Zum
Rücktritt des Papstes Benedikt XVI.
von
Luz Maria De Stefano Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D.
Was bleibt von Papst Benedikt? Matthias Drobinski
sieht es zutreffend, dass dieser Papst die grundsätzliche Lehre des
Christentums in den Vorgrund gestellt habe, nämlich "die Liebe Gottes zu
den Menschen und die Liebe der Menschen untereinander." Infolgedessen
"tritt er für eine gerechte Sozial- und Wirtschaftsordnung ein". Eher
als ein "konservativer Denker" ist Benedikt ein solider echter
christlicher Denker, geprägt und überzeugt von der Botschaft Christi, die er
nicht nur an die 1,2 Milliarden Katholiken in der Welt vermittelt, sondern an
die ganze Menschheit in der Hoffnung, dass diese wunderschöne Botschaft das
Leben und das Geschehen auf dieser Erde beleuchtet, bereichert und sinnvoll
erfüllt. Deswegen hat Benedikt immer wieder betont, wie wichtig "das
gemeinsame Christus-Zeugnis der Konfessionen" sei. Gerade Jesus hat entschieden
die Religion, die Kultur, die Kunst und die Musik im Westen gekennzeichnet.
Nach seiner Geburt richtet sich sogar weltweit die Zeitrechnung. Niemand hat
wie Jesus Christus die Fragen und die Sorgen des Menschen so authentisch
geäußert, niemand hat eine so große Macht über die Herzen wie Er. Nach zwei
Tausend Jahren noch heute, als Ideologien, Religionen und Institutionen eine
tiefe Krise erleben, nährt die Person Jesus und seine Botschaft immer weiter
den Glauben von Millionen Männern und Frauen. Diese Botschaft als Inhalt und
Leit-Motiv des Amtes des Nachfolgers Petrus wird bestehen bleiben. Strukturen
einer Institution können sich allerdings ändern, um die christliche Botschaft
noch transparenter leuchten zu lassen.
Als Summo Pontifex der Katholischen Kirche auf der
ganzen Erde und auch als Staatsoberhaupt des Vatikans, Mitglied der
Weltstaatengemeinschaft, der Vereinten Nationen, hat Benedikt XVI.
unmissverständlich seine Forderung nach unbedingtem Gewaltverzicht immer wieder
bekräftigt, vor allem in Bezug auf die jüngsten Konflikte, die enormes Leid und
Menschenleben im 21. Jahrhundert gekostet haben aufgrund der gewaltsamen
westlichen Intervention. Benedikt XVI. hat sich persönlich gegenüber dem
Präsidenten Obama für den Stopp der Gewalt in Libyen und in Syrien
manifestiert. Mehrmals. Das ist in deutschen Medien verschwiegen worden, weil
der Gewaltverzicht nicht in die Politik der Regierungskreise passt.
Diese Hauptbotschaft vom Papst Benedikt XVI wurde
bereits in seinem Vortrag an der Regensburger Universität (15.9.2006)
offenkundig, nämlich seine Forderung nach unbedingtem Gewaltverzicht. Jedoch
war und ist sie durch eine offensichtliche Fehleinschätzung der aktuellen Lage
verdeckt worden. Kein öffentlich-rechtlicher Fernsehsender hat diese zentrale
Botschaft des Papstes wiedergegeben, noch weniger sie kommentiert. Auch heute
wird das dezidierte Engagement des Papstes für den Frieden und seine zentrale
Botschaft für Gewaltverzicht völlig verschwiegen sowohl im ZDF-Spezial am 11.2.
um 19.25 Uhr als auch im ARD-Brennpunkt am 11.2.
Der Leitartikel der SZ "Stellvertreter Gottes
a.D." von Heribert Prantl am 12.2. verschweigt ebenso die Forderung nach
Gewaltverzicht des Papstes und alle markanten Punkte einer christlichen
Außenpolitik. Nur die Bundeskanzlerin Angela Merkel erkannte zutreffend damals:
"... Was Benedikt XVI deutlich macht, ist eine entschiedene und
kompromisslose Absage an jegliche Anwendung von Gewalt im Namen der
Religion."
