Machtdemonstration der US-Army
in Deutschland steht kurz bevor
17.01.2019
Quelle:
US-Truppenverlegung nach Europa im "Rotationsverfahren" im Rahmen
der NATO-Mission Atlantic Resolve, Juni 2018.
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In wenigen Wochen zieht die US-Army auf dem Weg nach Osten durch
Deutschland und kann unterwegs ihre militärische Macht demonstrieren. Ende
Januar treffen im Hafen von Antwerpen rund 2.000 Fahrzeuge ein, die sich auf
eine über 900 Kilometer lange Reise nach Polen aufmachen.
Die im Rahmen der NATO-Operation Atlantic Resolve in
Deutschland, Polen, den baltischen Staaten, Ungarn, Bulgarien und Rumänien
stationierten Truppen sollen wieder mal ausgetauscht werden, damit die
eigentlich "dauerhafte Stationierung von substanziellen Kampftruppen"
in Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts nicht gegen die
NATO-Russland-Grundakte verstößt. Ein offensichtliches Täuschungsmanöver, wie
auch die Freie Presse entsprechend kommentieren musste:
Da die Nato-Grundakte eine dauerhafte Stationierung
von westlichem Militär an der Nato-Ostflanke untersagt, rotieren die Truppen im
Neun-Monats-Rhythmus. Faktisch führt diese Praxis jedoch zu einer
Nato-Dauerpräsenz nahe der Grenze zu Russland, was in Moskau für anhaltende
Kritik sorgt.
Deshalb zieht die US-Army das 1st Armored Brigade
Combat Team der 1st Cavalry Division aus Osteuropa ab und
bringt es wieder zurück zu seinem Heimatstützpunkt nach Fort Hood in Texas.
Ersetzen soll sie das 1st Armored Brigade Combat Team der 1st
Infantry Division aus Fort Riley in Kansas. Insgesamt 3.500 Soldaten
befinden sich nun auf dem Weg nach Europa, um dem "Aufbau eines
Abschreckungsszenarios" auch entsprechendes Gewicht zu verleihen, wie der
deutsche Brigadegeneral Hartmut Renk in Berlin mitteilte. Renk ist für die
"Rotation" der US-Army in Deutschland zuständig und dient direkt im Hauptquartier der U.S. Army
Europe in Wiesbaden. Dieses "Abschreckungsszenario" diene dazu,
"jedem potenziellen Gegner deutlich zu machen, dass es gegen die NATO und
Europa keine militärische Option gibt. (...) Das dient nicht dazu, dass wir
alle einen Krieg führen wollen. Das dient ausdrücklich der Abschreckung."
Und diese Abschreckung beginnt bereits in Deutschland,
wo der größte Teil der Hubschrauberbrigade der 1st Combat Aviation
Brigade der 1st Infantry Division aus Fort Riley in Kansas
Anfang Februar in Zeebruge/Belgien ankommt. In den bayrischen US-Stützpunkten
von Illesheim und Vilseck soll der Großteil der CH-47-Chinook-Transport-,
AH-64-Apache-Kampf- und der berüchtigten Black-Hawk-Hubschrauber stationiert
bleiben, während ein kleiner Teil nach Lettland, Polen und Rumänien verlegt
wird.
© Quelle:
http://www.eur.army.mil/FactSheets/
Eine Art der psychologischen Kriegsführung und in diesem
Sinne auch eine Form der Abschreckung ist die sogenannte "show of
force" oder Machtdemonstration. Nicht umsonst verschifft die US-Army ihr
Kriegsmaterial nicht direkt nach Polen, wo der Weg zum Hauptstützpunkt in Zagan
viel kürzer wäre. Stattdessen benutzte das US-Militär bisher den deutschen
Hafen in Bremerhaven, um die alle neun Monate stattfindenden
"Rotationen" durchzuführen. Jetzt hat man Antwerpen ausgesucht, wo
der Transportweg nach Zagan noch länger wird. Zwar wird der Großteil des
Kriegsgeräts und dabei insbesondere die Kampfpanzer auf die Schiene verlegt,
aber rund 400 der 2.000 Fahrzeuge werden in Konvois von etwa 20 Fahrzeugen quer
durch Deutschland fahren, wie der Journalist für Verteidigungs- und
Sicherheitspolitik, Thomas Wiegold, zu berichten weiß. Nicht etwa die Russen sollen mit dieser
"show of force" beeindruckt werden, sondern die Menschen entlang der
Transportroute. Deshalb habe Brigadegeneral Renk "offensichtlich eine
zusätzliche Aufgabe" wie Wiegold schreibt:
Den Deutschen, Behörden wie Bevölkerung, Sinn und
Notwendigkeit des Truppenaufmarsches quer durch Deutschland nahezubringen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das
Briefing über die bevorstehenden Truppentransporte von US-Botschafter Richard
Grenell in Berlin, das er am 14. Januar gegeben hat. Er versuchte demonstrativ
die vermeintlich engen Bande zwischen Deutschland und den USA seit dem Ende des
Zweiten Weltkriegs zu skizzieren, indem er sich betont demütig zeigte und die
kulturellen Gemeinsamkeiten von "zehntausenden, ich würde sogar sagen
Millionen" Amerikanern im Mittleren Westen und den Deutschen hervorhob:
Man kann uns nicht auseinander schälen, selbst wenn
man es versucht. Wir sind total miteinander verbunden.
Und die Truppentransporte sind dafür da, um auf diesem
Wege "den Deutschen in kleinen Städten, Dörfern und Staaten
(Bundesländern/Anm.) danke zu sagen, die diesen Transport unterstützen, die die
Amerikaner hier unterstützen". "Wir sind uns sehr wohl dessen
bewusst, dass wir in ihrem Land sind, und wir wollen ein freundlicher und
einfühlsamer Gast sein. (...) Wir sind hier, um Deutschland und Europa zu
verteidigen."
Diese hier gezeigte Demut des US-Botschafters
erscheint angesichts der Drohungen gegen deutsche Unternehmen alles andere als
glaubwürdig. Vielmehr soll so die aggressiv verfolgte Außenpolitik Washingtons
mit wohlklingenden Worten überdeckt werden, um die jüngste Kritik in etwas
ruhigeres Gewässer zu leiten.
https://deutsch.rt.com/inland/82618-machtdemonstration-us-army-in-deutschland/