Syrien: Waffenruhe in Syrien ?
von Luz Maria De Stefano Zuloaga de
Lenkheit, Juristin und Diplomatin a.D.
Junge Welt vom 22.2.: „Waffenruhe in
Syrien scheint möglich“ - AFP/jW,
Süddeutsche Zeitung vom 23.2.: „Waffenruhe für Syrien vereinbart – USA und
Russland handeln zweiwöchige Feuerpause aus“ - Reuters, AFP
Gesunden Menschenverstand bewahren: Unkalkulierbare Konfrontation am Golf
ablehnen
Zu Israels
Kurs gegen Syrien und Iran Position beziehen
Den Kampf gegen Syrien und Iran hat Israel längst aufgenommen, und zwar mit
gezielter Sabotage und auf dem Feld der psychologischen Kriegsführung.
Natürlich funktioniert diese miese Kampagne von Irrungen und Wirrungen nur mit
der Kollaboration ergebener Medien. Da der Kurs Israels größten Schaden bringen
könnte, ist er definitiv zu ändern. Israel muss deutlich gemacht werden, dass
eine militärische Eskalation und die weitere Destabilisierung Syriens gegen die
Interessen der gesamten übrigen Welt verstießt. Aber nicht nur den USA ist
vornehmlich dies der israelischen Regierung zu verdeutlichen, sondern auch
Europa und die ganze Welt muss Position beziehen und sich eindeutig von einer
Eskalation am Golf distanzieren. Vor allem gilt es jetzt, aus den
verhängnisvollen Sanktionen, die die Bevölkerungen Irans und Syriens hart
treffen, auszusteigen. Die EU-Staaten sollten sich nicht weiter dem Common
Sense verschließen. Alle törichten Maßnahmen und Schritte, die zur Eskalation
führen, sind von allen europäischen Außenministern zurückzuweisen.
Vernünftige Wende innerhalb der US-Administration
Aus Washington sind schon warnende, eindeutige Signale an Israel wahrzunehmen.
Präsident Obama hat letztlich doch eine politische Einigung mit dem Iran
erreicht und damit ein deutliches Zeichen gegen den extremistischen aggressiven
Kurs Israels gesetzt. Gerade im Wahljahr 2016 wäre es verheerend, einen neuen
Kriegsschauplatz zu eröffnen. Seit langem wird die Öffentlichkeit mit einem
Haufen von Kriegsgerüchten, Lügen und Verleumdungen aller Art überzogen,
Verleumdungen und Betrügereien, die von israelischen Desinformationsfabriken
verbreitet werden. Realistisch besonnen will Barack Obama aus Rücksicht auf
Syrien und den Iran die Konfrontation derzeit nicht weiter anheizen. Er geht
auch auf Distanz zu den ominösen Rebellen, die von Saudi Arabien und der Türkei
aus Syrien weiter verwüsten. Schon die jüngste Initiative Obamas, den
russischen Präsidenten Wladimir Putin zweimal anzurufen und die ständige
Kommunikation zwischen US-Außenminister Kerry und seinem russischen Kollegen
Sergej Lawrow, um die Gewalt in Syrien zu beenden, weist auf eine vernünftige
Wende innerhalb der US-Administration hin. Hoffentlich handelt es sich um eine
echte Wende und nicht um einen trügerischen Rückzug.
Sanktionen keine Alternative zum Krieg, sondern Weg dahin
Die Lage in der Region könnte dadurch in der zweiten Jahreshälfte 2016 besser
und nicht etwa noch angespannter sein als jetzt. Dazu ist wichtig, den Unsinn
einer destruktiven Außenpolitik rechtzeitig zu erkennen und richtigzustellen:
Sanktionen sind keine Alternative zum Krieg. Im Gegenteil, sie ebnen den Weg
dahin, indem sie nicht zur Entspannung beitragen. Sanktionen sind untauglich,
einen Konflikt zu lösen. Sie müssen unverzüglich aufgehoben werden. Deshalb ist
diese Forderung von Präsident Baschar Al-Assad vollkommen verständlich.
Sanktionen widersprechen allen Erklärungen von Menschenrechten Europas, indem
sie den Menschen schaden, vor allem in einem Land, das zudem unter Krieg
leidet.
