Herr Präsident, meine Herren Delegierten, die Vertretung Cubas in dieser Versammlung kommt gern der
Pflicht nach, zuerst die Aufnahme dreier Nationen zu begrüßen, die hier nun mit
den anderen Nationen wichtige Probleme der Welt diskutieren. Wir begrüßen in
den Personen ihrer Präsidenten und Ministerpräsidenten die Völker Zambias,
Malawis und Maltas und wünschen diesen Völkern Erfolg, die seit Gründung der
Gruppe der Nichtpaktgebundenen Staaten angehören, die gegen den Imperialismus,
den Kolonialismus und den Neokolonialismus kämpfen. Wir grüßen auch den Vorsitzenden dieser Versammlung, dessen
Ernennung zu diesem hohen Amt von besonderer Bedeutung ist, da sie eine
Widerspiegelung dieser neuen Etappe mit großen Erfolgen für die afrikanischen
Völker ist, die sich bisher unter dem Joch des Kolonialsystems des
Imperialismus befanden und sich heute in überwältigender Mehrheit gemäß ihrem
legitimen Recht auf Selbstbestimmung als souveräne Staaten konstituieren. Die
letzte Stunde des Kolonialismus hat geschlagen, und Millionen von Einwohnern
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas haben sich erhoben, um ein neues Leben zu
suchen; sie haben ihr Recht auf Selbstbestimmung und auf unabhängige
Entwicklung ihrer Länder durchgesetzt. Wir wünschen Ihnen, Herr Präsident, die
größten Erfolge bei der Aufgabe, die Ihnen von den Mitgliedsländern anvertraut
wurde. Cuba ist gekommen, um seine Position zu den wichtigsten
kontroversen Punkten darzustellen, und Cuba wird dies mit dem
Verantwortungsbewußtsein tun, das diese Tribüne erheischt, aber es wird dabei
auch geleitet von dem unwiderstehlichen Wunsch, mit aller Deutlichkeit und
Ehrlichkeit zu sprechen. Wir wünschen, daß diese Versammlung sich beeilen und
voranschreiten möge, daß die Kommissionen mit ihrer Arbeit beginnen mögen und
daß diese nicht bei der ersten Konfrontation stagnieren möge. Statt die ernsten
Probleme der Welt zu lösen, will der Imperialismus diese Versammlung zu einem
unnützen Redeturnier machen, und wir müssen dies verhindern. Dieser Versammlung
sollte in der Zukunft nicht nur als jener mit der kennzeichnenden Nummer 24
gedacht werden. Unsere Anstrengungen sind auf dieses Ziel gerichtet. Wir fühlen uns dazu berechtigt und verpflichtet, weil unser
Land einer der ständigen Konfliktherde ist, einer der Orte, an denen die Prinzipien
des Rechts auch kleiner Länder auf Souveränität Tag für Tag und Minute für
Minute einer schweren Belastungsprobe ausgesetzt sind, unser Land ist einer der
Schützengräben für die Freiheit, nur wenige Schritte vom nordamerikanischen
Imperialismus entfernt, und wir zeigen mit unserem Handeln und mit unserem
täglichen Beispiel, daß sich die Völker unter den gegenwärtigen Bedingungen der
Menschheit sehr wohl befreien und daß sie die Freiheit auch erhalten können.
Selbstverständlich, denn es existiert ein jeden Tag stärker werdendes und mit
Verteidigungswaffen besser ausgerüstetes sozialistisches Lager. Aber für unser
Überleben sind bestimmte weitere Voraussetzungen notwendig: Die Einheit im
Lande muß erhalten bleiben, es muß an die eigene Zukunft geglaubt werden, und
es muß die unwiderrufliche Bereitschaft zur Verteidigung des Landes und der
Revolution bestehen. Alle diese Bedingungen sind in Cuba erfüllt, meine Herren
Delegierten. Von allen brennenden Problemen, die hier auf der Versammlung
behandelt werden müssen, ist eines für uns von besonderer Bedeutung; seine
Erörterung hier muß in einer Weiße erfolgen, die für jeden von zweifelsfreier
Eindeutigkeit sein muß, und dies betrifft die friedliche Koexistenz zwischen
Staaten mit unterschiedlichen ökonomisch-sozialen Gesellschaftsordnungen. In
diesem Bereich sind wir in der Welt ein gutes Stück vorangekommen, aber der
Imperialismus – insbesondere der nordamerikanische – hat versucht, die Meinung
zu verbreiten, daß die friedliche Koexistenz ausschließlich eine Frage der
großen Mächte sei. Wir erklären hier das gleiche, was unser Präsident bereits
in Kairo erklärt hat und was danach in die Erklärung der Zweiten Konferenz der
Nichtpaktgebundenen Staaten aufgenommen wurde: Es kann keine friedliche
Koexistenz geben ausschließlich zwischen den Mächtigen, wenn der Frieden auf
der Welt gesichert werden soll. Die friedliche Koexistenz muß zwischen allen
Staaten gelten, unabhängig von ihrer Größe, den historischen Beziehungen
zwischen ihnen und den Problemen, die es zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen
einigen von ihnen geben mag. Heute wird die Art der friedlichen Koexistenz, die wir
anstreben, in einer Fülle von Fällen nicht praktiziert. Das Königreich
Kambodscha sah sich schlicht und einfach wegen seiner neutralen Haltung und
wegen der Nichtunterwerfung unter die Machenschaften des nordamerikanischen
Imperialismus allen möglichen hinterlistigen und brutalen Angriffen ausgesetzt,
die von den Stützpunkten ausgingen, über die die Yankees in Südvietnam
verfügen. Laos, ein geteiltes Land, war ebenfalls Ziel von imperialistischen
Aggressionen aller Art; seine Bevölkerung wurde durch Luftangriffe massakriert,
die in Genf unterzeichneten Vereinbarungen wurden gebrochen, und ein Teil des
Territoriums ist ständig bedroht, hinterhältig von den imperialistischen
Streitkräften angegriffen zu werden. Die Demokratische Republik Vietnam, die
alle diese Spielarten der Aggression wie kaum ein anderes Volk der Erde kennt,
sah ihre Grenzen mehr als einmal mißachtet, sah, wie feindliche Bomber und
Jagdflugzeuge ihre Einrichtungen angriffen, sah ihre Hoheitsgewässer durch
