Syrien: Erfolg der russischen Diplomatie
Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait, Juristin
und Diplomatin a.D. am 22.2.2016
Der US-Außenminister John Kerry scheint sich der
Völkerrechtsposition Russlands hinsichtlich der Bekämpfung aller feindlichen
gewalttätigen Elemente in Syrien anzunähern. Auffällig ist dafür seine
Erklärung an der Seite des Außenminister Jordaniens in Amman (ZDF-Heute und
ARD-Tagesschau am 21.2.). Ein Blick auf die Chronologie der Ereignisse klärt
uns weiter darüber auf.
Moskau war durch seine aktive Diplomatie mit der
jordanischen Regierung seit September 2015 im Gespräch. In einem Interview mit
mehreren US-amerikanischen TV-Sendern kritisierte der russische Präsident
Wladimir Putin die seit Jahren anhaltende Unterstützung des Westens für die
Aufständischen in Syrien als illegal und ineffektiv (27.9.15). Die
"Hilfen" widersprächen den Prinzipien des modernen Völkerrechts und
der UN-Charta.
Inzwischen musste Jordanien jene Terrorbanden
aufnehmen, die aus Syrien vor den Kampfhandlungen wegrannten, wie auch die
Flüchtlingsströme aus dem Krieg in Syrien. Washington zeigte sich gegenüber
diesem Gewalt-Problem unbeeindruckt und hielt rücksichtslos an seiner Obsession
fest, den Präsidenten Syriens und seine Regierung mit Hilfe von Terrorbanden
für ein sogenanntes Regime-Change zu stürzen.
Am Wochenende 31. Oktober/1.November 2015 musste
Washington einen Tiefschlag aus Jordanien wahrnehmen. In der Hauptstadt Amman
hatte Russland mit der dortigen Regierung ein Koordinationszentrum für die
Streitkräfte beider Länder vereinbart, um Einsätze von Militärflugzeugen über
syrischen Territorium abzustimmen. Jordanien hatte sich bereit erklärt, eine
positive Rolle bei der Suche nach einer politischen Lösung des syrischen
Konflikts durch Verhandlungen zwischen der Regierung in Damaskus und
Oppositionskräften zu spielen – ein Ziel, das auch Russland selbst verfolgt.
Ebenso wie im Irak zeigte sich auch seitdem die jordanische Regierung höchst
unbotmäßig gegenüber Washington, das jegliche Zusammenarbeit mit Russland in
Syrien bisher strikt ablehnte und über die russisch-jordanische Kooperation
höchst verärgert sein durfte.
Gerade Jordanien wurde von dem UN-Sondervermittler
Stafan de Mistura beauftragt, eine Liste der terroristischen bzw.
extremistischen Gruppen zu erstellen, die in Syrien zu bekämpfen sind, und zwar
nicht nur den IS, sondern alle gewaltätigen Elemente, wie UN-Resolutionen und
letztendlich auch das Münchner Abkommen festschreiben.
Dass der US-Außenminister John Kerry an der Seite
seines jordanischen Kollegen am 21.2. in Amman eine Pressekonferenz abhält,
weist auf eine Einigung in Bezug auf diesen umstrittenen zentralen Punkt hin.
All das bekräftigt den Erfolg der russischen Diplomatie und offenbart auch,
dass Weltdiplomatie ständig zwischen Russland und den USA erfolgt, wie sie nach
dem Zweiten Weltkrieg mit der Sowjetunion erfolgte und nicht mit Europa, das
keine Rolle spielt, weil es keine eigene Position präsentieren kann und
fortwährend stumm bleibt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 22.2.: „Hoffnung auf Feuerpause – das Töten geht
weiter - USA und Russland nähern sich bei Modalitäten für Waffenruhe in Syrien
an.“ von Paul-Anton Krüger