Tschechien weist russische Diplomaten aus
Analysten im Gespräch mit RT: Sabotagevorwürfe Tschechiens gegen Moskau
eher
"James-Bond-Szenario"
21 Apr. 2021
In einem
Interview mit RT haben Analysten mitgeteilt, dass die Behauptung, russische
Geheimagenten hätten vor ein paar Jahren ein Munitionslager in Tschechien
gesprengt, eher an die Handlung eines Hollywood-Spionage-Thrillers erinnert.
Ihnen zufolge kann es einen politischen Hintergrund haben.
Der
tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš hat am
Wochenende bekannt gegeben, dass die russischen Geheimdienste im Jahr 2014
möglicherweise hinter einer Reihe von Explosionen in einem Munitionsdepot in
der kleinen Stadt Vrbětice gestanden hatten. Die
tschechische Polizei setzte die russischen Staatsangehörigen Alexander Petrow
und Ruslan Boschirow auf die Fahndungsliste.
Tschechien: Reaktion Russlands auf
Ausweisung von 18 Diplomaten stärker als erwartet
Es handelt
sich dabei um dieselben Männer, die vor drei Jahren von den britischen Behörden
wegen der Vergiftung des ehemaligen russischen Doppelagenten Sergei Skripal und seiner Tochter Julia im britischen Salisbury
angeklagt worden waren. Petrow und Boschirow
bestritten, mit der Tat etwas zu tun zu haben. Auch Moskau wies die Vorwürfe
zurück.
Jetzt wies
Prag 18 russische Diplomaten im Zusammenhang mit der Vrbětice-Affäre
aus. Moskau ordnete daraufhin an, dass 20 tschechische Diplomaten das Land zu
verlassen haben.
In einem
Gespräch mit RT wies der Journalist und Schriftsteller Luc Rivet die tschechischen Vorwürfe gegen Russland als
"völlig lächerlich" zurück. Er fügte hinzu, die ganze Geschichte
erinnere an ein "James-Bond-Szenario", das einer Hollywood-Produktion
würdig sei:
"Es
klingt so, als würde man Russland so weit wie möglich dämonisieren – wie von
Bidens Weißem Haus gefordert, das zehn russische Diplomaten ausgewiesen
hat."
Die
Regierung von US-Präsidenten Joe Biden hatte letzte Woche russische Diplomaten
ausgewiesen und neue Sanktionen gegen Dutzende russischer Personen und
Unternehmen verhängt, unter Berufung auf angebliche Einmischung in die
US-Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 und das Hacken des US-amerikanischen
IT-Unternehmens SolarWinds. Russland wies die
Vorwürfe zurück und kündigte an, im Gegenzug zehn US-Diplomaten ausweisen zu
wollen.
Rivet merkte an, dass sich der Streit mit Prag inmitten in
einer neuen Welle von Spannungen zwischen dem Westen und Moskau ereignet. Er
wies auch darauf hin, dass die Vertreibung russischer Diplomaten mit dem Druck
der EU auf Moskau im Namen des inhaftierten russischen Oppositionellen
Alexei Nawalny zusammenfiel:
"Ich
glaube nicht mehr an Zufall. Dies ist eindeutig eine orchestrierte Aktion des
Westens."
Mark Almond,
Leiter des Krisenforschungsinstitutes in Oxford (CRIOx),
sagte in einem Interview mit RT, dass die Hauptfrage sei, ob die erhöhte
Spannung ein "Sturm im Wasserglas" oder ein Symptom einer tiefen
Krise und eines zunehmendem Antagonismus zwischen
Russland und dem Westen sei. Er sagte:
"Es
gibt die Gefahr, dass ein unbeabsichtigter Vorfall plötzlich etwas viel
Größeres auslöst."
Almond
findet es "sehr seltsam", dass die tschechischen Behörden Petrow und Boschirow im Jahr 2018 nicht sofort identifiziert hatten,
als ihre Namen im Rahmen des Skripal-Falles erstmals
Schlagzeilen machten und dass die neuen Vorwürfe gegen die Männer erst jetzt
auftauchen. Er sagte, dies sei ein Zeichen für eine Politisierung der
Angelegenheit:
"Warum
wurden diese Beweise nicht mit den britischen Behauptungen von 2018
abgeglichen, warum wurden sie nicht damals vorgelegt? Es drängt sich der
Eindruck auf, dass dahinter auf allen Seiten düstere politische Motive
stehen."
Das
russische Außenministerium bezeichnete die Vorwürfe im Zusammenhang mit den
Explosionen in Vrbětice als "unbegründet
und weit hergeholt". Russland fügte hinzu, Prag habe versucht, die USA
durch seinen Streit mit Moskau zu "besänftigen".