Schweizer Zeitung Meinung zum Ukraine-Konflikt nicht hinnehmbar
Studie von Swiss
Propaganda - Februar 2016
Brief an den Verwaltungsrat der NZZ-Mediengruppe
Herrn Etienne Jornod
Präsident NZZ Mediengruppe
Falkenstrasse 11
8021 Zürich
Zürich, 11. Februar 2015
Ukraine-Konflikt:
Waffenhilfe ist überfällig
NZZ – Eric Gujer, München 9.2.2015
Sehr geehrter Herr Jornod,
ich bin entsetzt und
wütend darüber, dass in der NZZ ein Artikel mit einer jeder (zumindest
europäischen) Vernunft widersprechenden Headline "Waffenhilfe ist
überfällig" erscheinen konnte.
Waffen in ein
brandgefährliches Krisengebiet zu liefern, ist doch wirklich das Letzte, was
von der Schweiz aus gefordert werden darf!
Meinen Unmut gab ich der
NZZ Auslandsredaktion mit dem nachfolgenden Mail und meinem Leserbrief, welche
ich Ihnen hiermit zur Kenntnis bringe, zum Ausdruck und fordere Sie auf, sehr
geehrter Herr Jornod, Ihre Aufsichtspflicht wahrzunehmen und von der Redaktion
in der hochbrisanten kriegsgeschwängerten Lage, in der sich unsere Welt derzeit
befindet, mehr Fingerspitzengefühl zu verlangen, friedensfördernd zu wirken und
nicht Öl ins Feuer zu gießen.
Meine Mail an die NZZ-Redaktion
Sehr geehrter Herr Rüesch,
Sehr geehrter Herr Gujer, Sehr geehrte Damen und Herren der Auslands-Redaktion,
ich bitte Sie, die Warnung
von Prof. John J. Mearsheimer ernst zu nehmen und in Ihre zukünftige
Berichterstattung zur Ukraine einzubeziehen. Zu Herrn Gujers unglaublichen Artikel
"Waffenhilfe ist überfällig" hatte ich einen Leserbrief geschrieben,
den ich unten anhänge mit der Bitte um Kenntnisnahme. Über eine Stellungnahme
Ihrerseits würde ich mich freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Willy Wahl
http://www.nytimes.com/2015/02/09/opinion/dont-arm-ukraine.html?_r=1
Don't Arm Ukraine. By JOHN
J. MEARSHEIMER, professor of political science at the University of Chicago,the
author of “The Tragedy of Great Power Politics.”
FEB. 8, 2015 The New York
Times
The Ukraine crisis is
almost a year old and Russia is winning. The separatists in eastern Ukraine are
gaining ground and Russia’s president, Vladimir V. Putin, shows no signs of
backing down in the face of Western economic sanctions. – Unsurprisingly,
a growing chorus of voices in the United States is calling for arming Ukraine.
A recent report from three leading American think tanks endorses sending Kiev
advanced weaponry, and the White House’s nominee for secretary of defense,
Ashton B. Carter, said last week to the Senate armed services committee, “I
very much incline in that direction.” – They are wrong. Going down that
road would be a huge mistake for the United States, NATO and Ukraine itself.
Sending weapons to Ukraine will not rescue its army and will instead lead to an
escalation in the fighting. Such a step is especially dangerous because Russia
has thousands of nuclear weapons and is seeking to defend a vital strategic
interest.... – ....Crimea, a casualty of the West’s attempt to march NATO
and the European Union up to Russia’s doorstep, is surely lost for good. It is
time to end that imprudent policy before more damage is done — to Ukraine and
to relations between Russia and the West.
Mein Leserbrief
Ich traue meinen Augen
nicht: "Waffenhilfe ist überfällig" lese ich und denke, das darf doch
nicht wahr sein. Ist die NZZ jetzt zum Propagandaorgan des Pentagon mutiert?
Ein SCHWEIZER Journalist in einer SCHWEIZER Zeitung ruft auf, Kriegsmaterial in
ein brandgefährliches Krisengebiet zu liefern. Die deutsche
Verteidigungsministerin von der Leyen, unter Druck von US-Hardlinern, die
tatsächlich Waffenlieferungen an Kiew fordern, ist noch standhaft und warnt vor
solchen "Brandbeschleunigern". Gestern Abend bei Günter Jauch sagte
Harald Kujat, der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende
des Nato-Militärausschusses, es sei "idiotisch", wenn der Westen eine
militärische Lösung überhaupt in Erwägung ziehe. Wenn Russland wolle, könne es
den Krieg binnen 48 Stunden beenden. Noch aber seien gar keine regulären
russischen Verbände im Einsatz. Jetzt gehe es primär darum, zu verhindern, dass
aus dem Bürgerkrieg in der Ukraine ein Krieg um die Ukraine werde. Und in
dieser Situation macht Eric Gujer einen Aufruf zu Waffenlieferungen! Absurder
geht es nicht.
