Washingtons Eiserner Vorhang in der Ukraine
von Diana Johnstone
und
Anmerkungen dazu von Brigitte Queck
NATO-Führer führen zur Zeit ein wohldurchdachtes
Affentheater in Europa auf, darauf ausgerichtet, wieder einen Eisernen Vorhang
zwischen Russland und dem Westen zu errichten.
Mit erstaunlicher Einmütigkeit heucheln NATO-Führer
Überraschung angesichts von Ereignissen, die sie schon Monate voraus geplant
hatten. Geschehnisse, die sie absichtlich ausgelöst haben, werden falsch
dargestellt als plötzliche, überraschende, ungerechtfertigte „russische
Aggression“. Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union
haben in der Ukraine eine aggressive Provokation unternommen, von der sie
wussten, dass sie Russland zwingen würde, defensiv zu reagieren, auf die eine
Weise oder die andere.
Sie konnten sich nicht genau sicher sein, wie der
russische Präsident Vladimir Putin darauf reagieren würde, wenn er feststellte,
dass die Vereinigten Staaten von Amerika einen politischen Konflikt in der
Ukraine manipulierten, um eine prowestliche Regierung zu installieren, die
darauf aus war, der NATO beizutreten. Das war nicht bloß eine Frage einer
„Einflusssphäre“ in Russlands „Nahbereich,“ sondern eine Frage von Leben und
Tod für die russische Marine, wie auch eine schwerwiegende Bedrohung der
nationalen Sicherheit an Russlands Grenze.
Es wurde damit eine Falle für Putin gestellt. Er
war verdammt, wenn er es tat, und verdammt, wenn er´s nicht tat. Er konnte zu
wenig reagieren und Russlands grundlegende nationale Interessen verraten, indem
er der NATO gestattete, ihre feindlichen Kräfte in eine ideale Angriffsposition
zu bringen.
Oder er konnte überreagieren, indem er russische
Streitkräfte in die Ukraine einmarschieren ließ. Der Westen war darauf
vorbereitet, bereit aufzuheulen, dass Putin „der neue Hitler“ ist, bereit, das
arme hilflose Europa zu überrennen, welches nur von den großzügigen Amerikanern
(wieder) gerettet werden konnte.
In Wirklichkeit war der russische
Verteidigungszug ein sehr vernünftiger Mittelweg.
Dank der Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit
der Krimbewohner sich als Russen fühlten, nachdem sie russische Bürger gewesen
waren, bis Chrustschow leichtfertig das Territorium 1954 der Ukraine schenkte,
wurde eine friedliche demokratische Lösung gefunden.
Die Bewohner der Krim stimmten
für ihre Rückkehr zu Russland in einem Referendum, das perfekt legal war nach
Internationalem Recht, allerdings nicht nach der Verfassung der Ukraine,
die zu der Zeit gerade in Fetzen lag, nachdem sie durch den Sturz des
rechtmäßig gewählten Präsidenten des Landes Viktor Janukowitsch unter Mithilfe
gewalttätiger Milizen verletzt worden war. Der Wechsel des Status der Krim
wurde ohne Blutvergießen mit der Wahlurne erreicht.
Dessen ungeachtet war das Geschrei der Empörung aus
dem Westen in jeder Beziehung so hysterisch feindselig, als hätte Putin
überreagiert und die Ukraine einer Bombenkampagne im Stil der Vereinigten
Staaten von Amerika ausgesetzt, oder als wäre er einfach in das Land
einmarschiert – was sie vielleicht von ihm erwartet hatten.
