Trumps Friedensplan für den Nahen Osten

Naher Osten: Ein Friedensplan, der keinen Frieden bringt

von Richard C. Schneider, 28.1.2020

Der US-Präsident hat seinen "Deal des Jahrhunderts" für den Nahen Osten vorgestellt. Doch die Palästinenser werden den Plan ablehnen. Denn er bevorzugt ganz klar Israel.

 

So viel ist sicher: Frieden wird dieser sogenannte Friedensplan von US-Präsident Donald Trump, den er den "Deal des Jahrhunderts" nennt, ganz gewiss nicht bringen.

In einer Pressekonferenz gemeinsam mit Israels Premier Benjamin Netanjahu wurde deutlich: Diese Trumpsche "Vision" für den Nahen Osten bevorzugt ganz klar Israel.

Der US-Präsident und sein Team haben entschieden: Jerusalem bleibt die ungeteilte Hauptstadt des jüdischen Staates, wobei auf dem Tempelberg der aktuelle Status quo erhalten bleibt und Muslime auf dem Plateau mit Al-Aksa-Moschee und Felsendom auch weiterhin beten können.

Die Palästinenser sollen im "östlichen Jerusalem" ihre Hauptstadt bekommen, wenn sie dem Friedensplan zustimmen. Wo genau, ist unklar, doch wahrscheinlich ist, dass irgendwelche Randbezirke oder gar Vororte der Stadt gemeint sind. Allein diese Entscheidung ist für die Palästinenser inakzeptabel und Grund genug, den Plan abzulehnen.

Doch das wirklich Entscheidende, das Präsident Mahmud Abbas und die Autonomiebehörde hinnehmen sollen, ist die neue Aufteilung des Westjordanlandes. Trump akzeptiert vorbehaltlos die Souveränität Israels über das gesamte Jordantal als neue und sichere Ostgrenze Israels. Dazu erkennt er auch noch die Souveränität Israels über alle Siedlungen und über alle Orte der hebräischen Bibel an – eine klare Konzession an Trumps evangelikale Wählerschaft, die extrem prozionistisch ist.

Trump hat eine Zweistaatenlösung als Friedensplan für den Nahen Osten präsentiert. Er stellt den Palästinensern einen eigenen Staat in Aussicht – unter strengen Auflagen

 

Ein zerrissener Fetzen

Wo genau soll dann aber der Palästinenserstaat liegen, den dieser Friedensplan vorsieht? Ein Staat, in dem nicht mehr gegen Israel agitiert wird, der demilitarisiert ist, in dem Familien von Terroristen nicht mehr finanziert und in dem die Menschenrechte gelten werden. Der Deal geht für diesen Staat von einer Verdoppelung des aktuellen palästinensischen Territoriums aus. Doch wenn man den Worten Trumps folgt, dass "kein Palästinenser und kein Israeli ihr Zuhause aufgeben müssen", dann kann das nur bedeuten, dass innerhalb dieses Palästinenserstaates zahlreiche jüdische Siedlungen liegen werden. Oder anders gesagt: dass dieser palästinensische Staat eher ein zerrissener Fetzen sein wird.

Zwar versprach Trump den Palästinensern wirtschaftliche Unterstützung mit rund 50 Milliarden US-Dollar. Er versicherte ihnen während der Pressekonferenz, dass die USA den Friedensprozess begleiten werden und dass das angebotene Territorium für vier Jahre im jetzigen Status verbleibt, dass Israel also keine Veränderungen, Ansiedlungen oder Sonstiges vorantreiben darf. Die USA geben den Palästinensern vier Jahre Zeit, um sich zu überlegen, ob sie den Vorschlag annehmen wollen oder nicht. Wenn aber nicht – ja, was dann?

Bislang haben die USA von Israel Konzessionen verlangt, wenn es um einen Friedensplan ging. Konzessionen, die nicht nur die israelische Rechte, sondern zunehmend auch der sogenannte Mainstream nicht mehr akzeptieren konnten und wollten. Die Veränderungen im Nahen Osten, die wachsende Bedrohung, das Misstrauen gegenüber den Palästinensern, denen man Land gegeben hatte, aber im Gegenzug dafür nur Raketen bekommen hat – viele Israelis glauben nicht mehr an eine Friedenslösung. Die Angst, die eigene Sicherheit mit noch mehr Konzessionen zu riskieren, ist durch die Selbstmordattentate während der Zweiten Intifada und die Kriege mit Gaza und der Hisbollah im Libanon immer größer geworden.

Hinzu kam, dass die palästinensische Führung in permanenter Fehleinschätzung ihrer Möglichkeiten jedes israelische Angebot ablehnte und immer mehr einforderte. Selbst als der damalige israelische Premier Ehud Olmert Präsident Abbas so gut wie alle besetzten Gebiete anbot und dazu noch Ostjerusalem, sagte der erratische Palästinenserführer nein. Und als mit Obama ein Präsident im Weißen Haus saß, der den Palästinensern bestmögliche Chancen anbot, wurden diese nicht ergriffen.

Nun hat sich das Blatt gewendet: Die Palästinenser, die meinten, die Zeit sei auf ihrer Seite, müssen allmählich erkennen, dass sie ihre Möglichkeiten verspielt haben. Israel scheint den diplomatischen Kampf zu gewinnen und nun zum ersten Mal "ideale" Bedingungen zu erhalten.

Dieser Plan verlangt die Kapitulation der Palästinenser
US-Präsident Trump leistet mit seinem Nahostplan Wahlkampfhilfe für Israels Ministerpräsidenten Netanjahu. Die Palästinenser haben allen Grund, sich isoliert zu fühlen...
Mit seinem Nahostplan hat US-Präsident Donald Trump Wahlkampfhilfe für seinen Freund Bibi geleistet, wie er Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nennt. Der von Trump vorgestellte Plan sieht zwar eine Zwei-Staaten-Lösung vor, aber unter Bedingungen, die vor allem für Israel vorteilhaft sind. So soll Jerusalem die "ungeteilte Hauptstadt" Israels bleiben. Außerdem sollen alle Siedlungen im Westjordanland, die die internationale Staatengemeinschaft als völkerrechtswidrig ansieht, Teil von Israels Staatsgebiet werden. Damit soll ein jahrelanger Rechtsbruch handstreichartig legalisiert werden - weil Trump und Netanjahu das wollen. Dazu kommt noch das gesamte Jordantal. Noch nie hat ein US-Präsident einen Plan vorgestellt, der so einseitig zugunsten der Israelis ausfiel.
Für einen eigenen Staat der Palästinenser bleibt da nicht mehr viel übrig. Wie es außerdem funktionieren soll, dass Jerusalem die "ungeteilte Hauptstadt" Israels und gleichzeitig Ostjerusalem die Hauptstadt eines palästinensischen Staates sein soll, ist eine der vielen Fragen, die nach der teilweise konfusen Präsentation des Plans durch den US-Präsidenten offen bleiben..."

www.sz.de/politik

Ein Fake Plan, der einfach nur widerwärtig ist.

Es war nicht anders zu erwarten.

Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/naher-osten-friedensplan-donald-trump