Gegen Aggressoren mutig alle
internationalen Rechtsmittel, diplomatischen Instrumente
und Institutionen nutzen
von Luz
María De Stéfano Zuloaga de Lenkait
Der
SZ-Journalist Reymer Klüver verfällt in dieselbe Oberflächlichkeit und
Banalität, die die meisten ARD- und ZDF-Moderatoren kennzeichnen, nämlich nicht
die Sache anzugehen, sondern ganz daneben nur eingeflüsterte Klischees zu
wiederholen. Aber worum geht es eigentlich beim UN-Sicherheitsrat?
Wofür ist
der Sicherheitsrat verpflichtet gemäß der UN-Charta? Nicht um ein beliebiges
Vorgehen bestimmter westlicher Mächte, nicht um irgendetwas
"gemeinsam" abzusegnen, sondern der Sicherheitsrat ist an erster
Stelle verpflichtet, den Weltfrieden zu bewahren. Darin besteht die
Hauptverantwortung, die Hauptpflicht des UN-Sicherheitsrates als Hauptorgan der
Vereinten Nationen.
Erstrebenswert dazu ist natürlich die
Einstimmigkeit aller Mitglieder, aber wenn sich unter den Mitgliedern
Kriegswillige mit Gewaltandrohungen profilieren, die gegen die UN-Charta verstoßen
und den Frieden in Gefahr bringen, ist die Spaltung schon vorprogrammiert, und
es ist gut so, weil sonst der Sicherheitsrat die Tür für einen neuen
Militärschlag öffnen würde, für einen weiteren Krieg, was in keiner Weise
vorkommen darf. Alle Maßnahmen, die der Sicherheitsrat in Einklang mit der
UN-Charta übernehmen kann und muss, sind zur Deeskalation einer Krise
vorgesehen, nicht zur Eskalation.
Es versteht
sich von selbst, dass eine Resolution mit Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII der
UN-Charta, die Militärschläge gegen die syrische Regierung erlauben würde,
absolut inakzeptabel ist, denn anstatt die Lage zu entspannen, wie die
UN-Charta vorschreibt, würde allein eine solche Resolution mit Gewaltandrohung
die Lage in unkalkulierbarer Weise verschlimmern.
Reymer
Klüver befasst sich nicht mit diesem Kern der Sache, der eine solche
gefährliche unberechenbare Resolution zur Ablehnung besiegeln soll. Gerade dazu
besteht das Veto, um die Pflicht der Vereinten Nationen gelten zu lassen,
nämlich den Frieden zu wahren und nicht dem Willen zum Krieg von einem Paar
oder drei Irren zum Durchbruch zu verhelfen.
Selbstverständlich versuchen die USA, Frankreich und Großbritannien, die
UNO für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Das gelingt häufig, aber nicht immer.
Eine nachhallende Niederlage erlitten die Aggressor-Staaten, als der
UN-Sicherheitsrat sich weigerte, den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien
zu legitimieren und später einen zweiten Irak-Krieg im März 2003, wogegen es
eine überwältigende Mehrheit (11 zu 4 Staaten im UN-Sicherheitsrat) gab und
sich deshalb ein Veto Russlands und Chinas erübrigte.
Anders
durfte und darf es nicht gehen. Allerdings erwiesen sich die Vereinten
Nationen, aber vor allem das UN-Generalsekretariat, durch den starken US-Völkerrechtsbruch
und die US-Dominanz unfähig und paralysiert, den Frieden zu bewahren.
Das heutige UN-Generalsekretariat mit dem Südkoreaner Ban Ki Moon spielt
skrupellos die amerikanische Masche und erweist sich als Marionette der USA.
Besonders augenfällig wird dies hinsichtlich der Geschehnisse im Mittleren
Osten.
Der
skandalöse Auftritt Obamas mit offener Angriffsdrohung und für Gewalt (US-Rede
am 24.9.) macht den Auftritt von Ban Ki Moon nichtig, der eigentlich nichts zu
entscheiden hat, sondern sich lediglich nach dem Tenor der UN-Charta äußern
darf. Demnach müsste der UN-Generalsekretär an den
verirrten US-Präsidenten mindestens eine klare Mahnung richten.
