Wer – von denen die über ihn schreiben
und reden - kennt Wladimir Putin persönlich? Sie kennt ihn. Hier ihr Bericht. Hartmut
Beyerl HB
Sharon
Tennison, Präsidentin der CCI, einer amerikanischen NGO, und Autorin (The Power of Impossible Ideas: Ordinary Citizens'
Extraordinary Efforts to Avert International Crises) kannte Wladimir
Putin schon als noch niemand wusste, dass er jemals Präsident Russlands wird.
CCI hat fast 7.000 russische Unternehmer ausgebildet, die aus mehr als 600
russischen Orten kommen. Viele Tausend haben allein in Russland von den
Programmen des CCI profitiert. 25.000 Freiwillige arbeiten bei CCI in 45
US-Bundesstaaten.
Wir sind ihr sehr dankbar, Sharon hat "Hinter der Fichte" die
Genehmigung zur Übersetzung und Veröffentlichung ihres Berichtes in Deutsch
erteilt.
Liebe Sharon, danke für diese Aufklärung. Der Report wird selbst Ignoranten die
Augen öffnen. Ein Insider-Bericht, für uns alle; besonders aber für jene
deutschen Journalisten und die die heute eine Meinung über ihn haben, aber
Putin nie trafen.
Russland-Report: Putin, Von Sharon Tennison
Freunde und Kollegen, seit sich die Situation in der Ukraine verschlimmert,
ergießen sich skrupellose Falschinformation und Hype über Russland und Wladimir
Putin. Journalisten und Kommentatoren müssen das Internet und Wörterbücher
durchkämmen, um für beide mit boshaften neuen Beinamen aufzuwarten.
Wo immer ich in Amerika Präsentationen habe, die erste ominöse Frage beim
Frage-Antwort-Part ist immer „Was ist mit Putin?“ Es ist an der Zeit meine
folgenden Gedanken mitzuteilen:
Putin hat offensichtlich seine Schwächen und begeht Fehler. Nach meiner bisherigen
Erfahrung mit ihm und den Erfahrungen vertrauenswürdiger Leute, darunter
Offizielle der USA, die eng mit ihm über Jahre zusammengearbeitet haben, ist
Putin eher ein geradliniger, zuverlässiger und außergewöhnlich einfallsreicher
Mann. Er denkt und plant offensichtlich in großen Zeiträumen und hat unter
Beweis gestellt, daß er ein ausgezeichneter Analyst und Stratege ist. Er ist
eine Führungspersönlichkeit die still auf ihre Ziele hinarbeitet, unter Bergen
von Beschuldigungen und Mythen, die ihm ständig angeheftet wurden, seit er
Russlands zweiter Präsident wurde.
Ich habe im Stillen das Anwachsen der Dämonisierung Putins beobachtet, seit es
Anfang der 2000er Jahre begann – ich grübelte am Computer über meine Gedanken
und Bedenken nach, darauf hoffend, sie schließlich in einem Buch (welches 2011
veröffentlicht wurde) zusammenzufassen. Das Buch
erklärt meine Beobachtungen gründlicher als dieser Artikel. Wie andere die
direkte Erfahrungen mit diesem Mann machten, über den man wenig kennt, habe ich
vergeblich versucht zu vermeiden, als „Putin-Verteidigerin“ abgestempelt zu
werden.
Wenn jemand auch nur neutral ist, wird er von den Kolumnisten, der Medienmeute
als „nachsichtig mit Putin“ betrachtet; und von Durchschnittsbürgern die ihre
Nachrichten von CNN, Fox und MSNBC beziehen.
Ich gebe nicht vor, eine Expertin zu sein, nur eine Programmentwicklerin in
der UdSSR und Russland in den letzten 30 Jahren. Doch in dieser Zeit habe ich
weit mehr direkten Kontakt, bodenständigen Kontakt, mit Russen in allen 11
Zeitzonen gehabt als jeder der westlichen Reporter oder eigentlich jeder
westliche Amtsträger.
Ich war lange genug im Land, die russische Geschichte und Kultur zutiefst zu bedenken,
ihre Psyche und Verfasstheit zu studieren und die markanten Unterschiede der
Mentalität der Amerikaner und der Russen zu verstehen, die die Beziehungen mit
ihren Führern so komplizieren. Wie bei Charakteren in einer Familie oder einem
Bürgerverein oder einem Rathaus braucht es Verständnis und Kompromisse, um in
der Lage zu sein, funktionierende Beziehungen zu kreieren wenn die
Grundbedingungen verschieden sind. Washington war notorisch desinteressiert
daran, diese Unterschiede zu verstehen und zu versuchen den Russen
entgegenzukommen.