nordamerikanische Kriegsschiffe mißachtet, die ihre Marinestützpunkte
angriffen. In diesen Tag schwebt über der Demokratischen Republik Vietnam die
Drohung der angriffslüsternen nordamerikanischen Krieger, daß der seit einigen
Jahren gegen das südvietnamesische Volk entfesselte Krieg auf ihr Territorium
und ihr Volk ausgedehnt wird. Die Sowjetunion und die Volksrepublik China haben
die Vereinigten Staaten ernsthaft davor gewarnt. Wir stehen vor einem Fall, der
eine Gefahr für den Weltfrieden darstellt, aber darüber hinaus sind Millionen
von Menschenleben in dieser Region Asiens gefährdet; ihr Leben hängt von den
Launen des nordamerikanischen Eindringlings ab. Die friedliche Koexistenz wurde in Zypern in brutaler Weise
einer Bewährungsprobe ausgesetzt durch den Druck der türkischen Regierung und
der NATO, wodurch sich das Volk und die Regierung Zyperns zu einer heroischen
und energischen Verteidigung gezwungen sahen. In all diesen Gegenden versucht der Imperialismus, seine
Version dessen durchzusetzen, was friedliche Koexistenz zu sein habe; es sind
die unterdrückten Völker, die im Bündnis mit den sozialistischen Staaten zu
zeigen haben, was friedliche Koexistenz ist, und es ist eine Verpflichtung für
die Vereinten Nationen, sie dabei zu unterstützen. Es muß auch deutlich gesagt werden, daß die Konzeption der
friedlichen Koexistenz nicht nur für souveräne Staaten Gültigkeit hat. Als
Marxisten vertreten wir die Meinung, daß die friedliche Koexistenz zwischen
Staaten nicht die Koexistenz zwischen Ausgebeuteten und Ausbeutern, zwischen
Unterdrückern und Unterdrückten umfaßt. Es gibt ein auch durch diese
Organisation erklärtes Recht auf völlige Unabhängigkeit gegenüber allen Formen
kolonialer Unterdrückung. Daher bekräftigen wir unsere Solidarität mit den
heute noch kolonialisierten Völkern des portugiesisch genannten Guineas,
Angolas und Mosambiks, die massakriert werden, weil sie ihre Freiheit
verlangen. Wir sind bereit, sie gemäß der Kairoer Erklärung im Rahmen unserer
Möglichkeiten zu unterstützen. Wir erklären unsere Solidarität mit dem Volk von Puerto Rico
und seiner großen führenden Persönlichkeit Pedro Albizu Campos, der in einem
Akt von Heuchelei im Alter von 72 Jahren entlassen wurde, kaum noch des Redens
fähig und gelähmt, nachdem er fast sein ganzes Leben im Gefängnis verbracht
hat. Albizu ist ein Symbol des noch nicht befreiten, aber unbeugsamen Amerikas.
Jahre und Jahre der Haft, fast unerträglicher Druck im Kerker, psychische
Folter, die Einsamkeit, die totale Isolation von seinem Volk und seiner
Familie, die Anmaßung des Konquistadors und seiner Lakaien in dem Land, in dem
er geboren wurde – nichts konnte seinen Willen beugen. Die kubanische
Delegation entbietet einem Patrioten, der Amerika zur Ehre gereicht, im Namen
ihres Volkes Grüße der Bewunderung und der Dankbarkeit. Die Nordamerikaner haben über Jahre hinaus versucht, in
Puerto Rico eine bastardisierte Kultur durchzusetzen, eine spanische Sprache
mit englischen Beugungen, eine spanische Sprache mit einem Scharnier in den
Lenden zur Verbeugung vor dem Yankeesoldaten. Puertorikanische Soldaten wurden
als Kanonenfutter in den Kriegen des Imperiums verheizt, so in Korea, und jetzt
schießen sie sogar auf die eigenen Brüder, so wie vor wenigen Monaten beim
Massaker der nordamerikanischen Armee gegen das unbewaffnete Volk Panamas eine
der jüngsten Untaten des Yankeeimperialismus. Trotz der enormen Vergewaltigung seines Willens und seines
historischen Schicksals hat das Volk Puerto Ricos seine Kultur, seinen
Latinocharakter und seine nationalen Gefühle bewahrt, und dies zeigt bereits
das entschlossene Streben nach Unabhängigkeit des Volkes dieser
lateinamerikanischen Insel. Wir müssen auch darauf hinweisen, daß das Prinzip der friedlichen
Koexistenz nicht das Recht auf Mißachtung des Willens der Völker mit
einschließt, so wie es der Fall ist im Britisch genannten Guayana, wo die
Regierung des Premierministers Cheddi Jagan Opfer aller möglichen Arten von
politischem Druck und Manövern war und wo der Zeitpunkt der Unabhängigkeit
immer weiter hinausgeschoben wurde, um nach Methoden zu suchen, um den Willen
des Volkes zu mißachten und die Unterwürfigkeit einer Regierung zu erreichen,
die nach schmutzigen Manövern eingesetzt werden sollte und die eine andere wäre
als die heutige. Erst dann sollte diesem Teil des amerikanischen Bodens eine
kastrierte Freiheit gewährt werden. Welches auch die Wege sein mögen, die Guayana einzuschlagen
sich gezwungen sieht, um die Unabhängigkeit zu erreichen, sein Volk hat die
moralische und militante Unterstützung Cubas. Wir müssen auch darauf hinweisen, daß die Inseln Guadalupe
und Martinique seit geraumer Zeit erfolglos für ihre Unabhängigkeit kämpfen,
und dieser Zustand darf nicht andauern. Wieder einmal erheben wir unsere Stimme, um die Welt auf die
Ereignisse in Südafrika aufmerksam zu machen; die brutale Politik der Apartheid
wird vor den Augen der Länder der Welt praktiziert. Die Völker Afrikas sehen
sich gezwungen zu ertragen, daß auf diesem Kontinent immer noch die
Überlegenheit einer Rasse über eine andere offizielle Politik ist und daß im
Namen der rassischen Überlegenheit ungestraft gemordet wird. Werden die
Vereinten Nationen nichts unternehmen, um dies zu unterbinden? Ich möchte ganz besonders eingehen auf die schmerzlichen
Ereignisse im Kongo, einzigartig in der Geschichte der modernen Welt; sie
zeigen, wie das Recht der Völker mit absoluter Straflosigkeit und mit dem
