Die Oktoberrevolution war die erste siegreiche sozialistische Revolution und war der praktische Ausdruck des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus

Rede der stv. KI-Vorsitzenden Selma Schacht auf der Feier „95 Jahre Oktoberrevolution“

Quelle: Kommunistische Initiative Österreichs 11.11.2012

Auf Kommunisten-online vom 12. November 2012 –

http://www.kommunisten-online.de/International/mautha3.jpgLiebe Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde!

Zum 95. Mal jährt sich heuer die Große Sozialistische Oktoberrevolution von 1917, das bislang bedeutendste positive Ereignis unserer Epoche.

Und diese Epoche ist die Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus. Dies galt bereits vor 1917 und es gilt auch nach den Jahren 1989/90/91 und nach dem Ende der UdSSR. Die Oktoberrevolution als erste siegreiche sozialistische Revolution war der praktische Ausdruck dessen.

Karl Marx und Friedrich Engels sind davon ausgegangen, dass die Revolution zunächst in den fortgeschrittensten kapitalistischen Ländern möglich sein würde, in Deutschland, Frankreich oder England. Doch der Übergang des Kapitalismus in sein imperialistisches Stadium brachte es mit sich, dass dieser zunächst an seinem schwächsten Kettenglied brechen sollte – in Russland. In einem Land also, das wohl seine kapitalistischen Zentren mit einer Millionenzahl an Arbeiterinnen und Arbeitern vorzuweisen hatte, das aber auch in weiten Teilen bäuerlich und agrarisch geprägt war.

Doch gerade diesbezüglich traten 1917 vier Faktoren zusammen, die diese Revolution erst ermöglichten:
- Der kapitalistische Grundwiderspruch zwischen Arbeiterklasse und Kapital,
- der Gegensatz der Bauernschaft zu den Grundbesitzern,
- die nationale Unterdrückung einer ganzen Reihe von Nationen und Nationalitäten durch den russischen Zarismus
- sowie die verheerenden Folgen des ersten Weltkrieges.

Die Bedürfnisse der Menschen nach sicherer Existenz, nach einer Bodenreform, nach Selbstbestimmung und nach Frieden setzten sich so von selbst auf die Tagesordnung. Doch nur eine politische Partei war in der Lage, darauf ihre Agenda aufzubauen, nämlich die Partei der Bolschewiki, die Partei Lenins. Ihre Losungen waren Brot, Frieden, Freiheit. Auf dieser Grundlage ist es ihr gelungen, die Massen zu mobilisieren, sie mehrheitlich hinter ihrer Linie zu sammeln und für die sozialistische Revolution zu gewinnen; mit ihnen den bewaffneten Aufstand siegreich durchzuführen, eine Volkregierung zu etablieren und eine sozialistische Republik zu schaffen und diese zu verteidigen.

Die Frage, die sich zwingend stellt, lautet: Warum ist dies den russischen Bolschewiki gelungen, während in anderen Ländern, namentlich auch im damals zweitschwächsten Kettenglied des Imperialismus, in Österreich, derartiges nicht möglich war?

Die Antwort ergibt sich in der Hauptsache durch die Existenz, den Charakter und die Strategie und Taktik der bolschewistischen Partei, wie sie von Wladimir Iljitsch Lenin geführt wurde.

Denn die Bolschewiki bildeten eine konsequent marxistische Partei, die sich nicht nur theoretisch-ideologisch, sondern auch organisatorisch vom Opportunismus, vom Revisionismus und Reformismus getrennt hatte. Die Existenz einer marxistischen Partei, die die Zusammenführung von wissenschaftlichem Sozialismus und Arbeiterbewegung bedeutet, ist für den Erfolg der sozialistischen Revolution, für die Überwindung des Kapitalismus und den Aufbau des Sozialismus unerlässlich.

Aufbauend auf diesem theoretischen Fundament war die bolschewistische Partei auch die einzige konsequent revolutionäre Partei Russlands. Ihre Strategie war darauf ausgerichtet, von der demokratischen Revolution, der Februarrevolution, zur sozialistischen Revolution überzugehen, die Kapitalisten und den Großgrundbesitz zu entmachten und die Diktatur des Proletariats zu errichten.

Als Partei der Arbeiterklasse arbeiteten die Bolschewiki unermüdlich für die Aufklärung und Mobilisierung der Massen, für die Verbreitung eines revolutionären Bewusstseins sowie für die Schulung und Organisierung der arbeitenden Menschen. Im Laufe des Jahres 1917 hatte sich die Mitgliederzahl der bolschewistischen Partei nahezu verzehnfacht und war auf eine Viertelmillion Menschen angewachsen.

Trotz der klaren Klassenorientierung erwies sich die bolschewistische Partei als bündnisfähig. Gerade das Bündnis der revolutionären organisierten Arbeiterklasse mit der Bauernschaft war mitentscheidend für den Sieg der Revolution und jenen im folgenden Bürgerkrieg. Die Bündnispolitik der revolutionären marxistischen Partei ist daher von nicht zu unterschätzender Bedeutung.

Die Bolschewiki waren also eine revolutionäre Kampfpartei der Arbeiterklasse, die auf dem Boden des Marxismus stand und von diesem aus wirkte, die mit den arbeitenden Massen verbunden war und eine gezielte Bündnispolitik betrieb. Ohne eine solche Partei – das ist eine der zentralsten Lehren der Oktoberrevolution – ist eine sozialistische Revolution oder überhaupt der Kampf um den Sozialismus unmöglich.

In Österreich gab es im Jahr 1917, vor 95 Jahren, eine solche Partei nicht. Die Sozialdemokratie verhinderte sogar die mögliche Revolution und rettete die österreichische Bourgeoisie vor dem Sozialismus. Als Konsequenz wurde 1918 die Kommunistische Partei Österreichs, die KPÖ, gegründet.

Heute müssen wir leider feststellen, dass es in Österreich wiederum keine revolutionäre marxistische Arbeiterpartei gibt. Die KPÖ ist zu einer bestenfalls revisionistischen, ansonsten reformistischen und linksbeliebigen Partei ohne Klassenorientierung verkommen. Wir wissen jedoch: Der Kampf um den Sozialismus und die Revolution benötigen eine Partei vom Typ der russischen Bolschewiki, freilich entsprechend den nationalen Besonderheiten und den Bedingungen des 21. Jahrhunderts.

Die Kommunistische Initiative hat daher in den letzten Monaten ihre Bemühungen um die Schaffung einer solchen Partei intensiviert und konkretisiert – und sie wird es weiterhin tun. Wer auf eine solche Partei verzichtet, nicht bereit ist, an ihrem Aufbau mitzuarbeiten, sich in ihr zu organisieren oder mit ihr in einem gemeinsamen Kampfbündnis aktiv zu werden - der oder die wird auch nichts mit der Revolution und dem Sozialismus zu schaffen haben, sondern eines Tages im Abseits oder sogar auf der falschen Seite der Barrikade stehen.

Es ist unsere Aufgabe – und niemand wird sie uns abnehmen –, dafür zu sorgen, dass zum nächsten runden, zum 100. Jahrestag der Oktoberrevolution in fünf Jahren, in Österreich wieder eine marxistisch-leninistische Partei der Arbeiterklasse existiert und dass unsere gemeinsame Arbeit mit Genossinnen und Genossen anderer Organisationen wie KOMintern und KJÖ verstärkt wird, um die Verankerung in und die Bildung der Arbeiterklasse zu intensivieren.