Syrien : 3. Geberkonferenz von
EU und
"Für die
Unterstützung der Zukunft Syriens"
In Brüssel findet die dritte EU-Geberkonferenz zu
Syrien statt. Vom 12. bis 14. März diskutieren über 1.000 Vertreter aus 85
Staaten, der UN und weltweiter Organisationen sowie privater Hilfswerke
darüber, wie sie "Die Zukunft von Syrien und von der Region
unterstützen" können.
von Karin Leukefeld, Damaskus
Seit dem Jahr 2017 organisieren EU und
Das Geld kommt von den EU-Mitgliedsstaaten und
Verbündeten sowie von europäischen und internationalen Geldinstituten wie der
Weltbank (WB), der Europäischen Investitionsbank (EIB) und der Europäischen
Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD). Die Geldinstitute hatten bei der
vorherigen Geberkonferenz 2018 für den Zeitraum von 2018 bis 2020 Darlehen und
Kredite in Höhe von 21,2 Milliarden US-Dollar (17,2 Milliarden Euro) zur Verfügung
gestellt. Die Spenden der Staaten betrugen für diesen Zeitraum 7,8 Milliarden
US-Dollar (6,4 Milliarden Euro). Die größten Geber waren Deutschland,
Großbritannien und europäische Institutionen, heißt es in einem EU-Bericht.
Auch in diesem Jahr hoffen EU und
Ein Teil des Geldes wird an die Nachbarländer Syriens
bezahlt, die syrische Flüchtlinge beherbergen. In der Türkei, im Libanon und in
Jordanien, im Irak und in Ägypten halten sich rund 5,6 Millionen syrische
Flüchtlinge auf. Das Geld ist nicht ausschließlich für die Versorgung der
Flüchtlinge gedacht, sondern auch für die Stabilisierung der Gemeinden, in
denen Flüchtlinge leben. Mit dem Geld werden Schulen, Kindergärten, ein
Krankenhaus oder neue Straßen gebaut, damit die lokale Bevölkerung sieht, dass
die Anwesenheit der Flüchtlinge in ihrer Gemeinde ein lohnendes Geschäft ist.
Weitere Gelder gehen an die
Letztere waren schon vor der
"Geberkonferenz" deutlich zu vernehmen. Sie forderten von EU und der
"Gebergemeinschaft" mehr Geld, um ihre Arbeit fortführen und ausbauen
zu können. Von der syrischen Regierung – die in Brüssel nicht eingeladen war –
forderten sie "freien Zugang für humanitäre Hilfe".
Die Organisationen sind für viele Bereiche des Alltags
von notleidenden Menschen und Flüchtlingen zuständig, müssen sich aber der
EU-Syrien-Strategie unterwerfen. Mit anderen Worten: Es wird nicht allen vom
Krieg betroffenen Syrer in gleicher Weise Hilfe zuteil. Die Organisationen
verteilen Nahrungsmittel und Medikamente, unterstützen Schulen und
Krankenhäuser, sie helfen traumatisierten Kindern und Erwachsenen, führen
Seminare für soziale Medien, Menschenrechte, lokale Verwaltung und gute
Regierungsführung durch. Das geschieht vorwiegend außerhalb Syriens in
Flüchtlingslagern und nur teilweise innerhalb Syriens in Gebieten unter der
Kontrolle der Opposition. Für die Syrer, die in den Gebieten unter Kontrolle
der syrischen Regierung Not leiden, gibt es lediglich Nahrungsmittel,
Medikamente und für die Inlandsvertriebenen im Winter warme Jacken, Decken und
Planen, um sich gegen Wind, Regen und Schnee zu schützen.
Syrer wollen Arbeit und keine Almosen
Kritik am EU-Hilfe-Konzept für Syrien kam von Oxfam
und dem Dänischen Flüchtlingsrat (
Seit dem deutlichen Rückgang der Kämpfe in Syrien im
Laufe des letzten Jahres fordern Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, dass die
EU und auch Deutschland als größter Geber die Sicht auf Syrien ändern müssten.
