Ungarischer Präsident gibt dem amerikanischen Journalisten
Tucker Carlson ein folgenschweres Interview über das Schicksal der Ukraine
von Gilbert Doctorow 31.08.2023
Fox News könnte die Entlassung von Tucker Carlson vor
einigen Monaten bereuen, denn der Journalist ist nicht mehr an die
Zensurrichtlinien der Zahlmeister des Unternehmens gebunden, falls er das
jemals war. Er nutzt sein außergewöhnliches Publikum in den Vereinigten Staaten,
das er größtenteils auf seinen eigenen Twitter-Account (X) übertragen hat, sehr
geschickt zu einer globalen Präsenz, die einer gezielten politischen Agenda
dient: die militärische und finanzielle Unterstützung der USA für den Krieg in
der Ukraine zu beenden und dabei Joe Biden und dessen korrupte, verlogene und
inkompetente Regierung zu stürzen.
Diejenigen, die Tucker Carlsons Interview mit dem
ehemaligen Präsidenten Donald Trump am vergangenen Dienstag gesehen haben, das die Zuschauer von der im Fernsehen übertragenen
Präsidentschaftsdebatte von Trumps republikanischen Mitstreitern ablenken
sollte und dies auch weitgehend geschafft hat, werden vielleicht zu Recht meine
Beschreibung von Tuckers Leistungen in letzter Zeit in Frage stellen. Das
Interview war fade, langweilig und bestand nur aus den prahlerischen
Behauptungen von The Donald, er werde Wunder vollbringen, um Amerika vom Rande
der Katastrophe zurückzuholen, wenn er die Wahl 2024 gewinnt. Aber Carlson
konnte aus Trump nicht mehr herausholen, als der Mann bereit ist zu geben, und
das ist sehr wenig in Anbetracht der verschiedenen Gerichtsverfahren, denen
Trump gegenübersteht.
Auf der anderen Seite sind seine Gastgeber auf
Carlsons Europareisen bestrebt, ihre Interviews mit Carlson zu nutzen, um ihre Botschaften
direkt an ein großes amerikanisches Publikum zu übermitteln, das ansonsten für
sie unzugänglich ist. Diese Botschaften sind sehr kritisch gegenüber der
Führung in Washington und in der Europäischen Union, die sie beschuldigen, die
Wirtschaft des Alten Kontinents durch ihre unsinnigen Sanktionen gegen Russland
zu ruinieren. Gleichzeitig erlauben diese Gastgeber Carlson, vor ihrem
heimischen Publikum zu sprechen und zeigen damit ihren Wählern, dass nicht
jeder Amerikaner den Verstand verloren hat oder Angst hat, sich gegen das
Biden-Team auszusprechen.
Ich möchte insbesondere auf Carlsons kürzlich
ausgestrahltes Interview mit dem ungarischen Premierminister Viktor Orban
hinweisen, das bereits 50 Millionen Mal aufgerufen wurde und dessen Zahl von Minute
zu Minute steigt.
In diesem Zusammenhang kann man sagen, dass Tucker
Carlsons Vorträge und Interviews, in denen er die Schuld am Ausbruch des
russisch-ukrainischen Krieges und an den schrecklichen menschlichen und
materiellen Verlusten der ukrainischen Seite und an der Verlängerung des
Krieges auf Befehl Washingtons aufdeckt, die Leistungen der meistbeachteten
Akademiker und Intellektuellen, darunter die Professoren John Mearsheimer und Jeffrey Sachs, bei weitem übertreffen, ganz
zu schweigen von Anti-Kriegs-Aktivisten wie Scott Ritter und Colonel Macgregor in der Kategorie der Militärexperten.
In dem Carlson-Interview mit Viktor Orban ging es um
das Spannungsfeld der Beziehungen zwischen Ungarn und den Vereinigten Staaten
sowie zwischen Ungarn und der Europäischen Union. Die Rolle der ideologischen
Kriegsführung gegen Orban, die von den Liberalen im Ausland wegen seiner
Verteidigung der nationalen Souveränität und der traditionellen christlichen
Werte, in deren Mittelpunkt die Familie steht, betrieben wird, wird ausführlich
erörtert.
Ich ziehe meinen Hut vor dem ungarischen
Regierungschef für seine intellektuelle Stärke und seinen Mut, sich gegen die
vorherrschende Strömung im Westen zu stellen, was von Carlson meisterhaft
herausgestellt wird. Natürlich ist, wie Orban selbst in dem Interview sagt,
"niemand perfekt", und seine Einschätzung, dass die NATO mit
konventionellen Waffen weitaus stärker sei als Russland, scheint auf dem
Schlachtfeld in der Ukraine derzeit widerlegt zu sein. Nichtsdestotrotz zieht
Orban aus seinen Beobachtungen das zwingende Argument, dass die Ukrainer in
diesem Konflikt unmöglich siegreich sein können, dass er sofort beendet werden
sollte und dass jetzt eine neue Sicherheitsarchitektur für Europa geschaffen
werden muss, die Russland einschließt.
Von den vielen verschiedenen Punkten in diesem
Interview haben russische Nachrichtenportale heute die folgenden für
Leitartikel ausgewählt: Orbans Aussage, dass sowohl Serbien als auch Ungarn
jeden Angriff auf die South-Stream-Gaspipeline, die russisches Gas über das
Schwarze Meer und durch die Türkei in ihre Länder liefert, als Casus Belli
betrachten würden. Orban sagte nicht, gegen wen sich diese Warnung richtete,
aber im Kontext des Interviews könnte sie als an die Vereinigten Staaten und/oder
die Ukraine gerichtet verstanden werden.
Siehe https://life.ru/p/1603956?utm_source=yxnews&utm_medium
Im Allgemeinen erhält Tucker Carlson viel Sendezeit im
russischen Staatsfernsehen. Als er noch bei Fox News arbeitete, wurden in den
Sendungen "Sechzig Minuten", "Abend mit Vladimir Solovyov", "Nachrichten der Woche"
und "Vesti" häufig Auszüge aus
seinen täglichen Sendungen gezeigt. Am vergangenen Sonntag sagte die
Chefredakteurin von RT, Margarita Simonyan, in der Solovyov-Sendung, dass Carlson an sie herangetreten sei und
sie um Hilfe bei der Vermittlung eines Interviews mit Wladimir Putin gebeten
habe. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Erlaubnis in naher Zukunft
erteilt werden wird. Das wird eine Sendung sein, die es wert ist, gesehen zu
werden.
Quelle: https://gilbertdoctorow.com/
Mit freundlicher Genehmigung von Gilbert Doctorow
Die Übersetzung besorgte Andreas Mylaeus
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