Der Außenminister der Vereinigten Staaten von
Amerika John Kerry leitete den Chor selbstgerechter Entrüstung, indem er
Russland der Art von Handlungen beschuldigte, die seine Regierung
gewohnheitsmäßig betreibt. „Man marschiert einfach nicht unter fadenscheinigem
Vorwand in ein anderes Land ein, um seine Interessen durchzusetzen. Das ist ein
Akt der Aggression, der unter einem völlig an den Haaren herbeigezogenen
Vorwand betrieben wird,“ schwadronierte Kerry hochtrabend. „Das ist in
Wirklichkeit Verhalten des 19. Jahrhunderts im 21. Jahrhundert.” Anstatt über
diese Scheinheiligkeit zu lachen, griffen die Medien der Vereinigten Staaten
von Amerika, Politiker und Experten beflissen das Thema der inakzeptablen
expansionistischen Aggression Putins auf. Die Europäer folgten mit einem
schwachen gehorsamen Echo.
Geplant wurde das alles in Jalta
Im September 2013 bezahlte Viktor
Pinchuk, einer der reichsten Oligarchen der Ukraine, für eine strategische
Konferenz der Elite über die Zukunft der Ukraine, die in
demselben Palast in Jalta auf der Krim abgehalten wurde, in dem Roosevelt,
Stalin und Churchill zusammenkamen, um 1945 die Zukunft Europas zu beschließen.
The Economist, eines der Elitemedien, berichtete über das, was es als eine
„Aufführung heftiger Diplomatie“ bezeichnete: „Über die Zukunft der Ukraine,
eines Landes mit 48 Millionen Menschen, und von Europa wurde in Echtzeit
entschieden.“ Unter den Teilnehmern waren Bill und Hillary Clinton, der
ehemalige CIA-Chef General David Petraeus, der ehemalige Finanzminister der
Vereinigten Staaten von Amerika Lawrence Summers, der ehemalige Vorstand der
Weltbank Robert Zoellick, der schwedische Außenminister Carl Bildt, Shimon
Peres, Tony Blair, Gerhard Schröder, Dominique Strauss-Kahn, Mario Monti, die
litauische Präsidentin Dalia Grybauskaite und Polens einflussreicher
Außenminister Radek Sikorski.
Sowohl Präsident Viktor Janukowitsch,
fünf Monate später gestürzt, als auch sein kürzlich gewählter Nachfolger Petro
Poroschenko waren anwesend.
Der frühere Energieminister der Vereinigten Staaten
von Amerika Bill Richardson war da, um über die Schiefergasrevolution zu reden,
die die Vereinigten Staaten von Amerika zu benutzen hoffen, um Russland zu
schwächen, indem sie die russischen natürlichen Gasreserven durch Fracking
ersetzen. Mittelpunkt der Diskussion was das „Deep and Comprehensive Free Trade
Agreement“ („Tiefgehende und umfassende Freihandelsabkommen“
– DCFTA) zwischen der Ukraine und der Europäischen Union, und die Aussicht
einer Integration der Ukraine in den Westen. Im Großen und Ganzen war die
Stimmung euphorisch angesichts der Aussicht, die Beziehungen der Ukraine mit Russland
zugunsten des Westens zu zerbrechen.
Eine Verschwörung gegen Russland? Überhaupt nicht.
Im Gegensatz zu Bilderberg waren die Beratungen nicht geheim. Einem Dutzend
oder so amerikanischer VIPs und einer großen Kollektion der europäischen
politischen Elite saß ein Berater Putins namens Sergei Glazyev gegenüber, der
die russische Position eindeutig klar machte.
Glazyew
brachte eine Note von politischem und wirtschaftlichem Realismus in die
Konferenz. Forbes berichtete damals über den „großen Unterschied“ zwischen den
russischen und westlichen Sichtweisen „nicht über die Ratsamkeit einer
Integration der Ukraine in die EU, sondern über deren wahrscheinliche
Auswirkungen.“ Im Gegensatz zur westlichen Euphorie gründete sich die russische
Sichtweise auf „sehr spezifische und gezielte wirtschaftliche Kritikpunkte“ an
der Auswirkung des Handelsabkommens auf die Wirtschaft der Ukraine, indem sie
feststellte, dass die Ukraine ein enormes Defizit an Fremdwährungen aufwies,
finanziert mit ausländischen Krediten, und dass der sich daraus ergebende
bedeutende Anstieg bei Importen aus dem Westen nur das Defizit steigern konnte.
