Russland
: Was will Putin?
Rostislav Istchenko,
Präsident des Zentrums für Systemanalyse und Prognose der Ukraine
am 10. Februar 2015
Foto: Pressedienst des Präsidenten der RF
Es ist erfreulich, dass die umfangreiche
Zerschlagung der ukrainischen Truppen im Donbass im Januar-Februar, die nicht
stattgefunden hat, und die Moskauer Konsultationen mit Frau Merkel und Herrn
Hollande nicht blitzartig von den russischen «Patrioten» Putin als Verschulden
angelastet wurden.
Das setzt im Übrigen nicht deren Wunsch außer
Kraft, den Sieg bereits gestern erringen zu wollen, noch dämpft das die
Überzeugungen der radikalsten unter ihnen, dass Putin dennoch «Neurussland
aufgibt» oder die Ängste der gemäßigteren unter ihnen dahingehend, dass, sobald
ein neues Waffenstillstandsabkommen ausgehandelt ist (wenn es denn
unterzeichnet wird) in Verbindung mit der Notwendigkeit, nicht nur eine
Umgruppierung und eine Auffüllung der Armee Neurusslands vorzunehmen (das hätte
man in der Tat auch ohne Unterbrechung der aktiven Kampfhandlungen
bewerkstelligen können), sondern auch die veränderte Konfiguration der
internationalen Front zu festigen, und sich auf neue diplomatische Schlachten
vorzubereiten.
In Wirklichkeit, egal, wie viel Aufmerksamkeit die
Dilettanten in Politik und/oder Gefechtshandlungen («Talleyrandisten» und
«Bonapartisten» des Internets) der Situation im Donbass und in der Ukraine
insgesamt auch widmen, das ist nur ein Punkt auf der Linie der globalen Front
und der Ausgang des Kriegs wird nicht auf dem Flughafen von Donezk entschieden
und nicht auf den Höhen um Debalcevo.
Der Ausgang des Krieges wird in den Kabinetten auf
dem Staraya Plostschadj1 und dem Smolenskaya Plostschadj2 entschieden, in Büros
in Paris, Berlin und Brüssel. Weil der Krieg nur eines der zahlreichen
Argumente im politischen Streit ist. Bei weitem nicht immer sind politische
Entscheidungen für Volk und Armee verständlich.
Krieg ist das härteste, das letzte Argument, dessen
Verwendung mit einem großen Risiko einhergeht, jedoch eine Sache beginnt nicht
mit einem Krieg und wird durch einen Krieg auch nicht zu Ende geführt. Der
Krieg ist eine Interimsetappe, die die Unmöglichkeit eines Kompromisses fixiert
und dazu berufen ist, neue Bedingungen zu schaffen, unter denen ein Kompromiss
möglich wird, oder seine Notwendigkeit entfällt, weil eine der Parteien des
Konflikts ausscheidet. Das heißt, zum Ende der Kampfhandlungen, wenn die
Truppen wieder in die Kasernen geschickt werden, und die Generäle darangehen,
ihre Memoiren zu Papier zu bringen und man sich auf den nächsten Krieg
vorbereitet, ziehen Politiker und Diplomaten am Verhandlungstisch die wahre
Bilanz der Konfrontation.
Bei Weitem nicht immer werden politische
Entscheidungen der Masse des Volkes und der Militärs verständlich sein. So
hatte, zum Beispiel, der Kanzler von Preußen (später Kanzler des Deutschen
Reichs Otto von Bismarck) im Österreichisch-preußisch-italienischen Krieg des
Jahres 1866 entgegen dem beharrlichen Wunsch des Königs (des künftigen Kaisers)
Wilhelm I. und den Forderungen der preußischen Generalität es nicht zugelassen,
dass Wien eingenommen wird, und er hatte damit absolut Recht. Auf diese Weise
hat er den Friedensschluss zu den Bedingungen von Preußen beschleunigt, und er
hatte ebenfalls erreicht, dass Österreich-Ungarn für immer (jedenfalls bis zur
Auflösung im Jahre 1918) Preußens Juniorpartner wurde, später dann
Juniorpartner des Deutschen Reichs.
Gerade deshalb, um zu verstehen, wie, wann und zu
welchen Bedingungen Kampfhandlungen beendet werden können, müssen wir wissen,
was die Politiker konkret wollen, wie sie die Bedingungen eines Kompromisses
nach dem Krieg sehen. Dann werden auch die Gründe dafür deutlich, aus denen
heraus die Kampfhandlungen gerade einen solchen Charakter angenommen haben (ein
zäh fließender Bürgerkrieg mit regelmäßigem Waffenstillstand) nicht nur in der
Ukraine, sondern auch in Syrien.
Uns interessiert offenbar die Meinung der Kiewer
Politiker wenig — sie haben nichts zu entscheiden. Die externe Steuerung der
Ukraine wird nicht mal mehr verheimlicht, und es ist uninteressant, ob die
dortigen Minister aus Estland oder Georgien kommen — am Ende sind es sowieso
alles amerikanische Minister.