Es sind
heute wie damals die US-Falken, die Vorwände für Aggressionen konstruieren,
heute eine unhaltbare Beschuldigung an den syrischen Präsidenten Baschar
Al-Assad für einen nicht untersuchten Chemiewaffeneinsatz und ein erfundener
Nuklearstreit mit dem Iran, damals die inexistenten Massenvernichtungsmittel im
Irak. Die ganze Welt kennt inzwischen dieses Muster von Camouflage. Vor allem
aber der einstige UN-Generalsekretär Kofi Annan, der sich 2003 mitten in diesem
abstoßend perfiden Spiel behindert befand.
Damals, als die Aggression gegen die überwältigende Mehrheit im
Sicherheitsrat begann (20.3.2003), gab es einen stellvertretenden
UN-Generalsekretär, Denis Halliday, der wirtschaftliche und politische
Sanktionen gegen die USA und Großbritannien verlangte, wie es die UN-Charta
gegen Aggressoren anordnet. Angesichts des Völkerrechtsbruchs der Angreifer
sollten ökonomischen Strafen verhängt und Diplomaten beider Staaten aus ihren
jeweiligen Gastländern ausgewiesen werden (Meldung vom 2.4.03).
Die
Weltstaatengemeinschaft stand vor einem Überfallkrieg, der gegen den
Mehrheitswillen aller Nationen begonnen wurde, gegen den Willen der
Weltbevölkerung und gegen alle Ermahnungen zur Vernunft und Besonnenheit, die
die höchsten moralischen Instanzen der Welt an den damaligen US-Präsidenten
gerichtet hatten, von Papst Johannes-Paul II. bis zu seiner eigenen Kirche in
den USA. Heute steht die Weltstaatengemeinschaft vor einer ähnlichen Gefahr,
vor einem unvorstellbaren, gewollten Angriff auf Syrien, auch gegen den Willen
der Weltbevölkerung und gegen alle Rufe zur Vernunft und Besonnenheit, die die
höchsten moralischen Instanzen der Welt an den US-Präsidenten Obama richten,
von Papst Franziskus bis zum Patriarchen von
Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und Jerusalem, Gregorius III.
Laham, der höchste katholische Würdenträger im Nahen und Mittleren Osten mit
Amtssitz in Damaskus. Selbst die Kirchen in den USA erheben ihre
mahnende Stimme.
Aber der
SZ-Artikel von Reymer Klüver "Chronisch beschlussunfähig" (23.9.) verfällt
in das perfide Spiel der aktuellen angekündigten Aggressoren, die immer wieder
dieselben sind:
Die drei westlichen Mächte USA, Großbritannien
und Frankreich.
Der UN-Sicherheitsrat ist aufgerufen, Aggressoren zu identifizieren.
Allerdings ist er tatsächlich für diese wichtige Tätigkeit paralysiert, weil
solche Aggressoren im Sicherheitsrat sitzen, und zwar als permanente
Mitglieder. Deshalb muss die UN-Vollversammlung diese Aufgabe übernehmen.
Die
schrecklichen Erfahrungen islamischer Völker verlangen danach. Sie wurden von
allen mitten in einem Inferno allein gelassen, mitten in Chaos und Anarchie,
provoziert von der Irrationalität gestörter Individuen mit Macht, aber ohne
Gewissen, ohne Skrupel, ohne Menschlichkeit, ohne Scham.
Eine gemeinsame Zusammenarbeit mit der Arabischen Liga und der Islamischen
Konferenz ist erstrebenswert, aber um wirksam zu sein, setzt sie den Ausschluss
der reaktionären arabischen Staaten voraus, um wirklich die Vereinten Nationen
unisono zu bewegen, ihre Verpflichtungen für den Weltfrieden zu übernehmen, die
Aggressoren zu isolieren und zu bestrafen, damit die unmenschliche Abnormität
gebremst wird.
