Britischer Reporter entlarvt in TV-Show die
Wahrheit über Kiewer Lügen
von Thomas Hildmann am 19. Jun. 2014
In der bekannten ukrainischen TV-Talkshow „Shuster
Live“ konnte in einer Liveschaltung der britische Journalist der Sunday Times,
Mark Franchetti, sehr zum Misfallen der Anwesenden von seinen Eindrücken im
Südosten der Ukraine berichten. Im Studio waren überwiegend regimetreue Gäste
geladen, wie der unter Mordverdacht stehende Expräsident Georgiens Saakaschwili
sowie der „Maidan Held“ Wolodomir Parasiuk. Gemäß dieser handverlesenen
Gästeliste konnte man sich daher im Vorfeld schon auf eine exzellente Hexenjagd
gegen die angeblich prorussischen Terroristen einstellen. Doch dann kam alles
anders. Mark Franchetti, der dort selbst beinahe zu Tode kam, erzählte was er
tatsächlich gesehen hatte: Faschistische Truppen aus dem Westen, schlechte
Ausrüstung der Einwohner, kein Militär und fehlende russische Unterstützung. Da
Franchetti in der Vergangenheit mit eher kritischen Reportagen zu Russland
auffiel, wirkte dies umso glaubwürdiger. Von einem Briten und westlichen
Journalisten hatte man etwas anderes erwartet, zumal er ein enger Freund von
Moderator Savik Shuster ist.
Nachfolgend die deutsche
Übersetzung der TV-Talkshow:
Moderator Savik Shuster: Zugeschaltet ist mein sehr guter Freund und
Journalist Mark Franchetti der britischen Zeitung „Sunday Times“ in Moskau, der
schon für Millionen von Lesern in ganz Europa geschrieben hat. Er verbrachte
zusammen mit dem „Bataillon Ost“ drei Wochen in Oblast Donezk um
herauszufinden, wer dort kämpft und warum. Anfang Juni geriet er zusammen mit
dem Bataillon in einen Hinterhalt. Über diesen Kampf und über die Menschen im
„Bataillon Ost“ berichtete er letzten Sonntag in der „Sunday Times“. Mark
spricht heute live aus Moskau.
Mark Franchetti: Guten Tag Savik, ich möchte hier keine Position vertreten, sondern
einfach von dem berichten, was ich gesehen habe. Man sagt, es sind Terroristen,
und dass sie Waffen und Finanzierung von Russland erhalten. Aber das ist nicht
wahr. Zumindest im Moment nicht. Es sind überwiegend ganz gewöhnliche Menschen
ohne jegliche Militärerfahrung. Wir sind dort in eine Falle geraten. Meiner
Meinung nach könnte das erfahrenen Soldaten nicht passieren. Die wären dort
nicht hineingeraten. Und sie sind völlig davon überzeugt, dass Russland ihnen
irgendwann zu Hilfe kommt. Sie warten auf diese Unterstützung, obwohl mir als
Moskau Korrespondent völlig klar ist, dass Moskau keine Hilfeleistung
beabsichtigt. Ich meine dies im Sinne von Geld, Waffen und Soldaten.
Moderator Savik Shuster: Ich kenne Mark schon sehr lange, wir waren
zusammen in Bagdad. Er erzählt, was er mit eignen Augen gesehen hat, was jeder
Journalist tun sollte. Mark, lassen sie uns ein paar Fragen von den Gästen
stellen.
Anton Gerasimko, (Berater des Innenministeriums
der Ukraine): Ich höre aufmerksam zu und
bin sicher, er erzählt was er gesehen hat. Aber ich gehe davon aus, dass alles
seitens Russland organisiert wurde, damit bei den westlichen Journalisten der
richtige Eindruck entsteht und dies weiter in Europa verbreitet wird. Und
leider gerade jetzt auch in der Ukraine. Das ist alles absolut nicht wahr.
Waffen und Gelder fließen in Strömen. Der Sicherheitschef kann erzählen, wie er
in Berdjansk große Lieferungen an Waffen und Geld sichergestellt hat. Das ist
nur ein weiteres gutes Beispiel für die Arbeit der russischen Geheimdienste.
Beispiel dafür, dass die ausländischen Journalisten großartig getäuscht wurden.
Mark Franchetti: Darf ich antworten? (Moderator: Ja bitte).
Genau solche Sachen höre ich seit 17 Jahren von den russischen Geheimdiensten.
