Palästina : Präsident der Palästina-Behörde Abbas
Schachzug des Tages:
Abbas-Vorschlag
Die NATO-Truppen sollen bleiben, so lange sie
wollen, nicht nur an unseren östlichen Grenzen (zu Israel), sondern auch an den
westlichen, überall, warum nicht?« erklärte der Präsident der
Palästina-Behörde, Mahmud Abbas (Foto), in einem am Montag in der New York
Times veröffentlichten Interview. Es war seine Antwort auf die Frage des
Interviewers Thomas Friedman, wie er das Vertrauen der Israelis gewinnen wolle,
um ihnen im Fall des Abzugs ihrer Armee aus dem völkerrechtswidrig besetzten
Westjordanland die Angst vor neuen Angriffen zu nehmen. Das von Abbas
entwickelte Sicherheitsszenario sieht u.a. die komplette Entmilitarisierung des
neuen Palästina-Staates vor, der nur über eine eigene Polizei verfügen soll.
Alle Grenzen des Landes sollen demnach von US-geführten NATO-Truppen bewacht
werden. Innerhalb der nächsten fünf Jahre müßten sich die israelischen
Besatzungstruppen parallel zu den zionistischen Landräubersiedlern vollkommen
zurückziehen.
In der Vergangenheit ist hinter den Kulissen schon oft über ein solches
Szenario gesprochen worden, aber öffentlich vorgeschlagen hatte es bisher
keiner der Hauptakteure. Jetzt scheint ein Stein ins Rollen gebracht worden zu
sein. Der pro-israelische Friedman, der als »einflußreichster Kolumnist« der
USA gilt, äußerte sich in einem Kommentar positiv zum Abbas-Vorschlag und
erinnerte an Israels Ministerpräsident Ehud Olmert, der mit einer solchen
Lösung geliebäugelt haben soll. Auch in der NATO dürfte der Vorschlag sehr gut
ankommen, könnte sich doch das auf Angriffskriege spezialisierte Bündnis in
dieser religiös und politisch hoch emotionalisierten Krise nicht nur vor der
gesamten arabischen Welt als Friedensbringer profilieren. Allerdings würde
eine solche Lösung weitere israelische Überfälle sowie Land- und Wasserraub
enorm erschweren, weshalb von Olmert-Nachfolger Benjamin Netanjahu ein
»Nein« zu erwarten ist. (rwr)
http://www.jungewelt.de/2014/02-04/038.php, 4.2.14