Die Politik der Sanktionen gegen unschuldige
Länder und Völker hat aufzuhören. Sie ist gegen die wahren Verbrecher und
Friedensstörer zu dirigieren, gegen diejenigen Mächtigen, die durch ihre böse
Einmischung ständig Missstände und Krisen verursachen. Die Zukunft jedes Landes
gehört seinem eigenen Volk allein. Diese Selbstverständlichkeit musste sich der
US-Präsident Barack Obama von Russlands Präsident Wladimir Putin schon auf dem
G-20 Gipfeltreffen in Los Cabos (18./19.6.2012) sagen lassen. Putin erklärte,
niemand habe das Recht, für andere Nationen zu bestimmen, wer an die Macht
gebracht oder von der Macht vertrieben werden solle. Dies sei Sache des
syrischen Volkes. China vertritt denselben Standpunkt, wie es auch der
US-Präsident höchst persönlich von Chinas Präsidenten bei seinem Besuch in
Washington am 20.9.13 zu hören bekam. Dass sich eine US-amerikanische Position
mittels Macht und Gewalt durchsetzt, kommt nicht in Frage. Ein derartiges Vorgehen
ist zerstörerisch und strikt abzulehnen. Überall. Bisher werden
Friedensappelle, UN-Vermittlungen überhört. Täuschungsmanöver,
Einschüchterungs- und Erpressungsversuche bis zu Sanktionen und anderen
illegalen Maßnahmen kennzeichnen offen die Handlungen der USA und
delegitimieren die US-Regierung vor der gesamten Weltstaatengemeinschaft.
Als Herren der Welt überall aufzutreten ist Routine bei den USA geworden.
"Die
Gemeinschaft der Völker dürfe eine derartige <Verletzung des Völkerrechts
und die Missachtung der Souveränität unabhängiger Staaten> nicht hinnehmen.
So die Präsidentin Brasiliens. Entsetzt über den Auftritt Obamas äußerte sich
am Rand der Vollversammlung auch der Außenminister Ecuadors, Ricardo Patiño:
<Von einem Täger des Friedensnobelpreises haben wir nichts außer einem
halbstündigen Bericht über internationale Polizeieinsätze gehört>... Mehrere
Staatschefs forderten <angesichts der wiederholten Missachtung
internationaler Rechtsnormen durch die USA>, den Sitz der Weltorganisation in
ein Land zu verlegen, das die Souveränität aller Mitgliedsstaaten
respektiere." (Aus dem Artikel "Veto des Südens - Lateinamerikas
Präsidenten machen UN-Vollversammlung zum Tribunal gegen US-Aggressionen"
von Volker Hermsdorf, Junge Welt vom 27.9.)
Mit der
Iran-Angelegenheit müssen sich Journalisten sachlich beschäftigen. In einem
Kommentar zum Iran dürfen eine Wertvorstellung und der Unterschied zwischen
Recht und Unrecht nicht fehlen. Auch der Bezug zum Völkerrecht gehört dazu,
genauso wie ein logischer Diskurs auf der Basis bekannter Tatsachen, damit
Spekulationen von bewiesenen Tatsachen unterschieden werden können. Iran ist im
Rahmen des Vertrags über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (NPT)
berechtigt, unter Kontrolle der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) Uran
anzureichern. Die USA und die EU wollen den Iran zwingen, auf dieses Recht zu
verzichten. Im Gegensatz zu seinen Anklägern hat der Iran immer für eine
atomwaffenfreie Welt plädiert, die Atombombe verabscheut und die Kernenergie
lediglich für friedliche Zwecke beansprucht. Israel selbst hat einmal eine
Initiative für eine atomwaffenfreie Nahost-Region ausgearbeitet. Wo steht
Europa zu diesem Punkt? Wie hat es dazu beigetragen oder geholfen? Und sein
mächtigster Atomwaffenpartner?