Es wäre wohl ein großer Fehler, wenn man sich auch
für die Visionen interessieren würde, die die Führung von DVR und LVR [
Donezker und Lugansker Volksrepublik – d.Ü.] von der Zukunft hat. Die
Republiken existieren dank russischer Unterstützung, und es wird sie so lange
geben, wie Russland sie unterstützt. Folglich müssen die Interessen Russlands
geschützt sein (darunter auch davor, dass eigenständige Entscheidungen
getroffen oder initiativreich Aktivitäten entwickelt werden). Viel zu viel
steht auf dem Spiel, als dass Zakhartchenko, Plotnitski oder jemand anders, wer
immer das auch sei, selbständig eine Entscheidung treffen könnte.
De facto steht die EU heute
vor der Wahl – entweder im Schlepptau der Amerikaner zu verbleiben oder sich
Russland anzuschließen.
Die Position der EU interessiert uns auch nicht.
Von der EU hing bis Ende Sommer des vergangenen [2014 – d.Ü.] Jahres vieles ab,
als man den Krieg noch hätte verhindern oder in den Anfängen aufhalten können.
Zu der Zeit wäre eine rigide, prinzipiell gegen den Krieg gerichtete Position
der Europäischen Union nötig gewesen, eine der Zeit angepasste Politik, die es
hätte ermöglichen können, die amerikanischen Aktivitäten zu stoppen,
Aktivitäten, die darauf gerichtet waren, einen Krieg zu entfesseln.
Diese Politik hätte wohl aus der EU eine gewichtige
geopolitische Kraft machen können, die auf eigenen Beinen stehen kann.
Allerdings hat die EU sich diese Chance entgehen lassen und hat sich wie ein
getreuer Vasall der USA aufgeführt. Das Ergebnis sehen wir heute: Europa steht
am Rande furchtbarster innerer Erschütterungen, Europa hat heute alle Chancen,
das Schicksal der Ukraine zu wiederholen, nur mit einem großen Knall, mit
riesigen Strömen von Blut und mit wenig Aussichten darauf, dass in absehbarer
Zeit alles wieder ins Lot kommt (dass jemand kommt und für Ordnung sorgt).
De facto steht die EU heute vor der Wahl – entweder
im Schlepptau der Amerikaner zu verbleiben oder sich Russland anzuschließen. Je
nachdem, wie diese Wahl ausfällt, könnte Europa mit einem geringen Schrecken
davonkommen (in der Form, dass ein Teil von Europas Peripherie verloren geht
und einige Länder in kleinere Einheiten aufgeteilt werden), aber Europa kann
durchaus auch insgesamt kollabieren. In Anbetracht dessen aber, dass die
europäischen Eliten nicht dazu bereit sind, sich offen von Amerika loszusagen,
ist der Kollaps, von dem vorhin die Rede war, so gut wie unausweichlich.
An sich sollte uns die Meinung der beiden
Hauptkräfte interessieren, die auch die Konfiguration der globalen Frontlinie
bestimmen und die an sich auch für den Sieg in einem Krieg der neuen Generation
(im netzwerkzentrierten3 DrittenWeltkrieg) kämpfen. Diese Kräfte sind die USA
und Russland.
Die Position der USA ist
verständlich und transparent.
In der zweiten Hälfte der 90-er Jahre des ХХ. Jahrhunderts hat sich
Washington endgültig die Chance entgehen lassen, still und leise die Wirtschaft
des Kalten Kriegs zu reformieren und so der Systemkrise auszuweichen, deren
Entwicklung durch die Endlichkeit des Planeten Erde begrenzt war, und aller
ihrer Ressourcen, einschließlich der Humanressourcen, was im Widerspruch zu der
Notwendigkeit stand, die Emission von Dollars und deren Umlaufmenge bis ins
Unendliche auszuweiten. Sobald aber Russland auf sein Recht pochte,
eigenständige politische Entscheidungen zu treffen, wurde eine Kollision mit
den USA unvermeidbar
Danach konnte die Systemagonie der USA nur noch
durch das Ausplündern der übrigen Welt verlängert werden: Zuerst waren die
Länder der Dritten Welt dran, hernach kamen die potentiellen Bündnispartner,
und dann die Bündnispartner selbst, und last not least auch noch die nächsten
Freunde der USA. Diese Plünderung konnte aber nur bis zu dem Zeitpunkt
weitergehen, wie die USA als weltweiter Hegemon gelten, und diese Hegemonie von
niemandem in Frage gestellt wurde.
Gerade deshalb wurde, gleich als Russland auf sein
Recht pochte, eigenständige politische Entscheidungen zu treffen (auch wenn das
Entscheidungen waren, die weniger globale, als mehr regionale Bedeutung
hatten), eine Kollision mit den USA unvermeidbar. Und diese Kollision kann
nicht friedlich mit einem Kompromiss beigelegt werden.
Für die USA würde ein Kompromiss mit Russland den
freiwilligen Verzicht auf ihre Hegemonie bedeuten, und das würde eine schnelle
Systemkatastrophe auslösen (nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine
politische Krise, parallel dazu aber auch eine Krise der staatlichen Institute
und die Unfähigkeit des Staates, seine Funktionen als solcher ausüben zu
können, das heißt mit anderen Worten, dessen unausweichlicher Verfall).
Sollten allerdings die USA dabei obsiegen, erwartet
Russland bereits die Systemkatastrophe. Nach einer solchen «Revolte» wird ihre
herrschende Klasse mit Liquidation, Konfiskation und Gefängnis bestraft werden,
der Staat selbst würde „filetiert“, Gebiete in erheblicher Größe würden
annektiert werden und die militärische Macht wäre dahin.
