Syrien, Zentrum des Gases im Nahost-Krieg
von Imad Fawzi Shueibi
Der mediale- und
militärische Angriff gegen Syrien betrifft direkt den Welt-Wettbewerb für
Energie, erklärt Professor Imad Shueibi in einem meisterhaften Artikel, den wir
veröffentlichen. Zu einem Zeitpunkt, wo die Eurozone einzubrechen droht, wo
eine akute Wirtschaftskrise die Vereinigten Staaten in die Schuldenfalle zu 14
940 Milliarden Dollar geführt hat und wo ihr Einfluss auf die Schwellenländer
der BRICS schrumpft, wird es klar, dass der Schlüssel zum wirtschaftlichen
Erfolg und der politischen Dominanz vor allem bei der Energie Kontrolle des 21.
Jahrhunderts liegt: dem Gas. Dies ist der Grund, warum Syrien, im Herz der
kolossalsten Gasreserven des Planeten liegend, angegriffen wird. Der Krieg des
letzten Jahrhunderts war der des Öls, aber eine neue Ära beginnt, nämlich die
der Gas-Kriege.
Voltaire
Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 11. Mai 2012
Syrien liegt „im Herzen der Gasreserven des Planeten“
von Martin Kunze im
Mai 2016
Weitere Flüchtlingsströme aus Syrien, Bombardements
sehr unterschiedlicher Allianzen auf die Truppen des IS sowie Städte und Dörfer
Syriens, russische Kriegsschiffe und ein von der BRD geführter Marineeinsatz der
NATO im Mittelmeer – das sind wohl Gründe genug, um nachzufragen. Die
Erkenntnis: Für Krieg und Vertreibung wiederholen sich Hintergründe, die wir
seit langem kennen. Es geht – wie immer – um Ressourcen, um Macht, um
künftige wirtschaftliche und politische
Vormachtstellung im Nahen Osten und in der Welt. Die Medien der BRD brachten
bisher allerdings nur die von außen sichtbaren Folgen des Ringens großer Mächte
und Konzerne um Einfluss und Profit, zeigten brutale Handlungen des IS,
angreifende Jets, zerstörte Städte und endlose Flüchtlingskolonnen. Sie
übertrugen Berichte zur Unterbringung einer Millionenarmee neuer Bürger in
fremden Ländern und zu Einsätzen der Bundeswehr in deren Gewässern und auf
deren Territorien. Sie verweisen noch immer nicht auf die wahren Hintergründe
dieses die ganze Welt gefährdenden Geschehens. So bleibt die Frage: Warum steht
Syrien – ein Land am Ostrand des Mittelmeeres und die Pforte zum Orient –, das
weltpolitisch niemals in Erscheinung getreten ist, plötzlich im Brennpunkt des
internationalen Geschehens?
Die Ressourcen der Welt sind im Schwinden.
Man spricht von künftigem Mangel an Wasser und
Rohstoffen, von steigendem Energiebedarf bei gleichzeitig nachlassenden
Vorräten an Erdöl. Im politisch zerrissenen und auf verschiedenen Gebieten allmählich
zurückbleibenden Deutschland wird derzeit erbittert um die Nutzung von Solar-
und Windenergie contra Atomkraft und Kohle gestritten. Die weltweit führenden
Wirtschafts- und Finanzkreise hingegen sehen schon weiter: Sie streben nach der
Kontrolle über die Energieressourcen des 21. Jahrhunderts. Denn: Nur deren
Besitz bedeutet den Schlüssel zu künftigen wirtschaftlichen Erfolgen und zu politischer
Dominanz. War das 20. das Jahrhundert des Erdöls, so spricht man vom 21. als
dem Jahrhundert der sauberen Energie mit Erdgas auf dem Spitzenrang. Was aus
alter Erfahrung auch heißt: Kriege sind fortan wie früher um Erdöl nun um
Erdgas möglich.
