Eine Giftgas-Verschwörung
der Assad-Gegner?
Versuchen Rebellen und Erdogan mit einer
Giftgas-Lüge das Eingreifen der NATO in Syrien durchzusetzen ?
ein Gastbeitrag von von Prof. Dr. Günter Meyer*
Präsident Obama hatte im August 2012 erklärt, dass mit dem Einsatz von
Chemiewaffen durch das Assad-Regime die „rote Linie“ überschritten werde, die
ein Eingreifen der USA in Syrien zur Folge haben würde. Inzwischen haben die
Geheimdienste in Israel und den USA die Behauptungen der Aufständischen bestätigt,
dass Giftgas gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurde. Dennoch ist der
US-Präsident bisher nicht bereit, seine früheren Drohungen gegenüber dem
syrischen Regime wahrzumachen, weil nicht bewiesen ist, von wem das Giftgas
eingesetzt wurde. Überzeugende Argumente sprechen dafür, dass es nicht den
geringsten Grund gab, weshalb Regierungstruppen die Rebellen mit chemischen
Kampfstoffen hätten angreifen sollen. Stattdessen deutet alles darauf hin, dass
die Aufständischen Giftgas eingesetzt haben, um die Regierung für dieses
Verbrechen verantwortlich zu machen, und dadurch den Druck auf das Regime zu
erhöhen. Dem gleichen Kalkül scheinen auch die jüngsten Behauptungen des
türkischen Ministerpräsidenten in einem NBC Interview zu entsprechen, wonach
wenigstens 200 Giftgasgranaten von den syrischen Regierungstruppen abgefeuert
wurden.
Chemiewaffeneinsatz des Regimes aus strategischen
und taktischen Gründen unsinnig
Bei der Aufklärung eines Verbrechens stellt sich als erstes die Frage: Wer
profitiert davon? Mit Sicherheit nicht das Assad-Regime! Es ist völlig
unsinnig, dass die Regierungstruppen in der gegenwärtigen Situation Giftgas
einsetzen, da sie mit ihren konventionellen Waffen den Rebellen gegenüber weit
überlegen sind und insbesondere mit ihren Kampfflugzeuge die Aufständischen
gezielt bekämpfen können. Sie gehen damit auch nicht das Risiko ein, dass
Giftgas durch eine Änderung der Windrichtung in die falsche Richtung gelenkt
wird. Außerdem ist sich das Regime bewusst, dass ein Angriff mit chemischen Kampfstoffen
genau das Signal ist, auf das die Aufständischen seit langem gewartet haben, um
ihren Forderungen nach Waffenlieferungen Nachdruck zu verschaffen. Damit ist
offensichtlich, dass der Giftgaseinsatz allein den Aufständischen nützt, die
Position des syrischen Regimes dagegen gravierend schwächt.......... FORTSETZUNG: http://www.barth-engelbart.de/?p=5394
*Prof. Dr. Günter Meyer hat seit fast 40 Jahren empirische
Forschungen über die soziale, wirtschaftliche und politische Entwicklung in den
arabischen Ländern durchgeführt und ist Autor von mehr als 150 Büchern und
Artikeln, vor allem über Syrien, Ägypten, Jemen und die Länder des
Golf-Kooperationsrats. Er leitet das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt
an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, Deutschland, eines der weltweit
führenden Informationszentren für die Verbreitung von Nachrichten und
Forschungen zum Nahen Osten. Professor Meyer ist Vorsitzender der
Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung
und Dokumentation (DAVO)
Präsident der European Association for Middle
Eastern Studies (EURAMES)
Vorsitzender des International Advisory Council of
the World Congress for Middle Eastern Studies (WOCMES)