»Schrei
nach Frieden«: Zehntausende beten mit dem Papst
Franziskus
ruft zum Ende der Gewalt und des Kriegsgetöses auf / Auch Muslime und Juden
senden Signal gegen Militärschlag / Offener Brief von Rafik Schami
Rom (Agenturen/nd).
Friedensinitiative des Papstes vor allem für Syrien und den Nahen Osten: Mit
einem flammenden Appell vor rund 70.000 Gläubigen hat Franziskus am
Samstagabend in Rom ein Ende der Gewalt und des Kriegsgetöses verlangt. Er
hatte die Katholiken zu einer zentralen Gebetswache für den Frieden weltweit
auf dem Petersplatz aufgerufen - zu einem »Schrei nach Frieden«, wie er es
nannte. »Möge das Waffenrasseln aufhören! Krieg bedeutet immer das Scheitern
des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit«, sagte er bewegt
der Menschenmenge auf dem Platz.
An der vierstündigen Messe
auf dem Petersplatz nahmen auch Vertreter anderer christlicher Kirchen, des
Islams sowie Juden teil. Papst Franziskus, der den von den USA anvisierten
Militärschlag in Syrien ablehnt, rief die Christen, die anderen Religionen und
alle Menschen guten Willens nachdrücklich auf: »Gewalt und Krieg sind niemals
der Weg des Friedens. Vergebung, Dialog, Versöhnung sind die Worte des Friedens
- in der geliebten syrischen Nation, im Vorderen Orient, in der ganzen Welt.«
Er forderte auf der Gebetswache dazu auf, für Frieden zu beten, und
kritisierte: »Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, unser Gewissen ist
eingeschlafen, und wir haben ausgeklügeltere Begründungen gefunden, um uns zu
rechtfertigen.«
Bereits in den vergangenen
Wochen hatte Franziskus sich immer wieder für Dialog und Versöhnung in dem
Bürgerkriegsland Syrien stark gemacht und einen Militärschlag gegen Damaskus
strikt abgelehnt. Wesentlich ist dabei sein Friedensaufruf »Nie wieder Krieg«
vom 1. September: »Wir wollen, dass in unserer von Spaltungen und Konflikten
zerrissenen Gesellschaft der Frieden ausbricht.« Zudem hatte Franziskus in
einem Brief an den russischen Präsidenten und Vorsitzenden des G20-Gipfels,
Wladimir Putin, dafür geworben, den Bemühungen um Frieden für Syrien eine
Chance zu geben.
Der päpstliche Aufruf zum
Gebetstag hatte ein starkes Echo ausgelöst, und auch aus den nichtchristlichen
Religionen kam dafür viel Zustimmung. Muslime und Juden beteiligten sich an dem
Gebet für den Frieden. Der Vatikan wertete die Initiative des Papstes als das
»Herzstück« seines Einsatzes gegen Gewalt und Krieg, so wie Johannes Paul II.
einst gegen den Golfkrieg mobil zu machen versucht hatte.
Derweil hat der
Bestsellerautor Rafik Schami in einem Offenen Brief die Debatte über Syrien in Deutschland scharf
kritisiert. »Ich war, bin und werde immer gegen jeden Militärschlag von außen
sein«, so Schami. »Ich nehme es aber keinem Syrer übel und verstehe gut, wenn
viele leidende Syrer dafür sind. Ich bin dagegen, weil damit die Revolution zu
Grabe getragen wird.«
Syrien solle nach dem
amerikanischen Plan ein zweites Afghanistan werden, diesmal sollten die Iraner
und ihr Handlanger Hisbollah auf syrischem Boden geschwächt werden, so der
Autor weiter. »Assad wird stürzen, aber ersetzt werden durch einen Militärrat,
der vom CIA und anderen westlichen Geheimdiensten installiert wird und der
dafür sorgt, dass Syrien ein zweiter Irak wird.«
Sein »Protest gegen diese
Verdummung«, so Schmi, werde »hoffentlich eine Diskussion anstoßen über die
schlechte Rolle, die der Journalismus hier spielt. Wir haben wirklich einen besseren verdient.«
Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/832539.schrei-nach-frieden-zehntausende-beten-mit-dem-papst.html vom 8.9.2013