Die Ukraine „wird entweder aufgrund ihrer Schulden pleite gehen oder einen
beträchtlichen Freikauf erfordern“.
Der Forbes-Reporter folgerte, dass
„die russische Position viel näher an der Wahrheit liegt als das nette Gerede,
das aus Brüssel oder Kiew kommt.“
In Hinblick auf die politischen Auswirkungen wies
Glazyew darauf hin, dass die russisch sprechende Minderheit in der östlichen
Ukraine sich in Richtung Abspaltung bewegen könnte, als Protest gegen den
Abbruch der Beziehungen zu Russland, und dass Russland das Recht habe, sie
zu unterstützen, laut The Times of London.
Kurz gesagt, während sie planten, die Ukraine in
die westliche Sphäre einzugliedern, war den westlichen Führern perfekt bewusst,
dass dieser Zug zu ernsthaften Problemen mit den russisch sprechenden Ukrainern
und mit Russland selbst führen würde. Statt aber an einem Kompromiss zu
arbeiten, beschlossen die westlichen Führer, weiter vorzustoßen und Russland
für alles die Schuld zuzuschieben, was dabei schief ging. Als erstes ging
schief, dass Janukowitsch kalte Füße bekam angesichts des wirtschaftlichen
Zusammenbruchs, der mit dem Handelsabkommen mit der Europäischen Union ins Haus
stand. Er verschob die Unterschrift, wobei er auf einen besseren Handel
hoffte. Nachdem nichts von all dem der ukrainischen Öffentlichkeit erklärt
worden war, folgten erregte Demonstrationen, welche schnell von den Vereinigten
Staaten von Amerika ausgenutzt wurden ... gegen Russland.
Ukraine als Brücke … oder
Achillesferse
Ukraine, ein Begriff, der Grenzland bedeutet, ist
ein Land ohne klar umrissene historische Grenzen, das zu weit in den Westen und
zu weit in den Osten ausgedehnt worden ist. Verantwortlich dafür war die
Sowjetunion, aber die Sowjetunion existiert nicht mehr, und das Ergebnis ist
ein Land ohne eine einheitliche Identität, das sich herausbildet zu einem
Problem für sich selbst und für seine Nachbarn.
Die Ausdehnung in den Osten reichte zu weit, da sie
ein Territorium mit einschloss, das genauso gut russisch hätte sein können, im
Zuge einer allgemeinen Politik der Unterscheidung der UdSSR vom Zarenreich, die
die Ukraine auf Kosten ihres russischen Anteils vergrößerte und beweisen
sollte, dass die Sowjetunion wirklich eine Union von gleichrangigen
sozialistischen Republiken war. Solange die gesamte Sowjetunion von der
kommunistischen Führung regiert wurde, hatten diese Grenzen kaum eine
Bedeutung.
Zu weit nach Westen wurde sie am Ende des Zweiten
Weltkriegs ausgedehnt. Die siegreiche Sowjetunion erweiterte die Grenzen der
Ukraine, die damit westliche Regionen dazu bekam, die von der Stadt dominiert
wurden, die Lviv, Lwow, Lemberg oder Lvov hieß, je nachdem, ob sie gerade zu
Litauen, Polen, zum Habsburgerreich oder zur UdSSR gehörte, eine Region, die
eine Brutstätte antirussischer Gefühle war. Das wurde zweifelsohne als
defensiver Schritt betrachtet, um feindliche Elemente zu neutralisieren, aber
es schuf das grundsätzlich geteilte Land, das jetzt das perfekte
Problemgewässer für Fischen im gegnerischen Teil bildet.
