Ukraine: Der verzweifelte Versuch der Kiewer Junta
Russland zu einer
Intervention in der Ostukraine zu provozieren
von Michael Lehner am 18. Jun. 2014
Foto: Der Kreml / Pavel Kazachkov / CC BY 2.0
Der Chef von Gazprom, Alexei Miller, hat
erklärt, dass Russland ab sofort Gaslieferungen in die Ukraine nur noch per
Vorkasse vornehmen wird. Und der Außenminister Lawrow hat bekanntgegeben, dass
er nichts mit seinem ukrainischen Pendant, Andrii Deshchytsia, zu besprechen
hätte und dass er ihn folgerichtig auch nicht treffen werde. Im Gegensatz zum
immer ruhigen und diplomatischen Lawrow, unternahm Miller keinerlei Anstalten
seinen Widerwillen und seine Verachtung für die Junta in Kiew, die er eindeutig
als Erpresser und Diebe betrachtet, zu verbergen. Das wurde besonders deutlich,
als er sagte, dass das Gas, das die Ukraine als Reserve besitze, genau der
Gasmenge entspricht, die sie jetzt zu zahlen ablehnen. Ganz konkret: Die
Ukraine hat Gas von Russland gestohlen, um ihre Reserven aufzufüllen und sie
beginnen jetzt damit Gas zu stehlen, das von den Europäern bezahlt wurde.
Wahrlich nett. Und sehr “EU-kompatibel”…
Zwar haben damit Lawrow und Miller endlich ihren
Ekel bzgl. der Juntaführung gezeigt, aber ist es nicht genau das, was die
ukrainische ReGIERung errreichen will?
Die Junta in Kiew ist zum Scheitern verurteilt,
Ukraine in dieser Form ist nicht überlebensfähig, die Restukraine liegt in
Trümmern und ist unheilbar zerbrochen, und es gibt niemanden im Westen, der
etwas daran ändern könnte. Und auch die Ukrainer wissen das. Das ist auch der
Grund, warum es aus ihrer Sicht entscheidend ist Russland irgendwie mit
hineinzuziehen, da Russland der einzig mögliche Sündenbock ist auf den sie
alles schieben können. Russland hat also jetzt die Gasversorgung abgedreht und
der russische Außenminister hat bekannt gegeben, dass er ein Treffen mit seinem
ukrainischen Kollegen ablehne. Und wir wissen, wie die ukrainische und
westliche Propagandamaschine das Ganze auslegen wird. Zum Beispiel so:
Trotz all unserer Anstrengungen und in guten
Glauben geführten Verhandlungen mit Russland, das unser Land besetzt und
Terroristen schickt, um unsere Bürger zu töten, haben die Imperialisten im
Kreml sich dafür entschieden die “Gaswaffe” gegen unsere Bevölkerung
einzusetzen. Schlimmer noch, statt unserem Außenminister zu danken, der – trotz
persönlicher Risiken – sich einer aufgebrachten Menge gestellt und diese
beruhigt hat, und somit die russischen “Diplomaten” (die natürlich FSB
Spione sind) vor dem gerechten Zorn der Menschen gerettet hat, haben sie jetzt
erklärt, dass sie es ablehnen mit uns zu sprechen. Wieder einmal zeigt Moskau,
dass sie nicht in die Gemeinschaft der zivilisierten Nationen Europas gehören.
Und natürlich wird die ukrainische Führung wieder
stehende Ovationen dafür von den westlichen Politdarstellern und Medien
bekommen. Das ist so voraussehbar, dass es nicht einmal mehr lustig ist. Aber
da gibt es noch etwas viel beängstigenderes: Die Taktik der Ukraine ist eine
vernünftige. Warum?
Nun, wenn eine Seite wirklich so verzweifelt ist,
um die andere Seite zu provozieren, wie hoch ist die Chance eines Scheiterns?
Wenn sich zwei treffen und einer würde all seine Energie und Kreativität auf
sein alleiniges Ziel fokusieren, um die Aufmerksamkeit des anderen zu erhalten
und ihn damit zu einer Reaktion zu zwingen – wie lange wird es dauern bis der
eine das bekommt was er will?
