Frankreich vor Entscheidung: Terror in Syrien
zusammen mit Russland
bekämpfen oder
die syrische Regierung
Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait am
7.10.2015
Leise Desinformation in FAZ, aber angekündigte Pressekonferenz
Hollande-Merkel in Paris fiel ins Wasser
Die FAZ vom 5.10. streut eine leise
Desinformation im Artikel "Eisige Stunden im Elysée-Palast" über das
Treffen in Paris am Freitag 2.10. von Russlands Präsident Wladimir Putin, dem
Präsidenten Frankreichs François Hollande, der Bundeskanzlerin Deutschlands
Angela Merkel und dem Präsidenten der Ukraine Petro Poroschenko.
Das Gespräch zwischen dem Gastgeber Hollande
und Putin "sei eisig verlaufen", heißt es. Ja, sehr wahrscheinlich,
denn Hollande zeigte kein Verständnis für die russischen Luftangriffe gegen
Terroristen und Rebellen-Banden in Syrien. Im Gegenteil, der französische
Präsident scheint nicht zu begreifen, was eine politische Opposition und was
eine bewaffnete Haltung gegenüber einer legitimen Regierung ist. Er wirft beide
in einen Topf, ohne die innersyrische Opposition zu beachten, die gar nicht
bewaffnet handelt. Paris hat sich desavouiert, indem es Partei für eine
ausländische "Opposition" ergreift, die bewaffnet aus Istanbul agiert
und den Friedensprozess in Syrien torpediert. Der Staatschef im Elysée zeigt
sich anmaßend: Er schafft es nicht, eine anständige konstruktive Rolle für die
Befriedung Syriens zusammen mit Russland und Deutschland einzunehmen, sondern
beharrt auf der Sackgasse an der Seite von marodierenden Elementen, die nicht
zum politischen Prozess gehören. Eingepfercht in dieser Sackgasse wagt er den
russischen Präsident belehren zu wollen, wen er angreifen sollte und wen nicht.
Unerhört, aber die FAZ lässt das unkommentiert durchgehen. Ist man in
Deutschland immer noch Entwicklungsland, was Diplomatie bedeutet? Hollande
versuchte zudem, den russischen Präsidenten vor der Presse wegen der russischen
Angriffe auf Terroristen in Syrien bloßzustellen und wollte dafür gemeinsam mit
der deutschen Bundeskanzlerin eine Pressekonferenz abhalten. Das ist ihm aber
nicht gelungen. Die vom ZDF-Korrespondenten aus Paris angekündigte
Pressekonferenz Hollande-Merkel fiel ins Wasser. Angela Merkel hat sich dazu
nicht hergeben lassen. Sie war bestens über die Lage in Syrien unterrichtet.
Ihr langes, über drei Stunden dauerndes Gespräch mit dem russischen Präsidenten
verlief in aller Ruhe und Wärme, im Gegensatz zu ihrer kürzeren Unterredung mit
Hollande. Auf jeden Fall erscheint das Bundeskanzleramt umfassend informiert
und war auf das Verhalten der französischen Seite vorbereitet.
Gemäßigte Rebellen eine US-Konstruktion - Mörder sind überall Mörder
Eines sollte inzwischen auch jedem Redakteur
klar sein: Die syrische Armee kämpft in ihrem Land gegen Terrororganisationen,
den IS und andere bewaffnete Banden, die sich als Rebellen ausgeben und die
Regierung Syriens stürzen wollen. Russland unterstützt die syrische Regierung
und Armee mit russischen Militärgerät und Einsätzen von Kampfflugzeugen auf explizite
Anfrage der Regierung Syriens, damit sie erfolgreich die Terroristen, auch die
gewalttätigen Rebellen zur Strecke bringt. Mörder sind überall Mörder. Wo und
wie sind gemäßigte Mörder zu erkennen? Die sogenannten gemäßigten Rebellen sind
eine Konstruktion der USA, um den Frieden in Syrien durch solche bewaffneten
aktiven Elemente zu torpedieren und die ihnen unliebsame Regierung zu stürzen.
Paris ist mit von der Partie. Schon seit dem verhängnisvollen Angriff auf
Libyen 2011 hat Paris seine Rolle im Nahen Osten verspielt und diskreditiert.