Im Gespräch mit der Autorin in Damaskus sagte ein Mitarbeiter einer
internationalen Hilfsorganisation, man sehe, dass aus dem Libanon und aus
Jordanien die Menschen zurückkehrten. Es sei zwar keine Massenbewegung doch
eine bedeutende Zahl. Wenn man diese Menschen in Syrien unterstütze, werde das
zur Stabilisierung des Landes, der Gesellschaft und zur Erholung der Wirtschaft
beitragen: "Die Menschen wollen arbeiten, keine Hilfe". Ausbildungs-
und Arbeitsplätze müssten geschaffen, die syrische Lebensmittelproduktion
wieder angekurbelt werden. Häuser und Wohnungen würden gebraucht, der Aufbau
schaffe Arbeitsplätze. Bisher seien die Geberländer aber nicht dazu bereit,
solche Programme zu finanzieren, so der Gesprächspartner, der anonym bleiben
wollte. "Sie sagen, damit werde das Regime gestärkt". Tatsächlich
aber werde mit Wiederaufbauprogrammen die syrische Gesellschaft gestärkt, so
der Mitarbeiter weiter. Jeder wisse inzwischen, dass "das Regime" den
Krieg überstanden habe.
Die EU argumentiert, dass sie mit ihrer
Entwicklungshilfe auf keinen Fall Assad unterstützen wolle. "Unsere
Bedingung ist sehr klar", hieß es vor der Konferenz aus EU-Kreisen.
"Wir fangen nicht an, Syrien wiederaufzubauen ohne einen sinnvollen
politischen Übergang." An diesem Grundsatz dürfe nicht gerüttelt werden.
Syrien gilt als "Paria" in der westlichen Gemeinschaft, wie die
Deutsche Presseagentur (dpa) es kürzlich formulierte. Das Land wird als
"Aussätziger" behandelt, "solange es von Präsident Bashar al-
Assad regiert wird. Der gehört nach dpa "zum Club der Ausgegrenzten".
Den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes oder gar die freiwillige Rückkehr
syrischer Flüchtlinge zu unterstützen, kommt für die EU nicht in Frage. Die
Internationale Organisation für Migration (
Wieder mehr Asylanträge in Deutschland - Unterstützung
der Rückkehrer von syrischer Opposition nicht gewollt
Das Bundesinnenministerium teilte am Dienstag in
Berlin mit, dass die Zahl der Syrer, die im Januar und Februar 2019 einen
Antrag auf Asyl gestellt hätten, mit 7.446 höher sei als im Vorjahreszeitraum.
Damals hätten 6.279 Syrer um Asyl gebeten. Viele hätten Angst, wegen ihrer
Flucht als Gegner der Regierung eingestuft und bei Rückkehr verhaftet zu
werden. Männer fürchteten, verhaftet zu werden, weil sie im Krieg den
Militärdienst nicht angetreten hätten.
Als im Februar 2019 bekannt wurde, dass die Bundesregierung
437 Personen, die freiwillig in ihre Heimat zurückkehren wollten, die Kosten
für die Rückkehr bezahlt habe, gab es bei Flüchtlingsorganisationen und der
Opposition im Bundestag scharfen Protest. Die innenpolitische Sprecherin der
Partei Die Linke im Bundestag, Ulla Jelpke sprach von "kaltherziger
Politik". Viele Syrer stünden "vor der Wahl, entweder auf weitere
Jahre von ihren engsten Angehörigen getrennt zu bleiben oder zu ihren Familien
in Krieg und Verfolgung zurückzukehren". Dabei setzten sie "ihr Leben
aufs Spiel".
Harsche Kritik an möglicher Rückkehr kam auch vom
oppositionellen syrischen "Zentrum für Zivilgesellschaft und
Demokratie". Auf die Flüchtlinge in den Nachbarländern Syriens werde Druck
ausgeübt, hieß es in einer Erklärung. Das geschehe nur, "um an die Gelder
der Geberländer für den Wiederaufbau zu kommen, von dem die syrische Regierung
und ihre Verbündeten profitieren".
