USA : Verzweifelter Aktionismus einer imperialen Macht, die am Ende ist
Zur ARD-Fernsehsendung „Anne Will“ vom
14.2.: „Bomben und Elend in Syrien – lässt sich
der Krieg stoppen?“
von: Luz María De Stéfano Zuloaga de
Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D. am 17.2.2016
Bekämpfung
der extremistischen bewaffneten Banden in Syrien aufgrund von UN-Resolutionen
und jüngster Münchner Vereinbarung
Die Anne-Will-Redaktion („Anne Will“ vom 14.2.) reproduzierte dieselbe
antirussische Masche mit propagandistischen Behauptungen gegen Russland, die
wir in vielen Medien feststellen können. Die Frage nach den russischen
Luftangriffen in Syrien hätte im Rahmen der zahlreichen UN-Resolutionen und der
jüngsten Münchner Vereinbarung besprochen werden müssen, da solche
UN-Resolutionen die Bekämpfung aller extremistischen bewaffneten Banden
anordnen und rechtfertigen, die letzte UN-Resolution vom 20. November 2015. Nur
so wird es möglich, den Friedensprozess voranzutreiben. Gerade deshalb wurde
vereinbart, dass die Feuerpause nicht sofort eintreten soll, sondern erst nach
einer Woche. Das militärische Vorgehen der syrischen Regierung mit ihren
Alliierten gegen Rebellen und mörderischen Banden bleibt weiter möglich. Solche
Elemente sind von einem Waffenstillstand jedenfalls ausgeschlossen, wie der
Außenminister Kerry selbst neben dem russischen Außenminister Lawrow
eingestand, als er das zugestimmte Münchner Abkommen am 12.2. bekannt gab.
Diese Sachlage ist wichtig und sollte medial nicht ignoriert bleiben. Sonst
gibt es Terrain für jede mögliche Desinformation und falsche Vorwürfe gegen das
völkerrechtliche Vorgehen Syriens und Russlands, wie sie in den
Fernsehnachrichtensendungen ZDF-Heute und ARD-Tagesschau am 16.2. zu vernehmen
waren.
Fehlende militärische Koordination Washingtons mit Moskau
Die hervorragende ehemalige ARD-Korrespondentin in Moskau, die erfahrene und
intelligente Journalistin Gabriele Krone-Schmalz, war ein Gewinn für die
Anne-Will- Sendung. Sie stellte die doppelbödige Haltung hinsichtlich der
zivilen Opfer bloß: Diejenigen, die aus westlichen Bomben resultieren, seien
„kolaterale Schäden“ während diejenigen, die aus russischen Luftangriffen
resultieren, zivile Opfer seien. Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der
Partei DIE LINKE, bringt ebenso die Sache auf den Punkt: „Es ist in diesem
Zusammenhang letzlich nicht stimmig, allein die Opfer russischer Luftangriffe
in Syrien anzuprangern und die der Kolaition von NATO-Staaten geflissentlich zu
verschweigen.“ („An der Südflanke“ Gastkommentar von Sevim Dagdelen, Junge
Welt, 11.2.)
Die ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz kritisierte zu recht in der Sendung
„Anne Will“ die fehlende militärische Koordination mit Moskau, um solche
Extremisten und Dschihadisten zu bekämpfen. Die USA weigern sich, weil sie ihre
eigenen Extremisten, die sogenannten „moderate“ Terroristen schützen will.
Daher der Dissens zwischen der US-Regierung und dem Kreml. Dass der Präsident
des Europäischen Parlaments, der SPD-Abgeordnete Martin Schulz, darüber
schweigt, wirkt erbärmlich inkompetent. Von ihm war zudem kein sachlicher,
konstruktiver Beitrag zu hören.
NATO-Generalsekretär mit deplatziertem Auftritt auf Münchner
Sicherheitskonferenz
Politisch gibt es keine Einigung in der Weltstaatengemeinschaft. Die Spaltung
ist längst sichtbar und wird sich gegenüber einer US-Außenpolitik weiter
vertiefen, eine US-Außenpolitik, die schon lange außer Kontrolle, ja völlig aus
der Bahn geraten ist. Schon der unverschämte deplatzierte Auftritt eines NATO-Generalsekretärs,
der auf der Münchner Sicherheitskonferenz mit der obsoleten und unzulässigen
illegalen nuklearen Abschreckung droht, spaltet zu recht die EU-Außenminister.
