USA –Einschätzung von Thierry Meyssan im Jahre 2018
Die Wende der Welt-Ordnung ist im Gange
28. Dezember 2018
Die USA weigern sich,
für transnationale Finanziers zu kämpfen
von Thierry Meyssan,
Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 25. 12. 2018
Der US-Abzug aus
Syrien und Afghanistan sowie der Rücktritt von General Mattis zeugen von der im
Gang befindlichen Wende der Welt-Ordnung. Die Vereinigten Staaten sind nicht
mehr die ersten, weder wirtschaftlich und noch militärisch. Sie weigern sich,
weiterhin nur für die Interessen der transnationalen Finanziers zu kämpfen. Die
von ihnen geführten Bündnisse werden sich langsam auflösen, ohne dass ihre
ehemaligen Verbündeten den Aufstieg Russlands und Chinas eingestehen.
Die
Ankündigung des teilweisen Abzugs der amerikanischen Truppen aus Afghanistan
und ihr gesamter Abzug aus Syrien am 19. Dezember 2018, hat wie ein
Donnerschlag geklungen. Ihm folgte am nächsten Tag der Rücktritt von
Verteidigungsminister James Mattis. Entgegen der Behauptung der Gegner des
Präsidenten Trump, schätzen sich beide Männer und ihre Unstimmigkeit betrifft
nicht diese Rückzüge, sondern die Art und Weise, wie man mit ihren Folgen
umgehen soll. Die USA stehen vor einer Entscheidung, die einen Bruch markieren
und die Welt umstürzen wird.
Vor allem
sollte man, um nicht einen falschen Schluss zu ziehen, die Bedingungen und das
Ziel der Zusammenarbeit von Trump und Mattis in Erinnerung rufen.
Bei seinem
Amtsantritt im Weißen Haus hatte Donald Trump darauf geachtet, sich mit drei
hochkarätigen Offizieren zu umgeben, die für die Neu-Ausrichtung der
Streitkräfte über genügend Autorität verfügen. Michael Flynn, John Kelly und
vor allem James Mattis sind gegangen oder sind in Demission begriffen. Alle
drei sind große Soldaten, die schon in der Obama-Ära mit ihrer Hierarchie in
Konflikt geraten waren [1].
Sie akzeptierten die von Botschafter John Negroponte eingeführte Strategie
nicht, nämlich terroristische Gruppen zu schaffen, die einen Bürgerkrieg im
Irak schüren sollten [2].
Alle drei
haben sich mit Präsident Trump dazu verpflichtet, den Dschihadisten die
Unterstützung Washingtons zu entziehen. Aber jeder von ihnen hatte eine eigene
Vision der Rolle der Vereinigten Staaten in der Welt und ist schließlich mit
dem Präsidenten uneinig geworden.
Der Sturm,
den die Zwischenwahlen zurückgedrängt hatten, ist gekommen [3].
Die Zeit ist gekommen, die internationalen Beziehungen zu überdenken.
Syrien
Als Donald
Trump im April, im Einklang mit seinen Versprechungen, den US-Rückzug von
Syrien zur Sprache brachte, hat ihn das Pentagon überzeugt, zu bleiben. Nicht,
weil ein paar tausend Mann den Kurs des Krieges umkehren könnten, sondern weil
ihre Anwesenheit ein Gegengewicht zu dem russischen Einfluss und eine
Unterstützung für Israel war.
Aber die
Übergabe der russischen Verteidigungs-Waffen an die syrische arabische Armee,
besonders der S-300 Raketen und der ultra-High-Tech-Radargeräte, die durch das
automatisierte Managementsystems Polyana D4M1 koordiniert werden, hat das
Kräfte-Gleichgewicht auf den Kopf gestellt [4].
Von da an, seit genau drei Monaten, ist der syrische Luftraum unantastbar. Aus
diesem Grund wird die militärische Präsenz der USA kontraproduktiv: denn ein
Angriff auf dem Boden durch pro-US-Söldner kann nicht mehr von der
US-amerikanischen Luftwaffe unterstützt werden, ohne Gefahr zu laufen,
Flugzeuge zu verlieren.
Durch den
jetzigen Abzug vermeidet das Pentagon ein Kräftemessen und die Demütigung einer
unvermeidlichen Niederlage. In der Tat hat Russland den Vereinigten Staaten und
danach auch Israel die Herausgabe der Sicherheitscodes der an Syrien
gelieferten Raketen verweigert. Das heißt, dass Moskau, nach jahrelanger
westlicher Arroganz, die gemeinsame Kontrolle Syriens abgeschlagen hat, der
Russland bei der ersten Konferenz von Genf in 2012 zugestimmt hatte und die
Washington ein paar Wochen später verletzt hatte.