Mir persönlich ist es völlig egal. Sie können denken was sie wollen. Ich möchte
nicht über die Unterstützung mit Geld und Waffen von Russland reden, ich möchte
über das reden was ich selbst gesehen habe, über die Menschen des „Bataillon
Ost“, dass in Donbass als das Coolste gilt. Ich kann nicht bestätigen, dass
diese Menschen gut bewaffnet sind, und dass darunter russisches Militär ist.
Und noch etwas, man hat so viel über die Tschetschenen gesprochen, die habe ich
lange gesucht. Im Unterschied zu Ihnen (Gemeint ist Anton Gerasimko) war
ich selbst etwa 30 Mal in Tschetschenien (Anton Gerasimko grinst). Sie
können lachen so viel sie wollen, aber im Unterschied zu ihnen war ich selbst
dort. Und ich kann berichten was ich selbst gesehen habe.
Wolodomir Parasiuk, Kommandant: Ich verstehe, er hat etwas gesehen, er war
vielleicht nur in einem Gebiet wo gerade keine Tschetschenen Kämpfer waren. Und
wenn man die Lage im Ganzen betrachtet, so haben wir einen Militärangriff von
Russland auf die Ukraine. Die haben erstklassige Waffen. Ich habe selbst mit
einem von der anderen Seite telefoniert und er sagte, wenn die aufhören uns mit
Geld zu versorgen schmeißen wir unsere Waffen hin. Sie kämpfen dort nur für
Geld. Und hören sie auf (Gemeint ist Mark Franchetti) uns zu betrügen.
Die Situation ist ohnehin nicht einfach. Viele Leute schauen uns gerade zu und
wir müssen die Dinge bei ihrem richtigen Namen nennen und keine künstlichen
Analysen machen. Ich sage, dieser Reporter war an irgendeinem Ort und sagt,
dort wären keine Tschetschenen von Kadyrow. Und das dort keine russischen
Waffen und Unterstützung waren. Aber das alles ist dort. Das ist eine
Einmischung von Russland in innere Angelegenheiten der Ukraine. Von Russland
gesponsert und vom ehemaligen Präsidenten Janukowitsch– er wirft denen auch
Geld zu.
Moderator Savik Shuster: Wir hören dazu gleich den Leiter des
Sicherheitsdienstes, Codename „Odessa“.
Guten Abend. Ich bin hierher gekommen, sozusagen
als letzte Warnung. Denn nächste Woche werden wir an der vordersten Frontlinie
kämpfen. Ich möchte sagen, dass die Ukraine heute mit Putin selbst kämpft. Und
mit Janukowitsch, und mit irgendwelchen Arschlöchern die Vorteile aus
diesem Kampf erwarten. Arbeitslose, Drogensüchtige und Alkoholiker. Und ich sage
nur eins, Putin nimm die Hände weg von der Ukraine sonst hacken wir sie dir ab.
Du hast den Krieg angefangen, du hast ihn verloren. Und was Sie (Gemeint ist
Mark Franchetti) erzählen ist eine große Lüge. Sie sollten sich dafür
schämen. Sie belügen gerade die ganze Ukraine. Ich sage ihnen, gegen uns kämpft
gerade die 45. Infanterie Brigade, dass sind die Besten der Besten im ganzen
Land. Sie kämpfen mit modernsten Waffen von denen wir nicht einmal zu träumen
wagen. Und was sie sagen.. schämen sie sich nicht?
(Jemand aus der Runde sagt, „warum schämen, er war
an der Front“)
Mark Franchetti: Ich möchte antworten. Warum sollte ich mich schämen? Ich erzähle, was ich
gesehen habe. Sie wollen, dass ich lüge? Ich habe überhaupt kein eigenes
Interesse daran. Sie haben geschlafen. Lassen sie mich ausreden. Warum sollte
ich mich schämen? Und ich habe berichtet wie ein Journalist, der dort beinahe
umgekommen ist. Für die Berichterstattung aus der Ukraine. Ich berichte nur
über meine eigenen Erlebnisse. Wenn sie andere Informationen haben werde ich
mit ihnen nicht streiten. Ich weiß nicht woher sie ihre Informationen bekommen,
dass dort Russland kämpft. Ich erzähle nur, was ich mit eigenen Augen gesehen
habe. Ich habe nur meine Arbeit getan, und ich habe einen kleinen Ausschnitt
des Ganzen gesehen und ich erzähle ihnen davon.
Leiter des Sicherheitsdienstes, Codename „Odessa“: Sind sie bereit, mit mir noch einmal dahin zu
fahren? Vielleicht sehen wir zusammen etwas Anderes?
