deshalb das
plötzliche völlige Schweigen seitens der westlichen Medien und Politiker, die
vorher so groß ihr Maul aufgerissen haben, die Russen wären schuld.
Man tut jetzt so wie wenn der Absturz gar nie passiert wäre. Kein Piepes ist zu
hören, ist schon lange keine Thema mehr, weitergehen, hier gibt’s nichts zu
sehen. Eines weiß ich, wenn Beweise für die Täterschaft seitens der
Separatisten oder Russlands vorliegen würden, dann wäre das Geschrei der
westlichen Medien ohrenbetäubend, dann würde man sowieso einen Krieg als
Vergeltung fordern. Es ist ja schlimm genug, dass man Russland mit Sanktionen
bestraft, die völlig unbegründet sind.
Russland ist an allem schuld, Putin ist der Böse, deshalb hauen wir drauf und
verhängen Strafmaßnahmen. Moskau kann sich noch so zurücknehmen und völlig
passiv verhalten, es wird von seitens der USA, EU und NATO nur provoziert und
Lügen verbreitet. So wie aktuell das Märchen, eine russische Kolone gepanzerter
Fahrzeuge wäre in die Ukraine eingedrungen und dort vom ukrainischen Militär
vernichtet worden. Diese Geschichte ist völlig erfunden und nie passiert.
Wo sind Aufnahmen der zerstörten Militärfahrzeuge oder der Leichen von
russischen Soldaten? Wäre doch ein Fest für die Nazi-Propaganda aus Kiew wenn
es sie gebe und der „casus belli“ für einen Krieg. Gibt es nicht, denn alles
ist erstunken und erlogen. Bei so viele Lügen wie die faschistische Kiew-Junta
und die westlichen Medien und Politiker von sich geben, müssten sie alle eine
10 Kilometer lange Pinocchio-Nase haben.
Am schlimmsten benimmt sich der NATO-
Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, der nur noch Falschmeldungen äußert
und den Oberkriegshetzer abgibt. In der heutigen Blöd-Zeitung behauptet er doch
tatsächlich, Russland bereite eine Ukraine-Invasion vor und er droht mit den
Worten: "Wir werden entschieden antworten!"
In welcher Lügenwelt lebt dieser Typ? Moskau hat überhaupt keine Absicht in der
Ukraine zu intervenieren. Wenn gewollt, hätten sie es schon längst getan und
die Ukraine in einem Tag überrollt. Von wegen "entschieden antworten".
Die NATO ist doch ein Papiertiger der nur aus heißer Luft besteht. Die greift
nur Länder an die sich nicht wehren können und dann kriegen sie eins auf die
Schnauze. In Afghanistan müssen sie den Schwanz einziehen und abhauen, die
Taliban haben gesiegt.
Trotz über 10 Jahren Besatzung im Irak, haben die Amerikaner ein völlig
unregierbares chaotisches Land hinterlassen, müssen schon wieder Bomben
abwerfen. Die Terroristen der ISIS sind im Vormarsch und übernehmen den Laden.
Mit der False Flag von 9/11 hat Washington die verbrecherischen Angriffskriege
gegen Afghanistan und Irak begründet. Das Ereignis von 7/17 war auch ein
selbstinszenierter Angriff, den man Russland in die Schuhe schieben will, um
damit auch einen Krieg vom Zaun brechen zu können. Scheint aber voll in die
Hose gegangen zu sein, da Moskau sich nicht provozieren lässt und die Wahrheit
über den wahren Tathergang ans Tageslicht kommt. Deshalb das totale Schweigen im
Blätterwald.
Dieses Schweigen kann nur aus einem Grund sein. Die sogenannten „Experten“
welche die Absturzursache untersuchen und die einen Bericht schreiben, müssen
krampfhaft überlegen wie sie die Wahrheit doch irgendwie verdrehen können,
damit es nach einer russischen Schuld aussieht. Das dauert seine Zeit und da
ist Fantasie gefragt. Bestenfalls wird in diesem Bericht etwas Neutrales
stehen, es war ein Pilotenfehler oder ein technischer Defekt, das Wetter oder
Aliens. Ja genau, wenn nicht den Russen dann waren es Außerirdische denen man
die Schuld geben kann. Die haben übrigens auch Flug MH370 spurlos verschwinden
lassen. Darüber hört man auch nichts mehr.