unverschämtesten Zynismus mißachtet werden kann. Die unmittelbaren Motive für dieses
Vorgehen sind die gewaltigen Reichtümer des Kongos, die die Imperialisten
weiterhin kontrollieren wollen. Bei seiner Ansprache aus Anlaß seines ersten
Besuches bei den Vereinten Nationen führte Companero Fidel Castro aus, daß das
gesamte Problem der friedlichen Koexistenz zwischen den Nationen sich reduziert
auf das Problem der unrechtmäßigen Aneignung fremden Reichtums, und fuhr dann
fort: "Endet die Philosophie des Ausplünderns, dann endet die
Philosophie des Krieges." Aber die Philosophie der Ausplünderung wurde
nicht nur nicht beendet, sondern sie ist stärker denn je, und deshalb ermorden
jene, die im Namen der Vereinten Nationen Lumumba getötet haben, heute im Namen
der weißen Rasse Tausende von Kongolesen. Wie ist es möglich, daß wir vergessen, in welcher Weise die
Hoffnungen Patrice Lumumbas verraten wurden, die er in die Vereinten Nationen
setzte? Wie ist es möglich, jene Tricks und Manöver zu vergessen, die der
Besetzung dieses Landes durch UNO-Truppen vorausgingen, unter deren Augen die
Mörder dieses großen afrikanischen Patrioten ungestraft wirken konnten? Wie können wir vergessen, meine Herren Delegierten, daß
derjenige, der die Autorität der Vereinten Nationen mißachtete – und dies nicht
aus patriotischen Motiven, sondern wegen der Auseinandersetzungen unter den
Imperialisten – , Moise Tshombe war, der die Abspaltung Katangas mit belgischer
Unterstützung vollbrachte? Und wie soll es gerechtfertigt werden, wie soll erklärt
werden, daß am Ende dieser Aktion der Vereinten Nationen und nach der Entfernung
Tshombes aus Katanga, dieser als Besitzer und Herr des Kongos zurückkehrte? Wer
kann die traurige Rolle bestreiten, die die Vereinten Nationen unter dem Zwang
der Imperialisten spielen mußten? Zusammengefaßt: Es wurden umfangreiche Mobilisierungen
durchgeführt, um die Abspaltung Katangas zu verhindern, und heute ist Tshombe'
an der Macht, und die Reichtümer des Kongos befinden sich in den Händen der
Imperialisten ..., und die Kosten müssen die ehrenwerten Nationen zahlen. Was
für ein gutes Geschäft für die Händler in Kriegsangelegenheiten. Deshalb
unterstützt die kubanische Regierung die gerechte Haltung der Sowjetunion, die
sich weigert, die Kosten für das Verbrechen zu übernehmen. Als Gipfel der Verhöhnung wurden wir nun jüngst mit den
Aktionen bedacht, die Abscheu in der ganzen Welt hervorriefen. Wer sind die Drahtzieher? Belgische Fallschirmspringer, von
nordamerikanischen Flugzeugen transportiert, die auf englischen
Luftstützpunkten gestartet sind. Wir erinnern uns, daß wir in der Vergangenheit
ein kleines Land in Europa kannten, arbeitsam und zivilisiert, nämlich das
Königreich Belgien, das von den Hitler Horden überrannt wurde, und es war
schmerzlich zu wissen, daß dieses kleine Land vom deutschen Imperialismus
massakriert wurde, und wir betrachteten es mit großer Zuneigung. Aber das ist
die andere Seite der imperialistischen Münze, die viele von uns nicht
wahrnahmen. Möglicherweise sind Kinder der belgischen Patrioten, die im
Kampf zur Verteidigung der Freiheit ihres Landes fielen diejenigen, die
hinterhältig im Namen der weißen Rasse Tausende von Kongolesen ermordeten,
genauso, wie sie die deutschen Stiefel erleiden mußten, weil ihr Anteil an
arischem Blut nicht genügend hoch war. Unsere freien Augen erblicken heute neue Horizonte und sind
fähig zu sehen, was wir gestern in unserer Eigenschaft als koloniale Sklaven
nicht sehen konnten, nämlich daß die "westliche Zivilisation"
hinter ihrer ansehnlichen Fassade Hyänen und Schakale verbirgt. Denn keine
andere Bezeichnung verdienen jene, die derart "humanitäre" Aufgaben
im Kongo erfüllt haben. Ein reißendes Tier, das sich an wehrlosen Völkern
mästet, das ist der Imperialismus, so geht er mit den Menschen um, und das
zeichnet den imperialen "Weißen" aus. Alle freien Menschen der Welt müssen dazu beitragen, das
Verbrechen im Kongo zu rächen. Vielleicht handelten viele jener Soldaten, von der
imperialistischen Maschinerie zu "Untermenschen" gedemütigt, im guten
Glauben, daß sie die Rechte einer überlegenen Rasse verteidigten, aber hier auf
dieser Versammlung befinden sich die Völker in der Mehrheit, deren Haut von
unterschiedlichen Sonnen gegerbt und unterschiedlichen Pigmenten gefärbt ist
und die vollständig davon überzeugt sind, daß die Unterschiede zwischen den
Menschen nicht durch die Hautfarbe bestimmt sind, sondern durch die
Eigentumsformen der Produktionsmittel, durch die Produktionsverhältnisse. Die kubanische Delegation entbietet ihren Gruß den von einer
weißen Minderheit unterdrückten Völkern Südrhodesiens und Südafrikas sowie an
Basutoland, Botswana und Swaziland, an Französisch-Somalia, an Aden und die
Protektorate, dem arabischen Volk Palästinas und Oman und versichert sie ihrer
Unterstützung. Außerdem wünschen wir viel Erfolg für eine gerechte Lösung bei
dem Konflikt zwischen den Bruderrepubliken Indonesien und Malaisia. Herr Präsident, eines der grundlegenden Themen dieser
Konferenz ist die allgemeine und vollständige Abrüstung. Wir betonen unser
Einverständnis mit einer allgemeinen und vollständigen Abrüstung, und darüber
hinaus schlagen wir die vollständige Vernichtung aller nuklearen Waffen vor;
wir unterstützen eine Konferenz aller Nationen der Welt, um diese Bestrebungen
aller Völker der Welt in die Tat umzusetzen. Unser Premierminister warnte in
seiner Ansprache vor dieser Versammlung davor, daß Wettrüsten stets zum Krieg