GEGENÜBER DEM ISLAM ZEIGT SICH BENEDIKT OFFEN !
Insbesondere
ein Gelehrter wie er weiß, die islamische Zivilisation und Kultur zu würdigen:
Eine Offenbarung vor allem in Europa, wenn man das andalusische Spanien
besucht. Die christliche Welt hat sich von jeder Form von Fundamentalismus zu
distanzieren. Das weiß Benedikt XVI. besser als jeder andere. Aber Journalisten
und Kommentatoren können sich bisher nicht dessen voll bewusst werden. Vor
allem, weil das mächtigste Land der Welt fatalerweise von christlichen
Fundamentalisten im Kongress fehl gesteuert bleibt, was für das Land selbst und
die Welt katastrophal ist. Journalisten sind aufgerufen, Agenturmeldungen
genauer zu prüfen, um nicht einfach einer gezielten Kampagne zu verfallen.
Fehlgriffe bei Agenturen und Medien ausgerechnet
angesichts des schwierigen internationalen Kontextes provozieren verständliche
Empörung in den islamischen Ländern und Konfrontation zwischen den islamischen
Gläubigen und der Christenheit, was gerade den Falken in Washington und Tel
Aviv sehr gelegen kommt, aber absolut nicht im Sinne des Papstes ist und seiner
gewünschten Friedenspolitik für Dialog und Annäherung der Kulturen.
Unsere gläubigen islamischen Mitmenschen haben
keinen Grund, sich zu beunruhigen, wenn sie die zentrale Botschaft des
Oberhaupts des Vatikans erkennen, nämlich der unbedingte Gewaltverzicht. Wenn
auch in Deutschland die Medien das nicht klar kommunizieren, ist zu hoffen,
dass die wichtige Friedensbotschaft des scheidenden Papstes in den islamischen
Ländern an erster Stelle richtig dargestellt und gewürdigt wird. Es wäre nicht
nur um der Wahrheit willen, sondern auch das richtige Signal, um einkalkuliert
eingedrungene, gezielt manipulierende interessierte Kreise in die Schranken zu
verweisen. Dieses hinterlistige Kalkül hat im Vatikan funktioniert und wird wahrscheinlich
nicht das letzte gewesen sein. Es ist eigentlich ein Alarmsignal für mehr
Wachsamkeit in der Umgebung des Papstes und in deutschen Medien, die jenseits
jeder Naivität vorbereitet sein müssen, um solche Ränke und Fallen rechtzeitig
aufzudecken.
Der Papst weiß, wie andere europäische
Staatsoberhäupter, welche mächtigen Herren heute die Macht der Gewalt bis zum
Extrem von Mord und Krieg ausüben, mittels Täuschung und konstruierten Lügen
für die Öffentlichkeit. Man sollte nicht in die Vergangenheit der Geschichte
zurückzugehen, um die Gegenwart zu verschonen. Ein Schuldbekenntnis zur
Vergangenheit ist nicht glaubwürdig, wenn die Verbrechen der Gegenwart
unangesprochen bleiben.
Die gegenwärtige Gottlosigkeit Europas schafft das
verdorbene Klima des Verbrechens und der Unmenschlichkeit der sogenannten
„christlichen“ Welt, wo angeblich „Freiheit und Demokratie“ herrschen. Der
Summo Pontifex darf nicht länger blind und taub gegenüber den aktuellen
Verbrechen erscheinen, die westliche Macht-Herren zu verantworten haben. Sonst
muss der Vatikan-Chef noch ein Schuldbekenntnis wegen seiner Blindheit und
Taubheit zur aktuellen Lage der Welt ablegen. Er darf sich zukünftig nicht
hüten, mit klaren Worten die Terror-Gewalt des Westens, angeordnet von
identifizierten Personen in führenden Stellungen Europas, eindeutig zu
verurteilen. Eine hoch unangenehme harte, aber notwendige Pflicht für den neuen
Nachfolger Petri.
