USA-Iran
Krise zwischen
Iran und USA: Nächste False-Flag-Operation könnte den großen Krieg auslösen
Rainer Rupp
Nach den bisher ungeklärten Tanker-Vorfällen am Golf
von Oman nehmen die Spannungen zwischen Washington und Teheran zu. Zwar
erklärte US-Präsident Donald Trump, dass er keinen Krieg mit dem Iran will.
Doch der könnte schneller kommen, als ihm lieb ist.
von Rainer Rupp, 18.06.2019
Ein vom Zaun gebrochener Krieg mit Iran würde Trump
die Wiederwahl kosten und dem eigenen Land großen wirtschaftlichen,
militärischen und politischen Schaden zufügen. Für einen solchen Krieg findet
er derzeit auch keine Unterstützung im Kongress.
Allerdings will er auch den militärischen Druck auf
den Iran weiter erhöhen, um die Regierung in Teheran in die Knie zu zwingen.
Dafür hat er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen, indem er das
Tiger-Gespann Bolton und Pompeo reitet, von denen er glaubt, sie kontrollieren
zu können. Diese Kriegshetzer aber haben ihre eigene Agenda. Gemeinsam mit
Israel wollen sie seit Jahrzehnten bereits den Konflikt mit dem Iran. Dafür
sind jetzt die Vorbereitungen in vollem Gang. Die Angriffe vom 12. Mai 2019 auf
vier Tanker auf Reede vor der Küste der arabischen Hafenstadt Fujairah im
Persischen Golf sind Teil dieser Vorbereitungen. Denn Washington – im
Unterschied zu den betroffenen Redereien – macht den Iran dafür verantwortlich.
Auch die Frage, wer von einem solchen Anschlag
profitieren könnte, nehmen es die Amerikaner nicht so ernst. So gibt es zum Beispiel
keine logische Erklärung dafür, weshalb Teheran ausgerechnet in der aktuell
extrem angespannten Situation, in der Washington gierig nach Gründen sucht, um
die Spannungen weiter zu eskalieren, den Amerikanern diese Gründe auf dem
Tablett servieren sollte. Das gilt genauso für die Angriffe auf die beiden
Tanker im Golf von Oman letzte Woche.
Typisch dafür, dass für die Herrschenden in Washington
Logik und Plausibilität für ihre Beschuldigungen keine Rolle spielt, ist zum
Beispiel die Reaktion von Trumps Chef-Sicherheitsberater John Bolton. Er will
den Regimewechsel in Teheran. Daher ist es selbstverständlich, dass er auch
ohne irgendwelche Beweise "so gut wie sicher" ist, dass der Iran für
die Haftminen verantwortlich war, mit denen die vier Öl-Tanker vor einem Monat
im Persischen Golf beschädigt worden waren. Schließlich war er ja vom
israelischen Geheimdienst gewarnt worden, dass genau sowas passieren würde. Wer
braucht da noch mehr Beweise? Als er bei einer Pressekonferenz während eines Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emiraten dennoch nach
Beweisen für seine Behauptungen gefragt wurde, platzte ihm der Kragen und er
schnauzte den Journalisten mit den Worten an: "Wer sonst, glauben Sie,
würde sowas tun? Jemand aus Nepal?"
Nun, dafür gäbe es schon einige andere Kandidaten. In
einem Kommentar im Neuen Deutschland vom 5./6. Juni verweist zum
Beispiel René Heilig auf die Iran hassenden Herrscher von Saudi Arabien, das
"schon jetzt gewonnen" habe. Der Ölpreis sei bereits gestiegen und
die USA würden sich beeilen, "ihren getreuen Verbündeten mit noch mehr
Waffen zu unterstützen".
Aber den Namen des größten Profiteurs eines neuen
US-Krieges gegen Iran wagt der Redakteur des ND dann doch nicht zu
erwähnen: Israel. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Israel mit Hilfe von
Angriffen unter falscher Flagge die Verantwortung für ausgeklügelte Verbrechen
seinen Feinden in die Schuhe geschoben hätte, (siehe z.B. den israelischen
Angriff auf das US-Spionageschiff USS Liberty). Und auch die
US-Regierung selbst hat diesbezügliche Erfahrungen, mit vorgetäuschten
Angriffen selbst gegen US-Streitkräfte oder -Zivilisten Kriegsgründe zu
schaffen, (siehe z.B. den Vorfall im Golf von Tonkin, Vietnam oder die Pläne für Operation Northwood gegen Kuba)
Wie bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit, glaubt
Washington auch diesmal, Beweise durch Behauptungen ersetzen zu können.
Notfalls verweist man auf Erkenntnisse der Geheimdienste – und die Lügen
bekannter weise nie. Die hätten zwar die Beweise, aber deren Arbeitsweisen
müssten natürlich geheim bleiben, und nur deshalb kann man keine Beweise
vorlegen.
