Russische Regierung antwortet auf Kampfpanzer-Lieferungen
Kreml sieht Risiko einer anhaltenden "schrecklichen
Periode" aufgrund Fehler des Westens
Westliche Analysten irren, wenn sie behaupten, dass Waffenlieferungen
an die Ukraine zur Sicherung des Kontinents beitragen, so der Kreml-Sprecher
Dmitri Peskow. Ihm zufolge führt dieser "absurde
Glaube" nur zu einer Fortsetzung der "schrecklichen Periode".
Der Kreml erachtet es als eine "riesige Menge" von Spekulationen,
wenn westliche Experten und Analysten behaupten, dass es durch die Fortsetzung
des Krieges in der Ukraine möglich sei, die Sicherheit des Kontinents zu
gewährleisten. Dies erklärte der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow gegenüber Reportern. Der Sprecher des Kremls sagte:
"Zu unserem Bedauern stellen wir fest, dass eine Reihe von Politikern,
Experten und Militärs der Überzeugung sind, dass die Sicherheit des Kontinents
nur durch die Fortsetzung des Krieges gewährleistet werden kann. Das ist ein
absurder Glaube, das ist eine Sackgasse des Denkens ‒ sowohl
militärisch als auch politisch."
Peskow erinnerte daran, dass sich der Kreml bereits
vor über einem Jahr zu diesem Thema geäußert hatte, als der russische Präsident
Wladimir Putin alle Beteiligten aufforderte, sich an den Verhandlungstisch zu
setzen, sich an "mehrere Jahrzehnte der schrittweisen Offensive der NATO
gegenüber Russland" zu erinnern und die russischen Anliegen zu erörtern.
Der russische Staatschef warnte auch, dass dies nicht ohne Folgen bleiben
könne, so Peskow. Er fügte hinzu: "Solche
Wahnvorstellungen führen dazu, dass die schreckliche Zeit, die wir gerade
durchmachen, weitergeht."
Auf die Frage, was der Kreml von den Berichten über US-amerikanische und
deutsche Panzerlieferungen an die Ukraine halte, antwortete Peskow,
es gebe derzeit in der US-Presse "eine Menge sich gegenseitig
ausschließender Erklärungen, Medienberichte und Lecks". Der Kreml-Sprecher
sagte: "Es ist klar, dass nicht alles so glatt läuft ‒
sowohl im Bündnis selbst als auch bei der Verfügbarkeit von Panzern. Ich
bin überzeugt, dass auch viele Experten die Absurdität dieser Idee verstehen:
Es ist einfach ein ziemlich misslungener Plan in Bezug auf technologische
Aspekte."
Alles in allem spreche dies für eine "sehr deutliche Überschätzung"
des Potenzials, das die ukrainischen Streitkräfte erhalten werden. Der Sprecher
des russischen Präsidenten erklärte:"Ein
weiteres Missverständnis, das ziemlich tiefgreifend ist. Die Panzer werden
genauso brennen wie alle anderen. Aber diese sind sehr teuer."
Am Vortag hatte der Spiegel berichtet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz nach langem
Zögern zugestimmt habe, der Ukraine mindestens eine Leopard-2A6-Panzerkompanie
zu liefern. In der Regel besteht eine Kompanie aus 14 Fahrzeugen. Zuvor hatten
sich die deutschen Behörden lange Zeit geweigert, Panzer an die Ukraine zu
liefern. Gleichzeitig schrieben die Süddeutsche Zeitung, ohne Quellenangabe, und das Wall Street Journal (WSJ)
unter Berufung auf hochrangige deutsche Offizielle, Berlin werde
der Lieferung von Leopard-Panzern nach Kiew zustimmen, sofern Washington
Abrams-Panzer in die Ukraine schicke. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung
bestätigte Biden in dem Gespräch nicht die Absicht, Abrams-Panzer zu entsenden.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte ihrerseits, dass
Entscheidungen über Waffenlieferungen an die Ukraine souveräne Entscheidungen
von Ländern seien.
The Wall Street Journal schrieb am 24. Januar, dass Washington schließlich
zugestimmt habe, M1 Abrams in die Ukraine zu schicken, allerdings nicht
diejenigen, welche schon bereitstehen und in den USA im Einsatz sind, sondern
neue, die erst noch hergestellt werden müssen. Der Zeitung zufolge werde Kiew
"mindestens 30 Panzer" erhalten, aber wahrscheinlich nicht bis zum
Frühjahr, wenn eine neue Runde aktiver Kampfhandlungen in der Ukraine beginnen
könnte, sondern "über viele Monate, wenn nicht Jahre". Ein Sprecher
des Pentagons, Brigadegeneral Patrick Ryder, lehnte es bei einem Briefing am
24. Januar ab, Fragen zu den US-Panzern zu beantworten, und sagte, er habe im
Moment keine neuen Informationen für Journalisten.
Auch The New York Times schrieb unter Berufung auf ungenannte US-Beamte, dass die
Verlegung der an die Ukraine gelieferten Abrams-Panzer auf das Schlachtfeld
Jahre dauern könnte. Es würde zu viel Zeit, Treibstoff und Ersatzteile
benötigen, um die Panzer und andere gepanzerte Ausrüstung zum Schlachtfeld zu
bringen, so die Gesprächspartner der Zeitung.
Der Kreml hatte zuvor erklärt, dass die Lieferung von Panzern durch westliche
Länder "der Ukraine und dem ukrainischen Volk zusätzliche Probleme
bereiten" und nichts "an den Fortschritten der russischen Seite bei
der Erreichung ihrer Ziele" ändern würde.
https://meinungsfreiheit.rtde.life/russland/160963-kreml-sieht-risiko-anhaltenden-schrecklichen/ 25.1.2023