Darüber
hinaus hat Moskau vor langer Zeit bereits festgestellt, dass die Präsenz der
USA nach internationalem Recht illegal sei, und dass Syrien das Recht habe sich
zu verteidigen.
General Aharon Haliva
kam an der Spitze einer israelischen Delegation am 17. Dezember 2018 nach
Moskau. Er informierte seine russischen Amtskollegen über die laufenden
Operationen von Tsahal und bat sie um die Codes der syrischen Raketen.
Vergebens.
Seine Folgen: Der Entschluss zum Rückzug
aus Syrien hat ernste Konsequenzen.
1— Das
Pseudo-Kurdistan
Das
westliche Projekt der Schaffung eines kolonialen Staates im Nordosten Syriens,
der den Kurden zuerkannt werden sollte, wird nicht durchgeführt werden.
Übrigens unterstützten immer weniger Kurden dieses Projekt, da sie dachten,
dass diese Eroberung mit der einseitigen Unabhängigkeitserklärung eines
Staates, Israel, durch jüdische Milizen im Jahr1948, vergleichbar wäre.
So wie wir
es oft erklärt haben, ist Kurdistan nur in den Grenzen legitim, die ihm 1920
von der Konferenz von Sèvres zuerkannt wurden, d. h. in der aktuellen Türkei
und nicht anderswo [5].
Die USA und Frankreich zogen noch vor einigen Wochen in Erwägung, ein
Pseudo-Kurdistan auf arabischem Boden zu schaffen und es unter Mandat der
Vereinten Nationen durch den ehemaligen französischen Außenminister, Bernard
Kouchner, verwalten zu lassen [6].
2—Die
Cebrowski-Strategie
Das vom
Pentagon seit siebzehn Jahren verfolgte Projekt, im "Erweiterten Nahen Osten", wird nicht realisiert werden.
Entworfen von Admiral Arthur Cebrowski, sollte es alle staatlichen Strukturen
in der Region zerstören, mit Ausnahme von Israel, Jordanien und dem
Libanon [7].
Dieser Plan, der von Afghanistan bis Libyen begonnen wurde und immer noch
funktioniert, endet auf syrischem Boden. Es ist damit jetzt Schluss, dass die
US-Truppen auf Kosten der Steuerzahler nur für die Interessen der globalen
Banker kämpfen, selbst wenn sie US-Amerikaner wären.
3—Die
US-amerikanische militärische Überlegenheit
Die
postsowjetische, auf der amerikanischen militärischen Überlegenheit basierende
Weltordnung ist tot. Dass dies schwer einzusehen ist, ändert nichts an der
Tatsache. Die Russische Föderation ist jetzt stärker sowohl in Bezug auf
konventionelle (für das Jahr 2015) als auch auf Kern-Waffen (seit 2018 [8]).
Die Tatsache, dass die russischen Armeen ein Drittel weniger zahlreich als die
der Vereinigten Staaten sind und nur wenige Truppen im Ausland haben, widerlegt
die Hypothese eines Moskauer Imperialismus.
Sieger und Besiegte
Der Krieg
gegen Syrien wird in den kommenden Monaten aufgrund des Fehlens von Söldnern
enden. Die von dem KKR Fund koordinierte Waffen-Lieferung durch einige Staaten
kann das Verbrechen hinauszögern, aber gibt keine Hoffnung, den Lauf der Dinge
zu ändern.
Ganz
zweifellos sind die Sieger dieses Krieges Syrien, Russland und der Iran,
während die Besiegten die 114 Staaten sind, die den "Freunden Syriens“ beigetreten sind. Manche haben die
Niederlage nicht abgewartet, um ihre Außenpolitik zu korrigieren. So haben die
Vereinigten Arabischen Emirate gerade die baldige Wiedereröffnung ihrer
Botschaft in Damaskus verkündet.
Der Fall
der Vereinigten Staaten ist jedoch komplexer. Die Regierungen von Bush Jr. und
Obama tragen die volle Verantwortung für diesen Krieg. Sie sind es, die ihn
geplant und im Rahmen einer unipolaren Welt durchgeführt haben. Im Gegensatz
dazu hat der Kandidat Donald Trump diesen Verwaltungen vorgeworfen, die
US-Bürger nicht zu verteidigen, sondern dem transnationalen Finanzsystem zu
dienen. Nach seiner Wahl zum Präsidenten hat Trump nicht aufgehört, die
Unterstützung seines Landes für die Dschihadisten zu senken und seine Truppen
aus dem Erweiterten Nahen Osten abzuziehen. Er muss daher auch als einer der
Sieger dieses Krieges betrachtet werden und wird logischerweise die
Verpflichtung seines Landes für Kriegs-Schadensersatz auf die beteiligten
transnationalen Konzerne abwälzen können [9].