Auch die Sanktionen gegen Russland sind fallen zu lassen. Sie wurden aus
Washington kommandiert und eine EU ohne Rückgrat hat sie durchsetzen lassen.
Entschlossen sich mit aggressiven Militaristen konfrontieren
Anstatt mit dem Feuer der aggressiven Militaristen zu spielen, muss sich Obama
entschlossen mit diesen Kreisen konfrontieren und darf sich dem Druck der
Republikaner nicht beugen. Im Interesse der US-amerikanischen Nation muss Obama
die Bevölkerung gegen die Konservativen mobilisieren und in dem Vertrauen vereinen,
dass seine Regierung den gesunden Menschenverstand bewahrt und eine
unkalkulierbare Konfrontation am Golf ablehnt.
Republikanischer Präsident im Weißen Haus eine finstere Perspektive für die
Welt
Die Regierung Netanjahu und ihre Falken spielen mit dem extremen Gedanken, dass
im Januar 2017 ein republikanischer Präsident ins Weiße Haus einziehen werde.
Ein unerwünschter Republikaner wäre sicherlich aggressiver und kriegswilliger
als Obama. Diese finstere Perspektive ist für Europa und die Welt ein Albtraum.
Es gilt auf alle Fälle immer wieder darauf zu bestehen und dafür zu arbeiten,
dass Barack Obama und seine Leute die Besonnenheit nicht verlieren und sich
einem militärischen Abenteuer konsequent widersetzen. Tel-Aviv könnte dabei
helfen, indem es zur Entspannung beiträgt und die Kriegstrommel nicht weiter
rührt. Israel, die USA und die ganze Welt brauchen Normalität und Frieden, um
die eigene Bevölkerung und die Weltbevölkerung vor einem enormen Unheil zu
schützen.
US-NATO nichts mit Interessen Deutschlands und Europas zu tun
Allerdings wollen die US-NATO und mit ihr verbunden der industrielle
Militärkomplex die weitere Militarisierung der internationalen Beziehungen, die
Besetzung fremder Territorien und die Verletzung von Abrüstungsverträgen. All
das hat mit Demokratie gar nichts zu tun, weniger noch mit den Interessen
Deutschlands und Europas. Im Gegenteil. Die Grundsätze der UN-Charta werden
dadurch ernsthaft gefährdet und die Vereinten Nationen zunehmend als Deckmantel
für die Gewalt der Welthegemonialmacht missbraucht. Die NATO wurde seit der
vergeudeten Zeit des Kalten Krieges das wichtigste Instrument der US-Dominanz
für ihre Weltbeherrschung. Daher ist sie eine enorme Bedrohung für den Frieden
und die Sicherheit auf der ganzen Welt. Heute versucht die Kriegsfraktion sogar
die Türkei zu benutzen, um ein Bündnisfall gegen Syrien zu konstruieren. Die
Erdogan-Davutoglu-Regierung spielt mit diesem perfiden Gedanken bei ihrer
fortwährenden Aggression gegen die Kurden und gegen Syrien. Aufgeweckt und umsichtig
hat sich das Weiße Haus gegen das unberechenbare Ankara positioniert, um sich
nicht in diese brandgefährliche Sache hineinziehen lassen. <Im Gegensatz
dazu ist sogar die stets kriegsbereite NATO noch friedliebend: Im Falle einer
von der Türkei provozierten militärischen Auseinandersetzung mit Russland könne
diese nicht mit ihrem Beistand rechnen... Es muß endlich Schluss sein mit der
Hofierung des Terrorpaten Erdogan durch Kanzlerin Merkel. Nötig ist eine
friedliche und deeskalierende Politik der Bundesregierung.> So die
Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag, Sahra Wagenknecht
(„Abgeschrieben“, Junge Welt, 22.2.).
Betrügt die Bundeskanzlerin die Öffentlichkeit?
Zu auffällig inkonsistent erscheint die unprofessionelle diplomatische Öffentlichkeitsarbeit
vom Bundeskanzleramt und vom Auswärtigem Amt. Daraus folgen berechtigte Zweifel
und maliziöse Gedanken über die Position Deutschlands hinsichtlich Syrien.
Zweideutige Erklärungen lassen die Position Deutschlands fragwürdig erscheinen,
doppelbödig und deshalb zweifelhaft. Schon zu Libyen war die deutsche
Außenpolitik wegen ihrer Doppeldeutigkeit erfolglos, weil sie sich nicht klar
gegen kriminelle militärische Operationen in fremden Ländern zu stellen wusste.