Diese sichtbare Spaltung, die auf Ablehnung der nuklearen Bedrohung beruht, deutete
der deutsche Außenmnister falsch. Nicht den „Herausforderungen“, sondern der
unverschämten Bedrohung Europas durch ein Nuklear-Inferno, das ein
US-NATO-Generalsekretär mit seinen abwegigen Äußerungen in Kauf nimmt, haben
europäische Außenminister den Rücken gekehrt. Ein solcher US-NATO-Mann hatte
auf der Münchner Sicherheitskonferenz eigentlich nichts zu suchen. Die
Abschreckungsstrategie ist passé, illegal (Urteil von Den Haag 1996) und
absolut inazeptabel. Kein normaler Mensch wird sich auf sie einlassen. Sollte
das unberechenbare NATO-Mitglied Türkei erneut eine Aggression gegen Russland
oder gegen Syrien wagen, um den Bündnisfall zu provozieren, wie Ankara es
längst versucht, wird der sogenannte Bündnisfall nicht eintreten, denn Ankara
als Aggressor ist eindeutig der NATO-Bündnisfall zu verweigern. Das Ende der
Allianz ist dann keine Folge, die zu bedauern wäre, jedoch ein großer Krieg mit
der totalen Destruktion Europas. Diese verhältnismäßige einfache realistische
Schlussfolgerung nach gesundem Menschenverstand fehlt bei Julian Hans in seinem
Kommentar zu Syrien: „Wenn der Kalte Krieg heiß wird“ (SZ, 17.2.)
Kein Vertrauen für eine gemeinsame Sicherheitspolitik mit den USA und ihrer
belastenden kriminellen Vorgeschichte
Die Hysterie einer US-amerikanischen Außenministerin, die sich einmal für den
Kriegskurs gegen Libyen entschloss und ihn entgegen der anfänglichen
Anti-Kriegshaltung von US-Präsident Obama und seinem damaligen
Verteidigungsminister Robert Gates durchsetzen konnte, wirkt so extremistisch
wie die wahnsinnigen Republikaner. Die heutige Präsidentschaftskandidatin
Hillary Clinton manifestierte mehrmals offen ihre Gleichgültigkeit, ja ihre
Kälte gegenüber dem enormen Verlust an Menschenleben und öffnete damit freie
Bahn für den US-amerikanischen Irrweg der Obama-Regierung, eine belastende
kriminelle Vorgeschichte der USA. Überall um sich greifende Aggression, Krieg,
Verwüstung und Massenmord schaffen gewiss kein Vertrauen für eine gemeinsame
Sicherheitspolitik, kein Richtungskurs. Von Clintons Nachfolger, dem
amtierenden Außenminister John Kerry hören wir keine anderen Tönen, die eine
notwendige Richtigstellung signalisieren könnten. In diesem Zusammenhang
stellte der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedjew folgerichtig fest:
„Wir sind in eine neue Zeit des Kalten Kriegs abgerutscht.“
Die Maske ist zerrissen: US-Gefahr einer offenen Konfrontation in ihrem totalen
Wahnsinn
Eigentlich ist es kein Kalter Krieg, den die USA schüren. Vielmehr ist es eine
offene Konfrontation, eine irrationale bedrohliche Konfrontation, die die
Kriegsfraktion sowohl in den USA als auch in Europa gegen Russland betreiben.
Was kann man von einem seltsamen irrationalen Partner wie den USA erwarten, was
kann man mit ihm anfangen, wenn er völlig verloren auf seinem Irrweg die
gesamte Weltgemeinschaft in die Katastrophe stürzen kann? Der Auftritt seines
NATO-Sekretärs führt die US-Gefahr in ihrem totalen Wahnsinn der ganzen Welt
vor Augen: Die Maske ist zerrissen. Was hält man von einem angeblichen
„Partner“, der sich nicht schämt, mitten in einer Konferenz für Sicherheit die
alte atomare Bedrohung wieder ins Spiel zu bringen? Die sichtbar steinerne
Miene des deutschen Außenministers war nur zu verständlich. Vor einer so
extremen Unverfrorenheit bleibt der normale Mensch paralysiert.