Zusätzlich zu meinen persönlichen Erfahrungen mit Putin, hatte ich Diskussionen
mit zahlreichen amerikanischen Offiziellen und US-Geschäftsleuten, die
jahrelange Erfahrungen aus der Arbeit mit ihm hatten – ich glaube, man kann
sicher sagen, keiner würde ihn als „brutal“ oder „gewalttätig“ beschreiben,
oder mit einem der anderen verleumderischen Adjektive oder Substantive die in
den Medien des Westens ständig benutzt werden.
Ich traf Putin Jahre bevor er überhaupt davon träumte Präsident Russlands zu
werden, als viele von uns in den 1990ern in St. Petersburg arbeiteten. Seit die
ganze Verunglimpfung startete war ich beinahe besessen davon, seinen Charakter
zu verstehen.
Ich glaube ich habe jede wichtige seiner Rede gelesen (inklusive des ganzen
Textes seiner jährlichen stundenlangen Telefon-„talk-ins“ mit russischen
Bürgern. Ich habe versucht festzustellen, ob er sich zum Schlechteren verändert
hat seit er zum Präsidenten befördert wurde oder ob er ein geradliniger Charakter
ist, in einer Rolle die er nie erwartet hat; der seinen puren Verstand benutzt,
um das Beste zu versuchen, wenn er mit Washington unter extrem schwierigen
Bedingungen verhandelt. Wenn Letzteres der Fall ist, und ich denke dem ist so,
sollte er hohe Noten für die vergangenen 14 Jahre bekommen.
Es ist kein Zufall, dass Forbes ihn zum mächtigsten Führer der Welt 2013
erklärte, und er Obama verdrängte, der den Titel 2012 erhielt. Das Folgende ist
meine eigene persönliche Erfahrung mit Putin.
Es war im Jahre 1992: Es war zwei Jahre nach der Implosion des
Kommunismus, der Ort St. Petersburg. Seit Jahren hatte ich Programme zur
Öffnung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern entwickelt und hoffentlich
den sowjetischen Menschen zu helfen ihre verwurzelte Obrigkeitsmentalität zu
überwinden. Eine neue Programmmöglichkeit tauchte in meinem Kopf auf. Da ich
erwartete, eine Unterschrift aus dem Marienskij-Rathaus würde erforderlich,
wurde ein Termin gemacht.
Mein Freund Wolodja Shestjakow und ich erschienen an einem Seiteneingang des
Marienskij-Gebäudes. Wir fanden uns wieder in einem kleinen mattbraunen Büro,
einem eher dünnen unauffälligen Mann in einem braunen Anzug gegenüber. Er
fragte nach dem Grund meines Kommens. Nachdem er meinen Vorschlag überflogen hatte,
stellte er gescheite Fragen. Nach jeder meiner Antworten stellte er die nächste
treffende Frage. Mir wurde bewusst, dieser Interviewer unterschied sich von
anderen sowjetischen Bürokraten die mit Ausländern stets in freundschaftliche
Unterhaltungen zu verfallen schienen, in der Hoffnung auf Bestechungsgeld im
Austausch für das von den Amerikanern Gewünschte.
CCI
(Sharon Tenissons Organisation, HB) hatte das Prinzip, dass wir niemals,
niemals Bestechungsgeld geben. Dieser Bürokrat war offen, wißbegierig und von
distanziertem Verhalten. Nach mehr als einer Stunde sorgfältigen Fragens und
Antwortens erklärte er ruhig, er habe sich Mühe gegeben zu versuchen
festzustellen, ob der Vorschlag rechtmäßig war, aber leider sei er es zu dem
Zeitpunkt nicht. Ein paar nette Worte über den Vorschlag wurden geäußert, das
war’s. Einfach und freundlich zeigte er uns die Tür. Auf dem Gehweg sagte ich
zu meinem Kollegen: „Wolodja, das war das erste Mal wo wir mit einem
Sowjetbeamten verhandelten, der uns nicht nach einer Reise in die USA oder
etwas Wertvollem gefragt hat. Ich erinnere mich, wie ich im Sonnenlicht auf die
Visitenkarte sah; ich las „Wladimir Wladimirowitsch Putin.“
1994: US-Konsul Jack Gosnell schickte mir einen Hilferuf nach St.