Europa bekennt sich zur
christlichen Zivilisation. Aber in der Rede des Nuntius vor der UN-Vollversammlung
(September 2011) war kein Wort, kein Hinweis darüber zu erkennen. Im Gegenteil.
Es war eine Enttäuschung für die katholische Welt und ein Irrweg für die
Weltstaatengemeinschaft überhaupt, wenn der Vatikan in die Propaganda-Masche
der NATO-Staaten öffentlich und offiziell verfällt, die Konstruktion der
sogenannten Schutzverantwortung (Responsibility to protect) propagiert und den
Prinzipien und Normen der UN-Charta keine Achtung schenkt. Und das auf der
Bühne der Welt. Damit widersprach der UN-Nuntius blamabel den Worten des
Papstes vor dem Bundestag, als Benedikt XVI. die Relevanz des Rechts für die
Politik deutlich hervorhob.
Als Oberhaupt des Vatikans
obliegt dem Papst, vor den Vereinten Nationen aufzutreten !!
Dort hätte er seine Rede über
die Relevanz des Rechts (22.9.2011) halten und einen entgleisten Westen
anmahnen müssen. Dass er es nicht tat, ist dem Einfluss einer
ultrakonservativen rückständigen Kurie anzulasten, die durch Intrigen und
Diktat diese Aufgabe und Pflicht des Papst Benedikt sicherlich zu verhindern
wusste, neben vielen anderen seiner Aufgaben und Pflichten.
Bei der Sehnsucht der
Menschen nach Sinn und Deutung des Lebens geht es um viel mehr als die
Institution Kirche. Es geht um religiöse Substanz. Sowohl die katholische als
auch die evangelische Kirche in Deutschland haben sich ständig als
Bundesmoralanstalt verhalten, anstatt „das Evangelium in Klarheit und Reinheit
zu verkünden“, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung auf den Punkt bringt
(FAZ, 8.11.12). Unser Herr Jesus Christi führt eine wahre Revolution ein, als
er anstatt eine diskriminierende und ausschließende Gesellschaft, den Code des
Mitgefühls einführt, wobei eine mitfühlende Gesellschaft, barmherzig integrativ
und einschließend zu schaffen ist. In diesem Gottes Reich sind alle Menschen
willkommen als Gottes Kinder, sie alle sind eingeladen, niemand darf
gedemütigt, ausgeschlossen oder von der Gemeinschaft getrennt werden. Religion
auszuüben, einer kirchlichen Institution anzugehören, führt nicht unbedingt zum
Reich Gottes. Glaubt man an das Ideal des Guten im Menschen, lehnt man es ab,
das andere unter Armut, Unterdrückung und Überfall leiden, dass es ihnen
schlecht geht. Das ist eine Herangehensweise, die mit keiner Institution etwas
zu tun hat, sondern allein mit dem Sinn und der Botschaft des Evangeliums.
Warum hat uns Gott diese unvollkommene Welt gegeben, wenn nicht um hier Sein
Reich aufzubauen? Die Gottlosigkeit erfasst heute den gesamten europäischen
Kontinent und aus dieser Gottlosigkeit ergeben sich die Verbrechen der
westlichen Machthaber, die auf ihre Straflosigkeit setzen, während eine
korrumpierte Öffentlichkeit sie als ganz normal hinnimmt. Nicht die Religionen
sind zu ermahnen, sondern identifizierte bekannte Personen in führenden
Stellungen, die sich durch ihre Untaten strafbar machen. Der Summo Pontifex hat
die moralische Autorität, solche Verbrecher an den Pranger zu stellen. Sie
widersprechen der christlichen Lehre und tun den Menschen in großem Maße Böses
an.