Mark Franchetti: Natürlich, dann fahren wir zusammen und Sie sehen das alles. Natürlich
bin ich bereit. Im Moment kann ich als Journalist berichten der dort bereits
war.
Moderator Savik Shuster: Codename „Odessa“, hören Sie zu. Ich war in
Afghanistan zur Zeit der sowjetischen Besatzung und verbrachte dort mehr als 36
Monate. Und das ist mehr als der Soldatendienst. Zehn Jahre lang, jedes Jahr
2-3 Monate. Und die Sowjet-Propaganda sagte mir, dass ich lüge, dass das Volk
dort nicht kämpft. Ich habe es aber gesehen und davon berichtet. Ein Journalist
berichtet nur was er selbst sieht, mehr nicht.
Mark Franchetti: Ich möchte hinzufügen, wirklich erschreckend ist die Tatsache, dass dort
ganz einfache Menschen zu den Waffen gegriffen haben. Ich weiss nicht welche
Informationen sie haben, aber ich habe ganz gewöhnliche Menschen gesehen. Das
waren keine Militärs. Der Zeitpunkt ist gekommen und sie haben die Initiative
ergriffen. Da waren Bergarbeiter und normale Leute.
Aber ich habe den Eindruck, dass der einzige vernünftige Mensch im Studio die
nette Dame ist, die über die Zivilbevölkerung und die Bewohner gesprochen hat.
Sehr intelligente Dame, deren Namen ich nicht verstanden habe.
(Gemeint ist Olga Bogomolez. Am Aufstand des Maidan
in Kiew nahm sie aktiv teil und versorgte als Leiterin eines
Koordinierungszentrums die zahlreichen Verletzten des Maidan)
Mark Franchetti weiter: So weit ich verstanden habe, sprechen sie über
die Bekämpfung des Terrorismus. An die Leute die glauben, dass ich ein Russland
Agent bin, kann ich nur sagen, dass Russland mich für russenfeindlich hält.
Dies kommt aus der Zeit, als wir über die Ereignisse in Tschetschenienberichtet
haben. Wir nannten die Tschetschenen Kämpfer und nicht Terroristen und man
mochte uns dafür nicht. Jetzt können sie die Kämpfer von Donbas nennen wie sie
wollen, das ist nebensächlich. Ich möchte nur nach meiner Erfahrung als
Kriegsjournalist sagen, Terrorismus kann nicht lange existieren, ohne die
Unterstützung der Einwohner, der Zivilbevölkerung. Ich möchte dies aus meiner
dreiwöchigen Erfahrung in Donbas sagen. Die Mehrheit der Menschen die in Donbas
wohnen sind ganz gewöhnliche Menschen die friedlich und ruhig leben wollen.
Wenn man die tatsächliche Lage beschreiben soll ist es so, dass die Menschen
dort keinen Krieg wollen. Die wollen sich nicht Strelkov, Ost usw. anschließen.
Die Mehrheit der Männer hat keine Waffen ergriffen. Das was dort passiert,
geschieht aus Gründen der Propaganda oder wegen der langjährigen Entfremdung im
ganzen Land.
Was zählt ist nicht die Realität sondern das, was
die Menschen dort als die Realität sehen.
Wenn man dort mit den Menschen spricht sind die
sich völlig sicher, das sie von Faschisten angegriffen worden sind. Das ist
euer größtes Problem! Dort wohnen Menschen, die die Situation völlig anders
sehen. In Slawjansk sind tatsächlich bewaffnete Leute, und man muss mit ihnen
verhandeln. Die Mehrheit der Menschen kämpft nicht, ich war dort und das ist
die Tatsache. Die Einwohner werden von schwerer Artillerie beschossen. Und
jedes Mal wenn ein Bewohner leidet, oder einen Angehörigen verliert, wird der
etwas mehr extremistisch. Und ihr werdet diese Menschen für euch verlieren. Das
Wichtigste ist, dass man diese nicht als Terroristen sieht. Und das ist meine
bescheidene Meinung als der dumme Ausländer, wie ich hier genannt wurde. Der
vom russischen Geheimdienst getäuscht wurde, da dieser ja so gut arbeitet.
Vielleicht bin ich ein Idiot, aber ich sage, dass dort die friedliche
Bevölkerung nur ganz in Ruhe leben will.
Quellen:
http://www.youtube.com/watch?v=JkJ1d_RMi08&list=UU2FCgT_PVESYWYSiekDFfCw
https://www.youtube.com/watch?v=YfHFupR3Md0
http://1tv.com.ua/ru/programs/shuster