Seit dem
Dritten Reich hat kein Staat bis auf die USA und ihre Vasallen-Staaten die
Gewalt über das Recht gestellt. Kein Volk, kein Land der Welt wird sich jemals
aus freiem Willen freudig dem Diktat der Gewalt unterwerfen. Wieso ist diese
zivilisatorische Selbstverständlichkeit so schwer für die SZ-Redaktion zu
verstehen? Anständige Journalisten wie Reymer Klüver müssen sich dem
widerlichen gewaltsamen alten faschistischen Denken mit gesundem
Menschenverstand widersetzen.
Es ist höchste Zeit, zu begreifen, dass es nichts nützt, einem gefährlichen
Aggressor auszuweichen oder zu versuchen, ihn zu betrügen, denn früher oder
später ist man selber als Land an der Reihe und seiner Aggression ausgesetzt.
Die
Völkergemeinschaft muss zusammenstehen und mutig mit großer Willensstärke in
den Vereinten Nationen und auf regionaler Ebene alle internationalen
Rechtsmittel, alle diplomatischen Instrumente und Institutionen nutzen wie
einen unüberwindbaren Schutzwall, um das Recht wiederherzustellen und die
Aggressoren demgemäß mit Sanktionen zu bestrafen.
Schon der
erste Irak-Krieg 1991 geschah durch eine willkürliche Auslegung einer
UN-Resolution, die explizit die Gewaltanwendung ausschloss, wie selbst der
UN-amerikanische Botschafter der internationalen Presse in New York erklärte
nach der langen Sitzung des Sicherheitsrats im August 1990. Der zwangsläufig
grausame zweite Irak-Krieg 2003 mit allen seinen schrecklichen Konsequenzen
geschah ebenso am Rand aller Gesetze. Hinsichtlich der amerikanischen Opfer,
die die USA verursachten, haben sich die zuständigen demokratischen
gerichtlichen Institutionen in Amerika nicht eingeschaltet, um die
Verantwortungsträger dieses verbrecherischen Krieges zu ahnden und
Schmerzensgeld für die Angehörigen der Opfer anzuordnen. Entspricht
dieses Unterlassen dem Menschenrechtsverständnis in Amerika?
Man muss
Druck auf die Vereinigten Staaten mit allen Institutionen der Zivilisation
ausüben, damit Washington aus seinen Verpflichtungen für Schadensersatz,
humanitäre Hilfe und Wiedergutmachung, die es den angegriffenen Völkern und
Ländern schuldet, nicht entkommt. UNICEF und alle anderen humanitären
Organisationen müssen gegen die US-Regierung Anklage erheben, gegen diejenigen,
die sich für eine solche Unmenschlichkeit und humanitäre Katastrophen verantworten
müssen, Katastrophen in Irak, Jugoslawien, Afghanistan, Libyen, jetzt in
Syrien. Auch die UNESCO hätte die Invasoren verklagen müssen wegen Plünderung
von Museen und Raub wertvoller Kunst im Irak, die dem Weltkulturerbe gehören.
Die
fürchterlichen Konsequenzen des Völkerrechtsbruchs der US-Administrationen, die
Unrechtsneuordnungen, die ihre wiederholten militärischen Interventionen mit
sich bringen, sind an herrschendem Chaos und Anarchie zu messen, an der
Gesetzlosigkeit, an der Zerstörung bis zur Unkenntlichkeit sowohl im Irak wie
in Afghanistan, Serbien (Kosovo), Libyen und Syrien. Es gibt keine Legitimation
für eine solche kriminelle Handlung, und es kann auch keine geben. Die Besatzer
waren anscheinend ihrer Verantwortung auch nicht gewachsen, Ruhe und Ordnung in
den von ihnen okkupierten Ländern sicherzustellen.
Die
Vereinten Nationen müssen die Weltgefahr einer hegemonialen Macht erkennen,
genauso wie damals die Weltgefahr einer faschistischen Nazi-Hitler-Regierung
erkannt wurde. Die heutige Gefahr, die von der US-amerikanischen
Hegemonialmacht ausgeht, ist viel größer als damals die der Hitler-Regierung
angesichts der modernen destruktiven Waffen und angesichts der Camouflage einer
angeblichen "Demokratie", die, in die Gesetzlosigkeit verfallen,
keine Demokratie, kein Rechtsstaat mehr ist. Im Gegenteil wollen die US-Falken
das Völkerrecht, die internationale Ordnung abschaffen, und sie machen keinen
Hehl daraus. Sie inszenieren Verwirrspiele und benutzen ihre kriegslüsternden
Medien für Propaganda, um weitere Aggressionen als Gegenaktionen hinzustellen,
wie jetzt im Fall Syrien.