Betrügt die Bundeskanzlerin die Öffentlichkeit, treibt sie ein falsches Spiel?
Arabische Liga mit trojanischem Pferd in ihren Reihen
Die Arabische Liga muss das trojanische Pferd in ihren Reihen erkennen und
hinauswerfen: Die steinreichen reaktionären Monarchien, Katar und Saudi Arabien
an erster Stelle. Dieses trojanische Pferd wirkt als Angelpunkt für das
Neutralisieren oder Lenken der Liga zugunsten der Interessen der USA und
Israels. Für diesen Mafia-Verbund ist Syrien als Schlussstein in der
Architektur des Nahen Ostens nicht vorstellbar. Als Gründungsmitglied der
Arabischen Liga hat Syrien so bald wie möglich in die Liga zurückzukehren. Die
Haltung der Opposition und bestimmter arabischer reaktionärer Regierungen, die
sich als Marionetten neokonservativer radikaler Kräfte in den USA und Israel
hergeben, bergen den Keim einer destruktiven Feindseligkeit in sich und
unglaublich fahrlässiger Unvorsichtigkeit im Nahen Osten. Die Arabische Liga
ist Gott sei Dank wachsamer darüber geworden.
Dem Präsidenten Russlands gelingt es hoffentlich rechtzeitig, Syrien zu retten
und damit den bisher verhängnisvollen Kriegskurs gegen Syrien ein für alle Mal
zu stoppen.
Russland unabhängig und souverän im Gegensatz zu Deutschland als
US-NATO-Protektorat
Russland ist ein unabhängiges souveränes Land im Gegensatz zu Deutschland, das
ein US-NATO-Protektorat bleibt. Mit aller Würde und zu Recht lehnte Russlands
Außenminister Sergej Lawrow scharf und herablassend die unverschämte Kritik
seiner US-Kollegin Hillary Clinton im Jahr 2012 ab: „Das ist hier nicht der
Central Park oder der Triumph-Platz in Moskau, wo Redner ihr Herz ausschütten
und dann wieder gehen, ohne dem anderen zuzuhören.“ So der russische
Außenminister energisch und angemessen hart gegenüber der großschnäuzigen
Clinton.
Syriens Souveränität und territoriale Integrität erhalten
Russland wird alles in seiner Macht stehende tun, um Syriens Souveränität und
territoriale Integrität zu erhalten, wie es das Völkerrecht verlangt. China
ebenso wie die BRICS-Staaten und viele andere Länder Südamerikas und Asiens.
Entscheidend ist, dass Europa eine vernünftige Politik verfolgt und tut, was
nötig und möglich ist, um das Ausbreiten eines Flächenbrandes in der gesamten
Region zu verhindern und den Fluss von Geld und Waffen in die Region endlich zu
unterbinden. Die politischen und diplomatischen Bemühungen sind äußerst mühsam,
aber sie müssen weitergehen. „Bewaffnete Opositionelle“ sind keine
Oppositionelle, denn bewaffnete Elemente agieren mit Waffen, nicht mit der
Überzeugung und Kraft des Wortes und sind deshalb destruktiv und nicht
wünschenswert. Völlig richtig und verantwortungsgemäß äußert sich diesbezüglich
der Präsident Syriens Assad, wenn er sagt, er werde solche Elemente definitiv
außer Gefecht setzen.
Jüngste US-Blockade von UN-Resolution zur Verurteilung türkischer Angriffe auf
Syrien Anlass für Misstrauen gegenüber USA
Die jüngste Blockade der USA und ihrer im UN-Sicherheitsrat vertretenen
Vasallenstaaten eines russischen UN-Resolutionsentwurfes zu Syrien am Freitag
19.2., mit dem die türkischen Angriffe gegen kurdische Milizen in Syrien
verurteilt werden sollten, gibt plausiblen Anlass dafür, dem Friedenswillen der
USA und ihrer jüngsten Erklärung zur Feuerpause oder Waffenstillstand in Syrien
zu misstrauen. Die USA, Frankreich und Großbritannien, Spanien und Neuseeland
wiesen den Textentwurf gegen den türkischen Terrorismus zurück. Aber nicht nur
die Türkei, sondern auch Saudi-Arabien ist dezidierte Kriegspartei in Syrien.