Man sollte schon verstehen,
was die russische Staatsführung, konkret, was der russische Präsident Wladimir
Putin erreichen will
Also wird der Krieg weitergehen bis zum Sieg, und
jede Zwischenvereinbarung sollte lediglich als provisorischer Waffenstillstand
angesehen werden — als die notwendige Verschnaufpause zum Sammeln der Kräfte
und zum Mobilisieren neuer Ressourcen und zur Suche (Anwerbung) von weiteren
Bündnispartnern.
Von der Sache her reicht uns allein die russische
Position nicht aus, um ein vollständiges Bild zu haben. Man sollte schon
verstehen, was die russische Staatsführung, konkret, was der russische
Präsident Wladimir Putin erreichen will. Wir reden hier über die
Schlüsselrolle, die Putin bei der Organisation des russischen Machtsystems
spielt.
Sie ist nicht – wie viele behaupten – autoritär,
sondern sie ist eine Rolle, die Autorität erfordert, Autorität gebietet. Das
soll heißen, sie basiert nicht auf einer gesetzlich festgeschriebenen
autoritären Einzelmacht, sondern sie beruht auf der Autorität eines einzelnen
Mannes, der dieses System geschaffen hat, und der es dazu gebracht hat, dass es
effizient funktioniert – er selbst steht lediglich an der Spitze dieses
Systems.
In seinen fünfzehn Regierungsjahren hat Putin vom
Wesen her und ungeachtet der komplizierten inneren und äußeren Situation stets
versucht, die Rolle der Regierung, der gesetzgebenden Versammlung und selbst
der Staatsmacht in den Regionen maximal zu stärken. Das ist ein Vorgehen, das
durchaus als logisch bezeichnet werden kann, und das dem System
Geschlossenheit, Nachhaltigkeit und Kontinuität verleihen sollte. Da jedoch
nicht ein Politiker ewig an der Macht bleiben kann, ist die Gewährleistung der
politischen Kontinuität, unabhängig davon, wer konkret „am Ruder“ ist, das
Hauptmerkmal für eine Nachhaltigkeit des Systems.
Bis jetzt ist es leider nicht gelungen, eine
völlige Autonomie der Führung (bzw. ihrer Funktionsfähigkeit ohne die
präsidiale Aufsicht) zu erreichen. Putin bleibt also weiterhin Schlüssel des
Systems, und das deshalb, weil das Vertrauen der Bevölkerung auf ihn persönlich
konzentriert ist, während das System selbst (in Form der Organe der Staatsmacht
und der einzelnen Ämter und Behörden) weit weniger Vertrauen genießt.
In dieser Situation erlangt die Meinung von
Wladimir Putin, erlangen seine politischen Pläne eine entscheidende Bedeutung
für die Gestaltung der russischen Außenpolitik, und sollte die Sentenz «Ohne
Putin kein Russland» tatsächlich der Mangel der Übertreibung anhaften, dann
wäre die Aussage «Putins Wille ist das, was Russland will» nach meiner Meinung
eine ziemlich genaue Widerspiegelung der aktuellen Stimmung.
Das Konfrontationsniveau, das
sich Russland erlaubt hat, gegenüber den USA zuzulassen, ist sehr langsam
angewachsen
Lassen Sie uns zu Beginn feststellen, dass ein
Mann, der Russland fünfzehn Jahre lang ordentlich zu einer Wiedergeburt geführt
hat, der das Land unter den Bedingungen der US-amerikanischen Hegemonie in der
Weltpolitik und den enormen Möglichkeiten, die Washington hat und hatte, um
Einfluss auf die Innenpolitik von Russland selbst zu nehmen, regiert hat, sehr
gut hat verstehen müssen, welchen Kampf er da führt und mit wem. Sonst hätte er
sich nicht so lange halten können.
Das Konfrontationsniveau, das sich Russland erlaubt
hat, gegenüber den USA zuzulassen, ist sehr langsam angewachsen, bis zu einem
gewissen Zeitpunkt ohne bemerkt zu werden. Russland hat überhaupt nicht auf den
ersten Versuch eines durch eine Farbe charakterisierten Umsturzes in der
Ukraine in den Jahren 2000-2002 reagiert («Der Kassettenskandal», «Die Akte
Gondgadze» und die Aktion «Ukraine ohne Kutschma»).
Russland nahm eine alternative Position dazu ein,
mischte sich aber nicht aktiv in den Verlauf der Revolten von November 2003 —
Januar 2004 in Georgien und November 2004 — Januar 2005 in der Ukraine ein.
2008 brachte Russland seine Truppen in Ossetien und Abchasien gegen einen
amerikanischen Bündnispartner (Georgien) in Stellung. 2012 haben in Syrien
russische Schiffe die Bereitschaft gezeigt, eine Konfrontation mit der Flotte
der USA und deren Bündnispartner in der NATO einzugehen.
2013 hat Russland damit begonnen, wirtschaftliche
Präventivmaßnahmen gegen das Regime Janukowitsch zu ergreifen, was dazu
beigetragen hat, dass er, Janukowitsch, die Nachteile einer
Assoziierungsvereinbarung mit der EU erkannte.