Die Nachrichtenlage über die brennenden Tanker letzte Woche im Golf von Oman
bleibt widersprüchlich und verwirrend. Das scheint auch so gewollt. Hauptsache
der Iran ist der "Schuldige". Dafür tun die US-Kriegstreiber Bolton
und Pompeo alles, was in ihrer Macht steht.
Dagegen haben sich die betroffenen Reedereien, und vor allem deren
Versicherungen, die für den Schaden aufkommen müssen, nach einer ersten
Untersuchung der Angriffe durch eigene Experten mit Schuldzuweisungen
zurückgehalten.
Beide betroffene Tanker fahren unter so genannten
Billigflaggen. Die Front Altair ist in den Marshall Inseln registriert und die
Kokuka Courageous in Panama. Die Front Altair wurde im Jahr 2016 gebaut, gehört
der norwegischen Rederei "Frontline" und fährt im Auftrag einer
Tanker-Management Firma in Dubai. Beladen war das Schiff mit 75.000 Tonnen
Naphtha im Wert von 30 Millionen Dollar mit Taiwan als Bestimmungsland. Alle 23
Mann der Besatzung konnten gerettet werden. Laut Reuters erklärte der Chef von
Die Kokuka Courageous wurde im Jahr 2010 in Dienst
gestellt, gehört der japanischen Reederei Kokuka Sangyo und fährt im Auftrag
von BSM Ship Management. Die Fracht bestand aus 25.000 Tonnen Methanol. Alle 21
Mann der Besatzung wurden gerettet. Laut US-Medienberichten, die sich auf
offizielle Quellen in Washington berufen, wurde das Schiff angeblich ein Opfer
von Haftminen. Laut dem Betreiber des Schiffes berichtete die Besatzung von
fliegenden Objekten, von denen zwei den Rumpf der Kokuka Courageous
durchschlagen haben. "Ich glaube nicht, dass eine Zeitbombe oder ein
Gegenstand am Rumpf des Schiffes die Ursache für die Explosion war", sagte Yutaka Katada, Präsident der
japanischen Firma, die den Kokuka Courageous-Tanker betreibt, gegenüber
Reportern in Tokio.
Katadas Bericht über den Angriff widerspricht damit
der Darstellung der Trump-Regierung. Zugleich wäre in dieser Version der Iran
als Schuldiger ausgeschlossen, weil die von der iranischen Küste abgewandte und
der Küste von Oman zugewandte Seite des Schiffes beschädigt wurde.
Aber Augenzeugen wie die Besatzung des Tankers spielen
bei den politischen US-Detektiven keine Rolle. Wenn der Schuldige von Anfang an
fest steht, sind die Beweise schnell erbracht, beziehungsweise zurecht massiert.
Im konkreten Fall besteht Pompeo auf der Haftminenthese. Dafür präsentierte er
letzten Freitag (14.6.) ein verschwommenes, eine Minute 40 Sekunden
dauerndes Video des Pentagon. Das Filmchen ohne Zeit und
Präsentiert wurde das Video auf CNN und anderen
Sendern weltweit mit dem Text: "Video zeigt, wie Iran eine nichtexplodiert
(Haft-) Mine von Tanker entfernt". Im Begleittext heißt es, dass es sich
um den japanischen Tanker Kokura Courageous handelt, der im Golf von Oman vor
der Küste des Iran unterwegs war. Das kann stimmen, muss es aber nicht.
Vielmehr ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich hier mal wieder um eine
"alternative Wahrheit" des Pentagon handelt, denn auf dem Video gibt
es keinen Hinweis, dass die Bilder auf hoher See aufgenommen wurden
Tatsächlich liegt das angebliche iranische Schnellboot
ruhig längsseits vom Rumpf des Supertankers. Von einem Seegang, der auf hoher
See das kleine, leichte Boot gegenüber dem großen, schweren Tanker stark nach
oben oder unten oder seitlich bewegt hätte, ist so gut wie nichts zu sehen.
Vielmehr sieht alles danach aus, als ob das Video in den ruhigen Gewässern
eines Hafens aufgenommen wurde, wozu auch der Aufbau des Bootes passt.
Zudem werden die Videobilder der ersten Sekunden von
einer Stimme aus dem Off begleitet, die dem Zuschauer die richtige Brille
aufsetzen soll, damit er glaubt zu sehen, was er nicht sieht: "Dieses
dramatische Video, das über Nacht veröffentlicht wurde, zeigt ein kleines Boot,
wie es sich dem Kokura Courageous Tanker nähert. Man kann sehen, wie eine
Person ein Objekt vom Rumpf des Tankers entfernt. Das US-Militär sagt, dass dieses
Objekt wahrscheinlich eine nicht explodierte Mine ist, welche die Iraner nur
wenige Stunden nach den Explosionen der anderen Minen entfernt haben."