Petersburg. 14 Kongressmitglieder und der neue amerikanische Botschafter in
Russland, Thomas Pickering, sollten die nächsten drei Tage nach St. Petersburg
kommen. Er benötigte umgehend Hilfe. Ich hastete rüber zum Konsulat und erfuhr,
dass Jack beabsichtigte, ich solle die vielversprechende Delegation und den
neuen Botschafter briefen. Ich war sprachlos, aber er bestand darauf. Sie kamen
aus Moskau und waren wütend darüber, wie US-Gelder dort vergeudet wurden. Jack
wollte, daß sie die guten Nachrichten über die Programme der CCI, die
ausgezeichnete Ergebnisse zeitigten, hörten.
In den nächsten 24 Stunden vereinbarten wir für die Würdenträger „Haus“-Treffen
in den kleinen Wohnungen eines Dutzend russischer Unternehmer. (Die Leute vom
State Department in St. Petersburg waren entgeistert, denn so etwas hatte es
vorher noch nie gegeben, aber Jack überstimmte sie.) Erst später, im Jahre
2000, erfuhr ich von Jacks früherer dreijähriger Erfahrung mit Wladimir Putin
in den 1990ern, während der die Stadt für Bürgermeister Sobtschak führte. Mehr
darüber weiter unten.
31. Dezember 1999: Ohne Vorwarnung machte Präsident Boris Jelzin zum
Jahreswechsel der Welt die Mitteilung, dass er vom nächsten Tag an sein Amt
aufgibt und Russland in die Hände eines unbekannten Wladimir Putin gäbe. Als
ich die Nachricht hörte, dachte ich sicherlich nicht an den Putin an den ich
mich erinnerte – der könnte niemals Russland führen. Ein Artikel in der New
York Times am nächsten Tag brachte ein Foto. Ja, es war derselbe Putin den ich
Jahre zuvor getroffen hatte! Ich war geschockt und bestürzt, und sagte
Freunden: „Das ist ein Desaster für Russland! Ich habe Zeit mit dem Burschen
verbracht, der ist zu introvertiert und zu intelligent – er wird niemals in der
Lage sein, eine Beziehung zu den russischen Massen herzustellen.“
Ich klagte: „Um Russland von den Knien hochzuholen müssen zwei Dinge passieren:
1. Die jungen arroganten Oligarchen müssen gewaltsam aus dem Kreml entfernt
werden, und 2. Es muß ein Weg gefunden werden, die Regionalfürsten
(Gouverneure) von ihren Lehnsgütern quer durch Rußlands 89er Regionen zu
entfernen.“ Es war mir klar, der Mann im braunen Anzug würde niemals die
Instinkte haben oder den Mumm, diese alles beherrschenden doppelten
Herausforderungen in Russland anzugehen.
Februar 2000: Beinahe sofort begann Putin sich der Oligarchen
anzunehmen. Im Februar kam die Frage der Oligarchen auf; er klärte das mit
einer Frage und der Antwort: „Was sollte die Beziehung zu den sogenannten
Oligarchen sein? Die gleiche wie zu jedem anderen. Die gleiche wie zum Besitzer
einer kleinen Bäckerei oder eines Schusterladens.“ Das war das erste Signal,
dass die Magnaten nicht mehr länger in der Lage sein würden, gesetzliche
Vorschriften zur Schau zu stellen, oder mit besonderen Zugang zum Kreml zu
rechnen.
Das machte auch die Kapitalisten des Westens nervös. Schließlich waren diese
Oligarchen vermögende Geschäftsleute – gute Kapitalisten, auch wenn sie ihre
Unternehmen illegal erhielten und ihre Profite in Offshore-Banken bunkerten.
Vier Monate später berief Putin ein Treffen mit den Oligarchen ein und bot
ihnen einen Deal an: Sie könnten ihre illegal gewonnenen,
vermögenproduzierenden sowjetischen Unternehmen behalten und sie würden nicht
verstaatlicht… WENN Steuern auf ihre Erträge bezahlt würden und wenn sie sich
persönlich aus der Politik heraushalten. Das war die erste von Putins
„eleganten Lösungen“ für die beinahe unlösbaren Herausforderungen, denen sich
das neue Rußland gegenüber sah. Aber dieser Deal brachte Putin ins Fadenkreuz
der US-Medien und –Offiziellen, die nun begannen, sich für die Oligarchen
einzusetzen, insbesondere für Michail Chodorkowski.