Der bereits zitierte Forbes-Bericht betonte: „Die meiste Zeit in den letzten fünf Jahren
spielte die Ukraine im Grunde genommen ein Doppelspiel, indem sie der EU
sagte, sie sei interessiert an der Unterzeichnung des DCFTA, während sie den
Russen sagte, sie sei daran interessiert, der Zollunion beizutreten.“
Entweder konnte Janukowitsch sich
nicht entscheiden, oder er versuchte, von beiden Seiten die besten Bedingungen
zu bekommen, oder er suchte den Bestbieter. Jedenfalls war er nie „Moskaus
Mann,“ und sein Sturz hängt sehr mit seiner Rolle zwischen zwei Fronten
zusammen. Er spielte das gefährliche Spiel, größere Mächte gegeneinander
auszuspielen.
Man kann mit Sicherheit sagen, dass das, was
gebraucht wurde, in der Ukraine bisher völlig zu fehlen scheint: eine Führung,
die die geteilte Natur des Landes anerkennt und diplomatisch daran arbeitet,
eine Lösung zu finden, die beiden lokalen Bevölkerungen und ihren historischen
Beziehungen mit dem katholischen Westen und mit Russland gerecht wird. Kurz
gesagt könnte die Ukraine eine Brücke sein zwischen Ost und West – und genau
diese Auffassung wurde übrigens von Russland vertreten.
Die russische Position war nicht
darauf gerichtet, die Ukraine aufzuteilen und schon gar nicht darauf, sie zu
erobern, sondern die Rolle des Landes als Brücke zu erleichtern. Dazu
bräuchte es ein bestimmtes Ausmaß von Föderalismus, von lokaler Regierung, was
in diesem Land bisher völlig fehlt, in dem die Provinzgouverneure nicht
gewählt, sondern von der Zentralregierung in Kiew bestellt werden. Eine
föderalistisch strukturierte Ukraine könnte sowohl Beziehungen mit der EU
entwickeln, als auch die lebenswichtigen (und gewinnbringenden)
Wirtschaftsbeziehungen zu Russland weiterhin pflegen.
Diese Anordnung verlangt jedoch,
dass der Westen bereit ist, mit Russland zu kooperieren. Die
Vereinigten Staaten von Amerika haben eindeutig diese Möglichkeit unterbunden,
indem sie es vorzogen, die Krise dafür auszunutzen, Russland als „den Feind“ zu
brandmarken.
Plan A und Plan B
Die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika,
die sich bereits bei dem Treffen im September 2013 in Jalta abzeichnete, wurde
vorort umgesetzt von Victoria Nuland, ehemalige Beraterin bei Dick Cheney,
stellvertretende Botschafterin bei der NATO, Sprecherin für Hillary Clinton und
Gattin des neokonservativen Theoretikers Robert Kagan. Ihre führende Rolle bei
den Vorgängen in der Ukraine beweist, dass der neokonservative Einfluss im
Außenministerium, der unter Bush II aufgebaut worden war, von Obama beibehalten
wurde, dessen einziger sichtbarer Beitrag zur Änderung der Außenpolitik die
Anwesenheit eines Mannes mit afrikanischer Abstammung im Präsidentenamt war,
darauf hin berechnet, die Welt mit dem multikulturellen Vorzug der Vereinigten
Staaten von Amerika zu beeindrucken. Wie die meisten anderen Präsidenten in
jüngerer Vergangenheit sitzt Obama dort als ein zeitweiliger Verkäufer für eine
Politik, die von anderen gemacht und ausgeführt wird.
Victoria Nuland gab in Washington damit an, dass
seit der Auflösung der Sowjetunion 1991 die Vereinigten Staaten von Amerika
fünf Milliarden Dollars ausgegeben haben, um politischen Einfluss in der
Ukraine zu bekommen (das läuft unter demTitel „Förderung der Demokratie“).
