Russophobie – ein sehr profitables Geschäft

von Dr. Wolfgang Schacht

Das Jahr 2020 begann meteorologisch sehr heiter, doch der politische und ideologische Kampf tobt unvermindert weiter. Die Russen folgen den Erfahrungen ihrer tausendjährigen Geschichte und bekreuzigen sich bei Nennung dieser Jahreszahl, denn 2020 ist ein so genanntes Schaltjahr (високосный год), ein Jahr, in dem der Abgleich mit dem Sonnenkalender durch einen zusätzlichen Tag im Februar erfolgt. Ist das eine schlechtes Zeichen für das laufende Jahr? Wir wissen es nicht! Und das ist gut so! Denn die Hoffnung stirbt immer zuletzt!

Am 3. Januar dieses Jahres wurde der iranische General Qasem Soleimani, der Führer der iranischen Revolutionsgarde (Quds-Brigaden), mit amerikanischen Raketen und Bomben auf dem Flugplatz in Bagdad (Irak) getötet. Den Befehl dazu erteilte der Präsident der USA, Donald Trump, persönlich. Die ferngesteuerte Drohne tötete 8 Menschen, mehr als 10 Menschen wurden verletzt. Der offensichtliche Mord des Führers der islamischen Revolution zeigt uns, dass die USA jederzeit bereit und in der Lage sind, eine beliebige Organisation als terroristisch zu definieren und ihre unbequem gewordenen Führer zu liquidieren. Wir erinnern uns, dass die USA schon am 16. April 2019 den Korpus der Kämpfer der islamischen Revolution als terroristische Organisation deklariert haben. Mit der gleichen Methode könnten sie auch den russischen oder deutschen Geheimdienst ausschalten, wenn ihnen irgendetwas nicht passt. Angesichts der beispiellosen Hetztiraden der deutschen Medien über den Iran, ist es für die deutschen Bürgerinnen und Bürger außerordentlich schwer, ein klaren Blick für die dort und in der gesamten arabischen Welt ablaufenden Ereignisse zu behalten. In diesem Zusammenhang ist es gut zu wissen, dass Russland, dessen Kompromisslosigkeit im Kampf gegen den Terrorismus außer Frage steht, die Revolutionsgarde und ihren General, Qasem Soleimani, niemals als terroristische Organisation bzw. als terroristischen Führer eingestuft haben.

Jedes Jahr am 27. Januar erinnern wir uns mit großer Dankbarkeit an den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee. In Auschwitz ermordete Nazi-Deutschland in seinem Rassenwahn mehr als 4 Millionen Männer, Frauen und Kinder. Nach aktuellen Forschungen waren davon 40 % Bürger der Sowjetunion. Das Konzentrationslager Auschwitz – Inbegriff des Holocaust (Ermordung von mehr als 6 Millionen Juden in den Lagern der Nazis) – wird immer ein Synonym für die 1.650 Konzentrationslager bleiben, in denen 11 Millionen Menschen nur auf Grund ihrer Rasse, ihres Glaubens, ihrer Nationalität, ihrer politischen und ideologischen Ansichten, … ihres Gesundheitszustandes auf grausame Art und Weise von den Nazis und ihren Kollaborateuren umgebracht worden sind. Schon am 21. März 1933 gab Heinrich Himmler, damals Polizeipräsident von München, den Befehl zur Errichtung des 1. Konzentrationslagers in Dachau 