Die Komplexität der heutigen internationalen Lage,
wobei die USA/EU Achse an der Seite eines aggressiven Israels völlig
diskreditiert ist, erfordert eine intelligente Wachsamkeit, wie sie das
Berliner Kanzleramt gelegentlich reaktionsschnell demonstriert hat. Papst
Benedikt XVI. war zutiefst daran gelegen, den Dialog zwischen den
Weltreligionen zu vertiefen. Diese Annäherung ist fortzusetzen und wird uns
alle bereichern.
Vor dem Hintergrund, die internationalen
Beziehungen mit dem Iran und Syrien während der zweiten Amtszeit von US-Präsidenten
Obama zu normalisieren und damit zur Entspannung der Außenpolitik beizutragen,
hat Benedikt XVI auch eine klare Stellungnahme getroffen, die deutsche Medien
ebenso totschweigen.
Das Unvermögen des Westens, sich der
internationalen Aktualität und ihren Problemen zu stellen, ist ein Hindernis
für eine friedliche zuverlässige Außenpolitik.
Sanktionen sind überflüssig und schädlich. Sie
verursachen Hunger und Not bei den betroffenen Menschen. Dass die USA/EU
unvernünftig darauf bestehen, ist nicht nur ein Zeichen ihrer diplomatischen
Niederlage, sondern auch ein Zeichen ihrer weltweit destruktiven Außenpolitik
und der Skrupellosigkeit der westlichen Machthaber.
Unter Verweis auf 13 Jahre UNO-Sanktionen gegen den
Irak und mehr als ein halbes Jahrhundert lang gegen Kuba, in beiden Fällen mit
katastrophalen Auswirkungen auf die Bevölkerung, warnen Diplomaten ständig vor
Wirtschaftssanktionen. Lähmende Sanktionen, verdeckte Aktionen und
Militärschläge sind kriminelle Handlungen und müssen von der Politik als solche
gesehen und ausgeschlossen werden.
Gerade das Kirchenoberhaupt der Katholischen
Kirche, Summo Pontifex Benedikt XVI., verurteilte die US-Blockade gegen Kuba,
als er dieses Land im vergangenen März 2012 besuchte und erklärte, es sei der
Auftrag Gottes, der Welt Liebe, Versöhnung und Frieden zu bringen. Diese
wichtige aktuelle Botschaft ist nicht länger zu ignorieren. Sie muss in den
Vordergrund einer ehrlichen und sachlichen Würdigung seines Pontifikats
gestellt werden.
Die päpstliche Verurteilung der
Wirtschaftssanktionen gegen die karibische Insel war zu erwarten und ist als
grundsätzliche Ablehnung jeder Sanktionspolitik gegen welches Volk auch immer
zu bewerten. Von allen Seiten nimmt deshalb derzeit der Druck auf das
mächtigste Land der Welt zu, seine aggressive Politik gegenüber Kuba und
anderen Völkern zu revidieren.
Benedikt XVI. stellte das Wort Gottes, das
Evangelium in den Mittelpunkt seines Pontifikates, in den Mittelpunkt des
christlichen Glaubens und Handelns. Daher sein überzeugender Aufruf zum
Gewaltverzicht und Ablehnung einer aggressiven Politik gegenüber Menschen und
Völkern.
Der pontifikale römische Katholizismus ist ein
Teil, ein Aspekt des Christentums und zwar ein historischer. Der Papst von Rom
repräsentiert diesen Teil. Der römische Katholizismus war aber nicht primär in
der Geschichte des Christentums. Viel älter und auch viel kultivierter als Rom
war die christliche Orthodoxie mit Byzanz als Zentrum. Im Mittelalter bei einem
barbarisch gebliebenen Europa war Byzanz Stätte einer unvergleichlichen
Raffinesse und Kultur.
Die christliche Orthodoxie lebt und identifiziert
sich mit allem. Sie sympathisiert mit der gesamten Humanität, ohne Unterschied
der Nation, der Abstammung oder Landesherkunft. Sie besitzt den Instinkt der
menschlichen Universalität. Dogmen sind ihr fremd.