Die gewaltsame militärische US-Einnahme von Bagdad und Tripolis ist eine
menschliche Schande für jeden anständigen Menschen, für jeden anständigen
Amerikaner und Europäer.
Das Gesicht
unermesslichen Leidens und Sterbens aufgrund dieser abstoßenden Hi-Tech-Kriege
der amerikanischen Falken ist immer noch in irakischen und libyschen Städten zu
sehen. Bagdad versank in Chaos und Plünderung. Nicht einmal Ordnung konnten die
Besatzungstruppen im Irak schaffen. In Libyen die Marionettenregierung genauso
wenig. Was ist dort übriggeblieben von den Menschenrechten? Was ist der
Menschenrechtsstatus in Libyen? Eine Gesellschaft zu zerstören, um
Menschenrechte zu retten? Das ist nicht nur absolut falsch, sondern der helle
Wahnsinn, extrem pervers und auch gescheitert. Die Weltstaatengemeinschaft
konfrontiert sich ständig mit massiven Menschenrechtsverletzungen, und das
gerade als Folge der brutalen US-Einmischung und Unrechtsneuordnung des von
aller Gesetzmäßigkeit und Institutionen "befreiten" Iraks und
Libyens. Die Sicht von Reymer Klüver umfasst diese abstoßende Realität nicht.
Militärische
Mittel gehören zum alten Denken der Konfrontation und sind als völlig
ungeeignet auszuschließen und ethisch nicht zu verantworten, um Probleme oder
Konflikte zu vermeiden oder zu bewältigen, vor allem nicht, wenn Risiken der
Verwicklung in einen Krieg sichtbar oder nicht auszuschließen sind. Gerade zum
neuen Denken gehört die Gewaltfreiheit, und zwar genau wegen des
unkontrollierten Zerstörungspotentials der hochtechnifizierten militärischen
Mittel. Über diese irrsinnigen Vernichtungspotentiale sind sich Militärs und
Soldaten aufgrund ihrer Ausbildung voll bewusst. Gerade die Erkenntnis dieser
heutigen bedrohlichen Realität führt aus Verantwortungsethik zur
Schlussfolgerung, militärische Mittel und Interventionen auszuschließen und
alle Kriege und Einsätze militärischer Mittel als verbrecherisch zu bezeichnen
und im internationalen Recht zu ahnden. Unterlässt man dies, gerät man in das
Absurdum und in die Perversion des Denkens, um andere Absichten – willentlich
oder unwillentlich – zu decken. Ausgerechnet hier bildet sich ein
entscheidender Grund, jede dubiose UN-Resolution eines kriegswilligen Mitglieds
des Sicherheitsrats zu blockieren, damit unerwünschte verheerende
Militärschläge definitiv verbannt bleiben.
Der SZ-Journalist vermischt die Angelegenheit der Chemiewaffenbestände, die
zu vernichten sind, mit der Syrien-Frage.
Zum Thema
der Chemiewaffen manifestierte die syrische Regierung bereits ihren Willen zu
kooperieren. Die Regierung in Damaskus reichte bei
der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in Den Haag eine Liste
über die syrischen Chemiewaffenbestände ein, wie die Organisation am 20.9.
bestätigte. ( "Irans Präsident will in Syrien Vermitteln" SZ, 20.9.)