Türkei mit Willen zur Invasion von Syrien heißt sofortiger Austritt aus der
US-NATO
In dieser finsteren Konstellation hört man gefährliche Töne aus der Türkei, ein
unberechenbares Land, das in Syrien militärisch seit langem inkursionieren
will. General Harald Kujat hat zu recht davor gewarnt und das sich anbahnende
türkische Wagnis als „Super Gau“ bezeichnet, aber er zieht keine realistische
Schlussfolgerung daraus. Mit Appellen läßt sich die Türkei nicht umlenken. Die
USA, die dahinter stehen, am wenigsten. Die einzige richtige Konsequenz, um
Deutschland und Europa aus diesem Wahnsinn herauszuhalten, ist der sofortige
Austritt aus der US-NATO-Kriegsallianz. Diesen realistischen Schritt übersieht
der General Kujat. <Die USA, Frankreich, die BRD und andere beschuldigten
unverzüglich Russland, eine friedliche Lösung verhindern zu wollen. Der
türkische Ministerpräsident … ritt eine neue verbale Attacke gegen den
verhassten syrischen Präsidenten … Es ist eine neue Phase eines
Propagandakrieges, die alles bisherige in den Schatten stellt. „Der Russe ist
schuld!“ Joseph Göbbels läßt grüssen...die scharfen verbalen Attacken gegen
Damaskus und gegen Moskau zeigen mehr als deutlich, dass der Westen und seine
Verbündeten am Golf und in Ankara ihr eigentliches Ziel nicht aufgeben
wollen.> (Gastkolumne von Uli Brockmeyer: „Propaganda statt Verhandlungen“,
UZ,12.2.)
Kalter Krieg falsche inszenierte Konstruktion gegen europäische Interessen mit
enormen Risiko von nuklearer Auslöschung – Europa jetzt erneut möglicher
Kriegsschauplatz für die USA
Allerdings wissen heute die Europäer, dass sie nicht in die feindselige
US-Konfrontation gegen Russland verfallen dürfen. Die US-Aggression ist nicht
zuzulassen. Schon die Konstruktion des Kalten Krieges war eine destruktive,
vergeudete Zeit. Das politische Spektrum Deutschlands muß sich heute der
FDP-Größe Thomas Dehler aus den fünfziger Jahren gewachsen zeigen. Jener
brillante durchblickende FDP-Politiker erkannte schon damals den Kalten Krieg
als großen Trug, als eine falsche inszenierte Konstruktion, die sich schon
damals gegen deutsche und europäische Interessen richtete und eine deutsche und
gemeinsame europäische Politik verhinderte. Wegen der Schwäche der deutschen
Außenpolitik haben es die USA mittels der NATO geschafft, erneut über Europa
als eventuellen Kriegsschauplatz zu verfügen. Allein der konstruierte Kalte
Krieg war ein enormes Risiko für Europa, ein Risiko von nuklearer Auslöschung,
das die Amerikaner kaltblütig in Kauf nahmen. Europa ging damals in die Falle
jener konstruierten Konfrontation. Thomas Dehler war der einzige Politiker, der
diesen Wahnsinn im Bundestag (1958) signalisierte. Dramatisch und aktuell
gelten noch heute seine prophetischen Worte anlässlich der Deutschlandpolitik
Adenauers. Unter beschimpfenden Zurufen von CDU/CSU-Leuten erklärte der große
Vertreter des deutschen Liberalismus Thomas Dehler im Deutschen Bundestag 1958,
als wäre es gestern geschehen:
„Der gegenwärtige Abschnitt der Nachkriegsgeschichte und der Geschichte der
Bundesrepublik wie der Geschichte der weltpolitischen Entwicklung ist
entscheidend. Der bisherige Weg hat dazu geführt, dass die Lage immer ernster
geworden ist. Er führt zur Verhärtung der Weltlage, zum Wettlauf der Rüstungen
mit ihren unabsehbaren Folgen auf allen Gebieten, nicht nur militärischen,
sondern auch politischen und wirtschaftlichen, mit der Folge, dass Deutschland
auf Generationen hin zerrissen ist. Der letzte in unserem Volk weiß, dass man