Umso mehr seit sich der Elysée gegen Syrien an der Seite der USA und ihren
Rebellen positioniert hat. In diesem Zusammenhang ist der Kurswechsel der
Bundesregierung zu begrüßen. Begrüßenswert ist ebenfalls ein stärkeres
Engagement Russlands in der Syrien-Frage. "Ohne Assad und ohne Russland
ist eine Beendigung von Krieg und Gewalt in Syrien nicht möglich." Die
stellvertretende Vorsitzende der CDU und Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen hatte diesen Kurs bereits früher eindeutig geäußert, so schon auf dem
NATO-Verteidigungsminister-Treffen in Brüssel am 26.2.2014.
Politische Verkommenheit Frankreichs
Aber aus den USA ist kein Schimmer von
Rationalität, keine Agenda, kein Willen zum Frieden zu erkennen, sondern das
Gegenteil, dieselben bekannten willkürlichen Hindernisse. Dieser sich
sperrenden Haltung zu folgen, wie es die französische Regierung tut, schafft
eine unüberwindbare Divergenz, keine Basis für eine gemeinsame Stellungnahme.
Der französische Präsident sollte einsehen, dass seine Forderungen nicht über
dem Internationalen Recht und den inneren gesetzlichen Vorgaben eines Landes
stehen dürfen. Dieses Verhalten, sich über das Recht und internationale Gesetz
zu stellen und seinen Willen als Gesetz für alle zu halten, ist als Entgleisung
der USA zu erkennen. Selbstverständlich ist der russische Präsident mit den
Führern von USA und Frankreich uneins. Aber der Friedensprozess geht weiter,
trotz eines unwilligen Obamas und trotz eines sich anmaßenden Franzosen
Hollande, der glaubt mit Bomben-Angriffen kann er sich versichern, seine
verlorene Rolle im Nahen Osten wieder mitzuspielen. So weit zeigt sich die
politische Verkommenheit Frankreichs. Selbstbewusst hat sich dagegen die
deutsche Bundeskanzlerin geäußert und bekundet, es müsse auch mit dem syrischen
Präsident Baschar Al-Assad geredet werden. Mittlerweile haben sich nicht nur
die Regierung Spaniens und Österreichs, sondern auch von Großbritannien offen
für die Möglichkeit ausgesprochen, dass Assad im Amt bleibt. Rom ist auch bei
Sinnen und zeigt Realismus. Allein Frankreich beharrt auf einem Abgang des
syrischen Präsidenten. Der französische Außenminister Laurent Fabius will nicht
eingestehen, dass der Interventionismus des Westens definitiv gescheitert ist
und nur Desaster, Tod und Armut hinterlassen hat. Während Frankreich seine
Bomben-Angriffe in Syrien nicht mit der syrischen Regierung abstimmt, handelt
Russland in voller Übereinstimmung mit Damaskus. Daher sind die russischen
Bombenangriffe völkerrechtlich, während die von Frankreich als Aggression gegen
ein souveränes Mitglied der Vereinten Nationen zu bewerten sind.
Das falsche Spiel um
Syrien ist aus
Was will Frankreich eigentlich erreichen?
Weiteres Chaos und Desaster? Eine verantwortungsvolle Regierung muss sich den
Folgen ihrer Handlungen bewusst sein und sich eingestehen, was sie durch
Fehlentscheidungen anrichtet.
"Niemand kann hier jemandem die
Legitimität geben oder absprechen, das syrische Volk zu vertreten. Das kann nur
das syrische Volk selber." Diese weise zutreffende Mahnung des syrischen
Außenministers Walid al-Muallim bei der Syriens Friedenskonferenz in Montreux
am 22.1.2014 bleibt für Washington und Paris weiterhin gültig und hoch aktuell,
auch allgemein in Bezug auf neokoloniale Haltungen gegenüber allen Ländern der
arabischen bzw. islamischen Welt. Das falsche Spiel um Syrien ist aus. Sabotage ist inakzeptabel und
strafbar.
