Interview der serbischen Zeitung Politika mit
Präsident al Assad
Erschienen im neuen
deutschen Saker-Blog am 5. 11 2016
Damaskus, SANA – Präsident Baschar al Assad
stellte fest, dass die Vereinigten Staaten und ihre westlichen Verbündeten für
das Scheitern der letzten Waffenruhe verantwortlich sind, weil Terrorismus und
Terroristen für sie eine Karte sind, die sie auf dem syrischen Schauplatz
spielen wollen.
In einem Interview mit der serbischen Zeitung Politika
sagte Präsident al Assad, dass Russland sehr ernsthaft und sehr entschlossen
ist, weiter gegen Terroristen zu kämpfen, während die Amerikaner ihre Politik
auf anderen Werten aufbauen, da sie die Terroristen als Karte im politischen
Spiel benutzen, um ihre eigenen Interessen auf Kosten der Interessen anderer
Länder der Welt zu bedienen.
Präsident al Assad wies darauf hin, dass die
westlichen Länder die humanitäre Maske nutzen wollten, um eine Entschuldigung
für weiteres Eingreifen in Syrien zu haben, militärisch oder durch
Unterstützung der Terroristen.
Im Folgenden der volle Text des Interviews:
Frage: Herr Präsident, warum ist die letzte syrische
Waffenruhe gescheitert? Wer ist daran schuld?
Präsident Assad: Tatsächlich hat der Westen, vor allem
die Vereinigten Staaten, Druck bezüglich der Waffenruhe ausgeübt, und sie
bitten immer nur dann um eine Waffenruhe, wenn die Terroristen in einer
schlechten Lage sind, nicht die Zivilisten. Und sie versuchen, diese Waffenruhen
zu nutzen, um die Terroristen zu unterstützen, ihnen logistische Unterstützung
zu bringen, Bewaffnung, Geld, alles, damit sie erneut angreifen können und
wieder stärker werden. Als das nicht funktionierte, baten sie die Terroristen,
sie scheitern zu lassen oder wieder anzugreifen. Also wer ist schuld? Die
Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, die westlichen Länder, denn für sie
sind die Terroristen und Terrorismus eine Karte, die sie auf dem syrischen
Schauplatz spielen wollen, es ist kein Wert, sie sind nicht gegen Terroristen.
Für sie ist die Unterstützung der Terroristen ein Zermürbungskrieg gegen
Syrien, gegen den Iran, gegen Russland, so sehen sie das. Darum sind nicht nur
bei dieser Waffenruhe; bei jedem Versuch einer Waffenruhe, oder einer
politischen Bewegung oder politischen Initiative, jedem Scheitern dieser Dinge
sind die Vereinigten Staaten schuld.
Frage: Aber welches Land unterstützt Terrorismus?
Saudi-Arabien? Katar?
Präsident Assad: Saudi-Arabien, Katar, Türkei…
Frage: Die Türkei?
Präsident Assad: Weil sie mit Unterstützung der
Regierung über die Türkei kamen, mit direkter Unterstützung der Regierung.
Frage: Direkt?
Präsident Assad: Direkte Unterstützung der Regierung,
natürlich.
Frage: Durch Geld oder durch Bewaffnung?
Präsident Assad: Sagen wir, als erstes die
Genehmigung, das grüne Licht. Zweitens, die amerikanische Koalition, die
„internationale Koalition“ genannt wird, die eine amerikanische ist. Sie
konnten sehen, wie ISIS unsere Ölfelder nutzt und das Öl unter ihren Drohnen
mit Tanklastern in die Türkei fuhr…
Frage: Das ist das syrische Öl?
Präsident Assad: In Syrien, aus Syrien in die Türkei,
unter Überwachung ihrer Satelliten und ihrer Drohnen, ohne irgend etwas zu tun,
bis die Russen eingriffen und anfingen, die Konvois und die Stellungen und
Festungen von ISIS anzugreifen. Da fing ISIS an zu schrumpfen. Also, der Westen
gab diesen Ländern wie der Türkei, Saudi-Arabien und Katar, grünes Licht, und
tatsächlich sind diese Länder, diese Regierungen Marionetten; Marionetten des
Westens, der Vereinigten Staaten, sie arbeiten als Marionetten, und die
Terroristen in Syrien sind ihre Stellvertreter, die Stellvertreter dieser
Länder und Stellvertreter des Westens und der Vereinigten Staaten.
Frage: Aber das Geld aus der Vermarktung dieses Öls,
wer hat das Geld? Die Türkei?