Es liegt nun an ihm, die Streitkräfte wieder auf die Verteidigung des
Territoriums auszurichten, dem ganzen imperialen System ein Ende zu setzen und
die US-Wirtschaft anzukurbeln.
Afghanistan
Seit
mehreren Monaten verhandeln die Vereinigten Staaten geheim mit den Taliban über
die Bedingungen für ihren Rückzug aus Afghanistan. Eine erste Besprechung mit
Botschafter Zalmay Khalilzad fand in Katar statt. Eine zweite Runde hat gerade
in den Vereinigten Arabischen Emiraten begonnen. Neben den beiden Delegationen
der USA und der Taliban beteiligen sich auch Saudi Arabien, die Vereinigten
Arabischen Emirate und Pakistan. Eine Delegation der afghanischen Regierung ist
auch vor Ort eingetroffen, in der Hoffnung sich anschließen zu können.
Es ist 17
Jahre her, dass die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich
Afghanistan überfallen haben, offiziell als Vergeltung für die Anschläge vom
11. September. Aber dieser Krieg folgte auf die Verhandlungen von 2001 in
Berlin und Genf. Er zielt nicht darauf ab dieses Land zu stabilisieren, um es
wirtschaftlich zu nutzen, sondern darauf, jegliche Form von Staatlichkeit zu
zerstören, um seine Ausbeutung zu kontrollieren. Was tatsächlich gemacht wird,
da die Situation jeden Tag schlimmer ist als am Tag zuvor.
Denken wir
daran, dass das Unglück von Afghanistan während der Carter-Präsidentschaft
begonnen hat. Der nationale Sicherheitsberater Zbigniew Brzeziński,
appellierte an die Muslimbruderschaft und an Israel, um eine
Terrorismus-Kampagne gegen die kommunistische Regierung zu starten [10].
Verstört, wandte sich diese an die Sowjets, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Es folgte ein 14 jähriger Krieg, gefolgt von einem Bürgerkrieg und dann von der
Anglo-US-Invasion.
Nach
vierzig Jahren währenden Zerstörungen versichert Präsident Trump, dass die
US-Militärpräsenz für Afghanistan nicht die Lösung sei, sondern das Problem.
General James Mattis
verpflichtete sich, die US-Streitkräfte von den Dschihadisten zu trennen, aber
nicht die Allianz um die Vereinigten Staaten aufzulösen.
Der Platz der Vereinigten Staaten heute
in der Welt
Mit dem
Abzug der Hälfte der in Afghanistan rechtlich stationierten US-Truppen und all
derer, die Syrien illegal besetzen, hat Präsident Trump eines seiner
Wahlversprechen gehalten. Er wird noch die dort befindlichen 7000 Mann abziehen
müssen.
In diesem
Zusammenhang stellt General Mattis eine grundlegende Frage in seinem
Rücktritts-Schreiben [11].
Er schreibt: "Eine meiner Grundüberzeugungen war schon immer, dass unsere
Stärke als Nation mit der Stärke unseres einzigartigen und umfassenden Systems
der Bündnisse und Partnerschaften untrennbar verbunden ist. Obwohl die
Vereinigten Staaten die unverzichtbare Nation in der freien Welt bleiben,
können wir unsere Interessen nicht wirksam schützen, noch diese Rolle ohne
starke Allianzen spielen ohne Respekt gegenüber unseren Alliierten zu zeigen.
Wie Sie, sage ich von Beginn an, dass die Streitkräfte der Vereinigten Staaten
nicht der Gendarm der Welt sein sollten. Stattdessen müssen wir alle Werkzeuge
der amerikanischen Macht nutzen, um die gemeinsame Verteidigung, besonders die
effektive Sicherstellung der Führung unserer Allianzen zu sichern. 29
Demokratien haben diese Kraft bewiesen, mit ihrem Engagement nach dem Angriff
des 11. September gegen die Vereinigten Staaten auf unserer Seite zu kämpfen. "Die Koalition der 74 Nationen
gegen Daesch ist ein weiterer Beweis dafür“ [12].