Im November 2006 reiste der Papst nach Istanbul,
das alte Konstantinopel oder frühere Byzanz, während die schwindende
Religiosität in Europa auffälliger denn je geworden war.
Die römische Kirche kann selbstverständlich nicht
weiter bestehen, wie sie jetzt ist. Die römische Kirche hat die Idee des
römischen Imperiums über den Glauben an Gott gestellt. Zu diesem Zweck dient
die Unfehlbarkeit des Papst, die als Dogma im Ersten Vatikanischen Konzil 1878
deklariert wurde, eine Deklaration, die auch im historischen Kontext anzusehen
und zu verstehen ist.
Es fehlt eine selbstkritische Betrachtung der
westlichen Geschichte bei deutschen Medien und bei den regierenden Parteien,
was in vieler Hinsicht ein großes Problem in Europa geworden ist. Unaufgeklärt
bleiben so die Defizite der westlichen Zivilisation. Sie werden zu wenig
bewusst:
Die hässliche Geschichte von Plünderung, Raub und
geplantem Mord an anderen Völkern und Menschen durch die Kreuzfahrten, die gewaltsame
Kolonisierung, die Sklaverei, die Vernichtung und Ausrottung der Völker in
Übersee, vor allem der Einheimischen von Nordamerika, Australien, Teilen von
Afrika und Lateinamerika. Diese massenmörderische Geschichte ging weiter im 20.
Jahrhundert mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg und mit weiteren
Angriffskriegen in den letzten Jahrzehnten, auch in das 21. Jahrhundert hinein.
Diese grausamen, bösen Untaten sind keine Zeichen christlicher Aufklärung
sondern eher Zeichen des Anti-Christ.
Benedikt XVI. hat gewiss diese Abnormität des
Westens erkannt, vor allem nach seinem offenen Gespräch mit Fidel Castro in
Kuba. Sich mit solchen Fehlschritten zu konfrontieren und sie zu bekämpfen,
verlangt viel Kraft und Entschlossenheit, eine Kraft und Entschlossenheit, die
ein neuer jüngerer Pontifex erbringen soll. Es handelt sich um
massenmörderische Attentate der sogenannten christlichen Welt, orchestriert von
Macht-Eliten an der Spitze westlicher Regierungen. Christliche Journalisten
sollten sich damit befassen, anstatt sie zu verdrängen oder zu ignorieren.
Warum hat sich Deutschland in diesen Schmutz ziehen lassen? Politiker und
Journalisten haben das offenbar gar nicht bemerkt. Journalisten und Politiker
gehen täglich mit Leuten um, die sich ständig außerhalb des Rechts und Gesetzes
bewegen, Leute, die mit dem Recht und Gesetz nichts zu tun haben wollen, und
das geschieht sogar im Scheinwerferlicht des Fernsehens, vor der Presse, auf
internationalen Konferenzen. Merken sie nicht, dass sie so den Weg in eine umgedrehte
Wertewelt gehen, den Weltanschauungskriegern folgen nach einer spezifisch
antichristlichen, unmenschlichen Moral? Wird ihnen erträglich, sich von Blut
beschmutzen zu lassen, wenn sie bei den Macht-Spielen ungestört hinter ihren
Schreibtisch mitspielen und dabei bleiben? Wie kann sich ein Mensch so
aufgeben?
Die Verbreitung des Christentums von Byzanz aus
hatte puren religiösen Charakter im Gegensatz zu seiner Verbreitung in
Germania, wo die Religion sich als Konsequenz eines militärischen Siegs durchsetzte.
Mit anderen Worten: Das byzantinische Christentum verbreitet sich nicht
vorrangig mittels militärischer Eroberungen, sondern friedlich als eine
Religion getragen von dem menschlichen Prestige einer erhabenen Zivilisation.
Man empfängt sie mit Sympathie, man akzeptiert sie freiwillig. Das Prestige,
das sie unterstützt, ist ein menschliches Prestige. Daher die Spiritualität im
Orient, die als eine Bereicherung für die Katholische Kirche anzuerkennen ist.