Diese Investition ist nicht „für Öl“ oder für andere unmittelbare
wirtschaftlichen Vorteile. Die Hauptmotive sind geopolitischer Natur, weil
die Ukraine Russlands Achillesferse ist, das Territorium mit dem größten
Potenzial zur Verursachung von Problemen für Russland.
Was die öffentliche Aufmerksamkeit auf Victoria
Nulands Rolle in der ukrainischen Krise richtete, war ihr Gebrauch eines
unanständigen Wortes, als sie zum Botschafter der Vereinigten Staaten von
Amerika „Fuck the EU“ sagte. Aber die Aufregung über ihre Ausdrucksweise
verdeckte ihre bösen Absichten. Es ging darum, wer die Macht von dem gewählten
Präsidenten Viktor Janukowitsch übernehmen sollte. Die Partei der deutschen
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte den ehemaligen Boxer Vitaly Klitschko
als ihren Kandidaten vorgeschlagen.
Nulands rüde Zurückweisung
besagte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika, nicht Deutschland oder die
Europäische Union den nächsten Führer aussuchten, und das war nicht Klitschko,
sondern „Yats“. Und Yats war es dann auch, Arseniy Yatsenyuk, ein die zweite
Geige spielender von den Vereinigten Staaten von Amerika gesponserter
Technokrat, der bekannt war für seine Begeisterung für die IWF-Sparpolitik und
Mitgliedschaft bei der NATO, kriegte den Job.
Das versetzte eine von den Vereinigten Staaten von
Amerika gesponserte Regierung, die auf den Straßen durch faschistische Milizen
mit wenig Legitimation durch Wähler, dafür aber jeder Menge bewaffneter
Niederträchtigkeit verstärkt wurde, in die Lage, die Wahlen am 25. Mai zu
bewältigen, von denen der russisch sprechende Osten weitgehend ausgeschlossen
wurde.
Plan A des Victoria Nuland-Putsches war
wahrscheinlich schnell eine Regierung in Kiew zu installieren, die der NATO
beitreten und damit formell die Voraussetzungen dafür schaffen würde, dass die
Vereinigten Staaten von Amerika Besitz von Russlands unverzichtbarem
Schwarzmeer-Marinehafen in Sebastopol auf der Krim Besitz ergreifen würden. Die
Wiedereingliederung der Krim zu Russland war Putins defensiver Zug, um das zu
verhindern.
Aber Nulands Spiel war in der Tat auf win-win
angelegt. Wenn Russland es nicht schaffte, sich zu verteidigen, dann
riskierte es, seine gesamte Südflotte zu verlieren – ein totales nationales
Disaster. Andererseits, wenn Russland so reagierte, wie es am ehesten zu
erwarten war, erzielten die Vereinigten Staaten von Amerika einen politischen
Sieg, den sie vielleicht am meisten anstrebten. Putins völlig defensiver
Schritt wird von den westlichen Massenmedien, welche politische Führer nachbeten,
als unprovozierter „russischer Expansionismus“ hingestellt, den die
Propagandamaschine mit Hitler vergleicht, der sich die Tschechoslowakei und
Polen unter den Nagel gerissen hat.
Auf diese Weise hat eine unverhohlene Provokation
des Westens, die eine politische Verwirrung in der Ukraine gegen ein
grundsätzlich defensives Russland ausnutzte, einen erstaunlichen Erfolg
errungen, indem sie einen totalen Wechsel in dem künstlichen Zeitgeist
bewirkte, der von den westlichen Medien erzeugt wird. Auf einmal wird uns
gesagt, dass der „freiheitsliebende Westen“ mit der Bedrohung eines
„aggressiven russischen Expansionismus“ konfrontiert ist. Vor rund vierzig
Jahren gaben Sowjetführer den Laden aus der Hand aufgrund der Illusion, dass
friedliche Aufgabe ihrerseits zu einer freundlichen Partnerschaft mit dem
Westen und besonders mit den Vereinigten Staaten von Amerika führen könnte.