Zuvor sagte der syrische Präsident Baschar Al-Assad im Interview mit dem
amerikanischen Fernsehsender Fox-News am 18.9, er sei zudem damit einverstanden,
dass die Regierung in Washington die Waffen zur Vernichtung in die USA bringe,
wenn sie bereit sei, die Kosten der Vernichtung, ungefähr eine Milliarde
Dollar, zu bezahlen. Der Außenminister Deutschlands, Guido Westerwelle, hat
sofort technische Hilfe und ein Paar Millionen Euro dazu angeboten. Russlands
Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte an, Spezialisten nach Syrien zu
schicken, die dabei helfen sollen, das Chemiewaffenarsenal unter internationale
Kontrolle zu stellen. Aus dem Weißen Haus kam beredtes Schweigen. Gerade am
20.9. war Chinas Präsident in Washington, der die Position Pekings für eine
friedliche Beilegung der Syrien-Krise bekräftigte. China ist ebenso bereit,
sich an die Kosten zu beteiligen, die die Vernichtung der Chemiewaffen mit sich
bringen. Soweit bisher das Thema Syriens Chemiewaffen. Völlig außer Acht
bleiben die Chemiewaffen in den Händen der Rebellen. Ein ungeheurer Vorgang,
denn es handelt sich um richtige Banditen, die "Partner",
"Freunde" der USA und EU geworden sind!
<Es liegt
im Interesse der USA zu erkennen, dass ... auf US-Militärschläge mit ziemlicher
Sicherheit russische Vergeltungsmaßnahmen gegen ein breites Spektrum
strategischer US-Interessen folgen werden....dem US-Nachrichtendienst
Lignet zufolge, dessen Chefberater der ehemalige Vier-Sterne-General Michael
Hayden, früher zunächst Chef der NSA, später der CIA. Auch wenn es in den
kriegslüsternden US-Medien nicht diskutiert wird, wissen die Eingeweihten in
der US-Regierung, in Administration und Kongress offensichtlich wohl Bescheid,
welch gefährliches Vabanquespiel sie in der von ihnen geschürten Syrien-Krise
begonnen haben. Auch die russische Duma warnte in an den US-Kongress
gerichteten, einstimmig verabschiedeten Erklärung vor einem Militärschlag gegen
Syrien, weil das zu einer Ausweitung des Krieges führen werde. Sogar von einem
Dritten Weltkrieg war die Rede....
Inzwischen operieren zehn große Kriegsschiffe
Russlands vor der Küste Syriens. Zugleich machte die Duma klar, dass Moskau auf
einen US-Angriff gegen Syrien mit Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Interessen
antworten werde. Dazu gehört...die Aussetzung der Zusammenarbeit mit den USA
bei der Versorgung der US-Truppen in Afghanistan. ... auch die massive Belieferung
Syriens und Irans mit modernsten Defensivwaffen. ...
Die
Duma-Erklärung wird von US- und westlichen Medien ignoriert. Ähnliches gilt für
die Delegation des russischen Parlaments, die in Washington war. Das
US-Nachrichtendienst Lignet dagegen...: "Die russischen Drohungen,
US-Angriffe in Syrien zu vergelten, sind glaubwürdig. Wie im Jahr 1914 könnten
die Eskalationsmöglichkeiten die Erwartungen und Vorstellungen aller
beteiligten überschreiten". (Aus dem Leitartikel "Warnung vor
Eskalation in Syrien - Glaubwürdig" von Rainer Rupp, Junge Welt vom 25.9.)
Vor
diesem Hintergrund ist auf jede Androhung von Gewalt zu verzichten und die
2.Genfer Konferenz zur Syrien-Frage in den Vordergrund zu stellen, die einen
politischen Prozess mit einer Übergangsregierung und Wahlen in Syrien
ermöglichen soll. Offensichtlich haben SZ-Journalisten kein Interesse daran,
den politischen Prozess zu befürworten. Ihr Schweigen darüber klagt sie als
Befürworter der Aggressoren an. Kein Krieg, kein weiterer massiver Mord darf
wieder entfesselt werden. Er ist das Urverbrechen, das alle kommenden
Verbrechen ermöglicht.
Auf jeden Fall ist jeglicher Resolutionsentwurf mit
Gewalt-Androhung im Sicherheitsrat zum Scheitern verurteilt. So muss es sein:
Der Grund versteht sich von selbst. Falsche Meldungen darüber wurden sofort von
Russland dementiert.