NATO bewegt sich nach Osten, um in Europa ein „Römisches Reich zu errichten

Interview mit Zivan Jovanovic dem ehemaligen Botschafter von Jugoslawien

durch John Robles, Voice of Russia am 21.2.2014

Übersetzung der wichtigsten Passagen von B. Queck

Der erste Akt des illegalen „humanitären“ Aggressionskrieges gegen die Republik Srpska 1995 wurde „Befreiungsoperation“ genannt.. Später wurde die „Operation Aliierte Kräfte“ gestartet, der brutale Luftangriff auf zivile Objekte in der Föderativen Republik Jugoslawien. Fakt ist, dass der NATO erlaubt wurde, einen solchen Aggressionskrieg zu machen und dass es den US/NATO Architekten erlaubt war, diese Szenarien, eingebettet in eine „Allianz“, zu verüben, was in der Folgezeit zur globalen Ausdehnung der NATO beitrug und diese weitere  „Regimechanges“, „Ressourcenkriege“, als „humanitäre Interventionen“ presentiert, machen konnte.

Das Szenario ist immer das gleiche und spielt sich gegenwärtig in der Ukraine ab.

Im 15. Jahr des Beginns der Aggression gegen Jugoslawien wurde ein Exclusivinterview gemacht. Die Stimme Russlands sprach mit dem letzten Außenminister der Föderativen Republik von Jugoslawien, Zivadin Jovanovic‘.

Ich möchte  an das Friedensabkommen in Dayton erinnern, an  den Frieden in Bosnien und Herzegowina von 1995  und die Schlüsselfigur, die das erreicht hatte, war Slobodan Milosevic, der in dieser Zeit Präsident der serbischen Republik war und später der Präsident der Föderalen Republik Jugoslawien.

Seine Rolle war weithin anerkannt und in dieser Zeit war er der Friedensmacher auf dem Balkan….Das wurde wiederholt auf der Pariser Konferenz festgestellt und er wurde von den Präsidenten der USA, Frankreichs und vielen anderen Ländern geschätzt.

Aber wir wissen heute, dass die Amerikaner in Dayton auch das Problem der südlichen Provinz von Serbien Kosovo und Metohija diskutieren wollten. Und sie wollten das in die Agenda von Dayton einbinden. Aber Slobodan Milosevic und die jugoslawische Delegation lehnten das ab, da dies eine innere Angelegenheit von Jugoslawien war.

Auf diese Weise, konfrontiert mit der Ablehnung von Milosevic, waren die Amerikaner und vor allem Richard Holbrook, der damalige Staatssekretär, und die anderen anwesenden US-Politiker, damit einverstanden, nur einen Frieden über Bosnien und Herzegowina abzuschließen…

Man brauchte Milosevic den Prozess des Dayton Friedensabkommens in Gang zu bringen . Viele Konferenzen wurden  in Genf, Rom, Berlin und anderen Städten abgehalten einschließlich in Moskau, um zu einem Abschluss dieses Dayton  Friedensabkommens zu kommen.

Die ganze Zeit benötigte man Jugoslawien und Präsident Milosevic als Schlüselfigur für den Frieden. Ohne Jugoslawien und Präsident Milosevic hätte niemand das Friedensabkommen von Dayton erreicht. Aber das war auch die Zeit, als Jugoslawien durch UNO-Sanktionen bedroht war, welche damit begründet wurden, dass Jugoslawien die Aggression im bosnischen Bürgerkrieg begonnen hätte.

Der Sicherheitsrat verhängte die Sanktionen im Mai 1992 und sie dauerten bis 1995, als das Dayton- Friedensabkommen unterzeichnet worden war. Später wurden die Sanktionen suspendiert und dann aufgehoben. Aber die USA trat nicht von eigenen Sanktionen zurück, den sogenannten „außerhalb der Mauer“ gemachten Sanktionen.

Das bedeutet, dass die Amerikaner Jugoslawien  nicht erlaubten, seine Mitgliedschaft in der OSZE, in der UNO und seine Position in der Weltbank, in der IWF und vielen anderen internationalen Organisationen zu erneuern.

Sie hatten andere Pläne. Und sie hatten nicht vergessen, dass Millosevic nicht gewillt gewesen war, in das Friedensabkommen Kosovo und Metohija einzubinden.