"Transatlantische Werte", Killerbanden zu engagieren und zu
bezahlen, keine gemeinsame Grundlage
Will Paris Terroristen und Islamisten weiter
bewaffnen und finanzieren? Mit "transatlantischen Werte", die sich
darin manifestieren, Killerbanden zu engagieren und zu bezahlen, also Söldner,
um Mord und Zerstörung in der Ukraine, Syrien und im Irak voranzutreiben, entfremdet
sich Frankreich dem Rest von Europa. Mit einem solchen Ungeist ist keine
gemeinsame Grundlage zu finden. Frankreich sollte von der NATO-USA loslassen
genauso wie Deutschland und alle anderen europäischen Länder. Das heutige
US-Amerika ist kein Vorbild, für niemanden. Die USA haben längst ihre eigenen
Werte über Bord geworfen.
Wogegen Russland in Syrien in Koordination mit des syrischen Regierung und
Armee agiert
Die harte gerechte Anklage gegen die USA und
ihre Komplizen seitens des syrischen Außenminister, Walid al-Muallim auf der
Friedenskonferenz zu Syrien in Montreux am 22.1.2014 gilt ebenso für den
Präsidenten Frankreichs: <... Ein Verlangen, Syrien zu destabilisieren und
zerstören, indem sie ihr nationales Produkt exportieren: Terrorismus. Sie haben
ihre Petrodollar benutzt, um Waffen zu kaufen, Söldner zu rekrutieren und
Sendezeit vollzustopfen, um ihre stumpfsinnige Brutalität unter der Tarnung der
sogenannten "Syrischen Revolution, die die Hoffnungen des syrischen Volkes
erfüllen wird" mit Lügen zu verschleiern. .... Wie können
tschetschenische, afghanische, saudische, türkische oder sogar französische und
englische Terroristen die Hoffnungen des syrischen Volkes bedienen und womit?
... Wie können sogenannte Revolutionäre in Syrien das Herz eines Menschen
verzehren und behaupten, Freiheit, Demokratie und ein besseres Leben
voranzutreiben? Unter dem Vorwand der "Großen Syrische Revolution"
werden Zivilisten, Geistliche, Frauen und Kinder getötet, Opfer werden wahllos
in den Straßen und in Gebäuden in die Luft gesprengt, unabhängig von ihren
politischen Ansichten oder Ideologien; Bücher und Bibliotheken werden
verbrannt.... Köpfe werden abgetrennt und in den Straßen aufgehängt, Menschen
werden lebendig verbrannt in einem regelrechten Holocaust, den die Geschichte
und viele Länder leugnen werden, ohne des Antisemitismus beschuldigt zu werden.
... In der Tat wurde die Misere und Zerstörung, die Syrien erfasst hat, durch
die Entscheidung der Regierung Erdogans ermöglicht, diese kriminelle Terroristen
einzuladen und aufzunehmen, bevor sie nach Syrien kamen... Sie haben von
Tunesien über Libyen bis Ägypten und dann in Syrien für Chaos gesorgt,
entschlossen, eine Illusion zu erreichen, die nur in ihren kranken Köpfen
existiert ... niemand brandmarkt das, niemand verurteilt das, niemand überdenkt
seine Position ... Trotz allem ist das syrische Volk standhaft geblieben, die
Antwort waren Sanktionen für unser Essen, für unser Brot und unserer Kinder
Milch, um unsere Bevölkerung verhungern zu lassen, sie in Krankheit und Tod zu
treiben. ...> Gegen diese "gemäßigten Oppositionellen", gegen
diese "Rebellen" agiert Russland in Koordination mit der syrischen
Regierung und Armee und regionalen Mächten wie Irak und Iran.