In jedem einzelnen
Zeitabschnitt hatte Putin nur einen solchen Grad an Konfrontation mit Amerika zugelassen,
wie Russland in der Lage war, dagegenzuhalten
Moskau konnte die Ukraine nicht vor dem Umsturz
bewahren — Ursache dafür waren Hinterhältigkeit, Feigheit und Dummheit der
Führung der Ukraine selbst (nicht nur von Janukowitsch, sondern jedes einzelnen
Regierungsmitglieds). Nach dem bewaffneten Putsch im Februar 2014 in Kiew
jedoch trat Moskau in offene Konfrontation mit Washington.
Wenn Konflikte vordem mit Perioden abwechselten, in
denen sich die Beziehungen verbesserten, verschlechterten sich die russisch-amerikanischen
Beziehungen seit Anfang 2014 beharrlich und erreichten annähernd momentan einen
solchen Punkt, nach dem der Krieg in einer pränuklearen Ära nahezu automatisch
erklärt wird.
Somit kann gesagt werden, dass Putin in jedem
einzelnen Zeitabschnitt nur einen solchen Grad an Konfrontation mit Amerika
zugelassen hatte, wie Russland in der Lage war, dagegenzuhalten. Wenn Russland
jetzt nicht den Grad der Konfrontation eingrenzt, bedeutet das, dass Putin der
Meinung ist, dass Russland aus einem Krieg der Sanktionen, einem Krieg der
Nerven, einem Krieg der Information bzw. Desinformation, aus einem Bürgerkrieg
in der Ukraine, aus einem Wirtschaftskrieg durchaus als Sieger hervorgehen
kann.
Das ist die erste wichtige Schlussfolgerung dazu,
was Putin eigentlich will, womit er rechnet. Er rechnet mit dem Sieg.
Allerdings unter Beachtung dessen, wie sorgfältig er selbst seine eigenen
Handlungen vorbereitet, wie er bestrebt ist, jedwede Überraschung
vorauszusehen. Man kann also davon überzeugt sein, dass die russische
Staatsführung, wenn die Entscheidung getroffen wurde, sich nicht dem Druck der
USA zu ergeben, sondern diesem eine entsprechende Antwort entgegenzusetzen,
doppelte, wenn nicht gar dreifache Garantien dafür hatte, den Sieg zu erringen.
Ich möchte noch anmerken, dass die Entscheidung,
mit Washington in Konflikt zu treten, nicht 2014 und auch nicht 2013 gefallen
ist. Bereits der Krieg vom 08.08.08 war eine Herausforderung, die die
Vereinigten Staaten nicht ungestraft lassen konnten. Danach führte jede
folgende Konfrontationsetappe lediglich zu einer Erhöhung der Einsätze. Da das
Ressourcenpotential der USA (nicht nur das militärische oder das
wirtschaftliche Potential, sondern das Potential im Komplex) in den Jahren
2008-2010 erheblich höher war, als gegenwärtig, und das russische um einiges
niedriger, als heute, bestand die Hauptaufgabe darin, das geplante Niveau der
Einsätze zu erreichen, nicht aber deren explosionsartige Erhöhung vorzunehmen.
Das heißt, die offene Konfrontation muss dann, wenn, wie zur Zeit, die Masken
gefallen sind und alle sich klar darüber sind, dass Krieg ist, so lange wie
möglich hinausgezögert werden. Besser wäre überhaupt, sie erst gar nicht
zuzulassen.
Mit jedem Jahr werden die USA immer schwächer,
Russland wurde stärker. Prozesse, wie diese, waren objektiv bedingt, sie
konnten nicht aufgehalten werden, und man konnte mit Überzeugung damit rechnen,
dass die amerikanische Hegemonie gegen 2020-2025 ohne jegliche Konfrontation,
rein durch die evolutionäre Entwicklung ihrem Ende entgegengesehen hätte, und
die USA würden dann weniger darüber nachdenken, wie sie die Welt regieren
können, sondern darüber, wie man sich vor der inneren Katastrophe in Sicherheit
bringen könnte.
Unter den Bedingungen der
globalisierten Welt ist die endgültige Selbstzerstörung des von den USA
geschaffenen militärisch-politischen und des finanzwirtschaftlichen globalen
Systems unausweichlich
Somit besteht der zweite Wunsch Putins darin, so
lange wie möglich den Frieden zu wahren oder zumindest den Anschein von
Frieden, denn objektiv gesehen ist Frieden für Russland nur günstig, weil nur
unter den Bedingungen von Frieden kann Russland, ohne erhebliche Verluste
fürchten zu müssen, das selbe politische Ergebnis erreichen, jedoch in einer
erheblich besseren globalen Situation.
Daher bietet Russland auch gegenwärtig ständig
friedliche Regelungen an. Und ganz genau so, wie die Kiewer Junta unter den
Bedingungen von Frieden im Donbass von selbst zusammenbricht, ist auch die
endgültige Selbstzerstörung des unter den Bedingungen der globalisierten Welt
von den USA geschaffenen militärisch-politischen und des finanzwirtschaftlichen
globalen Systems unausweichlich. Dieses Vorgehen Russlands in dieser Frage wird
mit einer Maxime von Sunzi4 ganz korrekt beschrieben: «Der beste Krieg ist der,
der nicht stattfindet».
