Seepiraten des 3. Jahrtausend

 

Eine gelungene Inszenierung und wer steckt dahinter ?

 

Seit einigen Monaten wird in den Medien verstärkt auf  Seepiraten aufmerksam gemacht, die vor allem seit 2008 vor den Küsten Somalias aktiv wären.

Presseberichten zufolge sollen die ersten Piraten an der Küste Somalias Puntlands Fischer gewesen sein, denen die illegal operierenden Fangschifffabriken aus allen Ländern der Welt ihre Lebensgrundlagen des Fischens mehr und mehr beraubten. Da es keine staatliche Küstenwache gab, hätten die Fischer im Auftrage ihrer Gemeinden und Clans den Weg der bewaffneten Selbsthilfe beschritten.

Man kaperte Fangschiffe und erpresste Zoll von Handelsschiffen, die an der Küste Somalias illegal Müll entsorgten.

Wie man inzwischen weiß, sogar atomaren Müll !!

Ja, die USA und die mit den USA verbündeten Äthiopier haben während des von 1991-96 dauernden von ihnen und anderen Kräften geschürten Bürgerkrieges in Somalia ganz eindeutig tonnenweise Uranmunition in Form von sogenannten „panzerbrechenden Waffenbei der Zerstörung von Gebäuden und der Infrastruktur des Landes ( wie übrigens auch in Jugoslawien 1995 und 1999, im Irak 1991, 1993 und 2003, sowie 2001 in Afghanistan ! )

eingesetzt, obwohl Somalia überhaupt keine Panzer besitzt !

Dies wurde auf der Sonderveranstaltung am UNO-Menschenrechtsrat am 18. September 2008 im Rahmen der 9. Sitzung des Human Right Council in Genf angesprochen.

Einer der beiden somalischen Referenten zeigte den geostrategischen Hintergrund für die somalische Katastrophe auf.

Somalia sei das Land mit der längsten Merresküste in Afrika und für die Westmächte im Kampf um globale Vorherrschaft interessant. Einerseits könne man von dort aus die Öl- Route vom Suez- Kanal über das Rote Meer bestens kontrollieren und zweitens wäre eine Pipeline im Bau, die das in Somalia entdeckte Öl ( Im Gespräch seien über10 Miliarden Barrel Öl ! Andere sprechen davon, dass der Sudan und Somalia an der Spitze der potentiellen Ölproduzenten der Welt stünden ) über eine Pipeline direkt ans Meer führen und dann auf große Transportschiffe verladen werden sollen.

Aber es wären noch zwei wichtige Aspekte, nämlich der ökonomische und politische Hintergrund für das Anheizen der Spannungen in Somalia zu benennen.

Denjenigen, denen das vormals geheime Strategiepapier des Pentagon bekannt ist, in dem geschrieben wird, dass die USA jeden Staat, der sie ökonomisch einholen bzw. überholen will als Feind betrachten, ist klar, dass China aus diesem Grunde den USA schon lange ein Dorn im Auge ist.

China aber hat, zumal es keine eigenen Ölreserven besitzt, schon seit geraumer Zeit enge Beziehungen zum Sudan, zu Somalia, aber auch zu anderen afrikanischen Ländern aufgebaut und bezieht von dort das für seine Wirtschaft notwendige Öl.

Gewissen Linken, die China als kapitalistisches Land bezeichnen und auch eine Gleichstellung der Interessen der USA, der Westmächte und Chinas vornehmen, sei das Buch von Frank SierensDer China Schock. Wie Peking sich die Welt gefügig macht““ empfohlen. ( Frank Sierens lebt seit 14 Jahren in China und wird als einer der führenden China- Spezialisten angesehen !)

Er schreibt.“ Schenke man westlichen Kritikern Glauben, bliebe den Afrikanern nach dem Abzug der Chinesen nur noch die Wüste... Tatsächlich sieht die Realität anders aus. Dort, wo sich die Chinesen engagierten, blüht die Wirtschaft und der vorher hungernden Bevölkerung geht es nachweislich besser...“

Detailliert beschreibt der Autor die chinesische Afrika – Strategie angefangen von der Vergabe billiger Kredite in Milliardenhöhe über kreditgebundenen  Bauaufträge bis zur Ausbeutung der Rohstoffe. Chinas angebotene „win-win“ – Partnerschaft ( Partnerschaft zum gegenseitigen Vorteil !) unterstütze die Afrikaner und helfe ihnen beim Aufbau einer eigenen Infrastruktur.

Der chinesische staatliche Ölriese ,CNOOC, besitzt eine Erlaubnis für die Suche nach Öl in Somalia und unterzeichnete im Mai 2006 einen Produktions- Sharing – Vertrag mit der somalischen Interimsregierung, der Somalia 51 % der Öleinnahmen garantiert. Dieser Vertrag wurde im November 2006 auf dem China- Afrika – Gipfel in Peking unterzeichnet.

Um seine positive chinesische Afrikapolitik zu belegen, lässt Sieren die Afrikaner selbst zu Wort kommen.

Die afrikanischen Länder vertrauen China, zumal sie vor allem mit dem US – Imperialismus bittere Erfahrungen gemacht haben.

Financial times.com vom 20.12.2008 verweist in diesem Zusammenhang auf einen Beitrag von Barney Jopson in Nairobi vom 13. Juli 2007 „Somalia Öl – Deal für China“:

„Somalia wurde ein No-go (Nichteinflussbereich) für US – Öl- Unternehmen.“

 

Es wird klar, dass es bei der vorwiegend der NATO- geführten Piratenjagd nicht nur um die Sicherung der Fahrtrouten für Rohstofftransporte in diesem Gebiet geht, sondern auch darum, aufstrebenden Mächten wie China und Russland (letzteres baut seit langem auch seine Beziehungen zu den afrikanischen Ländern aus ) Einhalt zu gebieten bzw. mit militärischen Mitteln, vor allem China, von der für seine Wirtschaft notwendigen Rohstoffzufuhr abzuriegeln. Das erklärt auch die Beteiligung Chinas und Russlands an diesen Militäreinsätzen !

Übrigens lehnte der UNO- Generalsekretär, der vor kurzem ein Geheimabkommen zwischen UNO und NATO unterzeichnet hatte, UNO- Blauhelmeinsätze, wie sie von der Interimsregierung in Somalia gefordert wurden, ab.

Wenn der UN- Sicherheitsrat am 16.122008 ein Mandat für den Einsatz gegen Piraten vor der somalischen Küste verabschiedet hat, die es künftig auch auf dem Festland bekämpfen will,

( die Endfassung der UN- Resolution 1851 erlaubt wegen Einwänden Indonesiens und anderer Staaten nicht, im Kampf gegen Piraten auch den somalischen Luftraum zu nutzen !)

so glaube ich, erübrigt sich die Frage, wer die Piraten des 3. Jahrtausends sind.

Brigitte Queck, Diplomstaatswissenschaftlerin Außenpolitik