Syrische Armee einzige reguläre Armee, die auf dem Boden gegen Terrorbanden
wie IS kämpft - Großer Fehler, nicht mit ihr zusammen zu arbeiten
Die Führung in Moskau schafft im Kampf gegen
die Terrormiliz "islamischer Staat" (IS) Fakten - zusammen mit den
betroffenen Ländern im Nahen Osten und nicht gegen sie, wie es Praxis der
NATO-Staaten ist. Russland, Syrien, Irak und Iran haben ein gemeinsames
"Informationszentrum" gegründet. Später könnten von der Einrichtung
aus auch gemeinsame Militäreinsätze gegen den IS koordiniert werden. Die seit
Jahren anhaltende Unterstützung des Westens für solche Aufständischen in Syrien
hat eine enorme humanitäre Krise verursacht, deren Folge jetzt vor allem
Deutschland zu spüren bekommt in den Massen von Flüchtlingen, die nach Europa
kommen. Die syrische Regierung ist in ihrem Kampf gegen Terrorgruppen zu
unterstützen und international einzubinden. Es sei ein enormer Fehler, nicht
mit der syrischen Armee zusammenzuarbeiten, die einzige reguläre Armee, die
dezidiert gegen den IS auf dem Boden kämpft. Mit dem IS und Terrorgruppen wie
Nusra-Front und andere Dschihadisten zu paktieren, ist offener Wahnsinn, der
dem Westen jede Glaubwürdigkeit für seinen angeblichen Kampf gegen den Terror
raubt. Frankreich muss sich entscheiden, entweder bekämpft es den Terror zusammen
mit Russland und Syrien oder es bekämpft die syrische Regierung wie das
Obama-Regime an der Seite von Söldnern und Terroristen. Das russische Verhalten
in Syrien mit den präzisen Bombardements gegen Stützpunkte krimineller Banden
und Rebellen macht die Lage extrem kompliziert für die NATO-USA, denn sie sind
es, die gerade solche kriminellen Elemente bewaffnet und finanziert haben. Sie
sind diejenigen, die mit diesem Söldnertum zusammenarbeiten. Deshalb
kommentiert zutreffend das bulgarische Blatt "Standard":<...Die
russische Intervention in der Region bedeutet das Ende der Pläne von Katar, der
Türkei, Saudi-Arabiens und sogar Washingtons für eine Neuordnung der Karten im
Nahen Osten> nach ihrem Gusto.
Eigentlich bedauerlich, aber nach der langen
US-Einflussnahme in Deutschland nicht verwunderlich, dass alle US-Furien mit
Desinformation und Verwirrung stiftenden Anschuldigungen in deutschen Medien
Eingang finden, um die Öffentlichkeit zu belügen und das Scheitern des Westens
samt NATO zu vertuschen. Aber sogar die Redaktion der Süddeutschen Zeitung, dem
vermeintlichen Zentralorgan des Pentagon in Deutschland, musste am 7.10.
anerkennen, dass die NATO erodiert.
Deutschland im Gegensatz zu Frankreich mit großer Sympathie in der
arabischen und islamischen Welt
Der Vizekanzler Sigmar Gabriel muss sich mit
seinem richtigen Vorhaben in der Koalition durchsetzen, Sanktionen gegen
Russland aufzuheben. Das gehört zu einer konsistenten deutschen Außenpolitik,
ebenso wie die Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien und den Iran. Alles andere
ist widersprüchlich und schwächt die Position Deutschlands als Friedensstifter
in der verwüsteten Region. Deutschland ist im Vordergrund und hat die große
Sympathie der arabischen und islamischen Welt, während die USA und die neokolonialen
Mächte sie verloren haben.
Aktuellen außenpolitischen Kurs der deutschen Kanzlerin mittragen
Bei ihrem jüngsten Treffen in Paris (2.10.15)
zur Ukraine bestätigte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel den
abgestimmten Kurs der deutschen Regierung: Eine Lösung für die Ukraine-Krise
geht nur mit Russland. "Das gilt vor allem für Syrien, wo wir alle seit
Jahren wissen, dass es eine Lösung nur mit Russland und nicht ohne Russland
geben wird." So die Bundeskanzlerin Angela Merkel. (ZDF-Mittagsmagazin,
2.10.15). ARD-Tagesschau (2.10.)
hat die Annäherung zwischen zwei freundlichen europäischen Staatschefs
photographisch gezeigt. Der Franzose war raus: Keine Pressekonferenz. Dieses
wichtige Detail fehlte in der FAZ und ließ Stirnrunzeln aufkommen. Will die FAZ
den aktuellen außenpolitischen Kurs der deutschen Regierung, speziell
hinsichtlich Syrien, mittragen oder bleibt man in der FAZ bei der alten Linie
aus der Zeit von Westerwelle und Co.? Inzwischen haben sich die drei bekannten
westlichen Aggressoren, USA, Großbritannien und Frankreich in New York für die
diplomatische Pleite in Paris revanchiert: Sie veröffentlichten eine gemeinsame
Erklärung, die die russische Militärhilfe für Syrien verurteilt. Leider hat
sich der deutsche Außenminister dafür einspannen lassen. Wie konnte er nicht
wissen, dass sich seine Chefin davon in Paris völlig distanziert hatte?