Im Buch „Das Schachbrett des Teufels – Die CIA, Allen Dulles und der Aufstieg Amerikas heimlicher Regierung“ von David Talbot lesen wir mit Entsetzen: „Am 17. Juli 1942 lief Heinrich Himmlers luxuriöser Privatzug – ausgestattet mit einem Speisewagen, Dusche und sogar mit einem Filmvorführungsraum – in Auschwitz ein, einem verschlafenen Städtchen im sumpfigen Flachland Südpolens. Die sich schnell verbreitende Kunde vom ungewöhnlichen Besuch des Reichsführers der SS kam auch Eduard Schulte zu Ohren, Generaldirektor einer großen Bergwerksgesellschaft in der Region. Was hatte Himmler an diesen verlassenen Ort verschlagen? Schulte nahm an, dass es etwas mit dem rasch erweiterten Gefangenenlager vor den Toren der Stadt zu tun hatte, wo I.G.-Farben eine Fabrik errichtete, um die Lagerinsassen als Sklavenarbeiter auszubeuten. Vielfach wird übersehen, dass die Terrorherrschaft der Nazis, aus elementarer ökonomischer Sicht, ein lukratives Raubgeschäft war – ein ausgedehntes kriminelles Unternehmen, errichtet, um das Vermögen jüdischer Opfer zu plündern und ihre Arbeitskraft auszubeuten. Der Chemiegigant I.G. Farben stand an vorderster Front bei der Integration von Zwangsarbeitern aus Konzentrationslagern in seinen industriellen Produktionsprozess; andere große deutsche Unternehmen wie Volkswagen, Siemens und Krupp folgten auf dem Fuße. Himmlers SS-Imperium schöpfte aggressiv seinen Anteil an den Gewinnen ab und forderte von diesen Unternehmen als Gegenleistung erhebliche Summen, um sie weiterhin mit einem steten Fluss von Arbeitskräften zu versorgen. … Der Reichführer SS war (nach Auschwitz, d. V.) gekommen, um sich vom reibungslosen Funktionieren einer neuen Gaskammer des Lagers, ein als „Bunker 2“ bezeichnetes weißes Backsteingebäude, zu überzeugen. An jenem Nachmittag sah Himmler dabei zu, wie 449 jüdische Gefangene, die kurz zuvor aus den Niederlanden verschleppt worden waren, in Bunker 2 getrieben und mit Zyklon B, dem von I.G. Farben produzierten Schädlingsbekämpfungsmittel, vergast wurden. Der Exekutionsprozess dauerte volle zwanzig Minuten, die verzweifelten Todesschreie der Opfer drangen selbst durch die dicken Wände der Kammer nach außen.“

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die sowjetische Armee fand am 23. Januar 2020 in Israel das 5. Welt-Holocaust-Forum statt. Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs haben sich mit ihrer Teilnahme und mit ihren Ansprachen gegen ein Wiederaufflammen des Antisemitismus gestellt. Während des Forums fand die offizielle Enthüllung eines Denkmals für die heldenhaften Verteidiger von Leningrad (vom 8. September 1941 bis 27. Januar 1944) und zum ewigen Gedenken an die vielen Opfer statt. Von Russlands Präsidenten Vladimir Putin, von seinem israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin und von dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu wurden die beispiellose Standhaftigkeit, der heldenhafte Widerstand und die große Opferbereitschaft der Leningrader im Kampf gegen das faschistische Monster gewürdigt. Alle Versuche, die Wahrheit über den rumreichen Sieg der Sowjetunion und über die Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges in Frage zu stellen, sind deshalb zum Scheitern verurteilt. 

Überschattet wurde dieses wichtige Treffen der Vertreter von ca. 50 Ländern durch das äußerst merkwürdige Verhalten und die Aussagen
• des neuen ukrainischen Präsidenten, Wolodymyr Selenskyj, der zwar zum Forum anreiste, aber seinen Platz und die Plätze für seine Delegation „großzügig“ für jeden, der es wünscht, zur Verfügung stellte und
• des polnischen Präsidenten, Andrzej Duda, der schrieb „Die Wahrheit über den Holocaust darf nicht sterben. Sie darf nicht pervertiert und nicht für irgendwelche Ziele genutzt werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass der letzte und entscheidende Schritt, der zum Beginn des Zweiten Weltkrieges geführt hat – ein Krieg, ohne den es die Tragödie des Holocaust nicht gegeben hätte – die geheime Vereinbarung zwischen Hitler und Stalin war, die am 23. August 1939 unterschrieben wurde“.

Schon im Jahre 1948 hat Stalin zu dieser völlig absurden Behauptung geschrieben: „Die Gespräche irgendwelcher Verleumder darüber, dass die UdSSR sich nie hätte erlauben dürfen, einen Pakt mit den Deutschen abzuschließen, kann nur als eine lächerliche Behauptung betrachtet werden.

WARUM durfte Polen, das mit England und Frankreich zwei starke Verbündete besitzt, im Jahre 1934 einen Nichtangriffspakt mit den Deutschen (Pakt „Hitler – Pilsudski“, d. V.) abschließen, aber die Sowjetunion, die weit schlechtere Voraussetzungen besaß, im Jahre 1939 nicht?