Angeblich, um auf diese Weise unbezweifelbare Beweise zu vernichten.
Tatsächlich sieht man nicht, wie sich das angeblich iranische Boot dem Tanker
nähert, sondern mit dem ersten Bild liegt es bereits längsseits. So ist auch
nicht zu erkennen ob die etwa zehn bis zwölf Personen, die sich auf dem engen
Raum des Vorderteils des Bootes drängen, bereits mit dem Boot angekommen sind
oder womöglich vom Tanker kamen. Tatsächlich sieht man auf den verschwommenen
Bildern, wie eine Person am Bootsrand mit beiden Händen etwas Schweres hebt. Ob
sich vorher jemand am Rumpf des Tankers zu schaffen gemacht hat, ist nicht zu
erkennen.
Absolut seltsam erscheint aber, warum zehn bis zwölf
offensichtlich unbewaffnete Personen, die anscheinend nichts zu tun haben, weil
sie einfach nur so am Bug des Bootes herumstehen, bei dem angeblichen
Kommandounternehmen der iranischen Kriegsmarine dabei waren. Und zweitens,
warum stehen alle Bootsinsassen dicht gedrängt am Bug in unmittelbarer Nähe an
der Stelle, wo die angeblich nicht explodierte Miene vom Rumpf des Tankers
entfernt wird, was – im Ernstfall – sicherlich keine ungefährliche Angelegenheit
gewesen wäre.
Wie zu erwarten, haben die Briten sich sofort hinter
ihre Komplizen in Washington gestellt. Eine Hand wäscht die andere, schließlich
hatten sich die Amerikaner ohne zu zögern hinter Londons absurde
Skripal-Lügengeschichte gestellt. Erfreulicherweise hat das Auswärtige Amt in
Berlin diesmal gezögert und Minister Maas ließ verlauten, dass das Video kein
hinreichender Beweis sei.
Zugleich warnte der demokratische
Präsidentschaftsanwärter 2020 Senator Bernie Sanders die Trump-Administration,
die Vorfälle im Golf von Oman als "Vorwand für einen illegalen Krieg mit
dem Iran" zu verwenden: „Ich möchte auch Präsident Trump daran erinnern,
dass es keine Genehmigung des Kongresses für einen Krieg mit dem Iran gibt. Ein
einseitiger US-Angriff auf den Iran wäre illegal und verfassungswidrig.“ Weiter
sagte Sanders: "Es ist an der Zeit, dass die Vereinigten Staaten ihre
internationale Führung ausüben und die Länder in der Region zusammenbringen, um
eine diplomatische Lösung für die wachsenden Spannungen zu finden."
Wie in einer Satire gab Mike Pompeo genau das zur
Antwort, als er in seiner Pressekonferenz am 14. Juni nach dem "Wie
Weiter" gefragt wurde. Statt wie erwartet gewaltig mit dem Säbel zu
rasseln, wie man das bisher von ihm gewohnt war, gab er sich als handzahmer
Friedensapostel: "Der Iran sollte (US-)Diplomatie mit Diplomatie
beantworten und nicht mit Terror, Blutvergießen und Erpressung. Wir werden
weitermachen mit wirtschaftlichem und diplomatischem Druck, um den Iran an den
Verhandlungstisch zu bringen."
Trump selbst hatte vorletzte Woche gesagt, der Iran
wisse, wie man den Kontakt zu ihm jederzeit herstellen könne. Letzten Freitag
nun, nach den angeblichen iranischen Angriffen auf die beiden Tanker im Golf
von Oman, sagte der US-Präsident, dass er nicht bereit sei, zu verhandeln.
Offensichtlich will auch er den Druck auf Teheran weiter erhöhen. Allerdings
gehen selbst Medien wie CNN nicht davon aus, dass Trump dabei an
militärische Aktionen denkt. Sein "Appetit dafür" sei "nicht
sehr groß", kommentierte eine CNN-Sprecherin die Aussage Trumps am
selben Tag. Das Tiger-Gespann Bolton-Pompeo, das Trump reitet und zu
kontrollieren glaubt, hat jedoch eine andere Agenda.
Jetzt fehlt nur noch ein großer Angriff, der dem Iran
in die Schuhe geschoben werden kann, bei dem US-Soldaten oder US-Zivilisten
sterben, und dann sitzt Trump in seiner eigenen Falle. Dann gibt es keinen Weg
zurück, denn in einer solchen Situation will Trump auf keinen Fall schwach
aussehen. Mit anderen Worten, die Welt ist nur noch eine falsche Flagge von
einem neuen Krieg im Mittleren Osten entfernt, der das Zeug hat, die ganze
Region und darüber hinaus in den Abgrund zu ziehen.
Quelle: https://deutsch.rt.com/meinung/89279-naechste-falsche-flagge-koennte-den-grossen-krieg-bringen/