Es ist offensichtlich, dass in Washington keine
Dummköpfe am Werk sind, egal, was dazu in russischen Talk-Shows geredet oder im
Internet von Bloggern geschrieben wird. In den USA versteht man ausgezeichnet
die Situation, in der sich die Staaten befinden. Mehr noch, man versteht, dass
Russland nicht vor hat, die USA zu liquidieren und man ist in der Tat zur
Zusammenarbeit auf gleicher Höhe bereit.
Lediglich die soziale und die wirtschaftliche
Situation in den USA ist dergestalt, dass eine solche Art der Kooperation für
sie nicht annehmbar ist — der wirtschaftliche Zusammenbruch und die soziale
Explosion setzen früher ein, als Washington (selbst mit Unterstützung aus
Moskau und Peking) dazu in der Lage sein wird, die notwendigen Reformen auf die
Beine zu bringen (umso mehr, als zu gleicher Zeit auch die EU reformiert werden
muss).
Außerdem ist in den USA in den fünfundzwanzig
Jahren eine politische Elite herangewachsen, die es gewohnt ist, den Status als
Herrscher über die Welt zu haben. Sie verstehen wirklich nicht, wie irgend
jemand dazu kommen könnte, ihnen zu widersprechen.
Für die Vertreter der herrschenden Klasse der USA
(weniger die Unternehmerschaft, als mehr die amerikanische Bürokratie) ist die
plötzliche Umkehr aller Dinge vom Herrn über das Schicksal von wilden
Eingeborenen zu einer auf gleichberechtigter Grundlage Vereinbarungen
treffenden Vertragspartei unerträglich. Das ist dasselbe, als hätte man
Gladstone5 oder Disraeli6 angeboten, Premierminister bei Cetshwayo7 in Zululand
zu werden. Das bedeutet, im Unterschied zu Russland, für das Frieden von Nutzen
ist, ist für die USA Krieg das Unausweichliche.
Im Prinzip ist jeder Krieg ein Kampf um Ressourcen.
In der Regel gewinnt der, der die meisten Ressourcen hat, der mehr Soldaten
mobilisieren kann, mehr Panzer, Schiffe und Flugzeuge baut. Es soll übrigens
zuweilen auch schon vorgekommen sein, einen strategisch verlorenen Krieg durch
Taktik zu gewinnen, direkt auf dem Schlachtfeld. Solche Kriege führten unter
anderem Alexander der Große, Friedrich der Große, und dazu gehören auch Hitlers
Feldzüge in den Jahren 1939-1940.
Die Nuklearmächte können keine Konfrontation auf
dem Schlachtfeld eingehen. Daher erwirbt die Ressourcenbasis eine vorrangige
Bedeutung. Und genau aus diesem Grunde konnten wir im vergangenen Jahr das
verzweifelte Ringen Russlands und der USA um Bündnispartner beobachten.
Russland hat diesen Kampf gewonnen. Wenn auf Seiten der USA lediglich die EU,
Kanada, Australien, Japan (und das auch nicht immer ohne Bedingungen) antreten,
ist es Russland gelungen, die BRICS-Staaten zur Unterstützung zu mobilisieren,
sich eine feste Position in Lateinamerika zu schaffen, und damit zu beginnen,
die USA aus Asien und Nordafrika herauszudrängen. Die USA hatten zwei Varianten
für eine taktische Entscheidung.
Es fällt natürlich nicht sofort ins Auge, wenn man
jedoch mal eine Abrechnung der Abstimmungsergebnisse in der UNO vornimmt. Da
wird recht schnell klar, dass an der Seite von Russland (wobei die USA offiziell
nicht zu unterstützen bedeutet schon, Russland beizustehen) solche Länder
antreten, die in ihrer Gesamtheit etwa 60% des Welt-BIP kontrollieren, über 2/3
der Weltbevölkerung vereinen, über ¾ des Festlands unseres Planeten einnehmen.
Das bedeutet, dass Russland mehr Ressourcen hat mobilisieren können.
Im Zusammenhang damit hatten die USA zwei Varianten
für eine taktische Entscheidung. Die erste vermittelte eine Hoffnung auf Erfolg
und war von den USA seit den ersten Tagen der Ukraine-Krise eingesetzt worden.
Das war der Versuch, Russland dazu zu zwingen, die
Wahl zu treffen zwischen Regen und Traufe. Es wurde der Vorschlag gemacht, sich
entweder damit abzufinden, dass vor Russlands Toren ein Nazi-Staat besteht und
in dem Falle abrupt an internationaler Autorität, Vertrauen und Unterstützung
der Bündnispartner zu verlieren und nach einer gewissen Zeit von nicht langer
Dauer proamerikanischen Kräften im Lande und aus dem Ausland ausgesetzt zu
sein, ohne die geringste Chance, dem etwas entgegensetzen zu können.
Oder Militär in die Ukraine zu schicken, schnell
die Junta wegzufegen zu einer Zeit, als sie sich noch nicht hat festsetzen
können, die legale Regierung von Janukowitsch wieder herzustellen, aber dann
unter Anklage als Aggressor gegen einen unabhängigen Staat zu geraten, wie auch
unter den Druck einer Volksrevolution, sowie in der Ukraine auf taube
Unzufriedenheit zu treffen, was die Notwendigkeit heraufbeschworen hätte,
ständig enorme (militärische, politische, wirtschaftliche, diplomatische)
Ressourcen zu verschwenden, um in Kiew ein Marionettenregime zu stützen (eine
andere Regierung war dort unter diesen Bedingungen nicht möglich).
