„Mäht Gaza nieder !“
von Karin Leukefeld am 21.11.2012
... forderte
Transportminister Israel Katz, Gaza so schwer zu bombardieren, »daß die gesamte
Bevölkerung nach Ägypten flieht«. Sein Kollege für die Verteidigung der
Heimatfront, Avi Dichter, riet den israelischen Streitkräften, Gaza »neu zu
formatieren« und es »mit Bomben sauberzuwischen«. Innenminister Eli Yishai
sagte, »Infrastruktur, öffentliche Gebäude und Regierungsgebäude« müßten
zerstört werden. Ziel der Operation sei, »Gaza ins Mittelalter
zurückzuschicken, nur dann wird Israel für die nächsten 40 Jahre in Ruhe
leben«. Michael Ben-Ari, ein Abgeordneter der Nationalen Einheitspartei, rief
die israelischen Soldaten offen zum Mord an den Palästinensern auf: »Es gibt
keine Unschuldigen in Gaza. Mäht sie nieder!« ...
Die israelische Armee hat auch am Dienstag ihre Angriffe auf den Gazastreifen
fortgesetzt. Die Luftwaffe flog erneut mehr als 100 Attacken auf Gaza-Stadt, das
Flüchtlingslager Jabaliya und Rafah im Süden. Zerstört wurde auch eine Filiale
der Islamischen Nationalbank. Einem Bericht der israelischen Tageszeitung
Haaretz zufolge wurden mindestens sieben weitere Menschen getötet. Damit
erhöhte sich die von Krankenhäusern in Gaza bekanntgegebene Gesamtzahl der
palästinensischen Opfer seit Beginn der israelischen Operation »Säulen der
Verteidigung« vor sieben Tagen auf 116, mehr als 800 Menschen wurden verletzt,
darunter 220 Kinder. Die Opfer seien »Bauern auf dem Weg zum Gemüsemarkt,
Verkäufer von gereinigtem Trinkwasser und Leute, die nur zufällig zu nahe an
den Zielen der israelischen Luftschläge lebten«, gewesen, schreibt Haaretz.
Lediglich sechs der Getöteten seien Mitglieder militanter palästinensischer
Organisationen gewesen.
Aus dem Gazastreifen wurden
israelischen Angaben zufolge seit Dienstag morgen rund 60 Raketen abgeschossen.
Dabei wurden mehrere Menschen leicht verletzt. In Jerusalem wurde erneut Alarm
ausgelöst, ein Geschoß ging jedoch weit vor der Stadt nieder. In Israel waren
in der vergangenen Woche drei Personen durch Raketen getötet worden, die Zahl
der Verletzten wird mit mehr als 80 angegeben.
Am Dienstag nachmittag mehrten sich
dann die Berichte über eine Feuerpause. Die britische BBC meldete unter
Berufung auf Sprecher der Hamas, ein Waffenstillstand solle am Mittwoch um null
Uhr in Kraft treten. Schon zuvor hatte der ägyptische Präsident Mohammed Mursi
angekündigt, daß »die groteske israelische Aggression« noch am Dienstag enden
werde. Von israelischer Seite lag dafür bis jW-Redaktionsschluß hingegen keine
offizielle Bestätigung vor.
Führende Regierungsvertreter Israels
zeigten sich stattdessen weiter unerbittlich. Wie
der Fernsehsender Russia Today berichtete, forderte Transportminister Israel Katz,
Gaza so schwer zu bombardieren, »daß die gesamte Bevölkerung nach Ägypten
flieht«. Sein Kollege für die Verteidigung der Heimatfront, Avi Dichter, riet
den israelischen Streitkräften, Gaza »neu zu formatieren« und es »mit Bomben
sauberzuwischen«. Innenminister Eli Yishai sagte, »Infrastruktur, öffentliche
Gebäude und Regierungsgebäude« müßten zerstört werden. Ziel der Operation sei,
»Gaza ins Mittelalter zurückzuschicken, nur dann wird Israel für die nächsten
40 Jahre in Ruhe leben«. Michael Ben-Ari, ein Abgeordneter der Nationalen
Einheitspartei, rief die israelischen Soldaten offen zum Mord an den
Palästinensern auf: »Es gibt keine Unschuldigen in Gaza. Mäht sie nieder!«
Unterdessen traf sich
Bundesaußenminister Guido Westerwelle am Dienstag in Jerusalem mit seinem
israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman sowie Präsident Shimon Peres und
Regierungschef Benjamin Netanjahu. Anschließend fuhr er zu Gesprächen mit dem
Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, nach
Ramallah. Als Ursache der aktuellen Eskalation machte Westerwelle erneut den
Beschuß Südisraels aus dem Gazastreifen aus. Dort liege »der Schlüssel für
einen Waffenstillstand«. Abbas’ Berater Abdullah Frangi antwortete im Gespräch
mit der Tageszeitung Rheinische Post, wer eine so einseitige Haltung einnehme,
habe »kein Gewicht« bei Verhandlungen.
http://www.jungewelt.de/2012/11-21/048.php
vom 21.11.2012