USA - ISRAEL
Israel: Neue
Dokumente belegen Panik und US-Abhängigkeit während Sommerkrieg 2006
Neue Dokumente des US-Whistleblowers Edward Snowden,
die erst jetzt veröffentlicht wurden, belegen, wie Israels Feldzug gegen die
libanesische Hisbollah im Sommer 2006 tatsächlich verlief. Sie zeigen eine
panische Armee, die stark von den USA abhängig war.
Nachdem sich Israel und die libanesische "Partei
Gottes" Hisbollah jahrelang auf einen Krieg vorbereitet hatten, brach er
am 12. Juli 2006 schließlich aus. Auslöser war ein Angriff auf eine israelische
Patrouille auf dem Gebiet der von Israel 1967 besetzten Schebaa-Farmen – und
nicht auf anerkanntem israelischem Staatsgebiet, wie es die offizielle Darstellung Israels gern haben möchte -, bei dem drei IDF-Soldaten getötet und zwei
weitere entführt wurden. Seit dem Abzug der israelischen Besatzungstruppen aus
dem Südlibanon im Jahr 2000 lieferten sich beide Seiten immer wieder kleinere
Kämpfe entlang dieses 28 Quadratkilometer kleinen Gebietes und
nutzten insbesondere Entführungen als Mittel der Wahl, um
Gefangenenaustausche zu erwirken.
Das war auch das Ziel des Angriffs auf die
IDF-Patrouille in den Morgenstunden jenes verhängnisvollen 12. Juli, mit
welcher die Hisbollah drei libanesische Gefangene aus israelischen Gefängnissen
herauspressen wollte. Generalsekretär Hassan Nasrallah übernahm die
Verantwortung für diesen Angriff und beteuerte, dass die Hisbollah nicht
vorhabe, einen Krieg gegen Israel zu starten. Die entführten Israelis könnten
nur durch Verhandlungen und Gefangenenaustausch befreit werden, sagte er
weiter.
Die Operation "Wahres Versprechen"
jedoch sollte eine andere Reaktion hervorrufen, als es in der Vergangenheit der
Fall war. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert erklärte den Angriff und die
Entführung als "Akt des Krieges" und machte hierfür die
libanesische Regierung verantwortlich. Die israelische Antwort werde "sehr
schmerzhaft" werden, so Olmert. Generalstabschef Dan Halutz warnte
daraufhin, dass Israel "die Uhr im Libanon für zwanzig Jahre
zurückdrehen" werde.
Wie der US-Offizier Gordon Griffin in einem Bericht für das Air War College festhielt, zog die
israelische Armee noch am selben Tag ihre lang vorbereiteten Kriegspläne aus
der Schublade und begann mit massiven Luftschlägen gegen identifizierte
Hisbollah-Stellungen und zivile libanesische Infrastruktur. Die Idee dahinter
war, die Bevölkerung im Libanon für ihre Unterstützung der Hisbollah zu
"bestrafen" und sie so dazu zu bringen, diese Unterstützung
aufzugeben.
Neue streng geheime Dokumente, die aus dem Fundus des
Whistleblowers und ehemaligen Geheimdienstanalysten Edward Snowden stammen und
erst jetzt veröffentlicht wurden, belegen nun, dass die israelische Führung mit
einer Kriegsdauer von "sieben bis zehn Tagen" gerechnet hat. Die
massive Bombardierung aus der Luft und durch schwere Artillerie sowie
limitierte Bodenoperationen gegen angenommene Stellungen sollten die
Kriegsziele in der zu erwartenden Zeit erreichen.
Doch es kam ganz anders. Die israelische Armee sah
sich mit einem unterschätzten Gegner konfrontiert, der sich gut vorbereitet
hatte. Diese unliebsame Überraschung und die Realisierung, dass der Krieg doch
nicht nur eine Woche andauern wird und mit der erst spät erfolgten
Bodenoffensive auch die Zahl von Todesopfern stieg, sorgte dafür, dass in der
IDF Panik ausbrach. Der Krieg sollte trotz US-Unterstützung - Außenministerin
Condoleezza Rice bejubelte bereits die
"Geburtswehen eines neuen Mittleren Ostens" - bis zum 14. August
andauern.
In einer internen Präsentation des US-Geheimdienstes NSA vom April 2007 heißt es, dass die israelischen
Vertreter der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung (SIGINT) "große
Sorge" hatten und "stark" von der NSA "abhängig"
waren. Auf die Frage, was die Israelis von den US-Amerikanern haben wollten,
heißt es: "Alles!!!" Insbesondere Informationen über die entführten
IDF-Soldaten, ob der Iran irgendeine Rolle bei dem Angriff gespielt hatte und
Satellitenbilder für gezielte Angriffe auf Hisbollah-Kommandeure standen ganz
oben auf der Wunschliste.
Unterhalb dieser Forderung kann man erkennen, dass die zuständige Person bei
der NSA handschriftlich vermerkt hatte, dass es sich dabei um ein
"problematisches Gebiet" handelt. Problematisch deshalb, weil es den
US-Geheimdiensten per Gesetz verboten ist, Daten an befreundete Dienste zu
übermitteln, die für gezielte Tötungen benutzt werden.
Ein weiteres Dokument befasst sich
ebenfalls mit diesem "problematischen Gebiet". Obwohl es darin heißt,
dass der Chef der berühmt-berüchtigten Einheit 8200 des israelischen SIGINT,
Brigadegeneral Dani Harari, sich der US-Gesetze vollkommen bewusst war, drängte
er aufgrund der vorherrschenden Panik nach der Freigabe der gewünschten Daten.
Der Verfasser dieses Dokuments, ein US-Verbindungsoffizier der NSA, der sich
zur Zeit des Krieges im Einsatz in der US-Botschaft in Tel Aviv befand,
beschreibt die nächtlichen und "manchmal angespannten" Diskussionen,
die er deswegen mit den Israelis führte.
Am Ende aber gab wohl die Aussage von Brigadegeneral
Harari den Ausschlag, dass es sich "bei den Kämpfen um einen Art Krieg
handelt, den Israel noch nie zuvor gesehen hat". Das Büro des Direktors
der nationalen Nachrichtendienste (ODNI), den Zusammenschluss aller 17
US-Geheimdienste, dehnte die Gesetzgebung passend und bot Israel trotzdem
einige der gewünschten Daten an. Welche genau das waren, ist allerdings nicht
bekannt. Der Autor des Dokuments beschreibt lediglich, dass er immer wieder den
Israelis erklären musste, weshalb nicht bestimmte Daten übermittelt werden
dürften. Er bestätigt auch die "tiefe Dankbarkeit" der Israelis für
die Hilfe, die sie von der NSA erhalten haben.
Quelle: https://deutsch.rt.com/international/89082-israel-neue-dokumente-belegen-panik/
12.06.2019