NATO-Marine übt für Ostseekrieg unter deutscher Führung

Mit rund 3.000 Soldaten aus 18 Staaten beginnt am Freitag in der Ostsee die Übung "Northern Coasts", bei der diesmal Deutschland das Kommando übernimmt. Einziger Ostsee-Anrainer, der nicht mit übt, ist Russland. Laut Marine richtet sich das Manöver aber nicht gegen Moskau.

Am Dienstag begann mit dem Einlaufen von mehr als 40 Schiffen in Kopenhagen bereits die 13. Auflage des Marine-Herbstmanövers "Northern Coasts", gefolgt von Konferenzen und anderen Veranstaltungen.

Am Freitag geht es in die "Seephase" über, bis zum 18. September proben im Übungsszenario Einheiten und 3.000 Soldaten aus 18 Nationen die Verteidigung einer Insel und den Schutz der Seewege in der westlichen Ostsee, wie es bei der Marine heißt, genauer, der Seewege zwischen Kiel und der dänischen Insel Bornholm.
Aus maritimer Sicht sprechen wir von der Ostsee als der nassen Flanke unseres Operationsgebietes", erklärt der deutsche Flottillenadmiral Stephan Haisch, der das Kommando in diesem Jahr innehat.
Bei "Northern Coasts", die seit 2007 jährlich unter wechselnder Leitung der jeweiligen Gastnation stattfindet, proben zusammen mit 15 NATO-Staaten auch die offiziell neutralen Nicht-NATO-Staaten Schweden, Finnland sowie die Schweiz. Die Bundeswehr stellt mit 1.300 Soldaten das größte Kontingent – und übernimmt auch das Kommando.

Szenario: Ein Anrainer bedroht den Frieden
Bei der aktuellen Übung wird ein Szenario geprobt, in dem ein Anrainer Ansprüche auf eine Insel eines anderen Staates erhebt und die Seewege bedroht – die "Lebensader vieler Bündnispartner", betont Flottillenadmiral Haisch, der den Verband aus der Operationszentrale der Marine in Glücksburg leitet. In diesem fiktiven Fall mit einem UN-Mandat ausgestattet, sollen die Schiffe und ihre Besatzungen nicht nur die Seewege schützen, auch "klassische" Aufgaben von See- und Seeluftstreitkräften im multinationalen Rahmen sollen geprobt werden.

Etwa 90 Kameraden unterstützen den Task Force Commander bei "Northern Coasts", davon 20 aus Partnernationen. Insgesamt kommen 47 Schiffe und Boote, ein U-Boot, sieben Flugzeuge sowie fünf Hubschrauber der Marine zum Übungseinsatz, bei dem unter anderem Minenabwehr, Seegefechte und U-Boot-Jagd geprobt werden. Als "besonderes Highlight" werde der Schutz von Konvois geprobt. Die Ostsee sei mit ihren Meerengen und Inseln sowie der geringen Wassertiefe ein anspruchsvolles Operationsgebiet. Man sei immer auf die enge Zusammenarbeit mit den anderen Einheiten angewiesen, so Haisch. Ausgenommen von der "Zusammenarbeit" ist jedoch der Ostsee-Anrainer Russland, womit ersichtlich zu sein scheint, wem die Rolle des Anrainers zufällt, gegen den die Militärübung sich richtet.

Probelauf nach den Trockenübungen
Haisch ist außerdem stellvertretender Kommandeur des Einsatzstabs der Deutschen Marine DEU MARFOR (für German Maritime Forces Staff), der im Januar dieses Jahres in Rostock aufgestellt wurde. Mit DEU MARFOR verfügt die Deutsche Marine erstmals über einen nationalen Stab mit internationalem Anteil, der maritime Operationen an der Nordflanke der NATO planen und führen kann. Dieser kann zu einem deutlich größeren internationalen Führungsstab anwachsen, heißt es bei der Marine.

Für Kommandeur Haisch und seinen Stab ist "Northern Coasts" ein erster Testlauf zur Führung eines maritimen Verbandes dieser Größenordnung:  „Wir haben nun als Stab erstmalig die Gelegenheit, uns in der Praxis zu beweisen. Das ist so ein bisschen wie die erste Fahrstunde nach Absolvieren der Theorieausbildung.“ Die Übung soll zeigen, was bei DEU MARFOR in Sachen Ausbildung, Ausrüstung oder Personal angepasst werden muss. „Das ist der erste Schritt zu einer späteren NATO-Zertifizierung des Stabes.“

Wie der Leiter der Pressestelle der Deutschen Marine, Kapitän zur See Johannes Dumrese, gegenüber RT Deutsch erklärte, heißt dies lediglich, dass somit eine Prüfung bestanden werde. Da man aber immer im Verband agiere, bedeute dies nicht, dass es künftig immer eine deutsche Leitung gebe. Angesprochen auf das aktuelle Szenario, betonte der Kapitän, dass der ausgeschlossene Anrainer nicht das Ziel der Übung sei, man richte sich nicht gegen Russland. „Wir üben in der Ostsee genauso, wie Russland es auch tut.“