Und hier kommt Syrien ins Spiel. Das Land liegt –
so die Schlagzeilen – „im Herzen der Gasreserven des Planeten“. Weithin bekannt
sind bisher nur die Gaslager im Nordwesten Russlands, „Gasprom“ und der ewige
Gaskonflikt mit der Ukraine. Umstritten sind die Pipeline North Stream durch
die Ostsee sowie deren Erweiterung durch einen zweiten Strang. Weniger bekannt
sind hingegen die Gasvorräte in lran, Irak, Aserbaidschan, Turkmenien,
Georgien, Libanon, im Golf von Katar – und eben in Syrien. So lautet eine der Kernfragen
der Zukunft: Wer fördert dieses Gas, wer transportiert es, und auf welchen Wegen
gelangt es nach Westeuropa, wer verdient daran, und welche Großmacht steht jeweils
im Hintergrund? Derzeit gibt es wirtschaftlichen und politischenStreit u. a. um
die Pipelines „Nabucco“ (in Regie der USA und ihrer Verbündeten) und um South
Stream (in russischer Regie). 2011 begann die Planung einer Pipeline vom Iran
über Irak, Libanon und Syrien. Der entsprechende Vertrag wurde im Juni 2012
durch den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad unterzeichnet. Syrien wäre
künftig nicht nur Produzent von Erdgas, sondern auch Speichergebiet und
Transitstrecke der nahezu wichtigsten Erdgastrasse vom Nahen Osten in Richtung
Europa. Es entstünde damit ein neuer geopolitischer Raum größter Bedeutung, von
Interesse nicht nur für die erwähnten Länder, sondern auch für weitere Staaten des
Nahen und Mittleren Ostens, darunter die Türkei, Saudi-Arabien, die Emirate am
Golf und Westeuropa. Dieses äußerst wichtige Gebiet aber fiele von Beginn an
nicht unter die Regie der USA! Deren nach dem Zweiten Weltkrieg mit Dollars und
Diplomatie, Drohung und Flugzeugträgern den Briten entrissene Einflussnahme im
Zentrum der Ölpolitik zwischen Kairo, Riad und Teheran schien unerwartet zu
bröckeln. Dazu kam: Russland, eben kräftig im Aufschwung und mit stabilen
Bindungen zu Syrien, würde mit seinen in diesem wichtigen geopolitischen Raum
vorgesehenen Pipelineprojekten zum Konkurrenten der USA. Die entsprechende
Trasse von Syrien in Richtung Europa begänne in Latakia, dem größten syrischen Hafen,
der überdies auch Stützpunkt der russischen Marine im östlichen Mittelmeer ist.
Der vor dem Waffenstillstand mit der Regierung in Damaskus und den USA abgestimmte
Einsatz der russischen Luftwaffe und der weitere Ausbau dieser Basis deuten an,
dass Russland das strategische Gewicht der Region längst erkannt hat. Die Bitte
der syrischen an die russische Regierung um Unterstützung im Kampf gegen den IS
kam also nicht ungefähr. Russland mischte sich im Gegensatz zu westlichen
Mächten in der Vergangenheit niemals in die Belange Syriens ein, versteht von
der geographischen Nähe her wohl aber besser die Mentalitäten der Region. Tatsache
ist: 2011 begann von Tunesien aus der sogenannte Arabische Frühling, der unterstützt
von den USA und der EU nicht nur in Libyen katastrophale Folgen zeitigte. Fast
zeitgleich begann – wie zufällig mit der Unterzeichnung des Vertrages von
Damaskus zusammenfallend – der Kampf syrischer Oppositioneller gegen die
Herrschaft des der religiösen Minderheit der Alawiten angehörenden Präsidenten.
Baschar al-Assad wurde alsbald unterstützt von dubiosen Heerscharen aus vielen
Ländern herbeigeeilter „Freiheitskämpfer“, deren Motivation von Ort zu Ort, von
Stamm zu Stamm und von Konfession zu Konfession kaum unterschiedlicher sein
könnte. Damaskus wehrte sich so brutal, wie es angegriffen wurde. Der syrische
Bürgerkrieg vermischte sich mit den Kämpfen gegen den nach langjähriger
US-Herrschaft im zerfallenen Irak
entstandenen IS. Und schon mit diesem Krieg setzten die Flüchtlingsströme ein,
deren erste Kolonnen bereits Jahre vor den russischen Luftangriffen Südeuropa erreichten.