hier zwar von deutscher Einheit und von Wiedervereinigung spricht, aber sie
nicht ernstlich erstrebt. Darum geht es doch. Die Politik des Kalten Krieges
ist in Wirklichkeit keine Politik, ist Verzicht auf Politik, ist Verzicht
darauf im Wege der Politik – d.h. doch des Verhandelns, des Einwirkens auf
allen möglichen Wegen der Rede – den politischen Willen des anderen zu
beeinflussen. Der Kalte Krieg, der begonnen worden ist, ist der Verzicht auf
diese Politik gewesen, und was wir heute hören, heißt doch in Wirklichkeit: Man
will trotz allem diesen Weg weitergehen. Man treibt die gleiche Politik wie
bisher. Natürlich ist es die „Politik der Stärke“. Was denn sonst? Vielmehr: Es
ist das Verhalten der Stärke. Es ist das Verhalten der Stärke, wenn man darauf
verzichtet, politisch zu wirken. Das ist der Witz der ganzen Geschichte.“
Gesamteuropäisches Sicherheitsprojekt konsolidieren
Der europäische Integrationsprozess nach der Öffnung der Ost-West-Grenze 1989
ist weiter zu betreiben und zu verwirklichen. Es nicht zu tun, ist die größte
Vernachlässigung einer deutschen, europäischen Außenpolitik, die auf die
dominanten reaktionären anachronistischen Kreise hinweist. Die demaskierte
Aggressivität der US-NATO fordert jetzt als einzige rationale Antwort, ein
solches gesamteuropäisches Sicherheitsprojekt unverzüglich zu konsolidieren.
General Harald Kujat hätte diese politische Notwendigkeit in der Sendung „Anne
Will“ ansprechen sollen.
Kriegstreiber entschlossen in ihre Schranken verweisen
Es ist der begründeten Haltung Russlands und Chinas zu verdanken, dass sich die
Vereinten Nationen nicht weiter entgleisen durften. Die Kriegstreiberei und
Einmischung in die brennende innere Angelegenheit eines arabischen Landes,
nämlich Syrien, um Krieg anzuzetteln durch bewaffnete und finanzierte Banden,
wurde als ein eklatanter Bruch des Völkerrechts und eine Eskalation zum Krieg
im UN-Sicherheitsrat grundsätzlich gestoppt und die Kriegstreiber entschlossen
in ihre Schranken verwiesen. Die dem Völkerrecht gemäßen Argumente der
russischen Position hat der Außenminister Sergej Lawrow persönlich seinem
US-amerikanischen Kollegen zweimal in München dargestellt (3./4.2.12 und
11./12.2.16). Beide hohen US-Außenpolitiker (Clinton und Kerry) und der
deutsche Außenminister kennen gründlich die dem Völkerrecht gemäße Haltung
Russlands und sind deshalb aufgerufen, sie zu berücksichtigen und zu
respektieren.
Blockade von Friedensaktivitäten bei den Vereinten Nationen anpacken
Das Desaster um die Libyen-Resolution (17.3.2011) mit Vernichtung tausender
Menschenleben und der Verwüstung des nordafrikanischen Landes geht auf das
Konto Frankreichs, Großbritanniens und der USA, das infernale westliche Trio.
Deutschland versuchte immer wieder, vor dem Krieg und auch während des Krieges
konstruktive Vorschläge einzubringen und Lösungen mitzugestalten, wie der
deutsche UN-Botschafter, Peter Wittig, bei Gelegenheit damals öffentlich
richtigstellte. Zusammen mit den Vereinten Nationen, mit der Südafrikanischen
Union und der Arabischen Liga war Berlin immer bereit, eine politische Lösung
für Libyen zu befürworten und zu unterstützen. Dieses Vorgehen wurde aber von
den überrumpelnden Interventionsmächten skrupellos blockiert, genauso wie es
beim ersten Irak-Krieg (1991) geschah. Dieses Problem, nämlich die Blockade von
Friedensaktivitäten, ist bei den Vereinten Nationen dringend und entschlossen
anzupacken. In diesem Zusammenhang ist das Doppelveto von China und Russland
gegen jede verirrte Syrien-Resolution des UN-Sicherheitsrates zu bewerten und
zu begrüßen.