geführt hat. Es gibt neue Atommächte auf der Welt; die Möglichkeit der
Konfrontation nimmt zu. Wir vertreten die Meinung, daß eine Konferenz notwendig ist
mit dem Ziel der vollständigen Zerstörung aller atomaren Waffen; als erster
Schritt in diese Richtung sollte das vollständige Verbot aller
Kernwaffenversuche erlassen werden. Gleichzeitig muß die Verpflichtung aller
Länder betont werden, die heutigen Grenzen der anderen Staaten zu respektieren,
keine aggressiven Handlungen irgendeiner Art zu vollziehen, auch nicht mit
konventionellen Waffen. Wenn wir unsere Stimme zusammen mit allen Völkern der Welt
erheben, um für allgemeine und vollständige Abrüstung, für die völlige
Vernichtung aller Atomwaffen und für die Abschaffung aller Versuche mit
Atomwaffen einzutreten, dann erachten wir es auch für notwendig, dafür
einzutreten, daß auch die territoriale Integrität der Nationen respektiert
werden muß, daß auch dem bewaffneten Arm des Imperialismus Einhalt geboten
werden muß, der nicht minder gefährlich ist, wenn er nur konventionelle Waffen
ergreift. Diejenigen, die Tausende von wehrlosen Bürgern des Kongos ermordeten,
setzten keine Atomwaffen ein; es handelte sich um konventionelle vom
Imperialismus geführte Waffen, die zu den vielen Toten führten. Auch wenn die hier geforderten Maßnahmen in die Tat
umgesetzt werden sollten und somit diese Erwähnung überflüssig wäre, so ist
es doch sinnvoll zu betonen, daß wir keinen regionalen Abkommen über
Denuklearisierung beitreten werden, solange die Vereinigten Staaten aggressive
Stützpunkte unterhalten auf unserem eigenen Territorium, in Puerto Rico, in
Panama und in anderen amerikanischen Staaten, wo sie sich im Recht dünken, ohne
jegliche Restriktion sowohl konventionelle als auch nukleare Waffen zu lagern. Hinzu
kommen die letzten Beschlüsse der Organisation Amerikanischer Staaten gegen
unser Land, nach denen wir unter Berufung des Vertrages von Rio de Janeiro
angegriffen werden könnten, so daß es für uns notwendig ist, über alle möglichen
Verteidigungswaffen zu verfügen. Wir sind überzeugt davon, daß, wenn die bereits erwähnte
Konferenz alle Ziele erreichen würde, was leider sehr schwierig sein dürfte,
sie die wichtigste Konferenz in der Geschichte der Menschheit wäre. Um dies zu
erreichen, wäre die Teilnahme der Volksrepublik China notwendig, und davon
ausgehend die Notwendigkeit der Durchführung einer derartigen Versammlung. Aber
es wäre viel einfacher für die Völker der Welt, die unbestreitbare Tatsache der
Existenz der Volksrepublik China anzuerkennen, deren Regierende die einzigen
Vertreter des chinesischen Volkes sind, und ihr den zustehenden Sitz
zuzuerkennen, der heute von einer Clique usurpiert wird, die mit
nordamerikanischer Unterstützung über die Provinz Taiwan herrscht. Das Problem
der Vertretung Chinas in den Vereinten Nationen kann in keiner Weise angesehen
werden als Neuaufnahme in diese Organisation, sondern nur als Wiederherstellung
der legitimen Rechte der Volksrepublik China. Wir müssen energisch das Komplott
"zweier Chinas" zurückweisen. Die Chiang-Kai-Shek-Clique Taiwans darf
nicht in der Organisation der Vereinten Nationen verbleiben. Es geht darum,
dies möchte ich wiederholen, den Usurpator zu verjagen und den rechtmäßigen
Vertreter des chinesischen Volkes wieder einzusetzen. Wir warnen darüber hinaus vor dem Bestreben der Regierung
der Vereinigten Staaten, das Problem der legitimen Vertretung Chinas als
"wichtige Angelegenheit" zu erklären mit dem Ziel, daß bei der
Abstimmung eine Zwei-Drittel-Mehrheit der anwesenden und abstimmenden
Mitglieder notwendig wäre. Der Eintritt der Volksrepublik China in die Versammlung der
Vereinten Nationen ist tatsächlich für die gesamte Welt eine wichtige
Angelegenheit, aber nicht für die Abstimmungsverfahren der Vereinten Nationen,
denn hier geht es lediglich um einen normalen Vorgang. Auf diese Weise könnte
Gerechtigkeit geübt werden, und darüber hinaus würde endgültig bewiesen werden,
daß diese erhabene Versammlung verfügt über Augen, um zu sehen, über Ohren, um
zu hören, über eine eigene Zunge, um selbst zu reden, und über richtige
Kriterien, um Entscheidungen treffen zu können. Die Verbreitung von Atomwaffen in den NATO-Ländern und
insbesondere der Besitz dieser Massenvernichtungswaffen durch die
Bundesrepublik Deutschland rücken die Wahrscheinlichkeit eines Abkommens über
Abrüstung in weite Ferne; zu diesen Vereinbarungen müßte die friedliche
Wiedervereinigung der beiden Deutschlands, der Deutschen Demokratischen
Republik und der Bundesrepublik, hinzukommen. Das deutsche Problem kann nicht
anders gelöst werden als durch die direkte und gleichberechtigte Beteiligung
der Deutschen Demokratischen Republik an diesen Verhandlungen. Wir werden nur kurz hinweisen auf die Themen der
ökonomischen Entwicklung und des internationalen Handels, die in der
Tagesordnung ausführlich berücksichtigt sind. In diesem Jahr 1964 wurde die
Konferenz in Genf durchgeführt, wo ausführlich zahlreiche Themen dieses
Aspektes der internationalen Beziehungen behandelt wurden. Die Warnungen und
Prognosen unserer Delegation haben sich zum Unglück für die ökonomisch
abhängigen Länder bewahrheitet. Wir möchten lediglich darauf verweisen, daß in bezug auf
Cuba die Vereinigten Staaten von Amerika nicht die expliziten Empfehlungen
dieser Konferenz befolgten und daß kürzlich die nordamerikanische Regierung
auch den Verkauf von Medikamenten nach Cuba verboten hat, womit sie sich