Präsident Assad: Eine Partnerschaft aus ISIS und der
Türkei. Ein Teil des Geldes geht an ISIS, weil sie so rekrutieren können und
ihren Kämpfern Sold zahlen. Darum ist ISIS vor der russischen Intervention
gewachsen, dehnte sich in Syrien und im Irak aus. Und ein Teil des Geldes geht
an türkische Regierungsvertreter, vor allem Erdogan selbst und seine Familie.
F: Erdogan selbst?
Präsident Assad: Natürlich, natürlich. Sie waren
direkt in diesen Handel mit ISIS verwickelt.
Frage: Herr Präsident, glauben Sie, dass die Russen
und die Amerikaner je über Syrien einig werden können? Können Russland und die
USA Partner im Krieg gegen die Terroristen in Syrien sein?
Präsident Assad: Wir hoffen das, aber in Wirklichkeit,
nein, aus einem einfachen Grund: weil die Russen ihre Politik auf Werten
aufbauen, neben dem Interesse. Die Werte sind, dass sie sich an internationales
Recht halten, gegen Terrorismus kämpfen, und das Interesse, dass, wenn die
Terroristen sich in unserer Region durchsetzen, das nicht nur unsere Region
betreffen wird, sondern Europa, Russland und den Rest der Welt. Also sind die
Russen sehr ernst und sehr entschlossen weiter dabei, gegen die Terroristen zu
kämpfen, während die Amerikaner ihre Politik auf anderen Werten, völlig anderen
Werten aufbauen, ihr Wert ist: „wir können die Terroristen benutzen“. Ich
meine, die Amerikaner, sie wollten die Terroristen als Karte in dem politischen
Spiel benutzen, um ihren eigenen Interessen zu dienen, auf Kosten der
Interessen anderer Länder auf der Welt.
Frage: Die Situation bei der Bombardierung der
syrischen Armee beim Flughafen Deir Essor… Wie ist der amerikanische
Luftangriff auf die syrische Armee passiert? War das ein Zufall oder nicht?
Präsident Assad: Das war ein überlegter Angriff der
amerikanischen Truppen, weil ISIS schrumpfte, wegen der syrischen, russischen
und iranischen Kooperation gegen ISIS, und weil al-Nusra, die zu al Kaida
gehörende Gruppe, in vielen Gebieten Syriens geschlagen wurde, also wollten die
Amerikaner die Stellung der syrischen Armee untergraben; sie haben unsere Armee
in Deir Essor angegriffen. Das war nicht zufällig, weil der Luftangriff über
eine Stunde dauerte, und sie kamen viele Male.
Frage: Eine Stunde?
Präsident Assad: Über eine Stunde. Es waren viele
Flüge der Amerikaner und ihrer Verbündeten gegen die syrische Stellung.
Gleichzeitig griffen sie ein ziemlich großes Gebiet an. Sie haben kein Gebäude
angegriffen, um zu sagen „wir haben einen Fehler gemacht“. Sie haben drei große
Hügel angegriffen, keine anderen Gruppen in der Nähe dieser Hügel, und in Deir
Essor gab es nur ISIS. Da ist keine… was sie „moderate Opposition“ nennen.
Also, es war ein überlegter Angriff, um es ISIS zu ermöglichen, diese Stellung
zu nehmen, und ISIS griff diese Hügel an, und nahm diese Hügel gleich, weniger
als eine Stunde nach dem Angriff.
Frage: ISIS griff die syrischen Stellungen nach dem
amerikanischen…?
Präsident Assad: Weniger als eine Stunde danach,
weniger als eine Stunde, hat ISIS diese Hügel angegriffen. Das heißt, ISIS hat
seine Truppen gesammelt, um diese Hügel anzugreifen. Woher wusste ISIS, dass
die Amerikaner die syrische Stellung angreifen werden? Das heißt, sie waren
bereit, sie waren vorbereitet. Das ist ein expliziter und starker Beweis, dass
die Amerikaner ISIS unterstützen, und es als eine Karte benutzen, um das
Gleichgewicht nach ihrer politischen Agenda zu verschieben.
Frage: Und danach sagte Amerika, tut uns leid, oh?
Präsident Assad: Sie sagten, sie bedauern, sie sagten
nicht, tut uns leid. (lacht)
Frage: Herr Präsident, wer ist für den Angriff auf den
Konvoi des Roten Kreuzes bei Aleppo verantwortlich, und welche Waffen wurden
benutzt, um den Konvoi des Roten Kreuzes zu zerstören?