Obama-Regierung unter dem verheerenden Druck der Kriegsfraktion
Die schweren Rückschläge für das Ansehen der USA und die astronomischen Kosten
ihrer Kriegspolitik, die während der zwei Administrationen von George W. Bush
(2001-2009) von Zionisten und Neokonservativen betrieben worden ist, haben die
Obama-Administration von Anfang an stark belastet, aber nicht davon abhalten
können, in dieselbe verhängnisvolle Kriegspolitik zu verfallen. Solange
zionistische neokonservative Kreise ihren Einfluss im Weißen Haus und im
US-amerikanischen Kongress beibehalten, steht die Obama-Regierung unter dem
verheerenden Druck der Kriegsfraktion. Trotzdem bewegt sich die arabische und
fast die gesamte islamische Welt zu Ungunsten der Achse USA-Israel. Vor allem
Israel befürchtet demokratische Wahlen in den Nachbarländern.
Sanktionen untauglich, einen Konflikt zu lösen
Die USA blamieren sich regelmäßig, wenn sie alle Jahre wieder allein mit Israel
ihre Sanktionen gegen Kuba mit abstruser Sturheit fortschreiben, obwohl alle
anderen UN-Mitglieder, über 190, gegen solche Sanktionen stimmen. Sie sind
unzuläsig wie auch die Sanktionen gegen den Irak, gegen Syrien und Russland,
die Washington trotz der unmenschlichen Wirkungen auf die betroffenen
Bevölkerungen verhängt hatte. Das gilt auch für das ungerechte Öl-Embargo gegen
den Iran wegen einer abstrusen US-amerikanisch-israelischen Konstruktion eines
angeblichen Atom-Streits, wo gar kein Streit war, weil der Disput lediglich
aufgrund eines verlogenen Konstrukts erfolgte. Das Theater um das Atomprogramm
diente letztlich dazu, die Wiener Atomenergiebehörde (IAEA), den
UN-Sicherheitsrat und die Weltöffentlichkeit auf einen Krieg einzuschwören.
Allein schon solche Überlegungen zeugen von der Unberechenbarkeit von
US-Regierungen und ihrer völligen Missachtung des strikten Gewaltverbots, das
die Charta der Vereinten Nationen allen Staaten der Welt – auch den USA und der
EU – auferlegt. Sanktionen sind untauglich, einen Konflikt zu lösen. Sie müssen
aufgehoben werden. Zu begrüßen ist die Reaktion Chinas diesbezüglich. Das weise
Land wird die Sanktionen nicht mitmachen. Die Mahnung vom Hamburger
Völkerrechtler, Professor Norman Paech, ist höchst zutreffend: „Ein ganzer
Eimer politischen Unrats wird über uns ausgeleert, aber kein Wort ... vor der
drohenden Kriegsgefahr für die Völker Irans und Syriens durch die Eskalation
der Embargopolitik und die permanenten Kriegsdrohungen zu warnen.“(„Damals wie
heute“ von Norman Paech, Junge Welt, 17.1.12). Mit unmissverständlichen
souveränen Worten war die ehemalige österreichische Außenministerin, Ursula Plassnik
(ÖVP), ein Vorbild für eine staatsrechtliche selbstbestimmte Außenpolitik
Europas: "Wir sind nicht der 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Es
gibt weder von der EU noch von den Vereinten Nationen einen generellen
Wirtschafts- oder Kontaktboykott gegen Iran oder Kuba. Unser europäisches
Prinzip ist Dialogsuche und Partnerschaft." (Meldungen vom 28.4.07).
EU auf eine vernünftige Politik mit Russland lenken
Der aktuelle Außenminister Österreichs, der junge hervorragende Diplomat
Sebastian Kurz, vertritt dieselbe vernünftige souveräne Linie in Europa.
Sanktionen gegen Russland, kommandiert aus Washington, sind fallen zu lassen.
Nicht nur Österreich, sondern auch Tschechien, die Slowakei, Zypern, Italien,
Spanien und Griechenland sind dabei, die EU auf eine vernünftige Politik mit
Russland zu lenken. Das ist das Gebot der Stunde.