Willy Wahl
Die Reaktionen
Ich informierte meine
Leserschaft (ich bin Herausgeber der Internetplattform www.seniora.org ) über meine Intervention
bei der NZZ und erhielt viele zustimmende Rückmeldungen. Eine Stimme aus
Deutschland möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, denn auch diese sollte Ihnen
zu denken geben:
Lieber Herr Wahl,
ich danke Ihnen sehr für
Ihren Brief an die nzz-Redaktion.
Ich dachte bisher, es ist das Privileg der deutschen transatlantischen
Leitmedien, bellizistische Artikel zu schreiben. Es ist bedrückend, wenn auch
Journalisten aus der blockfreien Schweiz die Orientierung verlieren.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Vonnahme, Richter beim Bayr. Verwaltungsgericht (i.R.)
Ich habe als Kind die
Schrecken des Krieges in Deutschland erlebt und kann das Elend der der
Menschen, deren Häuser zerbombt werden, die auf der Flucht sind, mitempfinden.
Es sind ja die Alten, Frauen und Kinder, die am meisten leiden. Mir scheint,
dass den jungen Journalisten das Empfinden für ihre Mitverantwortung vollkommen
fehlt, wenn sie so locker ihre bellizistischen Artikel schreiben. Gerade heute
findet sich in der NZZ ein Bericht "Dresden
– ein unvergessenes Fanal" über die grauenhafte Bombardierung und völlige Zerstörung Dresdens am
13. Februar 1945.
„Nie wieder Krieg“ war der
Tenor damals. Eine solch ethisch verantwortliche Sorgfalt beim Schreiben
erwarte ich von der NZZ-Redaktion!
Über eine Nachricht von
Ihnen, sehr geehrter Herr Jornod, freue ich mich und verbleibe mit vorzüglicher
Hochachtung
Willy Wahl (Jhrg.1930)
Herrn Etienne Jornod
Präsident NZZ Mediengruppe
Falkenstrasse 11
8021 Zürich
Zürich, 11. Februar 2015
Zum unglaublichen Beitrag Ihres
Kollegen, Eric Gujer, bezüglich des Ukraine-Konfliktes : “Waffenhilfe ist
überfällig“ in der NZZ vom 9.2.2015
Kurze Stellungnahme der „Mütter gegen den Krieg
Berlin-Brandenburg“ zum obigen NZZ-Beitrag:
Es ist unbegreiflich, dass ein Land wie die Schweiz, welches sich seit
Jahrhunderten zu Recht auf seine Neutralität als nicht Pakt gebundenes Land
beruft, solche Äußerungen in einer ihrer Zeitungen zulässt.
Der derzeitige ukrainische Präsident Poroschenko ist durch einen vom Westen
militärisch unterstützten Putsch zur Macht gekommen und vertritt keineswegs die
Mehrheit der Ukrainerinnen und Ukrainer. Im Gegenteil er beschießt und
bombardiert seit vielen Monaten das eigene Volk in der Ostukraine, das sich
wehrt, eine faschistische Regierung anzuerkennen. In seiner Regierung sind
Vertreter der äußerst rechten Partei Swoboda, die, wie die Ereignisse des 2. Mai 2014 erkennen
ließen, mit unfassbarer Brutalität auch gegen die Bürger in Odessa vorgingen.
Während der damaligen Ereignisse sind im dortigen Gewerkschaftshaus einige
Hundert Menschen( nicht wie in bürgerlichen Zeitungen geschrieben, „nur „48
Opfer zu verzeichnen gewesen)umgebracht worden. Diese wurden von rechten,
faschistischen Kräften zielgerichtet ermordet, erstickt und verbrannt, während
die auf Bildern festgehaltenen Mörder dieser Szene im heitigen Odessaer
Stadtparlament und im Kiewer Parlament sitzen, wie uns ein Journalist, der die
noch im Gefängnis Sitzenden, die das damalige Grauen überlebten, vertritt und
vor seinem Auftritt im Europa-Parlament im Jahre 2015 in einem Vortrag der
Gesellschaft zum Schutz der Bürger-und Menschenrechte in Berlin darüber sprach.
Ich bitte im Namen der Tausenden unschuldigen Opfer nicht nur in der
Ostukraine (Mehr als 2 Millionen Ukrainer sind bereits nach Russland geflohen
!!) um eine Entschuldigung der unüberlegten und unverantwortlichen Äußerungen
Ihres Kollegen Eric Gujer, der Waffenhilfe für die
dortige faschistische Regierung unter Poroschenko fordert !
Mit freundlichen Grüßen
i.A. „Mütter gegen den Krieg
Berlin-Brandenburg“ Brigitte Queck, 23.2.2016