Genau das passiert hier. Alles was die Ukraine zu
tun hat, ist zu eskalieren, eskalieren und noch weiter zu eskalieren, und egal
was sie tun der Westen wird es immer beschönigen, genehmigen oder sogar loben.
Es gibt nichts, was die faschistische Junta zurückhält. Dazu ein kleiner Auszug
eines Ukrainers vor Ort in der Ostukraine:
Kramatorsk wird platt gemacht, die ganze Stadt
liegt unter starkem Beschuss mit GRAD und HURRICANE MLRS. Alles,
Industriegebiete, Einkaufszentren, Infrastrukturbereiche, Wohngebiete werden
platt gemacht. Wir werden 100, wenn nicht gar tausend tote Zivilisten
haben. Ist das die Gräueltat, die benötigt wird, damit Russland eingreift? Ich
weiß es nicht. Noch nicht.
Zwei Städte in Europa erfahren das gleiche
Schicksal wie Oradour-sur-Glane (franz. Gemeinde in der 1944 von den
Nazis 642 Zivilisten ermordet wurden, Anm. d. Verf.) und niemand im Westen
schert sich einen Dreck darum. Deutschland und Frankreich haben Gesetze
verabschiedet, die es grundsätzlich verbieten eine ehrliche historische
Erforschung der Nazi-Gräueltaten im zweiten Weltkrieg vorzunehmen, während zur
gleichen Zeit Gräueltaten der faschistischen Nazis der Kiewer Junta diese nicht
nur abstreiten, sondern sie in einem Land pro-aktiv unterstützen, von dem sie
behaupten, dass es Teil von Europa ist. Wie verrückt ist das?
Es wird aber noch besser. Jeder, und ich meine
wirklich jeder, ist sich vollkommen bewusst, dass die Ukraine früher oder
später das europäische Gas abschöpfen wird. Es war also ganz offensichtlich,
dass die beste Lösung die Umgehung der Ukraine mit der North bzw. South
Stream-Pipeline ist, um sicher zu stellen, dass das europäische Gas (ab dem
Zeitpunkt der Bezahlung ist es europäisches Gas) geliefert wird. Aber nein, die
EU kritisiert Bulgarien, McCain unternimmt eine Reise nach Sofia und,
voila, die Bulgaren stoppen den Bau der South Stream-Pipeline, was am
Ende natürlich nur der EU weh tun wird (nicht Russland oder der USA).
Um es kurz zusammen zu fassen:
In wie weit stehen also die Chancen, dass Russland
in diesem Zusammenhang nicht provoziert wird oder sich provoziert fühlt?
Nahe Null.
Foto: Russischer Außenminister Serguei Lavrov / dpa
Was Lawrow und Miller getan haben ist nur ein
erster Schritt. Im Wesentlichen, auch wenn Miller und Lawrow das Richtige getan
haben, haben sie der Ukraine genau das gegeben, was sie wollten. Und das ist
beängstigend. Da dieser “Erfolg” mehr Versuche nach ziehen wird,
Russland dazu zu zwingen (erneut) zu reagieren. Was kann also als nächstes
kommen?
Ein Angriff mit Raketen auf z.B. einen Kindergarten
in Belgorod oder auf der Krim? Die Entführung eines Russen, der noch in Kiew
arbeitet? Sie können auch einen russischen Grenzposten angreifen, ein
russisches Schiff im Schwarzen Meer attackieren oder sogar eine
russisch-orthodoxe Kirche in die Luft sprengen. Und was dann? Wird Russland
dann auch nur verbal protestieren?
Das ganze ist nicht zu weit hergeholt. So gibt es
bereits einen Fall, in dem eine ukrainische Su-25 in den russichen
Luftraum eingedrungen ist, um einen Grenzposten der ostukrainischen Widerständler
anzugreifen. Die Russen hätten das ganz einfach unterbinden können (sie haben
die Technologie, die benötigt wird, um annähernd die gesamte ukrainische
Luftwaffe am Boden zu halten ohne dass eine einzige Flugabwehreinheit oder eine
Radarstation über die Grenze transportiert werden muss).