Aber diejenigen in den Vereinigten Staaten von Amerika, die nie ein Ende des
Kalten Krieges haben wollten, haben jetzt ihre Rache.
Da braucht es keinen „Kommunismus“ – wenn der
derzeitige russische Führer, anstatt die Diktatur des Proletariats zu
befürworten, in bestimmter Weise einfach altmodisch ist, können die Medien des
Westens ein Ungeheuer daraus machen. Die Vereinigten Staaten von Amerika
brauchen einen Feind, um die Welt vor ihm zu retten.
Die Schutzgeldbande kommt zurück
Aber zu allererst brauchen die Vereinigten Staaten
von Amerika Russland als einen Feind, um “Europa zu retten,” was nichts anderes
heißt als Europa zu beherrschen. Washingtons Politikmacher schienen besorgt zu
sein, dass Obamas Hinwendung nach Asien und Gleichgültigkeit gegenüber Europa
die Kontrolle der Vereinigten Staaten von Amerika über ihre NATO-Alliierten
schwächen könnte. Die Wahlen zum Europäischen Parlament am 25. Mai zeigten ein
hohes Ausmaß an Unzufriedenheit mit der Europäischen Union. Diese
Unzufriedenheit ist besonders in Frankreich verbunden mit einem wachsenden
Bewusstsein, dass die Europäische Union, weit davon entfernt, eine potenzielle
Alternative zu den Vereinigten Staaten von Amerika zu sein, in Wirklichkeit ein
Mechanismus ist, der europäische Länder in eine von den Vereinigten Staaten von
Amerika vorgegebene Globalisierung, wirtschaftlichen Untergang und in die
Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika mit Kriegen und all dem
hineinzwängt.
Die Ukraine ist nicht das einzige Gebilde, das
überstrapaziert worden ist. Das ist auch mit der Europäischen Union der Fall.
Mit 28 Mitgliedern mit unterschiedlicher Sprache, Kultur, Geschichte und Mentalität
ist die EU nicht imstande, sich über eine Außenpolitik zu einigen, die von der
von Washington vorgegebenen abweicht. Die Erweiterung der EU um die ehemaligen
osteuropäischen Satelliten hat völlig zerbrochen, was als tiefgreifende
Einigung noch möglich gewesen wäre unter den Ländern der ursprünglichen
Wirtschaftsgemeinschaft: Frankreich, Deutschland, Italien und die
Beneluxstaaten. Polen und die Baltischen Staaten betrachten die
EU-Mitgliedschaft als nützlich, aber ihre Herzen schlagen in Amerika – wo viele
ihrer einflussreichsten Anführer erzogen und ausgebildet worden sind.
Washington ist imstande, die antikommunistische, antirussische und sogar
pro-Nazi-Nostalgie Nordosteuropas auszubeuten, um den falschen Aufschrei „die
Russen kommen!“ ertönen zu lassen, um die wachsende wirtschaftliche
Partnerschaft zwischen der alten EU, besonders Deutschland und Russland zu
blockieren.
Russland ist keine Bedrohung. Aber für die
lärmenden Russophoben in den Baltischen Staaten, in der Westukraine und Polen,
stellt schon die bloße Existenz Russland eine Bedrohung dar. Ermutigt durch die
Vereinigten Staaten von Amerika und die NATO bildet diese endemische
Feindseligkeit die politische Grundlage für den neuen „Eisernen Vorhang,“ der
dazu gedacht ist, den Zweck zu erreichen, der von Zbigniew Brzezinski 1997 in
The Grand Chessboard (Das Große Schachbrett) genannt wurde: den europäischen
Kontinent geteilt zu erhalten, um die Weltherrschaft der Vereinigten Staaten
von Amerika zu verewigen. Der alte Kalte Krieg diente diesem Zweck, indem er
militärische Präsenz und politischen Einfluss der Vereinigten Staaten von
Amerika in Westeuropa einbetonierte.
