Syrien: Schmutziges Spiel mit
Killer-Banden im Auswärtigen Amt
von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin und
Diplomatin a.D.am 21.8.2016
Wende zugunsten der syrischen Bevölkerung und ihrer
Regierung
Es braucht keine großen Abschweifungen wie im SZ-Leitartikel „Russland –
Verlockung Nahost“ von Tomas Avenarius (20.8.), um zu erkennen, dass Russland
unbestritten die Führung im Nahen und Mittleren Osten übernommen hat. Seit
Mitte September 2015, als Moskau auf Bitte der syrischen Regierung die syrische
Armee mit seiner Luftwaffe unterstützt hat, begann die wünschenswerte Wende
zugunsten der syrischen Bevölkerung und ihrer Regierung. Das State Department
und das Pentagon erschienen von dieser russischen Entscheidung damals
überrascht.
Bewaffnete Aufständische zur Niederlegung der Waffen aufrufen
Ein dauerhafter Frieden wird aber nur möglich sei, wenn alle Killer-Banden
vom syrischen Territorium verschwinden. Das sollte der UN-Vermittler Staffan de
Mistura realistisch erkennen und die bewaffneten Aufständischen zur
Niederlegung der Waffen aufrufen. Das hat Priorität vor jeden
Friedensgesprächen. Es gibt keine „moderaten“ Aufständischen. Bewaffnete Leute,
die gewalttätig handeln, sind in Syrien genauso unerwünscht wie in jedem
zivilisierten Land der Welt. Sie müssen vom syrischen Territorium ein für alle
Male verschwinden, entweder freiwillig durch Niederlegen ihrer Waffen oder
unter Zwang mit Waffen-Gewalt, die sie selbst reaktivieren.
Dasselbe kriminelle Verhalten von
„moderaten“ und nicht moderaten Rebellen
Ein Unterschied zwischen „moderaten“ und nicht-moderaten Rebellen hat keine
Bedeutung, denn ihr kriminelles gewalttätiges Verhalten ist dasselbe. Eine
große unentschuldbare Peinlichkeit für das Bundeskanzleramt, dass sich nicht
prompt von solchen Vandalen, Verbrechern und Chaoten zu distanzieren weiß.
Unterstützungshandlungen für die bewaffnete islamistische Opposition in Syrien
sind sofort einzustellen. Alle bewaffneten Milizen, die gegen die legitime
Regierung Syriens kämpfen, werden selbstverständlich weiter von der syrischen
Armee und ihrer Koalition unschädlich gemacht. Alle Syrien betreffenden
Resolutionen der Vereinten Nationen und internationalen Vereinbarungen
rechtfertigen die Militär-Operationen der amtlichen Regierung Syriens und ihrer
Allianz mit Russland und dem Iran.
Allianz Moskau-Teheran von großer
Tragweite
Jetzt ist die Allianz Moskau-Teheran von großer Tragweite, um den Nahen Osten
endlich zu stabilisieren. <<Auf dem westiranischen Flughafen Hamadan hat
Moskau Langstreckenbomber stationiert, um von dort Angriffe auf Ziele in den
Provinzen Aleppo, Idlib und Deir Al-Saur zu starten. Die Verlegung diene dazu,
die Anflugroute nach Syrien zu verkürzen und damit häufigere Angriffe mit
größerer Bombenlast zu ermöglichen... Wie lange die Stationierung der
russischen Maschinen im Iran dauern soll, wurde nicht mitgeteilt. Der Iran
bestätigte die engere Zusammenarbeit mit Russland bei der „Terrorbekämpfung“.
... Das US-Außenministerium zeigte sich derweil „besorgt“ über die
Entwicklung... Die USA werfen Russland seit langem vor, bei Gelegenheit der
Angriffe auf die Islamistenmilizen auch die von ihnen finanzierten „gemäßigten
Rebellen“ zu bombardieren.
Ausbleibende Reaktion deutscher
Politiker zu russisch-iranischerMilitärzusammenarbeit
Reaktionen deutscher Politiker auf die
russisch-iranische Militärzusammenarbeit blieben zunächst aus. Auf das
russische Argument, dass die gegen Präsident Assad kämpfenden Rebellen längere
Feuerpausen in der Vergangenheit nur zur Auffüllung ihrer Reihen und
Munitionsvorräte genutzt hätten, ging Steinmeier nicht ein.>> („Allianz
Moskau-Teheran“ von Reinhard Lauterbach, Junge Welt vom 18.8.)
Türkei zentrale Plattform für
islamistische Gruppierungen
In diesem Zusammenhang wirkte ein vertrauliches Papier des
Innenministeriums, des Bundesnachrichtendienstes und Bundeskanzleramtes sehr
brisant, das am 16.8. offiziell bestätigt, dass der türkische Präsident Erdogan
seit Jahren bewaffnete Islamisten unterstützt. Die Opposition war alarmiert.
Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der Partei DIE LINKE trifft den Nagel auf
den Kopf. „Es könne nicht sein, dass man öffentlich Erdogan als Partner
bezeichnet und intern vor der Türkei als Drehscheibe des Islamismus warnt.“ Das
Papier aus dem Innenministerium enthält politischen Sprengstoff: Erdogan als
Unterstützer des Terrors. Eine Wahrheit, die eigentlich längst bekannt war, die
aber jetzt die Bundesregierung und die Verantwortungsträger herausfordert,
Konsequenzen zu ziehen. „Die Türkei hat sich zur zentralen Plattform für
islamistische Gruppierungen der Region des Nahen und Mittleren Ostens
entwickelt.“
Auswärtiges Amt: Schweigen in der
Öffentlichkeit
Das Papier steht im klaren Widerspruch zur Türkei-Politik der Kanzlerin.
Seitdem herrscht Schweigen in der Öffentlichkeit. Das Auswärtige Amt, das
eigentlich für die Sache zuständig ist, glänzt in den Medien durch Abwesenheit.
Der Außenminister Walter Steinmeier zog den Kopf ein.
Steinmeier als Bote von US-NATO-Stellen
Dass der deutsche Außenminister Russland auffordert, „die angekündigte
längere Feuerpause in Aleppo bald durchzusetzen“, (ARD-Tagesschau am 20.8.) ist
eine Frechheit, eine Zumutung, denn die russische Regierung hatte dazu Tage
vorher alles schon verlautbaren lassen. Diese völlig unangebrachte Erklärung
Steinmeiers diskreditiert die deutsche Außenpolitik gegenüber Russland einmal
mehr. Der Kreml weiß, dass Walter Steinmeier nicht aus eigener Initiative
handelt, sondern als Bote von US-NATO-Stellen, was seinen Auftritt umso
unwürdiger macht. Was hindert den SPD-Außenpolitiker daran, die NATO-Staten zu
drängen und zu fordern, ihre Killer-Banden zu stoppen?
Russland bisher das einzige Land, das
Hilfe für Aleppo leistet
Russland hat alle Voraussetzungen geschaffen, um Hilfslieferungen nach Aleppo
zu ermöglichen und sogar selbst schon seit Anfang des Monats (2.8.) eine Reihe
von Lastwagen-Konvois nach Aleppo geschickt. (siehe https://www.rt.com/in-motion/354379-russian-humanitarian-convoy-syria/ und https://www.rt.com/news/355457-syria-aleppo-terrorists-ceasfire/). Russland ist bisher das einzige Land, das Hilfe leistet.
Warum die EU-Staaten, auch Deutschland, das nicht getan haben, ist ein Rätsel.
Hier müssen Redaktionen recherchieren.
Der US-NATO-Propaganda entgegentreten -
Stimmen der Vernunft aus der CDU/CSU-Fraktion
Der Minister kann nicht so beschränkt sein, um die Position Russlands nicht
zu verstehen, die ihn ausführlich in Jekaterinburg von seinem russischen
Kollegen erklärt wurde. Ungeeignete, ja ungehörige Erklärungen aus Kreisen der
SPD und Grünen verwirren und desorientieren die Redaktionen, die sich aus
Gründen, die einmal näher zu untersuchen wären, nicht in der Lage sehen, der
US-NATO-Propaganda entgegenzutreten. Allerdings gibt es Stimmen der Vernunft,
wie sie aus der CDU/CSU-Fraktion zu hören sind: Zum Beispiel der
CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter, der die SPD-Grünen-Dummheit einer
Luftbrücke, was Flugverbotszone und eigenmächtiges rechtswidriges militärisches
Eingreifen heißt, aus dem Weg räumte, indem er sinngemäß unter anderem
erklärte, nur an der Seite der russisch-iranisch-syrischen Allianz sei eine
deutsche militärische Intervention in Syrien sinnvoll (ARD-Tagesschau 20.8.).
Das steht jedoch gar nicht zur Debatte.
Terroristisch agierende Verbände als „Rebellen“ und „Oppositionelle“
verharmlost
<Der wirkliche Skandal besteht vielmehr darin, dass die Bundesregierung
wider besseres Wissen bis heute versucht, die engen Verbindungen der Türkei zu
dschihadistischen einschließlich terroristischen Gruppierungen zu verschweigen,
um ihre Zusammerarbeit mit dem Erdogan-Regime nicht zu gefährden. Lange genug
hat die Bundesregierung zudem selbst auf islamistische Gruppierungen zum Sturz
des syrischen Präsidenten Assad gesetzt und solche vielfach terroristisch
agierenden Verbände als „Rebellen“ und „Oppositionelle“ verharmlost.... Und
weiterhin gibt es Stimmen in der Bundesregierung, die auf eine Unterstützung
der sogenannten gemäßigten Rebellen in Syrien drängen...> So Ulla Jelpke,
innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, „Abgeschrieben“ in
Junge Welt, 18.8.)