WARUM konnten England und Frankreich, welche die herrschenden Länder in Europa repräsentieren, im Jahre 1938 eine gemeinsame Nichtangriffs-Erklärung mit den Deutschen abschließen, die Sowjetunion, die Dank der feindlichen Politik dieser Länder völlig isoliert war, jedoch nicht?

Ist es nicht eine Tatsache, dass von allen nichtaggressiven großen Mächten Europas die Sowjetunion die letzte Macht war, die mit den Deutschen einen Nichtangriffspakt abgeschlossen hat?“ (siehe http://militera.lib.ru/research/false/01.html).

Die Argumente, welche gegen die Aussagen von Andrzej Dudas, seiner Kollegen im Baltikum und in der Ukraine sprechen, sind trivial und leicht zu begreifen. Das Problem besteht jedoch nicht in der richtigen oder falschen Darlegung von historischen Fakten, sondern in dem zwischen Washington und London bereits im Jahre 1947 abgestimmten Standpunkt des „Westens“ über die Schuld am Zweiten Weltkrieg. Der entscheidende Grundgedanke dieser Position ist die These, dass an der Entfesslung des Zweiten Weltkrieges sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion im gleichen Maße Schuld tragen. Da Deutschland als selbstständiger und souveräner Staat 1947 schon nicht mehr existierte, ergab sich rein zufällig die Tatsache, dass von allen aktiv handelnden Akteuren des Krieges nur die Sowjetunion blieb. Adolf Hitler hatte sich erschossen, einige seiner Helfer wurden in Nürnberg aufgehängt. Die Hauptschuldigen des Zweiten Weltkrieges waren deshalb Stalin, Moskau, der Kreml und das sowjetische Volk. So wurde mit nur wenigen Federstrichen das Hauptopfer zum Hauptschuldigen des schrecklichsten und grausamsten Krieges aller Zeiten erklärt.

Mit Unterstützung des „Westens“ und von Polen wurde 1938 Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen. Kaputte deutscher Panzer verstopften damals alle Straßen nach Wien. In den Jahren 1934 bis 1938 hat sich Hitler noch nicht auf einen Krieg vorbereitet. Erst im April 1939 – das Kräfteverhältnis in Europa hatte sich gewaltig verändert – gibt er den Befehl zur Ausarbeitung von Plan „Weiß“ (Überfall auf Polen). Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Polen mit allen Handlungen Hitlers einverstanden. Warschau hatte davon viele Vorteile. Nach dem Anschluss von Österreich an Deutschland versuchten sie sich z.B. im Frühjahr 1938 Litauen einzuverleiben. Nur nach ernsthaften Gesprächen mit dem polnischen Botschafter in Moskau konnten sie davon abgebracht werden. Als die Tschechen unter dem Druck von London und Paris im September 1938 das „Münchener Abkommen“ unterzeichneten, auf dessen Grundlage große Gebiete der Tschechoslowakei von Hitler-Deutschland annektiert wurden, stellte Polen der Regierung in Prag ein beispielloses Ultimatum: Unverzügliche Übergabe des Gebietes Teschen an Polen oder Krieg – Bedenkzeit 24 Stunden!

Die Tschechen waren gezwungen der polnischen Besetzung zuzustimmen (siehe auch

http://www.dr-schacht.com/Starikov_Wer_hat_Hitler gezwungen_STALIN_zu_ueberfallen.pdf).

Doch damit sind die merkwürdigen Aussagen des polnischen Präsidenten, Andrzej Duda, anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz noch lange nicht beendet. Im diametralen Gegensatz zu unseren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen hat die Sowjetunion das Land Polen nicht vom Faschismus befreit, sondern durch den Einmarsch sowjetischer Truppen „okkupiert“. Die „Okkupation“ dauerte bis zum Untergang des kommunistischen Regimes im Jahre 1989. Wir sind sprachlos! Für wen und für was sind mehr als 600.000 sowjetische Soldaten und Offiziere im Kampf gegen die deutschen Faschisten in Polen gefallen? Haben sie ihr wertvollstes Gut – ihr Leben – dafür geopfert, damit sie ein Herr Andrzej Dudas im Jahre 2020 als Besatzer und Unterdrücker beleidigen und erniedrigen darf?