Präsident Assad: Definitiv die terroristischen Gruppen
in Aleppo, denn sie sind diejenigen, die daran ein Interesse hatten. Als wir
die Waffenruhe in Aleppo verkündeten, haben sie sich verweigert. Sie sagten,
„nein, wir wollen keine Waffenruhe“. Sie verweigerten, dass irgendwelche
Konvois nach Ostaleppo kämen, und das war öffentlich, das ist nicht unsere
Propaganda, nicht unsere Erklärung, sie haben es erklärt. Und dann gab es eine
Demonstration von diesen Militanten, den Konvoi zurückzuweisen. Also, sie haben
ein Interesse daran, diesen Konvoi anzugreifen, wir haben keins. Es war nicht
in einem Gebiet, in dem es syrische Truppen gibt, und gleichzeitig sind in dem
Gebiet ohnehin keine syrischen oder russischen Flugzeuge geflogen. Aber es
wurde als Teil der Propaganda genutzt, als Teil des Narrativs gegen Syrien im
Westen; dass wir diesen humanitären Konvoi angegriffen hätten, weil der ganze
Krieg jetzt in Syrien, laut westlicher Propaganda, den Charakter eines
humanitären Krieges annimmt. Das ist jetzt die westliche Maske; sie wollte die
humanitäre Maske nutzen, um eine Entschuldigung zu haben, weiter in Syrien
einzugreifen, und wenn ich sage eingreifen, dann heißt das militärisch oder
durch Unterstützung der Terroristen.
Frage: Das ist wie die Lage im ehemaligen Jugoslawien,
im Krieg in Jugoslawien, also in dem Krieg in Bosnien-Herzegowina, im
Kosovokrieg, humanitäre Probleme.
Präsident Assad: Es ist vielleicht eine andere Ära,
eine andere Gestalt, aber der gleiche Kern, das was in Ihrem Land geschehen
ist, und was jetzt in unserem Land geschieht.
Frage: Und die westliche Propaganda sprach von dem
Problem des Einsatzes chemischer Waffen und den Faßbomben.
Präsident Assad: Das Gleiche, um zu zeigen, dass es
ein schwarz-weiß-Bild ist; ein sehr, sehr schlechter Kerl gegen einen sehr sehr
guten Kerl. Das ist wie das Narrativ von George W. Bush während des Krieges
gegen den Irak und Afghanistan. Sie wollten also diese Überschriften oder diese
Begriffe in ihrem Narrativ verwenden, um die Gefühle in der öffentlichen
Meinung ihrer Länder hervorzurufen. Damit die öffentliche Meinung sie
unterstützt, wenn sie eingreifen wollten, entweder direkt durch militärische
Angriffe oder durch Unterstützung ihrer Stellvertreter, die die Terroristen in
unserer Region sind.
Frage: Ich sehe in den Nachrichten der letzten Tage,
dass Amnesty International eine Terroristengruppe dafür verurteilt hat,
Chlorgas, chemische Waffen in Aleppo einzusetzen.
Präsident Assad: In Aleppo, genau, das ist vor einigen
Tagen passiert, und tatsächlich haben wir gestern, ohne Berücksichtigung dieser
chemischen Angriffe, gemeldet dass in den letzten drei Tagen über 80
unschuldige Zivilisten in Aleppo getötet wurden und über 300 verletzt. Von
ihnen liest man nicht in den westlichen Mainstreammedien. Du siehst sie nicht,
du hörst nichts von ihnen, es gibt nichts über sie. Sie greifen sich nur einige
Bilder heraus, und einige Vorfälle in dem Gebiet unter Kontrolle der
Terroristen, nur um sie für ihre politischen Zielsetzungen zu gebrauchen, um
die syrische Regierung zu beschuldigen und zu verdammen, nicht weil sie sich
Sorgen um die Syrer machen; sie scheren sich nicht um unsere Kinder, oder um
Unschuldige, um Zivilisation oder um Infrastruktur. Sie scheren sich nicht
darum; sie zerstören sie. Aber tatsächlich, sie sorgen sich nur darum, alles zu
nutzen, was ihren Interessen dienen kann.
Frage: Und jetzt, Ihre Armee…. Sie sind der
Oberkommandierende der syrischen Streitkräfte. Ihre Armee hat keinerlei
chemische Waffen mehr?