endgültig der humanitären Maske entledigte, mit der sie den aggressiven
Charakter der Handelsblockade gegen das kubanische Volk zu kaschieren versuchte. Andererseits betonen wir erneut, daß die kolonialen
Deformationen, die die Entwicklung der Völker hemmen, nicht nur in den
politischen Beziehungen liegen. Die sogenannte Verschlechterung der
Austauschverhältnisse ist nichts anderes als das Ergebnis des unterschiedlichen
Austauschs zwischen den rohstoffproduzierenden Ländern und den
industrialisierten Ländern, die die Märkte beherrschen und einen anscheinend
wertmäßig gerechten Austausch durchsetzen. Solange die ökonomisch abhängigen Länder sich nicht von den
kapitalistischen Märkten befreien und in einem festen Bündnis mit den sozialistischen Ländern
nicht andere Beziehungen zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten durchsetzen,
solange wird es keine solide ökonomische Entwicklung geben; darüber hinaus
wird es bei bestimmten Gelegenheiten Rückschritte geben, indem schwache Länder
wieder unter die politische Herrschaft der Imperialisten und Kolonialisten
fallen werden. Zuletzt, meine Herren Delegierten, muß deutlich gesagt
werden, daß in der Karibik Manöver durchgeführt und Vorbereitungen getroffen
werden, um in Cuba einzufallen. Insbesondere an den Küsten Nikaraguas, aber
auch in Costa Rica, in der Kanalzone Panamas, auf den Vieques-Inseln und in
Florida, möglicherweise auch in anderen Gebieten der Vereinigten Staaten und
vielleicht auch in Honduras werden Söldner kubanischer sowie anderer
Nationalitäten zu einem Zweck ausgebildet, der nicht der friedfertigste sein
dürfte. Nach einem handfesten Skandal hat die Regierung Costa Ricas,
so wird behauptet, die Schließung aller Ausbildungslager von Exilkubanern in
diesem Land angeordnet. Keiner weiß, ob diese Haltung ehrlich gemeint ist oder
ob es sich um ein simples Manöver handelt angesichts eines möglicherweise
bevorstehenden Verbrechens der dort ausgebildeten Söldner. Wir hoffen, daß man
sich der realen Existenz von Aggressionsstützpunkten bewußt wird, auf die wir
seit einiger Zeit hinweisen, und daß man über die internationale Verantwortung
nachdenkt, die ein Land übernimmt, das die Ausbildung von Söldnern für einen
Angriff gegen Cuba rechtfertigt und unterstützt. Es muß beachtet werden, daß die Nachrichten über die
Ausbildung von Söldnern an verschiedenen Orten der Karibik sowie über die
Beteiligung der nordamerikanischen Regierung an derartigen Aktivitäten in der Presse
der Vereinigten Staaten ganz selbstverständlich veröffentlicht werden. Wir
kennen keine lateinamerikanische Stimme, die deshalb offiziell protestiert
hätte. Dies zeigt uns den Zynismus, mit dem die Vereinigten Staaten mit ihren
Bauern umgehen. Die scharfsinnigen Außenminister der Organisation
Amerikanischer Staaten hatten Augen, um auf den in Venezuela gezeigten Waffen
kubanische Wappen und andere "unwiderlegbare" Beweise zu entdecken,
aber sie sehen nicht die Vorbereitungen für eine Aggression in den Vereinigten
Staaten, so wie sie auch nicht die Stimme Präsident Kennedys gehört haben, der
sich explizit als Aggressor in der Schweinebucht erklärte. In einigen Fällen wird diese Blindheit hervorgerufen durch
den Haß der herrschenden Klassen der lateinamerikanischen Länder gegen unsere
Revolution; in anderen noch traurigeren Fällen ist sie ein Ergebnis der
Blendung durch Mammon. Wie allgemein bekannt ist, wurden nach der Oktoberkrise
genannten heftigen Auseinandersetzung von den Vereinigten Staaten mit der
Sowjetunion Vereinbarungen getroffen, die in dem Rückzug von Waffen bestimmten
Typs gipfelten, zu deren Stationierung wir uns nach den ständigen Aggressionen
seitens jenes Landes – wie der Söldnerangriff in der Schweinebucht und die
Drohungen, in unser Land einzufallen – als legitime und unveräußerliche
Maßnahme unserer Verteidigung genötigt sahen. Die Nordamerikaner verlangten
darüber hinaus eine Inspektion unseres Territoriums durch die Vereinten
Nationen, was wir vehement zurückwiesen, da Cuba es weder den Vereinigten
Staaten noch irgend jemandem in der Welt gestattet, darüber zu bestimmen,
welche Waffen wir in unserem Land haben dürfen. In diesem Sinne würden wir
lediglich multilaterale Abkommen akzeptieren mit gleichen Verpflichtungen für
alle Beteiligten. Wie sagte schon Fidel Castro: ,,Solange das Konzept der
Souveränität als Vorrecht der unabhängigen Nationen und Völker gilt, also als
ein Recht aller Völker, solange akzeptieren wir nicht, daß unser Volk eine
Ausnahme sein soll. Solange die Welt diesen Prinzipien folgt, solange die
Welt bestimmt wird durch diese universell akzeptierten Konzepte, denn sie sind
universell von allen Völkern akzeptiert und geachtet, solange werden wir
nicht akzeptieren, daß uns eines dieser Rechte genommen wird, und wir werden
auf keines dieser Rechte verzichten." Der Herr Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant,
verstand unseren Standpunkt. Dennoch wollten sich die Vereinigten Staaten
willkürlich und ungesetzlich ein neues Vorrecht herausnehmen: den Luftraum
eines kleinen Landes zu verletzen. So überflogen ungestört U-2-Flugzeuge und
andere Spionageflugkörper unsere Heimat. Wir haben alle notwendigen Warnungen
ausgesprochen, damit die Verletzungen unseres Luftraumes ebenso beendet werden
wie die Provokationen der Yankee-Marineinfanteristen gegenüber unseren
Wachtposten im Gebiet von Guantanamo, die Tiefflüge über unsere Schiffe in
internationalen Gewässern ebenso wie die Piratenangriffe auf Schiffe