Inakzeptable journalistische Ignoranz gegenüber einem Hauptorgan der
Weltgemeinschaft
Redaktionen vermeiden es, sich an erster Stelle mit den Grundsätzen und Zielen
der UN-Charta zu beschäftigen. Damit sprengen sie alle gebotenen Barrieren für
ihre banalen und unsachlichen Behauptungen. Sie reproduzieren einfach
importierte Floskeln und Klischees, die ihnen von US/NATO-Stellen zugespielt
worden sind und dazu dienen, die Hauptfunktion des UN-Sicherheitsrats zu
verstecken, zu verdrängen, nämlich die Bewahrung der internationalen Sicherheit
und des Friedens, und dass sich das Hauptorgan der Vereinten Nationen, der
UN-Sicherheitsrat, dafür im Kontext und im Einklang mit allen friedlichen
Normen und Zielen der Weltinstitution zu verhalten hat (Artikel 24, Absatz 2
der UN-Charta). Die herablassende journalistische Ignoranz gegenüber einem
Hauptorgan der Weltgemeinschaft ist inakzeptabel.
Perverses Muster der Medien wiederholt sich jetzt
Wie zynisch und perfid mit dem Menschenleben gespielt wird, ist den deutschen
Medien seit dem ersten Irak-Krieg 1991 bekannt, und später bei der Vorbereitung
des Angriffs auf Serbien 1999 und so weiter. Die Medien verbreiteten Lügen mit
Horror-Bildern und Horror-Stories, die ihnen von interessierten Kreisen zur
Verfügung gestellt wurden. Dasselbe perverse Muster wiederholt sich jetzt in
Bezug auf Syrien: Wenige Stunden vor der Münchner Sicherheitskonferenz am
11./12.2. und währenddessen begannen deutsche Medien ausführlich und wie
gleichgeschaltet von Angriffen der syrischen Armee und russischen Luftwaffe auf
die Zivilbevölkerung in Aleppo zu berichten. Die russische Luftwaffe
bombardiere Aleppo und töte die Zivilbevölkerung, hieß es dort. Diese falsche
perfide mediale Darstellung offenkundigt, dass die US-hörigen Medien mit den
bewaffneten Gruppen gemeinsame Sache machen und zu weiterer Gewalt aufhetzen.
Seriöse Journalisten müssen aber aus der kriminellen Vorgeschichte der
US-Angriffskriege endlich eine Lehre ziehen und sich deshalb davor hüten, sich
an einer perfiden Kampagne für eine kriegerische Fortsetzung und an einem von
außen angezettelten Regierungssturz in Syrien zu beteiligen.
„Wir haben unsere konkreten Vorschläge zur Einstellung des Feuers unterbreitet
und warten auf die Antwort der USA, bevor die Vorschläge der internationalen
Syrien-Gruppe vorgelegt werden“. So der russische Außenminister laut Agentur
Tass am 11.2. Auf der Suche nach einer politischen Lösung unterstütze Russland
weiter die syrische Führung. Der russische Vizeaußenminister Oleg Syromolotow
warnte den Westen vor der Einrichtung von Sicherheitszonen im Norden Syriens.
„Wir würden das Ausrufen einer solchen Zone – ohne Einverständnis der syrischen
Regierung und des UN-Sicherheitsrats – als eine Militärintervention ansehen“.
(„Russland zu Waffenruhe in Syrien bereit“ dpa/jW, 12.2.16)
Höchste Gefahr: Militärisch-industrieller Komplex der USA weltweit immer noch
am Werk
Die EU muss sich selbst mit einem Rest von Vernunft vor weiteren katastrophalen
Folgen dieser irrationalen rechtswidrigen US-Politik retten. Eskalation und
Verschärfung der Weltlage sind das Ergebnis des verzweifelten Aktionismus einer
imperialen Macht, die am Ende ist. Diese eigene Schwäche der USA ist gewiss höchst
gefährlich, weil der militärisch-industrielle Komplex der USA ohne große
Einschränkungen weltweit immer noch am Werk ist und mit ihm seine politischen
Handlanger, wie ihre unerwünschte skandalöse Anwesenheit auf der
Sicherheitskonferenz in München bestätigt.
Beschuss von syrischem Gebiet und seiner Bürger durch die Türkei vor den
UN-Sicherheitsrat
<Das syrische Außenministerium hat sich am Sonntag 14.2. in zwei Briefen an
den UN-Sicherheitsrat sowie an den Generalsekretär, Ban Ki Moon, gewandt. Darin
wird der Beschuss von syrischem Gebiet und seiner Bürger durch die Türkei als
Verletzung seiner Souveränität scharf kritisiert und als Unterstützung für die
Terroristen bezeichnet.> („Ankara will Krieg“ von Flo Osrainik, Junge
Welt,16.2.16)