Russland hat diese Entscheidung umgangen. Eine
unmittelbare Intervention ist nicht erfolgt. Mit Kiew schlägt sich der Donbass.
Jetzt ist es an den Amerikanern, sinnlos die ohnehin schon geringen Ressourcen
in das besagte Kiewer Marionettenregime pumpen, und Russland kann in aller Ruhe
Frieden anbieten.
Die Aufgabe bestand darin,
das Daseinsvorsorgesystem maximal zu zerstören und die Bevölkerung an den Rand
des Untergangs zu bringen
Somit setzen die USA die zweite Variante ein. Sie
ist so alt, wie die Welt selbst. Wenn du einen Sieg nicht erringen kannst, und
der Gegner diesen sich unausweichlich holt, muss man ihn maximal kaputt machen,
zerstören, damit der Sieg für den Gegner schlimmer ist, als eine Niederlage,
und dass er alle seine Ressourcen dafür einsetzen muss, um die Existenz zu
sichern und versuchen muss, die von dir zerstörte Fläche wieder aufzubauen. Aus
diesem Grunde haben die USA damit aufgehört, der Ukraine mit was auch immer zu
helfen, politische Rhetorik dabei mal ausgenommen, und Kiew dazu gebracht, den
Bürgerkrieg auf das gesamte Territorium des Landes auszuweiten.
Die Ukraine sollte bereits nicht nur in Donezk oder
Lugansk brennen, sondern auch in Kiew und Lwow. Die Aufgabe bestand darin, das
Daseinsvorsorgesystem maximal zu zerstören und die Bevölkerung an den Rand des
Untergangs zu bringen. Dann würde es in der Ukraine Millionen Menschen geben,
die dicht vor dem Verhungern sind, dazu noch sehr böse und bis an die Zähne
bewaffnet. Diese Menschen würden dann miteinander um das Essen kämpfen, und es
wird Mord und Totschlag geben.
Diesem Morden kann nur dann Einhalt geboten werden,
wenn eine hinreichend starke militärische Macht aus dem Ausland auf dem Gebiet
der Ukraine präsent ist (die Volksmilizen reichen dazu allein nicht aus) und
eine riesige Finanzspritze, um die Bevölkerung satt zu kriegen und die
Wirtschaft wieder aufzubauen (damit sich die Ukraine ab einem gewissen
Zeitpunkt wieder selbst ernähren kann).
Es ist verständlich, dass alle diese Kosten auf
Russland entfallen. Putin meint zurecht, dass in einem solchen Falle nicht nur
der Staatshaushalt, sondern alle staatlichen Ressourcen, einschließlich dem Militärbudget,
umgeschichtet werden müssen und durchaus nicht reichen könnten. Daher steht die
Aufgabe, es nicht zuzulassen, dass die gesamte Ukraine eher in Flammen steht,
als dass die Volksmilizen die Situation unter Kontrolle nehmen können. Die
Opfer müssen minimiert werden, und die Zerstörungen, es muss wenigstens noch
ein Rest an Wirtschaft erhalten bleiben, und auch Systeme zur Lebenserhaltung
der großen Städte, damit die Bevölkerung irgendwie wenigstens überleben kann,
und nicht ausstirbt, dann wird man auch die Nazi-Banditen selbst fangen können.
Hier erscheint bei Putin ein Bündnispartner in
Gestalt der EU. Da die USA die ganze Zeit über versucht haben, gerade die
europäischen Ressourcen im Kampf gegen Russland einzusetzen, ist die EU, die
auch ohne dem ein recht schwaches Kettenglied war, endgültig fertig,
Fliehkraftprozesse, die bereits seit langem schon begonnen haben, gewinnen im
Inneren der Union an Fahrt.
Europa kann den USA nicht
widersprechen, fürchtet jedoch ein Brennen der Ukraine wie den Tod
Wenn Europa heute an seiner östlichen Grenze auch
noch eine vollkommen zerstörte Ukraine bekommt, von wo aus Millionen
Bewaffneter nicht nur nach Russland strömen (das sich mit einem Puffer von
Volksrepubliken abschotten wird), sondern auch in die EU (ganz zu schweigen von
solchen wunderbaren Überraschungen, wie dem Drogenhandel, oder Waffenschmuggel
in alle Richtungen, Terrorismusexport usw.), wird das die Europäische Union
einfach nicht aushalten.
Europa kann den USA nicht widersprechen, fürchtet
jedoch ein Brennen der Ukraine wie den Tod. Daher versuchen Hollande und Merkel
erstmalig seit dem Ausbruch des Konflikts, nicht einfach nur, die Forderungen
der USA zu sabotieren (indem sie Sanktionen einführen und sich dann bemühen,
diese einfach nur nicht einzuführen), sondern sie gingen auch das Risiko von
minimal selbständigen Handlungen ein, indem sie versuchten, wenigstens einen
halbwegs gangbaren Kompromiss mit der Ukraine zu finden, wenn schon keinen
Friedensvertrag, so doch wenigstens eine Waffenruhe.
Wenn die Ukraine erst Feuer fängt, dann wird das
recht schnell zu einem Flächenbrand, aber die EU ist zu einem unsicheren
Partner geworden, der dazu bereit ist, wenn schon nicht gleich in das Lager von
Russland zu wechseln, so doch wenigstens eine neutrale Position einzunehmen.