unterschiedlicher Fahne oder die Einschleusung von Spionen, Saboteuren und
Waffen auf unsere Insel. Wir wollen den Sozialismus aufbauen; wir erklären uns zu
Anhängern derjenigen, die für den Frieden kämpfen; wir sind Mitglied der Gruppe
der Blockfreien Länder, auch wenn wir Marxisten-Leninisten sind, weil die
Blockfreien ebenso wie wir gegen den Imperialismus kämpfen. Wir wollen Frieden, wir wollen
für unser Volk ein besseres Leben erreichen, und deshalb versuchen wir bis zum
äußersten, nicht auf die Provokationen der Yankees hereinzufallen, aber wir
kennen die Mentalität ihrer Regierung; sie will uns einen hohen Preis zahlen
lassen für diesen Frieden. Wir antworten, daß dieser Preis seine Grenze in
unserer Würde findet. Cuba bekräftigt erneut sein Recht, auf seinem Territorium
die Waffen zu lagern, die es als notwendig erachtet; Cuba bekräftigt erneut
seine Weigerung, irgendeinem Land der Welt, wie mächtig es auch sein mag, das
Recht einzuräumen, seine Grenzen, seine Gewässer oder seinen Luftraum zu
verletzen. Falls Cuba bei einer Konferenz im Rahmen kollektiver
Beschlüsse hingegen Verpflichtungen eingeht, so werden diese strikt befolgt,
aber solange dies nicht der Fall ist, pocht es wie jedes andere Land der Welt
auf seine Rechte. Angesichts der Forderungen des Imperialismus stellte unser
Premierminister fünf notwendige Punkte auf, um zu einem sicheren Frieden in der
Karibik zu gelangen. Diese sind: "Erstens: Beendigung der
Wirtschaftsblockade und aller Maßnahmen der Beschränkung des Handels und der
Wirtschaft, die von den Vereinigten Staaten in der ganzen Welt gegen Cuba durchgeführt
werden. Zweitens: Beendigung aller subversiven Aktivitäten, des Abwerfens und
Anlandens von Waffen und Sprengstoffen auf dem Luft- oder Seeweg, der
Infiltration von Spionen und Saboteuren, alles Aktionen, die vom Boden der
Vereinigten Staaten oder einiger Komplizen-Länder ausgehen. Drittens:
Beendigung aller Piratenangriffe, die durchgeführt werden ausgehend von
Stützpunkten in den Vereinigten Staaten und in Puerto Rico. Viertens:
Beendigung aller Verletzungen unseres Hoheitsgebietes, sei es nun der Luftraum
oder unsere Gewässer, durch Flugzeuge und Schiffe der Streitkräfte der
Vereinigten Staaten. Fünftens: Rückzug aus dem Flottenstützpunkt Guantanamo und
Rückgabe des von den Vereinigten Staaten besetzten kubanischen
Territoriums." Keine dieser elementaren Forderungen wurde erfüllt, und vom
Flottenstützpunkt Guantanamo aus werden unsere Truppen ständig belästigt.
Dieser Stützpunkt ist zu einem Nest von Banditen geworden, die von dort aus in
unser Territorium eingeschleust werden. Wir würden diese Versammlung langweilen, wenn wir auch nur
halbwegs ausführlich über die Unmengen von Provokationen aller Art berichten
würden. Es genügt vielleicht zu sagen, daß allein von Anfang des Jahres 1964
bis zu den ersten Dezembertagen ihre Zahl 1.323 betrug. Diese Zahl umfaßt
kleinere Provokationen wie die Mißachtung der Demarkationslinie, das Werfen von
Objekten seitens des von den Nordamerikanern kontrollierten Gebietes, sexuellen
Exhibitionismus von Nordamerikanern beiderlei Geschlechtes und Beschimpfungen;
andere Provokationen sind schon ernsterer Natur, so Schüsse aus
Kleinkaliberwaffen; Handhabung von Waffen, die auf unser Gebiet gerichtet sind;
Mißachtung unserer Hoheitssymbole. Sehr schwerwiegende Provokationen:
Überschreiten der Demarkationslinie mit Inbrandsetzung kubanischer Anlagen und
Gewehrschüssen, was dieses Jahr 78mal geschah und zum schmerzlichen Tod des
Soldaten Ramon Lopez Pena führte, der von zwei Schüssen getroffen wurde, die
von einem nordamerikanischen Postenhäuschen abgegeben wurden, das sich 3,5
Kilometer von der Küste an der nordwestlichen Grenze befindet. Diese äußerst
schwerwiegende Provokation erfolgte um 19.07 Uhr am 19. Juli 1964, und unser
Premierminister erklärte daraufhin öffentlich am darauffolgenden 26. Juli, daß,
wenn sich ein derartiger Vorfall wiederholen würde, unsere Truppen den Befehl
erhalten würden, die Aggression zurückzuweisen. Gleichzeitig wurde der Rückzug
der kubanischen Truppen von den vordersten Linien zu weiter entfernten
Positionen angeordnet, und wir haben mit dem Bau von geschützten Unterständen
begonnen. 1.323 Provokationen in lediglich 240 Tagen bedeuten ungefähr
vier Provokationen am Tag. Nur eine Armee mit einer so guten Disziplin und mit
einer so hohen Moral wie die unsere ist in der Lage, derart vielen feindseligen
Aktionen zu widerstehen, ohne ihre Gelassenheit zu verlieren. Die Versammlung von 47 Ländern anläßlich der zweiten
Konferenz der Staats- und Regierungschefs der Blockfreien Staaten in Kairo hat
einstimmig beschlossen: "Die Konferenz warnt besorgt, daß ausländische
Militärstützpunkte in der Praxis ein Mittel zur Ausübung von Druck auf die
Länder darstellen, um deren Emanzipation und Entwicklung gemäß ihren
ideologischen, politischen, ökonomischen und kulturellen Konzeptionen zu
behindern, und erklärt daher, daß sie ohne Vorbehalte alle Länder unterstützt,
die versuchen, die auf ihrem Territorium befindlichen Stützpunkte aufzulösen,
und bittet daher alle Staaten, unverzüglich alle Truppen und Stützpunkte in
anderen Ländern zu evakuieren. Die Konferenz ist der Meinung, daß die
Aufrechterhaltung eines Militärstützpunktes in Guantanamo seitens der
Vereinigten Staaten gegen den Willen der Regierung und des Volkes Cubas sowie
ebenfalls gegen die Bestimmungen der Erklärung der Belgrader Konferenz eine
Verletzung der Souveränität und der territorialen Integrität Cubas darstellt.