Der Individualismus des christlichen Abendlandes
hat sich in einen ekelhaften Egoismus verwandelt. Ein extremer Egoismus, der
die EU-Länder als Egomanen auftreten lässt, die ihren Sinn für
Mitmenschlichkeit verloren haben. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass
immer mehr Menschen das Bild von Christus außerhalb der kirchlichen
Institutionen suchen, indem sie wahrnehmen, dass christliche Liebe durch
Brüderlichkeit und Annäherung von Mensch zu Mensch wachsen kann, weniger aber
in einer Macht-Institution, die sich von der etablierten Macht abhängig macht
oder sich ihr andient. Menschliche Liebe, Brüderlichkeit und der tiefe Glaube
an einen Gott gibt es in dem Islam genauso wie in der christlichen Orthodoxie.
Das gestaltet eine Bindekraft.
Als eine säkulare Religion bildet der Islam eine soziale Moral für alle
Menschen auf der Basis der Gleichheit und Brüderlichkeit. Einfacher als das
Christentum ist der Islam eine soziale Vorstellung des Lebens für jeden
Menschen.
Um sich kritisch mit beiden, christliche Orthodoxie
und Islam, auseinanderzusetzen, muss man sich zuerst kritisch mit seiner
eigenen westlichen Religiosität oder ihrem Mangel befassen. Das erfordert
Realismus, Bescheidenheit, Demut.
Papst Bendikt XVI. gab Deutschland die Chance, sich
weiter der Welt zu öffnen, aber Deutschland hat diese schöne Chance verpasst,
nicht erkannt. Mit anderen Worten hat Deutschland den Papst Benedikt nicht
verdient. Kaum zu fassen: Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihm niemals ein
Besuch im Vatikan abgestattet. Hätte sie und ihre sogenannte "christliche Union"
eine Vision und ein Konzept für eine Außenpolitik im Einklang mit christlichen
Werten, hätte sie weltweit im Papst Benedikt einen wertvollen Unterstützer
gehabt.
Katholizismus bedeutet Universalismus. Die
Katholische Kirche ist eine universale christliche Gemeinschaft, wobei Europa
und hiermit Deutschland nur ein kleiner Teil davon ist, und schon gar nicht das
Zentrum des Universums.
Benedikt XVI. wollte den Dialog zwischen den
Religionen fördern. Allerdings waren seine Absichten und Projekte von fremden
Interessen manipuliert und ausgenutzt worden. Man soll nicht außer Acht lassen,
dass eine fundamentalistische Organisation wie das Opus Dei eine zentrale Rolle
im Vatikan spielt mit unbekannten verhängnisvollen weltweiten Konnotationen in
dem aktuellen komplexen internationalen Kontext. Diese verheerende
diktatorische Organisation wurde vom Papst Johannes-Paul II im Vatikan
eingeführt. Der blinde Antikommunismus des polnischen Papstes hat ihn so sehr
verblendet, dass er das Übel einer fundamentalistischen mächtigen Organisation
innerhalb der Katholischen Kirche nicht erkannte.
Der Rücktritt des Papstes Benedikt öffnet die
Möglichkeit, die Stellungen durch neue Personalien zu ersetzen und so mit dem
Beginn eines neuen Pontifikates frischen Wind und eine Renaissance, eine
aggiornamento in Rom zu schaffen.
Allerdings bleiben Jesus Christus und seine
Botschaft der Mittelpunkt der Kirche, da Jesus das beste ist, das wir in der
Kirche haben und das beste, das wir der modernen Gesellschaft anbieten können.
Sollte sich der Papst in die Krallen einer korrupten Kurie als Befangen
erweisen, muss sich die Katholische Kirche völlig anders gestalten, weit
entfernt von einer korrupten diktatorischen Institution, die sich anmaßt,
Christus und seine Botschaft einzuschließen.
Immerhin ist als gläubiger Christ das Reich des
Himmels auf dieser Erde zu erobern.