Der wurde nun hochpolitisch, zahlte keine Steuern, und war - bevor ergriffen
und eingesperrt - dabei, einen Großteil von Russlands größter privater
Ölgesellschaft, Yukos Oil, an Exxon Mobil zu verkaufen. Leider wurde
Chodorkowski für US-Medien und -Regierungsapparat ein Märtyrer (und bleibt es
bis heute).
März 2000: Ich kam in St. Petersburg an. Eine
russische Freundin (eine Psychologin) seit 1983, kam zum üblichen Besuch. Meine
erste Frage war „Lena, was denkst Du über Euren neuen Präsidenten?“ Sie lachte
und erwiderte: „Wolodja! Ich bin mit ihm zur Schule gegangen.“ Sie begann ihn
zu beschreiben, als einen stillen Jungen, arm, der Kampfsport liebte, einer der
für Kinder eintrat die auf dem Schulhof schikaniert wurden. Sie erinnerte sich
an ihn als einen patriotischen Jugendlichen, der sich frühzeitig nach dem
Schulabschluß beim KGB bewarb. (Die schickten ihn weg und sagten ihm er solle
erst eine Ausbildung machen.) Er besuchte die Juristische Fakultät, bewarb sich
erneut und nun nahmen sie ihn. Ich muß seltsam geschaut haben, weil Lena sagte
„Sharon, zu jener Zeit haben wir alle den KGB verehrt und geglaubt, dass alle
die dort arbeiteten Patrioten waren und das Land sicherten. Wir dachten es war
natürlich für Wolodja, diese Karriere zu wählen.
Meine nächste Frage war: „Was denkst Du wird er mit Jelzins Kriminellen im
Kreml tun?“ Sie zog sich die Jacke der Psychologin an, überlegte und antwortete:
„Sein normales Verhalten wird sein, sie eine Weile zu beobachten, um sicher zu
sein was vor sich geht, dann wird er ein paar Zeichen setzen und sie wissen
lassen, dass er sie beobachtet. Sollten sie nicht reagieren, wird er sie
persönlich ansprechen. Sollte sich das Verhalten nicht ändern – werden einige
im Gefängnis für ein paar Jahre landen.“ Ich gratulierte ihr per E-Mail, als
ihre Voraussagen begannen, in Echtzeit wahr zu werden.
Während der 2000er: St. Petersburgs viele Absolventen der CCI wurden
befragt um festzustellen, wie das „
Nächste Frage „So, und wieviel hat Sie das gekostet?” Sie entgegneten „Putin
hat nichts verlangt.“ Einer sagte „Wir sind zu Putin gegangen, weil andere, die
Registrierungen im Marienskij machten, „reich geworden waren auf ihrem Sessel.“
Ende 2000: In Putins erstem Jahr als Russlands Präsident erschien mir,
die US-Offiziellen vermuteten, er würde Amerikas Interessen entgegenstehen –
jede seiner Bewegungen wurde von den amerikanischen Medien infrage gestellt.
Ich konnte nicht verstehen warum und registrierte diese Vorkommnisse in meinem
Computer und Newslettern.
Im Jahr 2001: Jack Gosnell (der bereits erwähnte frühere
US-Generalkonsul) erklärte seine Beziehung zu Putin, als der Stellvertretender
Bürgermeister von St. Petersburg war. Beide arbeiteten eng bei der Schaffung
von Joint Ventures zusammen und anderen Wegen zur Förderung der Beziehungen
zwischen beiden Ländern. Jack berichtete, dass Putin immer geradezu war,
höflich und hilfsbereit. Als Putins Frau Ludmilla einen schweren Autounfall
hatte, nahm Jack sich die Freiheit (bevor er Putin informierte), Krankenhaus
und Flug für sie zu organisieren, damit sie in Finnland medizinische Fürsorge
bekommen konnte. Als Jack das Putin sagte, berichtete er, war Putin überwältigt
von der Großzügigkeit, aber schließlich sagte er, er könne den Gefallen nicht
annehmen, und dass Ludmilla in einem russischen Krankenhaus genesen werde. Sie
tat es – obwohl die medizinische Versorgung in Russland in den 90ern
schrecklich schlecht war.