Quelle: https://deutsch.rt.com/international/92043-northern-coasts-nato-marinemanoever-probt-ostseekrieg/  6.09.2019


                  Pentagon: USA üben im Herbst Krieg gegen Russland und China


In einer Reihe von Kriegsspielen im September und November sollen neue Schlachtpläne für den Kampf gegen China und Russland ausgewertet werden. Die Übungen stellen nur den jüngsten Schritt in den Bemühungen der USA dar, sich für einen Krieg mit China und Russland zu rüsten.
Laut Defense One unter Berufung auf Pentagon-Beamte sollen im September und November in einer Reihe von Militärübungen "neue Schlachtpläne für den Kampf gegen China und Russland ausgewertet" werden.

In der vergangenen Woche hatten der neue US-Verteidigungsminister Mark Esper und General Dunford, Generalstabs-Vorsitzender der US-Streitkräfte, in einem Briefing bereits angekündigt, dass in den kommenden Monaten Militärübungen stattfinden werden. Esper legte darin seine Prioritäten als Verteidigungsminister dar und erwähnte die vorrangigen Feindbilder der USA, welche teils bereits in der Nationalen Verteidigungsstrategie (National Defense Strategy, NDS) des Landes vorkommen.

Demnach modernisieren "strategische Konkurrenten" wie China und Russland ihre Streitkräfte, um die Vereinigten Staaten herauszufordern. Gleichzeitig "fördern regionale Gegner wie der Iran und Nordkorea weiterhin Instabilität", so Espers Version der internationalen Gefahrenlage. Esper erwähnte auch seine Reise im August in den Indopazifikraum – die Region sei ein Hauptschauplatz für die Interessen und Aktivitäten der USA. In dieser Prioritätenregion wolle man daher die Verteidigungsaktivitäten weiter ausbauen.

Seine nächste Reise führt Esper in dieser Woche nach Europa, wo er sich mit einigen NATO-Verbündeten treffen werde, „um die Haltung der USA in Europa und unsere laufenden Bemühungen zur Abschreckung der russischen Aggression zu diskutieren.“

General Dunford ging im Briefing außerdem auf die aktuellen Merkmale der strategischen Situation ein, unter anderem die Rückkehr des Großmachtwettbewerbs und die Veränderungen im Charakter des Krieges, auf die sich das US-Militär einstellen werde. 

Einen traditionellen Fokus auf operative Pläne für bestimmte Eventualitäten habe man hin zu Plänen verlagert, die sich global an jeder der in der NDS angesprochenen Herausforderungen orientieren: China, Russland, der Iran, Nordkorea und gewalttätigem Extremismus. Zudem sei eine Reihe global integrierter Übungen geplant und Ressourcen seien neu geordnet worden, um sie auf die Prioritäten der NDS auszurichten.

Wie Defense One schreibt, gab General Eric Wesley, stellvertretender Befehlshaber des US- Army Futures Command und Direktor des Futures and Concepts Center, bei einer Konferenz am Mittwoch den Fokus der Pläne im Hinblick auf China und Russland an: „Was wir nicht haben, ist ein Konzept, das genau und mit Präzision beschreibt, wie die Dienste gegen einen Konkurrenten kämpfen werden.“

Ein wichtiger Bestandteil des Global Integrated Wargame wird das Testen neuer Ausrüstung sein, damit Truppen verschiedener Militärs effizienter miteinander kommunizieren können. Wie Wesley sagt, benötige man eine andere Art von Kommando- und Kontroll-Struktur, wenn man alle Domänen schnell und kontinuierlich integrieren will, "um die Chancen auf einem sehr tödlichen Schlachtfeld zu nutzen". In einem Krieg mit Russland oder China, so Wesley, werde das Schlachtfeld "ausreichend hyperaktiv sein", während das Militär derzeit einen "industriellen Ansatz zur Synchronisation" anwendet.

Nach Einschätzung von Defense One stellen diese Übungen nur den jüngsten der Schritte dar, mit denen das Pentagon sich auf eine Zukunft vorbereitet, die einen "anspruchsvollen, hochmodernen Krieg mit Russland und China" beinhalten könnte, nachdem das US-Militär die letzten zwei Jahrzehnte damit verbracht hat, Bodenkämpfe gegen Aufständische im Nahen Osten und in Afghanistan zu führen.

Am Mittwoch begab sich der US-Verteidigungsminister auf seine Europareise mit Stationen in Deutschland, London und Paris. In Deutschland besucht Esper am Donnerstag Stuttgart, wo er sich mit den Kommandeuren der beiden US-Regionalkommandos, für Europa (EUCOM) und für Afrika (AFRICOM), trifft, nicht aber mit deutschen Regierungsvertretern.

Quelle: https://deutsch.rt.com/nordamerika/92027-pentagon-usa-ueben-krieg-gegen-russland-china/ 6.9.2019