Nachdem die Stabilität in Bosnien und Herzegowina erreicht war, brauchte man Milosevic nicht mehr länger und sie stellten das Problem Kosovo und Metohija auf die Tagesordnung..

Sie finanzierten, trainierten und organisierten eine Terrororganisation: die sogenannte KLA.

Und es war nicht nur die USA, sondern auch die europäischen Alliierten, wie Deutschland, oder Großbritannien und einige andere Länder, die sehr aktiv waren, seperatistische Bewegungen und die Terrororganisation KLA im Kosovo und Metohija zu unterstützen.

So stellte man das innere Problem Serbiens auf internationalen Foren auf die Tagesordnung und man provozierte Zusammenstöße auf serbischem Territorium.

Viele Polizisten, viele Lehrer, viele Armeeangehörige und viele serbische Arbeiter wurden zwischen 1997-1998 getötet. Und so hatte 1998 die Regierung keine andere Möglichkeit, als gegen den wachsenden Terrorismus im Kosovo und Metohija vorzugehen.

In dieser Zeit begannen die USA Verhandlungen mit Milosevic zu initiieren.

Richard Holbrook war der Verhandlungsführer…Die ganze Zeit war klar, dass die Amerikaner den Seperatismus in Kosovo und Metohija unterstützten und auf Serbien und Milosevic Druck ausübten, verschiedene unannehmbare Bedingungen zu akzeptieren.

So anerkannten die US-Administration im Juni 1998 öffentlich die Terrororganisation, genannt KLA, als „Befreiungs“ Organisation an. Und wir haben im britischen Colonel John Crosland, der damals britischer Militärattache‘ in Belgrad war einen Zeugen. Er hat dem Haager Tribunal ein schriftliches Zeugnis überreicht, in dem unter anderem vermerkt war, dass sich  im Juni1998 Präsident Clinton, Richard Holbrook und Madeline Albright entschlossen hatten, Milosevic zu stürzen und festlegten, dass die KLA ( eine terroristische Organisation ) im Kosovo der „Türöffner“ dafür war, dieses Ziel objektiv zu erreichen.

John Crosland sagte: Von diesem Moment an war es absolut irrelevant, was wir über die KLA dachten, ob es eine Terror-oder eine Befreiungsorganisation war, da „das Zentrum der Macht entschieden hatte, dass es ein Alliierter war.“

Diese Organisation wurde während der NATO-Aggression gegen Jugoslawien, die am 24. März 1999 begann, eine  Basisorganisation der NATO. Die NATO war in der Luft und die KLA am Boden.

Aktuell sehen wir eine ähnliche Vorbereitung einer solchen Aggression.

Der 1. Schritt war, den Präsidenten Milosevic  und die jugoslawische Regierung zu stigmatisieren als intolerant, autoritär, nicht kooperativ und untauglich.

Das ganze Netzwerk der westlichen NATO- Propaganda wiederholte die Anschuldigungen des State Department und des Londoner Außenministeriums. Diese Stigmatisierung war der 1. Schritt  dafür, Europa und die internationale Öffentlichkeit für das vorzubereiten, was später eintrat- für den Krieg.

Dann wurde das sogenannte Massaker an albanischen Zivilisten in Racak in Kosovo und Metohija inszeniert. In Racak hatte eine Militäraktion der jugoslawischen Sicherheitskräfte gegen Einheiten der KLA stattgefunden. Und es war der OSZE und der sogenannten „internationalen Gemeinschaft“ übermittelt worden, dass dort eine Militäroperation gegen die Terrororganisation stattfinden wird.

Und jedermann vor Ort in Kosovo und Metohija und auch von der internationalen Gemeinschaft waren informiert. Einige von ihnen waren sogar Beobachter, einige von ihnen filmten die Operation. Es war eine legitime Operation der Regierungsstreitkräfte gegen die Terroristen.

Aber nichtsdestotrotz hatte der amerikanische Botschafter Walker, der an der Spitze der OSZE im Kosovo und Metohija stand,  erklärt:“ Das war ein Massaker an Zivilisten!“

Das war für die NATO das auslösende Ereignis gewesen, in Aktion zu treten. Und das ist das Detail, das später immer wieder wiederholt worden ist.