Präsident Assad: Nein, haben wir nicht. Seit 2013
haben wir unser Arsenal aufgegeben. Jetzt haben wir keine mehr. Aber davor
haben wir sie nie eingesetzt. Ich meine, wenn Sie von chemischen Waffen reden,
die die Regierung einsetzt, heißt das, Sie reden von Tausenden Opfern an einem
Ort binnen sehr kurzer Zeit. Einen solchen Vorfall hatten wir nie; nur
Unterstellungen in den westlichen Medien.
Frage: Herr Präsident, wann, denken Sie, wird der
syrische Krieg enden?
Präsident Assad: Wann? Ich sage immer, dass weniger
als ein Jahr genügt, um ihre internen Probleme zu lösen, weil es intern nicht
sehr kompliziert ist. Es wird nur dann komplexer, wenn es mehr Eingreifen durch
fremde Mächte gibt. Wenn diese fremden Mächte Syrien in Ruhe lassen, können wir
Syrer das in ein paar Monaten lösen, in weniger als einem Jahr. Natürlich, das
sieht nicht realistisch aus, weil jeder weiß, dass die Vereinigten Staaten die
Stellung Russlands als einer Großmacht in der Welt untergraben wollen, Syrien
eingeschlossen. Saudi-Arabien sucht seit Jahren nach Wegen, den Iran zu
zerstören, und Syrien könnte einer der Orte sein, wo sie das erreichen können,
nach ihrer Denkweise. Aber wenn wir sagen, wir könnten eine Situation
erreichen, wo all diese fremden Mächte Syrien in Ruhe lassen, dann haben wir kein
Problem, unser Problem zu lösen.
Wie? Zuallererst, indem die Unterstützung der
Terroristen durch andere Länder beendet wird, durch die aus der Region wie der
Türkei, Saudi-Arabien und Katar, und durch den Westen, natürlich, vor allem die
Vereinigten Staaten. Wenn man aufhört, Terroristen in Syrien zu unterstützen,
wird es nicht schwierig sein, unser Problem zu lösen.
Frage: Herr Präsident, stimmt es, dass Syrien das
letzte sozialistische Land in der arabischen Welt ist?
Präsident Assad: Heute, ja. Ich weiß nicht, wie es in
Zukunft wird, wie es sein wird. Wir sind sozialistisch, aber natürlich nicht
von der geschlossenen Art.
Frage: Menschlicher Sozialismus, weil Ihre Regierung
Bildung mit Subventionen unterstützt wie im schwedischen Modell.
Präsident Assad: Ich weiß nicht viel über das
schwedische Modell, aber sagen wir mal, dass wir in Syrien eine offene
Wirtschaft haben, aber gleichzeitig einen sehr starken öffentlichen Sektor, und
dass der öffentliche Sektor eine sehr wichtige Rolle in der Widerstandsfähigkeit
der syrischen Gesellschaft spielt und der Regierung im Krieg. Ohne diesen
öffentlichen Sektor wäre die Lage weit schwieriger. Also, wir sind immer noch
sozialistisch, und ich denke, der Krieg hat bewiesen, dass das sozialistische
System für jedes Land sehr wichtig ist, wenn man berücksichtigt, dass ich von
offenem Sozialismus rede, der es der Freiheit des öffentlichen Sektors erlauben
könnte, eine wichtige Rolle beim Aufbau des Landes zu spielen.
Frage: Und Ihre großen Unternehmen… sind das Staatsunternehmen
oder Privatunternehmen?
Präsident Assad: Wir haben beides. Aber normalerweise
spielt in einer solchen Lage der öffentliche Sektor die wichtigste Rolle. Wie
Sie wissen, fühlt der Privatsektor die Gefahr eher und leidet mehr, und in
manchen Gegenden könnte er den gesamten Schauplatz verlassen, den
wirtschaftlichen Schauplatz, wegen der Unsicherheit. Also darum muss man sich
in einer solchen Lage mehr auf den öffentlichen Sektor verlassen, aber der
Privatsektor spielt in Syrien immer noch eine sehr wichtige Rolle neben dem
öffentlichen.
Frage: Und Sie haben eine sehr, sehr tolerante
Atmosphäre, mit anderen Kirchen, Christen, Muslimen…
P.A:: Das ist nicht wirklich Toleranz; sie sind Teil
dieser Gesellschaft. Ohne all die unterschiedlichen Farben der Gesellschaft
– Christen, Muslime, und die verschiedenen Sekten und Ethnien –
wäre es nicht Syrien. Also jeder syrische Bürger sollte völlig frei darin sein,
seine Rituale, seine Traditionen, seinen Glauben zu praktizieren. Er sollte
frei sein, damit das Land stabil ist. Andernfalls gibt es Syrien als ein
stabiles Land nicht. Aber ich würde es nicht Toleranz nennen. Toleranz heißt,
wir akzeptieren etwas gegen unseren Willen; nein, Muslims und Christen haben in
Syrien jahrhundertelang zusammen gelebt, und sie integrieren sich in ihrem
alltäglichen Leben, sie leben nicht in Ghettos.