Ein leitender CSIS*-Mitarbeiter mit dem ich in den 2000ern befreundet war,
arbeitete in den 1990ern eng mit Putin an einer Reihe von Joint Ventures
zusammen. Er berichtet, er habe keine Geschäfte mit Putin gehabt, die
fragwürdig gewesen wären; dass er ihn achte und glaube, Putin bekäme eine unverdient
mürrische Beurteilung in den US-Medien. Es ist Tatsache, er schloss seine Tür
bei CSIS als er über Putin sprach. Ich nahm an, seine Bemerkungen wären nicht
akzeptabel gewesen, wenn andere sie gehört hätten. (* „Center for Strategic and
International Studies“/CSIS, dt. “Zentrum für internationale und strategische
Studien“, ein Think Tank für Außenpolitik der
Vereinigten Staaten. HB)
Ein weiterer ehemaliger US-Beamter der ungenannt bleibt, ebenfalls mit engen
Arbeitsbeziehungen zu Putin, sagte, es gab nie eine Hinweis auf Bestechung,
Druck, nichts außer respektablem Verhalten und Hilfsbereitschaft.
Ich hatte in
2013 zwei Begegnungen mit Beamten des State Department bezüglich
Putins: Bei der ersten fühlte ich mich so frei, die Frage zu stellen, die ich
schon lange beantwortet haben wollte: „Wann wurde Putin für Washingtons Beamte
inakzeptabel und warum?“ Ohne Zögern kam die Antwort: „Die Messer wurden
gezückt als angekündigt wurde, Putin würde der nächste Präsident werden.“ Ich
fragte WARUM? Die Antwort: „Ich habe nie herausgefunden warum - vielleicht weil
er beim KGB war.“ Ich erklärte, dass Bush Nr. 1 der Chef der
Der zweite war ein früherer Mitarbeiter des State Department mit dem ich
kürzlich ein Radiointerview über Russland hatte. Als wir uns danach etwas
unterhielten, bemerkte ich: „Es könnte für Sie interessant sein zu wissen, dass
ich die Erfahrungen zahlreicher Leute mit Putin gesammelt habe, einige über
Jahre, und sie alle sagen, sie hätten keine negativen Erfahrungen mit Putin und
es gab keinen Beweis, dass der bestechlich gewesen wäre.“ Er gab hart zurück:
„Niemand war je in der Lage mit einem Bestechungsvorwurf gegen Putin zu
kommen.“
Von 2001 bis heute habe ich die negativen US-Medien-Montagen gegen Putin
beobachtet…sogar Vorwürfe von Morden, Vergiftungen und Hitler-Vergleiche.
Niemand hatte je konkrete Beweise für all diese Anklagen.
Ich bin durch Russland gereist – mehrere Male jedes Jahr - und habe die
allmählichen Veränderungen im Land unter Putins Obacht gesehen. Steuern wurden
gesenkt, Inflation verringert und Gesetze bedächtig eingeführt. Schulen und
Krankenhäuser wurden verbessert. Mittelständische Unternehmen wuchsen, die
Landwirtschaft zeigte Verbesserungen und die Geschäfte füllten sich mit
Lebensmitteln. Alkoholprobleme waren weniger zu sehen, Rauchen wurde in den
Gebäuden verboten und die Lebenserwartung begann zu steigen. Autobahnen wurden
durchs Land gebaut, neue Bahnstrecken, und moderne Züge tauchten selbst an
entfernten Orten auf und das Bankwesen wurde zuverlässig. Russland begann wie
ein respektables Land auszusehen – sicher noch nicht wie die Russen es sich in
der Zukunft erhoffen, aber zunehmend besser, zum ersten Mal in ihrer
Erinnerung.
Meine Reise 2013/2014 nach Russland: Zusätzlich zu St.
Petersburg und Moskau bereiste ich im September die Berge des Ural, verbrachte
Zeit in Jekaterinenburg, Tscheljabinsk und Perm. Wir reisten zwischen den
Städte mit Auto und Bahn – die Felder und Wälder sahen gesund aus, kleine
Städte trugen neue Farbe und Bauten zur Schau. Heute sehen Russen aus wie
Amerikaner (wir kriegen dieselben Kleider aus China). Die alten Chrustschow-Betonblockhäuser
machen Platz für neue ansehnliche mehrstöckige private Wohnkomplexe.