Washington ist im Rahmen seiner Strategie dazu gezwungen, auch Europa in Brand
zu setzen.
Einen Brand aber, der vom Atlantik bis zu den
Karpaten reicht (wenn auf dem Gebiet von den Karpaten bis zum Dnjepr die
Holzscheite noch still vor sich hin kohlen) braucht Russland ganz und gar nicht
Es versteht sich von selbst, dass der Komplex von
Bürgerkriegen und Kriegen zwischen den Staaten auf dem Kontinent, die bis zum
Bersten mit jeder beliebigen Art von Waffen gefüllt sind und wo über eine halbe
Milliarde Menschen leben, erheblich schlimmer ist, als ein Bürgerkrieg in der
Ukraine. Dabei trennt noch der Atlantik die USA von Europa. Selbst
Großbritannien kann noch darauf hoffen, die Sache hinter dem Ärmelkanal
auszusitzen. Aber hier, zwischen Russland und der EU, hier ist eine Grenze, die
sich erheblich in die Länge zieht!
Einen Brand aber, der vom Atlantik bis zu den
Karpaten reicht (wenn auf dem Gebiet von den Karpaten bis zum Dnjepr die
Holzscheite noch still vor sich hin kohlen) braucht Russland ganz und gar
nicht. Von daher kommt noch ein Wunsch Putins — die negativsten Folgen des
Brandes in der Ukraine und des brennenden Europa möglichst zu kupieren, denn
diese Folgen vollständig abzuwenden ist unmöglich. Wenn die USA das wollen,
dann legen sie den Brand. Man muss eine Möglichkeit haben, diesen schnell zu
löschen, um das Wertvollste nicht den Flammen zu opfern.
Deshalb wünscht Putin Frieden, er will die legalen
Interessen Russlands schützen. Dazu braucht er Frieden, Frieden und nochmals Frieden,
denn nur im Frieden kann das mit dem größten Effekt gemacht werden, und mit dem
geringsten Aufwand. Wo nun aber der Frieden fast unmöglich geworden ist, und
Waffenruhen immer mehr eher virtuell werden und äußerst fragil, braucht Putin
ein Ende des Krieges, und das so schnell wie möglich.
Formal hat sich nichts
geändert, der Frieden ist praktisch unter beliebigen Bedingungen gleich
vorteilhaft für Russland
Ich möchte jedoch unterstreichen, dass, wenn es
noch vor einem Jahr möglich war, einen Kompromiss zu für den Westen maximal
günstigen Konditionen zu schließen (Russland hat sowieso seinen Teil
abbekommen, allerdings das erst mit der Zeit, warum also sich mit Kleinigkeiten
aufhalten?), dann ist das heute bereits nicht mehr möglich und wird mit jedem Tag
immer schlimmer und schlimmer. Formal hat sich nichts geändert, der Frieden ist
praktisch unter beliebigen Bedingungen gleich vorteilhaft für Russland.
Geändert hat sich lediglich eine, obgleich auch die
wichtigste Komponente — die öffentliche Meinung. Die russische Gesellschaft
dürstet nach einem Sieg und nach Rache. Da die Macht in Russland, wie ich
weiter oben bereits angedeutet habe, auf einer Autorität beruht, ohne dabei
autoritär zu sein, ist die öffentliche Meinung für die Staatsmacht (im Unterschied
zu den Ländern mit einer «traditionellen Demokratie») kein leeres Gerede.
Putin ist nur so lange das wichtigste (das System
festigende) Glied in der Kette, wie er bei der breiten Masse Autorität genießt.
Wenn er die Unterstützung der Bevölkerung verlieren sollte, dann verliert das
System seine Standfestigkeit, denn einen Politiker, der Putin das Wasser
reichen könnte, gibt es bis dato noch nicht. Eine Autorität kann die
Staatsmacht aber nur dann genießen, wenn sie den Willen der Volksmassen
erfolgreich umsetzt. Also muss die Zerschlagung des ukrainischen Nazismus (und
wenn nur auf dem diplomatischen Parkett) offensichtlich sein und ohne Zweifel —
nur auf dieser Grundlage ist für Russland heute ein Kompromiss möglich.
Somit führt das allgemeine Kräfteverhältnis, sowie
der Prioritäten und Möglichkeiten der beteiligten Parteien, unabhängig von dem,
was Putin will und was den Interessen Russlands dient, dazu, dass der Krieg,
der bereits im vergangenen Jahr innerhalb der Grenzen der Ukraine hätte beendet
werden müssen, das bereits fast unausweichlich auch Europa selbst davon
betroffen sein wird.
Und hier kann man nur raten, was effizienter sein
könnte — amerikanisches Benzin oder ein russischer Feuerlöscher, konkret kann
man aber schon jetzt sagen, dass die friedensstiftenden Aktivitäten der
russischen Staatsführung nicht von ihrem Wollen eingeschränkt sind, sondern
lediglich durch die realen Möglichkeiten. Gegen den Willen des Volkes und gegen
den Lauf der Geschichte kann man nicht ankämpfen, selbst im Einzelnen nicht,
und noch weniger dann, wenn sie ein und dasselbe sind. Dann besteht die einzig
vernünftige Entscheidung eines erfahrenen Politikers darin, zu verstehen, was
das Volk will und in welche Richtung sich der historische Prozess bewegt, und
dass muss er mit allen verfügbaren Kräften unterstützen.