Das heißt,
James Mattis bestreitet nicht die Gültigkeit des Abzugs der US-Truppen aus
Afghanistan und Syrien, aber wahrscheinlich das, was folgen wird: Die
Zerrüttung der Allianzen rund um die Vereinigten Staaten, und letztlich der
mögliche Abbau der NATO. Für den Minister der Verteidigung müssen die Vereinigten
Staaten ihre Verbündeten beruhigen, indem sie bei ihnen den Eindruck erwecken,
dass sie wissen, was sie tun und sie die Stärksten sind. Egal, ob es wahr ist
oder nicht, es geht darum, unter allen Umständen den Zusammenhalt der
Bündnispartner aufrechtzuerhalten. Aber für den Präsidenten ist Gefahr im
Verzug. Die Vereinigten Staaten haben bereits ihren führenden wirtschaftlichen
Platz zugunsten Chinas verloren, und nun ihren ersten Platz auf militärischem
Gebiet, an Russland. Man muss aufhören, der Einäugige zu sein, der die Blinden
führt und sich zuerst um die Seinen kümmern.
In dieser
Sache handelt James Mattis wie ein Offizier. Er weiß, dass eine Nation ohne
Verbündete im Vorhinein verloren ist. Während Donald Trump wie ein Unternehmer
denkt. Er muss verlustbringende Tochterfirmen abstoßen, die das ganze
Unternehmen zu versenken drohen.
Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
Quelle: http://www.voltairenet.org/article204454.html
Naher Osten, USA, Russland, ISIS, Syrien, Geopolitik, Strategie, Imperialismus
Kurzeinschätzung zum Beitrag von Thierry Meyssan „Die Wende der
Welt-Ordnung ist im Gange“ am 28.12.2018
von Brigitte Queck :
1. Die Einschätzung von Thierry Meyssan, dass eine Wende der Welt-Ordnung
im Gange ist, teile ich voll
und ganz.
2. Ja, „die Übergabe der russischen
Verteidigungs-Waffen an die syrische arabische Armee, besonders der S-300
Raketen und der ultra-High-Tech-Radargeräte, die durch das automatisierte
Managementsystems Polyana D4M1 koordiniert werden, hat das Kräfte-Gleichgewicht
auf den Kopf gestellt und der syrische Luftraum ist seither unantastbar.
Aus diesem Grund wird die militärische Präsenz der USA kontraproduktiv: denn
ein Angriff auf dem Boden durch pro-US-Söldner kann nicht mehr von der
US-amerikanischen Luftwaffe unterstützt werden, ohne Gefahr zu laufen,
Flugzeuge zu verlieren.“
3.
„Das westliche Projekt der Schaffung eines kolonialen Staates im Nordosten
Syriens, der den Kurden zuerkannt werden sollte, wird nicht durchgeführt werden.“,
so T.M.
Meine Frage: War die Schaffung eines einheitlichen kurdischen Staates seitens der
westlichen Staaten JEMALS ERNSTHAFT GEPLANT ?!!
Und meine Frage an die Kurdenführer im Norden Syriens:
Habt ihr jemals ernsthaft daran geglaubt, dass die USA euch eine andere
soziale Ordnung als die ihre in den USA, EINFACH SO ZUGESTEHEN WÜRDEN ?
Auch nach dem Abzug, bzw. teilweisen Abzug, der US-Soldaten aus dem Norden
Syriens wird DIE FINANZIELLE UNTERSTÜTZUNG
UND ES LIEGT JETZT AN DEN SYRISCHEN KURDEN, IN EINEM GEMEINSAMEN SYRISCHEN
STAAT UNTER
4. Die Einschätzung von Thierry Meyssan, dass eine Wende der Welt-Ordnung
im Gange ist, sollte m.E. NICHT
DAZU VERLEITEN, DIE KRIEGERISCHEN AMBITIONEN
5. Das Gegenteil ist der Fall.
a)
Die geballte militärische
Macht der US/NATO wird auch unter der Trump- Regierung an den Grenzen
Russlands, sowohl im Norden auf dem Gebiet der baltischen Staaten, als auch im
Osten in der Ostukraine, bestehen bleiben.
b)
Die USA werden, wie auch
andere NATO-Staaten, im Geheimen die Opposition in diesen Gebieten in direkter,
oder indirekter Form unterstützen.
6. Mit anderen Worten: Mit einem teilweisen, oder gänzlichen
(was stark zu bezweifeln ist !!!) Abzug von US-Truppen aus Afghanistan und
Syrien WIRD NICHT
DIES WÜRDE