Nach der Machtübernahme der polnischen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ im Jahr 2015 hat ein wahrer Krieg gegen alle sowjetischen und russischen Denkmäler in Polen begonnen. Dieser Krieg wird von den herrschenden Politikern geführt, nicht vom polnischen Volk. Die zielstrebige Entfernung und Zerstörung von Denkmälern, die den tapferen sowjetischen Soldaten und Offizieren als Befreier Polens gewidmet sind, hat unvorstellbare Ausmaße angenommen. Von den ca. 600 sowjetischen Denkmälern (Stand 1989) gibt es vielleicht noch 100 oder noch weniger. Die Vernichtung der sowjetischen Denkmäler in Polen und in vielen anderen Länder der ehemaligen Sowjetunion, in den ehemaligen sozialistischen Ländern (DDR, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien) ist erschreckend und bedrückend zugleich.

Ziel des amerikanischen Establishments ist es, die Welt der slawischen Völker in viele sich feindlich gegenüberstehende Gruppierungen zu spalten, sie mit allen nur denkbaren Mitteln aufeinander zu hetzen, sie gegenseitig auszumerzen, ihnen ihre zutiefst verwurzelte Moral, Ethik und ihr ausgeprägtes Gefühl für soziale Gerechtigkeit zu nehmen, ihr starkes Mitgefühl und ihre große Solidarität mit anderen Völkern und Kulturen durch die massive Verbreitung von Egoismus, Missgunst und Hass zu zerstören, ihre Sprache und Kultur zu verrohen und zu deformieren. Nur deshalb wird von unseren ideologischen Feinden alles getan, um die Erinnerungen an den heldenhaften und aufopferungsvollen Kampf der sowjetischen Soldaten bei der Befreiung Europas vom Faschismus in unseren Köpfen zu löschen, um Stalin als größten Verbrecher aller Zeiten darzustellen, der mit Hitler auf eine Stufe gestellt werden muss, um den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg generell in Frage zu stellen. Das Establishment braucht für die weitere Sicherung seiner Profite eine Wiedergeburt extrem rechter Kräfte, denn – so hören und lesen wir zu unserem großen Erstaunen – „… die Anhänger von Hitler und Bandera waren nicht so schlecht, kämpften sie doch schon damals sehr erfolgreich gegen die russischen Untermenschen und Kommunisten!“.

Für all diejenigen, die sich nicht mehr erinnern können oder schon vergessen haben, in welchem Maße die „bösen Kommunisten und Untermenschen“ der UdSSR dem Land Polen bereits 1944/1945 beim Wiederaufbau großzügig und unentgeltlich geholfen haben, legen wir in diesem Beitrag noch einige Originaldokumente bei. Selbstverständlich können Sie sich, verehrter Leser, alle zur Veröffentlichung freigegebene Dokumente über diese Thematik unter dem Link http://helppoland.mil.ru/ auch selbst ansehen und lesen.

Denken wir immer daran: Wer keine Geschichte hat, der hat auch keine Zukunft! Wir, Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR, können Ihnen das an Hand vieler konkreter Beispiele exakt beweisen! Die antisowjetische Hysterie hat sich weltweit in eine wahre Russophobie entwickelt, die Hysterie gegen die DDR – in eine DDR-phobie! Beide Krankheiten sind für viele Menschen in „unserer“ globalen Welt offenbar ein sehr profitables Geschäft.


Dr. Wolfgang Schacht 23. Januar 2020

Lesen Sie auch:

„Wir und die Russen – Gedanken zu einem Buch von Egon Krenz“
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„Keine Chance im Deutschen Bundestag damit aufzutreten“
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„Ein wahres Musterbeispiel der Demokratie“
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„Unsere Liebe zu Russland ist stärker als jeder Hass“
http://www.dr-schacht.com/Unsere_Liebe_zu_Russland_ist_staerker_als_jeder_Hass.pdf

Erschienen bei Dr. Wolfgang Schacht unter dem Link:

http://www.dr-schacht.com/Die_Russophobie_-_ein_sehr_profitables_Geschaeft.pdf

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