Angesichts des Umfangs des
ausbrechenden Brandes darf die Entscheidung über das Schicksal der gesamten
Ukraine keine unüberwindbare Schwierigkeit darstellen
Die Logik der oben beschriebenen Prozesse macht es
äußerst unwahrscheinlich, die Wünsche der Anhänger eines eigenständigen Staates
mit dem Namen Neurussland zu erfüllen. Angesichts des Umfangs des ausbrechenden
Brandes darf die Entscheidung über das Schicksal der gesamten Ukraine keine
unüberwindbare Schwierigkeit darstellen. Gleichzeitig aber wird das ein recht
teures Vergnügen werden.
Es ist logisch, dass Russlands Volk eine Frage
bewegt: Wenn in Neurussland Russen wohnen, die wir vor den Nazis gerettet
haben, warum müssen die dann in einem gesonderten Staat leben? Und wenn sie in
einem gesonderten Staat leben wollen, warum soll Russland dann für sie die
Städte und Betriebe wieder aufbauen?
Auf all diese Fragen gibt es nur eine kluge Antwort
— Neurussland in die Russische Föderation aufzunehmen (umso mehr, da es dort
Leute gibt, die kämpfen können, aber mit Leitung und Verwaltung sieht das
anders aus). Wenn nun aber schon mal ein Teil der Ukraine in der Russischen
Föderation aufgenommen wird, dann könnte doch auch gleich die ganze Ukraine mit
aufgenommen werden. Zumal noch, weil zu der Zeit, wo diese Frage entschieden
werden muss, die EU als Alternative zur eurasischen Wahl nicht mehr zur
Diskussion stehen wird, weil sie schlicht nicht mehr existieren wird.
Logisch wäre es, wenn die Entscheidung über eine
Wiedervereinigung von einer vereinten föderativen Ukraine getroffen wird, nicht
aber von irgendeinem unverständlichen Staatsgebilde. Ich glaube, dass es heute
noch zu früh ist, eine politische Karte zusammenzuschneidern. Mit dem Krieg in
der Ukraine werden wir wohl bis Ende diesen Jahres in die Reihe kommen, wenn es
jedoch den USA gelingen sollte, den Brand auf die EU auszuweiten (und da ist
man schon eifrig dabei), dann wird bis zur endgültigen Lösung der territorialen
Probleme einige Zeit vergehen, mindestens ein paar Jahre, vielleicht sogar noch
mehr.
Übrigens ist der Frieden auch hier für uns von
Nutzen. Unter friedlichen Bedingungen ist erstens die Zunahme der
Ressourcenbasis Russlands, das Überwechseln neuer Bündnispartner (von
ehemaligen Partnern der USA) auf die Seite Russlands und das Abdrängen von
Washington an den Rand, wie auch die territoriale Umgestaltung erheblich
einfacher, und zweitens verliert diese territoriale Umgestaltung vorübergehend
ihre prinzipielle Bedeutung (besonders für die, bei denen diese Umgestaltung
stattfindet).
Rostislav Istchenko, der Autor dieser Analyse ist
Präsident des Zentrums für Systemanalyse und Prognose der Ukraine
1 Staraya Plostschadj–Platz, ein Straßenzug im
Moskauer Stadtviertel Kitai Gorod, im Volksmund Synonym für den Sitz der
obersten Führung der Sowjetunion (im Haus mit der Nummer 4 war der Sitz des
Zentralkomitees der KPdSU), heute befindet sich dort die russische
Präsidialverwaltung.
2 Smolenskaya Plostschadj – nach an sich unrichtiger Annahme Sitz des Außenministeriums
der RF, das befindet sich in Wirklichkeit auf dem Smolenskaya-Sennaya
Plostschadj.
3 Network-Centric Warfare (NCW; deutsch netzwerkzentrierte Kriegführung) ist
ein militärisches Konzept, das durch die Vernetzung von Aufklärungs-, Führungs-
und Wirksystemen Informationsüberlegenheit herstellen und somit dem US-Militär
eine teilstreitkräfteübergreifende Überlegenheit in der gesamten Reichweite
militärischer Operationen garantieren soll (full spectrum dominance). Auch
andere Staaten haben sich diese Konzeption der US-Streitkräfte als Vorbild
genommen und eigene, sich voneinander unterscheidende, vor allem im Anspruch
weitaus weniger umfassende Modelle, entwickelt. Die Bundeswehr nennt ihr
Konzept Vernetzte Operationsführung (NetOpFü). Schweden hat seiner Konzeption
den Namen Network Based Defense (NBD) gegeben, während Großbritannien seine
Variante Network Enabled Capabilities (NEC) getauft hat. (Quelle https://de.wikipedia.org/wiki/Network-Centric_Warfare )
4 Chinesischer General, Militärstratege und Philosoph, 544-496 v.Chr.
5 William Ewart Gladstone (1809–1898), britischer Premierminister
6 Benjamin Disraeli (1804–1881; ab 1876 1. Earl of Beaconsfield),
Romanschriftsteller und britischer Premierminister
7 Cetshwayo war der letzte souveräne König der Zulu von 1872 bis 1879 und ihr
Führer im Zulukrieg.
Quelle: http://actualcomment.ru/chego-khochet-putin.html