Berücksichtigend, daß die Regierung Cubas sich bereiterklärt hat, ihre
Auseinandersetzung mit der Regierung der Vereinigten Staaten über den
Stützpunkt Guatanamo auf der Grundlage der Ebenbürtigkeit zu lösen, bittet die
Konferenz die Regierung der Vereinigten Staaten inständig, Verhandlungen mit
der Regierung Cubas aufzunehmen mit dem Ziel, diesen Stützpunkt zu
räumen." Die Regierung der Vereinigten Staaten hat diese Aufforderung
der Kairoer Konferenz nicht beantwortet; sie beabsichtigt, auf unbestimmte
Dauer den durch Gewalt behaupteten Stützpunkt aufrechtzuerhalten, von dem aus
sie die erwähnten Aggressionen durchführt. Die Organisation Amerikanischer Staaten, von den Völkern
auch nordamerikanisches Kolonialministerium genannt, hat uns
"energisch" verurteilt, wobei sie uns vorher bereits aus ihrer Mitte
verbannt hatte durch Anweisung an ihrer Mitgliedsländer, die diplomatischen und
wirtschaftlichen Beziehungen zu Cuba abzubrechen. Die Organisation
Amerikanischer Staaten rechtfertigte die Aggression gegen unser Land unter
jedem Vorwand; sie verstieß damit gegen die elementaren internationalen Gesetze
und ignorierte vollständig die Vereinten Nationen. Jener Maßnahme widersetzten sich mit ihrer Stimme Uruguay,
Bolivien, Chile und Mexiko, und nachdem der Beschluß gefaßt war, weigerten sich
die Vereinigten Mexikanischen Staaten, die Sanktion durchzuführen. Seitdem
haben wir keine Beziehungen zu den lateinamerikanischen Ländern, mit Ausnahme
jenes Landes, womit eine Vorstufe der direkten Aggression des Imperialismus
erreicht war. Wir möchten erneut erläutern, daß unsere Besorgnis um
Lateinamerika gegründet ist auf die uns vereinenden Verbindungen: die Sprache,
die wir sprechen; die Kultur, die wir aufrechterhalten; der gemeinsame Herr,
den wir hatten. Nichts anderes bewegt uns als die Befreiung Lateinamerikas vom
Joch des nordamerikanischen Kolonialismus. Falls eines der hier anwesenden
Länder sich dazu entscheiden würde, die Beziehungen zu Cuba wieder aufzunehmen,
wären wir dazu bereit auf der Grundlage der Gleichheit und nicht mit der
Meinung, daß die Anerkennung unseres Landes als ein freies Land der Welt ein
Geschenk an unsere Regierung sei, denn diese Anerkennung erreichten wir mit
unserem Blut während der Tage des Befreiungskrieges, und wir erlangten sie mit
unserem Blut bei der Verteidigung unserer Strände angesichts einer Invasion der
Yankees. Auch wenn wir es zurückweisen, wenn uns Einmischung in
die inneren Angelegenheiten anderer Staaten vorgeworfen wird, so können wir
nicht unsere Sympathie für die Völker abstreiten, die für ihre Befreiung
kämpfen, und wir müssen der Verpflichtung unserer Regierung und unseres Volkes
nachkommen, unmißverständlich zu erklären, daß wir alle Völker, die überall auf
der Welt für ihre Freiheit kämpfen, moralisch unterstützen und uns mit ihnen
solidarisieren, damit Realität werde, was über die Rechte souveräner Völker in
der Charta der Vereinten Nationen verkündet wird. Die Vereinigten Staaten intervenieren sehr wohl, sie haben
es im Verlauf der Geschichte in Amerika getan. Cuba kennt diese Wahrheit seit
Ende des vergangenen Jahrhunderts, aber sie ist auch Kolumbien, Venezuela,
Nikaragua und Mittelamerika allgemein, Mexiko, Haiti und Santo Domingo
wohlbekannt. In den letzten Jahren lernte nicht nur unser Volk die
direkte Aggression kennen, sondern auch Panama, wo die "Marines" aus
der Kanalzone aus dem Hinterhalt auf ein wehrloses Volk schossen; auch Santo
Domingo, deren Küsten von der Yankee-Flotte mißachtet wurden, um einen Ausbruch
des Volkszornes nach der Ermordung Trujillos zu verhindern; auch Kolumbien,
dessen Hauptstadt im Handstreich genommen wurde nach dem Aufstand, den die
Ermordung Gáitans hervorgerufen hatte. Untergrundoperationen werden durchgeführt mittels der
Militärmissionen, die an der Repression im Land beteiligt sind, indem sie die
Kräfte organisieren, die zu diesem Zweck in zahlreichen Ländern aufgestellt
werden. Beteiligt sind sie außerdem an allen Staatsstreichen,
"Gorilazos" genannt, die sich so oft in den letzten Zeiten auf
unserem Kontinent ereigneten. Ganz konkret beteiligten sich Kräfte der Vereinigten Staaten
an der Repression der Völker Venezuelas, Kolumbiens und Guatemalas, die mit
Waffen für ihre Freiheit kämpfen. In dem zuerst erwähnten Land beraten sie
nicht nur die Armee und die Polizei, sondern sie leiten auch den Völkermord,
der von der Luft aus gegen die Bevölkerung großer aufständischer Gebiete
durchgeführt wird, und die dort operierenden Yankee-Unternehmen versuchen mit
allen Mitteln die Intensivierung der direkten Intervention zu erreichen. Die Imperialisten bereiten sich darauf vor, die
amerikanischen Völker zu unterdrücken; sie bereiten zudem eine Internationale
des Verbrechens vor. Die Vereinigten Staaten intervenieren in Amerika im Namen
der Institutionen der Freiheit. Es wird der Tag kommen, an dem diese
Versammlung eine größere Reife erlangen wird und sie von der Regierung
Nordamerikas Garantien für das Leben der schwarzen und lateinamerikanischen
Bevölkerung verlangen wird, die in diesem Land lebt; die Mehrheit von ihnen
Nordamerikaner durch Geburt oder Adoption. Wie kann sich jemand als Gendarm der
Freiheit aufspielen, der seine eigenen Kinder ermordet und sie täglich wegen
ihrer Hautfarbe diskriminiert, der die Mörder der Schwarzen in Freiheit läßt
und sie auch noch beschützt und der die schwarze Bevölkerung bestraft, weil sie