Freiwillige Rückkehrer aus dem Libanon
Einfachen Syrern helfen solche politisierten
Erklärungen nicht. Für sie ist die Lage in den Flüchtlingslagern schon lange
unerträglich, zumal sie in den Aufnahmeländern keine Perspektive haben. Selbst
wenn sie von der
Also suchen viele Menschen einen Weg, in ihre Heimat
zurückzukehren. Seit der Öffnung des jordanisch-syrischen Grenzübergangs Nasib
im Oktober 2018 kamen aus Jordanien täglich Hunderte nach Syrien zurück. Der
Libanon, der im Verhältnis zu Größe und Einwohnerzahl am meisten syrische
Flüchtlinge beherbergt, leitete im Herbst 2018 in Koordination mit syrischen
Behörden die freiwillige Rückkehr von syrischen Flüchtlingen ein. Vor der
Rückkehr konnten sie in Damaskus nachfragen, ob gegen sie ein Strafverfahren
vorliegt. Bei etwa zehn Prozent war das der Fall, sie entschieden sich im
Libanon zu bleiben.
Die libanesische Regierung ist gespalten. Während
Ministerpräsident Saad Hariri die Position vertritt, dass die Flüchtlinge nur
in eine Art Schutzzone unter Kontrolle der
Der Hohe UN-Kommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi
machte sich kürzlich in Syrien und im Libanon ein Bild von der Lage. Er warnte,
dass die Kooperation der libanesischen Regierung mit der EU-Syrien-Strategie
nicht für selbstverständlich genommen werden dürfe.
Im vergangenen Jahr sind Hunderttausende Flüchtlinge
und Inlandsvertriebene in ihre Dörfer oder zu Verwandten zurückgekehrt. Die
syrische Regierung trägt die heute die Verantwortung, rund 18 Millionen
Menschen zu versorgen. Der diesjährige Winter zeigte dabei harte Grenzen auf.
Es fehlt an Heizöl, um Öfen zu befeuern oder Generatoren zu betreiben. Und es
fehlt an Gas, das zum Kochen in jedem syrischen Haushalt gebraucht wird. Grund
dafür ist, dass die teilweise durch den Krieg zerstörten syrischen Öl- und
Gasfelder von der US-Armee und ihren Verbündeten östlich des Euphrat
kontrolliert werden, sie blockieren Damaskus den freien Zugang. Der andere
Grund sind die Wirtschafts- und Finanzsanktionen von EU und USA. Das führt
dazu, das Transportfirmen keine Schiffe für Öl- und Gaslieferungen vermieten
und Versicherungen die Lieferungen nicht versichern wollen aus Angst, von der
EU oder den USA dafür bestraft zu werden.
Größte Hilfe kommt von außerhalb der EU
RUSSLAND UND SYRIEN, die beide nicht an der
"Geberkonferenz" in Brüssel teilnehmen, FORDERTEN WIEDERHOLT DIE EU
AUF,IHRE EINSEITIGEN WIRTSCHAFTSSANKTIONEN AUFZUHEBEN !!
Wenn Syrien
wieder Handel treiben und mit dem Wiederaufbau beginnen könnte, werde das
Arbeitsplätze schaffen und das Land stabilisieren. Berlin aber, der größte
Geldgeber für die Syrien-Hilfe, betrachtet die Wiederaufbauhilfe als
vielversprechendes Druckmittel auf Syrien. Das Land wird kaum die notwendigen
400 Milliarden US-Dollar aufbringen können, die für den Wiederaufbau
veranschlagt werden. Deutschland und die EU wissen sehr wohl, dass Russland und
Iran als die engsten Partner Syriens aufgrund der westlichen Sanktionen nicht
genügend Geld aufbringen können. In Berlin, London und Paris gehört die
Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Lage in Syrien zum
politischen Kalkül.
Die EU könnte sich aber auch verrechnet haben.
Golfstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain haben ihre
Botschaften in Damaskus wieder geöffnet. Die Mehrheit der arabischen Staaten
wollen, dass Syrien seinen Sitz in der Arabischen Liga wieder einnehmen soll.
Hintergrund ist, dass die Golfstaaten verhindern wollen, dass nicht-arabische
Staaten wie die Türkei oder der Iran vom Geschäft mit dem Wiederaufbau in
Syrien profitieren könnten.
Quelle: https://deutsch.rt.com/der-nahe-osten/85674-dritte-geberkonferenz-von-eu-uno-zu-syrien/ 13.03.2019