Frage: Keine getrennten Schulen für Muslims, für
Christen, junge Leute, nein?
Präsident Assad: Nein, nein. Es gibt einige Schulen,
die der Kirche gehören, aber die sind voller Muslime und umgekehrt. Also, das
gibt es nicht, nein. Wir erlauben keine Trennung der Religionen und Ethnien in
Syrien, das wäre sehr gefährlich, aber natürlich, ohne das Eingreifen der
Regierung würden die Leute gerne miteinander leben, in jeder Schule, an jedem
Ort, in jeder NGO, in der Regierung, das ist natürlich… Darum ist Syrien von
Natur aus säkular, nicht durch die Regierung. Die syrische Gesellschaft war in
ihrer ganzen Geschichte säkular.
Frage: Und, Herr Präsident, es ist jetzt ein Jahr,
seit die russische Luftwaffe am syrischen Krieg teilnimmt, wie sehr haben die
Russen Ihnen geholfen?
Präsident Assad: Reden wir von der Wirklichkeit. Vor
dem russischen Eingreifen war ISIS dabei, sich auszudehnen, wie ich gesagt
habe. Als sie anfingen einzugreifen, fingen ISIS und al-Nusra und die anderen
mit al Kaida verbundenen Gruppen an, zu schrumpfen. Also, das ist die Realität.
Warum? Natürlich, weil es eine Großmacht ist, und sie haben eine enorme Armee
und sie haben enorme Feuerkraft, die die syrische Armee in ihrem Krieg
unterstützen kann. Die andere Seite der gleichen Geschichte ist, dass, wenn ein
großes Land, eine Großmacht wie Russland, gegen die Terroristen eingreift, in
Zusammenarbeit mit den Truppen am Boden, und in unserem Fall der syrischen
Armee, , dann wird man natürlich konkrete Ergebnisse erreichen, während
gleichzeitig die amerikanische Allianz, die ohnehin nicht ernst gemeint ist,
aber gleichzeitig eben keine Verbündeten auf dem Boden hat, nichts erreichen
kann. Also, die russische Macht war sehr wichtig, neben ihrem politischen
Gewicht in der internationalen Arena, auf beiden Wegen konnten sie die Lage
ändern, und sie waren sehr wichtig für Syrien, um die Terroristen in
unterschiedlichen Gebieten des syrischen Schauplatzes zu schlagen, oder auf dem
Schlachtfeld.
Frage: Ist die syrische Gesellschaft heute durch den
Krieg gespalten?
Präsident Assad: Tatsächlich ist sie homogener als vor
dem Krieg. Das mag für viele Beobachter überraschend sein, weil der Krieg eine
sehr tiefe und wichtige Lektion für jeden Syrer ist. Viele Syrer konnten vor
dem Krieg den Unterschied zwischen einem Fanatiker und einem Extremisten nicht
erkennen, dazwischen, ein Extremist zu sein und ein Terrorist zu sein. Diese
Grenzen waren vielen nicht klar, aber durch den Krieg, durch die Zerstörung,
durch den hohen Preis, den jeder Syrer zahlen musste, haben jetzt viele Syrer
die Lektion gelernt und wissen jetzt, dass der einzige Weg, das Land zu
schützen und zu bewahren, darin besteht, homogen zu sein, miteinander zu leben,
zu integrieren, zu akzeptieren, einander zu lieben. Darum denke ich, der Effekt
des Krieges, trotz aller schlimmen Aspekte dieses wie jedes Krieges, dieser
Aspekt war positiv für die syrische Gesellschaft. Also ich mache mir keine
Sorgen über die Struktur der syrischen Gesellschaft nach dem Krieg Ich denke,
sie wird gesünder sein.
Frage: Und eine Frage zu den amerikanischen
Präsidentschaftswahlen; wenn würden Sie gerne in den US-Präsidentschaftswahlen
siegen sehen, Trump oder Hillary?
Präsident Assad: Ich denke, im größten Teil der Welt
dreht sich die Debatte über diese Wahlen darum, wer besser ist, Clinton oder
Trump. In Syrien ist die Diskussion, wer schlimmer ist, nicht, wer besser ist.