Aber sie haben sich stattdessen dagegen
entschieden, da in der Zeit, die sie benötigen würden, um zu beweisen, dass der
Eindringling den russischen Luftraum verletzt hat, die ukrainische Version
(dass es sich dabei natürlich um eine russische Aggression gehandelt hat)
bereits als Aufmacher auf den Titelseiten der Westmedien zu finden wäre.
Erinnern wir uns daran, wie lang es gedauert hat, bis der Westen schließlich
widerwillig zugab “ja, okay, die Georgier haben mit den ersten Angriffen
begonnen”? Darüber hinaus: Wieviele Menschen haben bis heute
davon gehört?
Man kann sich sicher sein, dass sich die Leute im
Kreml dessen bewusst sind und – ausgehend von dem Kreml nahestehenden Personen
– dass Moskau die Entscheidung getroffen hat, so lange wie möglich zu warten,
einfach um eine Rechtfertigung für eine unausweichliche Intervention, die so
eindeutig wie möglich sein würde, zu bekommen. Man muss verstehen, dass
Russland keine speziellen vorbereitenden Schritte benötigt um in der Ostukraine
einzugreifen. Der ganze NATO-Unsinn über russische Truppenbewegungen und
-konzentrationen entlang der Grenze ist nur Propaganda für die
Zivilbevölkerung. Tatsache ist, dass Putin die Order geben kann und in den
nächsten 30 Minuten wäre der ganze Donbass eine No-Fly-Zone, innerhalb
von 60 Minuten wären die meisten ukrainischen Artilleriestellungen und
Kommandoposten durch Raketen zerstört, womit die Widerständler (unterstützt
durch ein paar zusätzlichen Freiwillige) in der Lage wären den ganzen Donbass
zu kontrollieren. Genauso wie die Todesschwadronen der Ukrainer würden die
ukrainischen Soldaten um ihr Leben rennen. Das einzige Problem ist dabei das
Timing. Der Kreml wartet verzweifelt auf ein Zeichen, dass die Europäer langsam
realisieren, welches Monster sie in der Ukraine losgelassen haben. Es ist
unwahrscheinlich, dass den Europäern plötzlich ein Gewissen oder ein Rückgrat
wächst und sie zugeben, dass in der Ostukraine Massenmorde begangen wurden.
Eine russiche Intervention scheint daher unvermeidlich.
In der Zwischenzeit wird die Provokation
weitergeführt werden – wie dass z.B. zwei Journalisten des russischen
Fernsehsenders Zvezda News durch ein ukrainisches Todesschwadron
entführt wurden und 200.000 US-Dollar Lösegeld verlangt wurde. Obwohl niemand
nähere Details bekannt gab, wurden beide mehrmals geschlagen, einer hatte ein
herrliches Veilchen unter dem Auge, während der andere mit dem linken Ohr
nichts mehr hören kann. Es gibt desweiteren Nachrichten, dass versucht wurde
das russische Konsulat in Odessa zu bombardieren und dass jemand (lokale
Polizei?) das ganze verhindern konnte und es in einer riesigen Schlägerei
endete. Und natürlich regnet es gerade Bomben auf Kramatorsk und Slawjansk –
die Terroroperation ist deutlich in vollem Gange.
Die ukrainische Junta “gewinnt” in dem
Sinne, dass sie dabei erfolgreich sein wird eine russische Intervention
auszulösen, die dann von ihnen in einen Krieg umgemünzt wird. Wenn ihnen das
gelingt, wird es ein kurzer Krieg sein, aber der politische Schaden wird enorm
sein. Eine letzte Begründung für Putin, so lange wie möglich zu warten, ist,
dass sich ein möglichst hoher Anteil der russischen Bevölkerung empört, bevor
ein Eingreifen erfolgt – so dass es keine “Putin-Entscheidung”, sondern
eine “Forderung des russischen Volks” ist.
Ergo:
Es wird noch viel schlimer werden, bevor es besser wird und viele unschuldige
Menschen werden sterben. Ab er am Ende wird die
Gerechtigkeit siegen.