Zuvor hatten wir in Bosnien auch einen Vorfall, bei dem Zivilpersonen einer Menschenschlange vor einer Bäckerei bombardiert  und getötet worden sind und die Anschuldigungen wurden sofort an die serbische Seite in Bosnien und Herzegowina gerichtet, während  heute sogar Militärs der früheren muslimischen Seite und der Izetbegovic Seite, als auch russische und  Experten der UNO sagen, dass es keinen Beweis dafür gäbe, dass die serbische Seite involviert gewesen sei. Jedermann sagt, dass  Muslime diese Massaker selbst provoziert hätten, um dem serbischen „Feind“ das in die Schuhe zu schieben.

In Syrien , wie Sie wissen, geht es heute um die Anwendung von Sarin-Gas.

Robles: …das Gleiche wurde in Libyen, Syrien, der Ukraine und nun in Bosnien, gemacht und man versucht es wieder in Ägypten…In Jedem Lande, in dem man einen Umsturz machen will, geschieht das Gleiche.

Sie unterstützen jeden Terroristen. In der Ukraine unterstützt man Neo-Nazis. Das macht nichts, solange sie die Regierung stürzen. Im Mittleren Osten unterstützen sie Al Qaeda.  In Libyen, in Syrien sind es Al Qaeda-Terroristen…..

Jovanović: Genau !

Robles: Warum ?

Jovanović: Von Anbeginn war mir klar, dass das bei uns nicht aus regionalen Erwägungen heraus gemacht wurde. Es war eine Frage von geopolitischen Gründen der USA und der führenden NATO-Staaten.

Kürzlich wurde ich auf einer Konferenz in Deutschland gefragt:“Was waren die geoplitischen Ursachen für die NATO-Aggression im Kosovo ?“

Ich antwortete:“ Erstens war es die Realisierung der Expansionspolitik der NATO nach Osten. Der Grund war, eine Base zu schaffen für weitere Militärexpansionen hin zur russischen Grenze.“

… Sie wollen die Ressourcen von Sibirien, vom Mittleren Osten, dem Kaspischen Meer usw.. Und die Menschen, die mir diese Frage gestellt hatten, waren hinterher ziemlich still.

Ich denke, dass jedermann den Hauptgrund der amerikanischen Strategie begriffen hat..

Die amerikanische Strategie  wurde im April 2000 auf dem NATO-Gipfel in Bratislava festgelegt. Wir haben ein schriftliches Dokument des ehemaligen deutschen Politikers Willy Wimmer, der dort anwesend war, um einen Bericht für den damaligen deutschen Kanzler Gerhard Schröder zu machen. Willy Wimmer schreibt darin unter anderem, dass die amerikanischen Strategen die NATO –Allierten in Bratislava im April 2000 darüber informierten, eine ähnliche Lage in Europa zu schaffen, wie in der Zeit des römischen Empire während seiner Glanzzeit.

So sagten sie von dem Baltikum bis nach Anatolien in der Türkei sollte das Gleiche geschaffen werde wie zur Zeit des römischen Reiches…und sie führten einige konkrete Beispiele dafür an. So sollte Polen von friedlichen Nachbarn umgeben sein, Bulgarien und Rumänien sollten die Brücke nach Asien bilden und Serbien sollte für immer von der europäischen Entwicklung ausgeschlossen werden.

So sehen wir, dass Kosovo der Startpunkt für die US/NATO-Expansion in Richtung Osten war. Im Jahre 1999, genau 15 Jahre später errichteten die Amerikaner ihren Militärstützpunkt Bondsteel, welcher von vielen politischen Analytikern als die größte Militärbase der Amerikaner in der Welt außerhalb des amerikanischen Territoriums bezeichnet wird.

Robles: Ja, das ist wahr !

Jovanović:.Und wenn wir feststellen, dass dieser (Stützpunkt) der größte von allen ist, stellt sich die Frage, warum sollte er im Kosovo gebaut werden, wo doch der Kosovo und Serbien so klein sind ? Dafür gibt es vom regionalen Gesichtspunkt aus keine Erklärung.

John Robles

Europe, NATO, US, Yugoslavia, Republika Srpska, Politics