Also, ich denke, keiner der beiden wird gut für uns sein, das ist das erste, sagen
wir. Zweitens, aus unserer Erfahrung mit amerikanischen Vertretern und
Politikern allgemein, nehmt sie nicht beim Wort, sie sind nicht ehrlich. Was
immer sie sagen, glaubt es nicht. Ob sie ein gutes oder ein schlechtes Word
sagen, ob sie sehr aggressiv sind oder sehr friedlich, glaubt ihnen nicht. Es
hängt von den Lobbies ab, von dem Einfluss unterschiedlicher politischer
Bewegungen in ihrem Land, nach der Wahl, das wird ihre Politik dann bestimmen.
Also, wir müssen unsere Zeit nicht damit verschwenden, jetzt ihrer Rhetorik zu
lauschen. Das ist nur Müll. Wartet auf ihr politisches Handeln, und schaut,
aber wir sehen keine guten Zeichen, dass die Vereinigten Staaten ihre Politik
bezüglich dessen, was auf der Welt geschieht, dramatisch ändern werden, sagen
wir mal, fair sein werden, oder dem Völkerrecht folgen, oder sich um die Charta
der Vereinten Nationen scheren. Es gibt kein Zeichen, dass wir das in der nahen
Zukunft sehen werden. Also, es geht nicht darum, wer Präsident wird; die
Unterschiede werden minimal sein, jedem von ihnen wird es nur erlaubt, seinen
eigenen Fingerabdruck zu hinterlassen, nur den persönlichen Fingerabdruck, aber
das bedeutet keine Änderung der Politik. Darum setzten wir unsere Hoffnungen
nicht darauf, verschwenden unsere Zeit nicht damit.
Frage: Herr Präsident, die letzte Frage: Die Beziehung
zwischen Serbien und Syrien haben Sie irgendeine Botschaft an das Volk in
Serbien?
Präsident Assad: Ich denke, wir haben auf beiden
Seiten nicht getan, was wir tun müssen, um eine bessere Beziehung zu haben, vor
dem Krieg. Natürlich hinterlässt der Krieg seine Spuren auf der Beziehung
zwischen zwei Ländern, das wäre verständlich, aber wir müssen für die nächste
Zeit planen, weil Ihr Land unter äußerer Aggression gelitten hat, die zur
Teilung Jugoslawiens führte, und ich denke, die Menschen zahlen immer noch den
Preis dieses Krieges. Zweitens, der Krieg in Ihrem Land wurde auf die gleiche
Weise dargestellt: als ein humanitärer Krieg, in den der Westen eingreifen
wollte, um eine bestimmte Gemeinschaft gegen die Aggressoren aus einer anderen
Gemeinschaft zu schützen. Viele Menschen auf der Welt glauben diese Geschichte,
genau wie in Syrien; sie nutzen die gleiche Maske, die humanitäre Maske.
Tatsächlich sind dem Westen ihre Leute egal, sie
kümmern sich nicht um ihre Leute, sie kümmern sich um niemanden auf der Welt,
nur um ihre eigenen begründeten Interessen. Daher denke ich, wir lernen die
gleiche Lektion, vielleicht in einem anderen Gebiet, es liegen zwei Jahrzehnte
dazwischen, vielleicht mit anderen Schlagzeilen, aber der wirkliche Inhalt ist
der gleiche. Darum denke ich, wir müssen in jedem Aspekt bessere Beziehungen
errichten: kulturell, wirtschaftlich, politisch, um unsere Stellung zu stärken,
jedes Land in seiner Region.
Frage: Aber die syrische Regierung, Sie, und der Staat
Syrien, unterstützen Serbien in der Frage des Kosovo?
Präsident Assad: Das haben wir, obwohl die Türken
ihren Einfluss für den Kosovo nutzen wollten, zu Gunsten des Kosovo, aber wir
haben uns geweigert. Das war vor dem Krieg, das war vor sieben oder acht
Jahren, und wir haben uns geweigert, trotz unserer damals guten Beziehungen zur
Türkei. Wir haben Serbien unterstützt.
Herr Präsident, danke für das Interview, vielen Dank
für Ihre Zeit.
Präsident Assad: Nichts zu danken. Danke, dass Sie
nach Damaskus gekommen sind.
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Quelle: http://vineyardsaker.de/2016/11/05/ihre-rhetorik-ist-nur-muell/
Originaltext: President al-Assad:
United States and its Western allies are to blame for failure of latest
ceasefire