Niemand wird wohl jemals erfahren, wann,
wie und mit welchen Geldern und Waffen andere Staaten oder deren# Geheimdienste
von Beginn an in die seit 2011 auf syrischem Boden stattfindenden Kämpfe verwickelt
waren. Doch in Syrien geht es in erster Linie um die künftige Vorherrschaft bei
der Nutzung des Energieträgers der Zukunft. Den Unterzeichnern des Vertrags von
Damaskus schreibt man den Satz zu, Syrien sei „der Schlüssel des neuen
Zeitalters“. Erinnert sei auch an die Worte der russischen Zarin Katharina II.,
der Besitz dieser Region öffne das Tor nach Moskau und zur Seidenstraße. Den
Schlüssel zum Ende dieses Krieges und damit auch zum hoffentlich baldigen
Versiegen der Flüchtlingsströme halten also Moskau und Washington in Händen.
Denn so, wie sich die Lage in Syrien entwickelt hat, geht es jetzt bereits um
nicht weniger als um den Weltfrieden.
Berliner „Hilfe“ für Syrien
Wie verlautet, sucht die Bundesregierung künftige
Eliten eines Nachkriegs- Syriens an Deutschland zu binden. Unter dem Titel
„Leadership for Syria“ holte das Auswärtige Amt ausgewählte syrische Studenten
in die BRD, um sie im Rahmen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
(DAAD) „in Regierungsführung, Organisationsaufbau und ähnlichen Disziplinen“
fortzubilden. Es gehe darum, „eine ausgewählte Elite künftigen syrischen
Führungspersonals“ auf die Nachkriegszeit vorzubereiten. Dabei falle der Blick
besonders auf nach Deutschland einreisende Flüchtlinge, die Berlin in seine
Einflußbestrebungen einzubinden gedenke.
German-Foreign-Policy (Newsletter vom 18. 12. 2015)
Quelle: www.rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2016/RF-220-05-16.pdf
Kurzkommentar
zu den vorherigen Beiträgen:
Zweifelsohne gute Beiträge. Eines, das Wichtigste m.E.,
ist aber außen vor geblieben.
Die
politische Brisanz des Ganzen !!
ES GEHT EBEN
NICHT PAUSCHAL UM EINEN GASKRIEG ZWISCHEN DEN USA UND RUSSLAND AUF DEM
TERRITORIUM SYRIENS, SONDERN UM US-WELTHERRSCHAFT ÜBER DEN GANZEN PLANETEN
ERDE, ODER DIE IN DER UNO-CHARTA VERANKERTE GLEICHBERECHTIGUNG DER
STAATEN, DIE ALLEN AGGRESSIONSKRIEGEN EINE ABFUHR ERTEILT !!
Cui bono ?!!!
Das ist insofern von äußerster Wichtigkeit, da alle
bürgerlichen Medien sowieso ein Gleichheitszeichen zwischen den USA und
Russland setzen und den Aggressionskrieg der US/NATO auf Syrien mit dem
Verteidigungskrieg Syriens und seiner auf Artikel 51 der UNO-Charta basierenden
Bitte an Russland, ihnen bei der Verteidigung des Landes zu helfen,
NACHDEM
GROSSBRITANNIEN, DIE USA UND FRANKREICH SYRIEN ZU BOMBEN ANGEFANGEN HABEN, auf
eine Ebene heben !!
Die vielen
Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland SETZTEN NACH DEM BOMBARDEMENT DER
US/NATO IN SYRIEN EIN !!
Nachdem
Russland allerdings militärisch eingegriffen hatte und die ISIS-Stützpunkte bombardierte, KONNTEN
1-2 MILLIONEN SYRISCHER FLÜCHTLINGE AUS
DEN NACHBARLÄNDERN IN IHRE HEIMAT NACH SYRIEN ZURÜCKKEHREN !!
Wenn man
schon in bürgerlichen Zeitungen nichts darüber schreibt, sollte man im
Rotfuchs darüber NICHT SCHWEIGEN !!
Brigitte Queck