Ein neuer Kalter Krieg kann verhindern, dass der
Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika durch gute Beziehungen zwischen
Westeuropa und Russland verwässert wird.
Obama ist nach Europa gekommen
und verspricht großtuerisch, Europa zu „beschützen,“ indem er mehr Soldaten in
Regionen so nahe wie möglich bei Russland stationiert, während er gleichzeitig
Russland anweist, seine eigenen Soldaten auf sein eigenes Staatsgebiet
zurückzuziehen, noch weiter weg von der problemgeplagten Ukraine. Das
scheint dazu gedacht zu sein, Putin zu demütigen und ihm die politische
Unterstützung im eigenen Land zu entziehen, während in der Ostukraine
die Demonstrationen gegen den russischen Führer zunehmen, weil er sie gegen die
von Kiew geschickten Killer im Stich lässt.
Um die Umklammerung Europas durch die Vereinigten
Staaten von Amerika zu verstärken, benützen die Vereinigten Staaten von Amerika
die künstliche Krise, um von ihren verschuldeten Alliierten zu fordern, mehr
für „Verteidigung” auszugeben, in erster Linie durch den Kauf von
amerikanischen Waffensystemen. Obwohl die Vereinigten Staaten von Amerika weit
davon entfernt sind, Europas Energiebedarf aus dem neuen Frackingboom in den
Vereinigten Staaten von Amerika decken zu können, wird diese Aussicht bejubelt
als Ersatz für die russischen Erdgasverkäufe – welche als ein „Weg, politischen
Druck auszuüben“ verteufelt werden, während die hypothetischen
Energielieferungen der Vereinigten Staaten natürlich als unschuldig hingestellt
werden. Druck wird auf Bulgarien und Serbien ausgeübt, damit diese die
Konstruktion der South Stream Pipeline blockieren, durch welche russisches
Erdgas in den Balkan und nach Südeuropa geliefert werden soll.
Von D-Day zu Dooms Day
Heute, am 6. Juni, wird der siebzigste Jahrtag der
D-Day-Landung in der Normandie gespielt, als eine gigantische Feier der
amerikanischen Herrschaft, mit Obama, der ein Staraufgebot von europäischen
Führern anführt. Die letzten der anwesenden greisen überlebenden Soldaten und
Flieger sind wie die Geister aus einer unschuldigeren Zeit, in der die
Vereinigten Staaten von Amerika sich erst in den Startlöchern für ihre Karriere
zum Herrn der Welt befanden. Sie waren real, aber der Rest ist ein
Affentheater. Das französische Fernsehen schwimmt in den Tränen junger
Dorfbewohner in der Normandie, denen beigebracht worden war, dass die
Vereinigten Staaten von Amerika eine Art Schutzengel sind, der seine Jungs aus
reiner Liebe für Frankreich an die Ufer der Normandie schickte. Dieses
idealisierte Bild der Vergangenheit wird stillschweigend in die Zukunft
projiziert. In siebzig Jahren haben der Kalte Krieg, ein vorherrschendes
Propaganda-Narrativ, und über allem Hollywood die Franzosen und den größten
Teil des Westens überzeugt, dass D-Day der Wendepunkt war, der den Zweiten
Weltkrieg gewonnen und Europa vor Nazideutschland gerettet hat.
Vladimir Putin kam zu der Feier
und wurde wohl ausgeklügelt von Obama gemieden, dem
selbsternannten Gebieter über die Tugend. Die Russen zollen der D-Day-Operation
Anerkennung, die Frankreich von der Naziokkupation befreite, aber sie – und die
Historiker – wissen, was der größte Teil des Westens vergessen hat: dass die
Wehrmacht nicht durch die Landung in der Normandie, sondern durch die Rote
Armee entscheidend geschlagen wurde. Wäre der riesige Pulk der deutschen
Kräfte nicht festgenagelt gewesen durch den Kampf in einem verlorenen Krieg an
der Ostfront, würde niemand den D-Day feiern, wie er heute gefeiert wird.