Beweise für Schlamassel im Auswärtigen
Amt und in seiner Stiftung für Wissenschaft und Politik
Das BND-Papier verpflichtet, einen prüfenden Blick in das Außenministerium zu
werfen, wo das schmutzige Spiel mit Killer-Banden mit dem vorangegangenen
Außenminister Guido Westerwelle begann. Also im Auswärtigen Amt und in seiner
Stiftung für Wissenschaft und Politik befinden sich sicherlich jede Menge
Beweise für dieses Schlamassel. Die Frage, die noch aufgeklärt werden sollte,
ist, ob die Verbindung zu bewaffneten Islamisten noch immer von dort laufen und
weiter Pläne der Zusammenarbeit verfolgt und umgesetzt werden. Wieso schweigt
der Außenminister so verdächtig? <Es geht hierbei auch um die Sicherheit der
Menschen in Deutschland. Wenn der NATO-Partner und EU-Beitrittskandidat den
islamistischen Terror fördert, ist das eine Gefahr nicht nur für die Region,
sondern für uns alle. Die fortgesetzte Verantwortungslosigkeit der
Bundesregierung jedenfalls hilft allein dem Terrorpaten Erdogan.> So Sahra
Wagenknecht, Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE am Donnerstag 18.8.
(„Abgeschrieben“, Junge Welt, 19.8.)
Washington ein schlechter Verlierer
Die türkische Syrienpolitk ist gescheitert. Da hat Tomas Avenarius recht.
Aber, dass sich die USA zurückziehen, ist noch ein großes Wunschdenken.
Professor Tim Anderson, Sydney, schildert diese Sorge um das Weiße Haus so
(Vollständiger Original-Artikel: http://www.globalresearch.ca/syrian-endgame-the-battle-for-aleppo-and-plan-c/5539631): <<Washingtons ‚Schurkenstaat‘ ist ein schlechter
Verlierer. Washington brauchte sieben Jahre, um sich aus Vietnam
zurückzuziehen, nachdem es bereits wusste, dass es verlieren würde. Jedoch
verfügt Syrien in der Person des russischen Präsidenten über einen
Meister-Diplomaten, der willens und in der Lage ist, einen ‚ehrenvollen‘
nordamerikanischen Rückzug zu präsentieren. … Ein Rückzug von Washington würde
weiteres Blutvergießen beenden helfen.>>Aber das Weiße Haus hat viele
Köpfe der Medusa.
Bevölkerung Syriens der Bezugspunkt für
die Zukunft
Blicken wir auf den Hauptakteur, auf die syrische Regierung. <<Der
stellvertretende Außenminister Faisal Mekdad im Außenministerium in Damaskus
sagt: „Wir verfolgen in Syrien zwei Wege. Einerseits kämpfen wir gegen den
Terrorismus und terroristische Gruppen, andererseits verfolgen wir eine politische
Lösung. Das haben wir von Anfang an gesagt.“ Alle, die behaupten, sie würden
den Terrorismus bekämpfen, „sollten sich mit der syrischen Armee verbünden“.
Die Lage in Aleppo sei angespannt, so Mekdad. Die Regierung sei für den Schutz
der Bevölkerung in der Stadt verantwortlich und müsse Frieden und Sicherheit
herstellen. ... Die aktuell zugespitzte Lage habe eine lange Vorgeschichte, die
von westlichen Medien und Regierungen sehr einseitig dargestellt werde.
Damaskus sei zur Fortsetzung der
Gespräche in Genf bereit, „ohne jede Vorbedingungen“, erklärt Mekdad.
Gleichzeitig würden terroristische Banden bekämpft. „Unsere Armee ist
entschlossen, diese Gruppen zu eliminieren, Terrorgruppen wie die Nusra-Kront,
die sich jetzt <Front zu Eroberung von Syrien> nennt.“ Die westlichen
Regierungen, ihre Verbündeten am Golf und die Türkei müssten die Gruppen, auf
die sie Einfluss haben, drängen, die Genfer Gespräche fortzusetzen. ... „Die
Bevölkerung in Syrien ist der Bezugspunkt für die Zukunft“, es seien nicht
westliche Staaten, die Syrien dominieren und beherrschen wollen, oder Länder
„wie Saudi-Arabien oder Katar“, die gar nicht wissen, was Demokratie sei.
Der Vorschlag der Regierung sei bekannt: „Bildung einer weiten, repräsentativen
Regierung, der Vertreter der aktuellen Regierung und der Opposition angehören.
Deren Hauptaufgabe ist es, ein verfassungsgebendes Komitee zu bilden, das ein
Grundgesetz ausarbeitet. Sie können die aktuelle Verfassung übernehmen, ändern
oder komplett neu schreiben. Diese neue Vefassung wird dem syrischen Volk in
einem Referendum zur Abstimmung vorgelegt, und bei Zustimmung gibt es
Neuwahlen. Das dann neugewählte Parlament entscheidet mit seiner Mehrheit über
die Führung des Landes.“>> (Aus dem Artikel „Für die Bevölkerung“ von
Karin Leukefeld, Junge Welt, 16.8.)