Geschäftshochhäuser, feine Hotels und großartige Restaurants sind nun
allgegenwärtig – und von normalen Russen besucht. Zwei- und dreistöckige
Privathäuser umgeben diese russischen Städte fern von Moskau.
Wir besuchten neue Museen, städtische Gebäude und riesige Supermärkte. Die
Strassen sind gut gepflegt und jetzt gut ausgezeichnet, Service Stationen sehen
aus wie die entlang der amerikanischen Highways.
Im Januar war ich in Nowosibirsk, weit in Sibirien, wo ähnlich moderne
Architektur zu bemerken ist. Die Straßen wurden durch ständiges Schneeräumen
befahrbar gehalten, moderne Beleuchtung hielt die Stadt die ganze Nacht hell,
Mengen an neuen Ampelanlagen (die die Sekunden bis zum Signalwechsel
runterzählen) sind aufgetaucht. Es ist erstaunlich welch großen Fortschritt
Russland in den letzten 14 Jahren gemacht hat, seit ein unbekannter Mann ohne
Erfahrung in die Präsidentschaft Russlands ging und ein Land übernahm, das
flach auf dem Bauch lag.
So, warum sind unsere Führer und Medien so herablassend und dämonisieren Putin
und Russland? / Reklamieren die zu viel, gleich Lady McBeth? / Psychologen
sagen uns, dass Menschen (und Länder?) auf andere projizieren was sie bei sich
selbst nicht sehen werden wollen. Andere tragen unseren „Schatten“, wenn wir
ablehnen ihn anzuerkennen. Wir verleihen anderen all die Charakterzüge die wir
zurückschrecken, bei uns selbst zuzugeben. / Könnte es das sein, weshalb wir
ständig etwas auszusetzen haben an Putin und Russland? / Könnte es sein, dass
wir auf Putin unsere eigenen Sünden und die unserer Führer projizieren? /
Könnte es sein, dass wir Russlands Korruption verurteilen, und so tun als ob
die Korruption innerhalb unserer eigenen Welt nicht existiert? / Könnte es
sein, dass wir deren Menschenrechts- und LGBT-Probleme verurteilen, und nicht
sehen, dass wir unsere eigenen nicht gelöst haben? / Könnte es sein, dass wir
Russland „die Wiedererschaffung der UdSSR“ vorwerfen, wegen unserer Taten, um
der „Hegemon“ der Welt zu bleiben? / Könnte es sein, dass wir nationalistische
Verhaltensweisen auf Russland projizieren, weil es das ist, was wir geworden
sind und wir uns dem nicht stellen wollen?
Könnte es sein, dass wir die Kriegstreiberei auf Russland schieben, wegen
dessen was wir in den vergangenen Administrationen getan haben?
Einige von Ihnen waren um Putin in den frühen Jahren herum. Bitte teilen Sie
ihre Meinungen, die Für und Wider…mit uns. Vertraulichkeit wird versichert. Es
ist wichtig, ein daraus zusammengesetztes Bild dieses dämonisierten Führers zu
entwickeln und das klarzubekommen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass 99% derer, die in den Mainstreammedien
kein gutes Haar an ihm lassen, überhaupt keinen persönlichen Kontakt mit ihm
hatten.
Die schreiben Artikel
vom Hörensagen, Gerüchten und Fabrikationen, oder sie lesen Skripts vor, die
andere ihnen auf den Teleprompter geschrieben haben. Das ist es wie unsere
Nation ihre „Nachrichten“ bekommt.
Es ist ein wohlbekannter Ethik-Kodex unter uns: Ist es die Wahrheit, ist es
fair, bringt es Freundschaft und Goodwill, und ist es vorteilhaft für alle
Beteiligten?
Es scheint mir, dass wenn die Führer unserer Nation verpflichtet wären, diese
vier Prinzipien in den internationalen Beziehungen anzuwenden; die Welt würde
in einer völlig anderen Art funktionieren und die Menschen quer über den
Planeten würden unter besseren Bedingungen als heute leben. Wie immer sind
wir dankbar für Ihre Kommentare. Bitte senden Sie diesen Bericht an so viele
Freunde und Kollegen wie möglich.
Sharon Tennison, Präsidentin und Gründerin Center for Citizen Initiatives
sharon@ccisf.org; www.ccisf.org
(in Überarbeitung) http://www.russiaotherpointsofview.com/2014/04/russia-report-putin-.html