Putin wird weithin anerkannt als „der beste
Schachspieler,” der die erste Runde der Krise in der Ukraine für sich verbuchen
konnte. Zweifelsohne hat er das Beste gemacht angesichts der ihm aufgezwungenen
Krise. Aber die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen reihenweise über
Bauern, die Putin nicht hat. Und das ist nicht nur ein Schachspiel, sondern
Schach kombiniert mit Poker und russischem Roulette.
Die Vereinigten Staaten von
Amerika sind bereit, Risken einzugehen, die die klügeren russischen Führer
lieber vermeiden wollen ... so lange wie möglich.
Vielleicht der außergewöhnlichste
Aspekt des derzeitigen Affentheaters ist die Unterwürfigkeit der „alten“
Europäer. Indem sie anscheinend die gesamte angesammelte Weisheit Europas,
stammend aus seinen Kriegen und Tragödien, über Bord werfen, und sich nicht
einmal ihrer eigenen Interessen bewusst sind, scheinen die heutigen Führer
Europas bereit zu sein, ihren amerikanischen Schutzherren zu einem weiteren D-Day
zu folgen ... D wie Doom (=Untergang).
Kann die Anwesenheit eines friedenssuchenden
russischen Führers in der Normandie einen Unterschied machen? Alles, was es
bräuchte, wären Massenmedien, die die Wahrheit sagen, und dass Europa
einigermaßen kluge und mutige Führer hervorbringt, damit die ganze falsche
Kriegsmaschine ihren Glanz verliert und die Wahrheit zu dämmern beginnt.
Ein
friedliches Europa ist noch immer möglich, aber wie lange noch?
Quelle :Englisches Origininal Tightening the U.S. Grip on Western Europe / Washington’s Iron Curtain in Ukraine:
http://www.counterpunch.org/2014/06/06/washingtons-iron-curtain-in-ukraine/
http://antikrieg.com/aktuell/2014_06_12_washingtons.htm
Anmerkung zum Obigen :
Die Europäer, die jetzt die „amerikanische Karte“
ausspielen, täuschen sich, wenn sie meinen, wenn sie den miltärisch starken USA
mehr Vertrauen schenken zu müssen, als den Russen.
Die USA werden ihr blindes Vertrauen NICHT BELOHNEN
!!
1. Haben sie vergessen, was das geheime
Pentagonpapier aussagt:“Wer ökonomisch
stärker zu werden droht, ist unser Feind !“ ??
2. Haben sie außer Acht gelassen, dass die USA mit
mindestens 15 Billionen Euro im Staatsbankrott sind, dass die USA nicht ewig
PAPIERGELD NACHDRUCKEN KÖNNEN und dass MAN VON WAFFEN NICHT ABBEIßEN KANN ?
> USA größter Waffenproduzent !
3. Haben sie die NATO-Übung WINTEX von 1989 vergessen,
bei denen Europa als Exerciersfeld zwischen NATO und Warschauer Vertrag gedacht
war und Europa den USA dabei skrupellos als Opfer dienen sollte ?
Heute wäre es (ein von den USA gewollter ???)
Schlagabtausch ihrer US/NATO-Soldaten von europäischen, einschließlich
deutschem, Boden aus in einem von ihnen provoziertem Krieg mit den Russen.
DIE USA FÜHREN KRIEGE IN ALLER WELT NICHT VON
IHREM, SONDERN IMMER VON FREMDEN TERRITORIUM AUS.
DENN SIE WOLLEN AUCH NACH EINEM ATOMAREN KRIEG
SCHLIEßLICH DIE SIEGER SEIN !
WOLLEN DIE EUROPÄISCHEN PRO-AMERIKANER IHNEN DABEI ALS STEIGBÜGELHALTER BIS IN DEN
EIGENEN ABGRUND DIENEN ?!
Brigitte Queck