ihre legitimen Rechte als freie Menschen einfordert? Wir verstehen, daß diese Versammlung nicht in der Lage ist,
Erklärungen über diese Tatsachen zu verlangen, aber es muß ganz deutlich gesagt
werden, daß die Regierung der Vereinigten Staaten nicht der Anwalt der
Freiheit, sondern der Bewahrer der Ausbeutung und der Unterdrückung der Völker
der Welt und eines guten Teils der eigenen Bevölkerung ist. Die doppeldeutige Sprache, mit der einige Delegierte den
Fall Cuba und OAS beschrieben haben, beantworten wir mit schlagenden Worten und
verkünden, daß die Völker Amerikas den Verrat der US-hörigen Regierungen
gebührend honorieren werden. Meine Herren Delegierten: Cuba, frei und unabhängig, ohne an
jemanden mit Ketten gefesselt zu sein, ohne ausländische Investitionen auf
seinem Boden, ohne Prokonsuln, die seine Politik orientieren, kann hier vor
dieser Versammlung mit erhobenem Haupt sprechen und die Berechtigung der Worte
demonstrieren, mit denen es bezeichnet wird: "Freies Territorium
Amerikas". Unser Beispiel wird Früchte tragen, so wie das in gewisser
Weise bereits in Guatemala, Kolumbien und Venezuela der Fall ist. Es gibt keinen kleinen Feind und keine vernachlässigbare
Kraft, denn es gibt keine isolierten Völker mehr. So steht es in der Zweiten
Deklaration von Havanna: "Kein Volk Amerikas ist schwach, denn es ist Teil
einer Familie von zweihundert Millionen Brüdern, die das gleiche Elend zu
ertragen haben und die gleichen Gefühle hegen, die denselben Feind haben und
die alle von einer besseren Zukunft träumen; sie verfügen über die Solidarität
aller ehrbaren Männer und Frauen der Welt. Dieses vor uns liegende Epos, das
geschrieben werden wird von den hungernden Massen der Indianer, von den
landlosen Bauern und den ausgebeuteten Arbeitern, von den fortschrittlichen
Massen, von den ehrlichen und brillianten Intellektuellen, von denen es so
viele gibt in diesen leidgeprüften Ländern unseres Lateinamerikas. Kämpfe der
Massen und der Gedanken, dieses Epos, das unsere vom Imperialismus mißhandelten
und verachteten Völker voranbringen wird; unsere bis heute unbekannten Völker,
die zu erwachen beginnen. Sie betrachteten uns als impotente und unterwürfige
Herde, und nun erschrecken sie vor dieser Herde, einer gigantischen Herde von
zweihundert Millionen Lateinamerikanern, die sich bereits als Totengräber des
monopolistischen Yankee-Kapitals abzeichnen. Die Stunde ihrer Forderungen, die
von ihnen selbst bestimmte Stunde, wird jetzt präzise von einem Ende des
Kontinents bis zum anderen angekündigt. Diese anonyme Masse, dieses farbige,
stille, ruhige Amerika, die auf dem ganzen Kontinent mit der gleichen
Traurigkeit und Enttäuschung singt; diese anonyme Masse beginnt definitiv ihre
eigene Geschichte zu bestimmen, beginnt sie mit ihrem Blut zu schreiben,
beginnt sie zu erleiden und zu sterben, weil jetzt auf den Feldern und den
Bergen, in den zerklüfteten Tälern ihrer Sierras, in den weiten Ebenen und
Urwäldern, zwischen der Einsamkeit oder der Geschäftigkeit der Städte, an den
Küsten der großen Ozeane und Flüsse die Erde zu beben beginnt, diese Erde
voller Herzen und geballter Fäuste, die darauf brennen, für das Eigene zu
sterben und ihre Rechte zu erobern, die ihnen fünfhundert Jahre lang von dem
einen oder dem anderen vorenthalten wurden. Jetzt muß die Geschichte die Armen
Amerikas berücksichtigen, die Ausgebeuteten und Ausgeplünderten, die jetzt
beschlossen haben, für alle Ewigkeit ihre Geschichte selber zu schreiben. Man
sieht sie bereits den einen oder anderen Tag zu Fuß auf dem endlosen Weg über
Hunderte von Kilometern, um zu dem regierenden ‚Olymp‘ zu gelangen und dort
ihre Rechte einzufordern. Man sieht sie bereits, bewaffnet mit Steinen,
Stöcken, Macheten, dort und dort, Ländereien besetzend, ihre Hacken auf dem
ihnen gehörenden Boden einschlagend, den sie mit ihrem Leben verteidigen; man
sieht sie, wie sie ihre Schilder, ihre Fahnen und ihre Losungen tragen, die im
Winde flattern zwischen den Bergen oder auf den Weiten der Ebenen. Und diese
Welle erschütternden Grolles und der Forderung nach Gerechtigkeit angesichts
der mißachteten Rechte, diese Welle, die auf dem Boden Lateinamerikas beginnt
sich zu erheben, diese Welle wird kein Ende finden. Diese Welle wird Tag für
Tag wachsen. Denn diese Welle besteht aus jenen, die in jeder Hinsicht die
Mehrheit bilden, die mit ihrer Arbeit den Reichtum schaffen, die Werte
schaffen, die das Rad der Geschichte bewegen und die jetzt aus dem langen
brutalisierenden Schlaf erwachen, zu dem sie gezwungen wurden. Denn die große
Menschheit sagte ‚Genug!‘ und begann sich zu wandeln. Und ihr Weg, ein Weg der
Giganten, wird nicht enden, bis er die wahre Unabhängigkeit erkämpft hat, für
die bereits ohne Ergebnis oft gestorben wurde. Jetzt werden diejenigen, die
sterben, mit denen aus Cuba, mit denen aus der Schweinebucht für die einzige,
wahre und unveräußerliche Unabhängigkeit sterben! Dies alles, meine Herren Delegierten, diese neue
Bereitschaft eines Kontinents, diese Bereitschaft Amerikas, wird gestaltet und
zusammengefaßt durch den Ruf, den unsere Massen Tag für Tag verkünden als
unwiderlegbare Entschlossenheit ihres Kampfeswillens, mit dem sie die
bewaffnete Hand des Eindringlings paralysieren. Sie verkünden den Ausruf, der
das Verständnis und die Unterstützung aller Völker der Welt findet,
insbesondere im sozialistischen Lager mit der Sowjetunion an der Spitze. Dieser
Ausruf lautet: Vaterland oder Tod!
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