Der saudische Außenminister will die sogenannten Rebellen in Syrien weiter aufrüsten.
(„Riad will syrische Rebellen aufrüsten“, dpa/jW, Junge Welt, 20.2.) In diesem
Zusammenhang ist die Erklärung aus dem Weißen Haus, die Einigung mit Russland
für einen Waffenstillstand ab Samstag 28.2. in Syrien beschlossen zu haben, mit
Argus-Augen zu betrachten. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Öffentlichkeit
einer Finte aus Washington erliegt und einen Schwindel erfährt.
Bewaffneten Rebellen als Kriminelle weiter bekämpfen
Bewaffnete Gruppen und Friedensstörer sind als Kriminelle zu behandeln. Der
UN-Sicherheitsrat war schon seit Juni 2012 im Besitz einer amtlichen Liste der
Gruppierungen und ihrer Mitglieder, die in Syrien bewaffnet aktiv sind, um den
Friedensprozess zu verhindern, indem sie weiter Mord und Totschlag begangen und
immer noch begehen. Will man den Friedensprozess in Syrien begünstigen, sind
Extremisten, d.h. bewaffnete Elemente, im Lande weiter zu bekämpfen. Die
bewaffneten Rebellen, darunter auch die sogenannte Freie Syrische Armee (FSA),
nicht weiter zu bekämpfen, wäre verhängnisvoll.
Dramatische Kopflosigkeit bei deutschen Medien
Die FSA ist eine verheerende westlich-türkische Konstruktion, die in Istanbul
unter Hillary Clinton, Guido Westerwelle und Ahmet Davutoglu 2012 geschaffen
wurde, um Syrien zu destabilisieren und seinen Präsidenten zu stürzen. Dafür
arbeiten sie zusammen mit den kriminellen Vereinigungen „IS“ und
„Al-Nusra-Front“, Terrorverbände, die aus dem Waffenstillstand explizit
ausgeschlossen sind. Deshalb entbehrt es jeder Stichhaltigkeit, nicht auch die
FSA und alle bewaffneten Rebellen aus dem Waffenstillstand auszuschliessen. Die
Frage der Moderatorin Hannelore Fischer in der ARD-Fernsehsendung
„Mittagsmagazin“ vom 23.2., ob es gut sei, „die Extremisten“ zu bekämpfen,
offenbart dramatisch die Kopflosigkeit bei deutschen Fernseh-Redaktionen.
Keine Erklärung aus Auswärtigem Amt zu Riad-Besuch Steinmeiers und dortigem
Waffenschmuggel nach Syrien und Finanzierung der Aufständischen
Der damalige UN-Friedensstifter Kofi Annan versuchte vergeblich, den Waffenschmuggel
und die vom Ausland kommende Finanzierung der Aufständischen zu stoppen. Sehr
fraglich ist heute aber, ob der deutsche Außenminister Walter Steinmeier seinen
jüngsten Besuch in Saudi Arabien benutzte– wie Annan – diesen Staat dazu zu
ermahnen, den Waffenschmuggel nach Syrien und die Finanzierung bewaffneter
Gruppen einzustellen. Jedenfalls gab es dazu keinen Anhaltspunkt, keine
Erklärung aus dem Auswärtigem Amt. Ein erfahrener Diplomat wie Kofi Annan wusste,
woher der Gegenwind wehte hinsichtlich seiner Friedensmission und gesuchtem
Waffenstillstand und konfrontierte deshalb sofort nach seiner Reise die
US-Außenministerin Hillary Clinton in Washington ( 8. Juni 2012 ), wohl
wissend, dass sie die ganze Regie unter zionistischem Druck zur Destabilisierung
Syriens führte. Israel hatte sich inzwischen als Saboteur des Friedensplans von
Kofi Annan öffentlich entlarvt durch die unverschämten Worte seines Präsidenten
Shimon Peres, der die bewaffneten Aufständischen schamlos begrüßte.
(Deutschlandfunk 10.6.12 um 10 Uhr). Völlig unangebracht war, dass sich der
Deutschlandfunk als Sprachrohr für einen unerwünschten Kriegsstifter hergab,
der schamlos plump kriminell Israels starkes Interesse an der Destabilisierung
Syriens demaskierte.