NATO- Hat die NATO in Europa noch eine Berechtigung ?
Vernünftige Folge der US-Gesetzlosigkeit: Kein Platz für die NATO
von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait,
Juristin und Diplomatin a.D.
Schon der Titel des Kommentars von
Stefan Kornelius in der Süddeutschen Zeitung vom 25.6. ist daneben: "NATO
- Zurück auf Los". Wohin will denn das aggressivste Bündnis der Welt? Der
NATO-Journalist lässt wieder einmal die aktuelle Wirklichkeit beiseite.
Natürlich wurde die NATO mit dem Ende der Konfrontation der zwei Blöcke in
Europa völlig überflüssig. Selbst die Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen spielte öffentlich auf das Ende solcher Konfrontation an, um implizit die
aggressive Kalte-Kriegs-Haltung ihres US-amerikanischen Kollegen als grundlos
und ungerechtfertigt bloßzustellen, denn ohne konfrontative zwei Blöcke besteht
keine Rechtfertigung für die US-NATO. Was soll eigentlich ein bis zu den Zähnen
bewaffneter westlicher Block? Gerade darin besteht das Problem der NATO.
Sie musste seit der Auflösung des Warschauer Paktes und nach der Auflösung
der Sowjetunion 1991 immer neue Gegner maliziös erfinderisch konstruieren, um
sich selbst zu legitimieren, denn der Kommunismus war verschwunden.
Schon der Kommunismus war eigentlich niemals eine Gefahr, um einen solchen
Wahnsinn wie die NATO zu rechtfertigen. Der ganze Kalte Krieg war eine
verschwendete Zeit.
Verschwunden der Kommunismus,
wurde der Terrorismus, dann der Islamismus als Feind erfunden. Hauptsache: Die
NATO hat eine Aufgabe und der industrielle Militärkomplex behält seine
lukrativen NATO-Aufträge. Nach
der Wende 1991 sollte sie auf einmal außerhalb des Bündnisgebietes agieren
dürfen und können. NATO-Bomben auf Belgrad 1999, dann Europas größter
US-Militärstützpunkt im Kosovo, eine Provinz Serbiens, die als Folge von
NATO-Aggression widerrechtlich von Serbien abgetrennt wurde. Stabilität?
Sollen Leid, Tod und Flucht für
Kornelius Stabilität bedeuten? Nein, zur Stabilität hat die NATO nichts
beigetragen. Im Gegenteil. Sie führte mit ihrem aggressiven Verhalten zu
extremer Spannung und Instabilität, die Terrorismus und Islamophobie als
Legitimation für ihre Existenz sät.
Niemals sind Drohung und
militärische Stärke zum Schaffen von Stabilität von zivilen Gesellschaften geeignet.
Das Dritte Reich zeigt in aller Härte und im Extrem, wohin das führt. Gewalt,
militärische Drohung und gepanzerte Stärke schaffen tiefes Misstrauen und
Furcht bei der Bevölkerung, also keine Basis für eine transparente Kooperation
auf der Grundlage von gemeinsamen anerkannten Werten, die keine anderen sein
sollten als die zivilisierten Werte, die in der Friedensordnung der Vereinten
Nationen festgeschrieben sind.
Eine internationale Politik unter
der Dominanz des Gewaltfaktors hat keine Zukunft. …
So schlimm diese Realität ist, so
inakzeptabel ist sie für europäische Staatsmänner und Politiker mit Format, die
von Europa und von der Welt etwas anderes wollen, nämlich die Herrschaft
zivilisierter Normen, die das Miteinander unter Staaten und Nationen regieren
soll, insbesondere wenn die mächtigste Nation der Welt an der Demontage ihrer
eigenen Rechtsstaatlichkeit und Demokratie leidet. …Vom "Wert" eines
aggressiven und mörderischen Bündnisses zu schreiben, ist eine lancierte
Dummheit, eine verlogene Ablenkung, um sich nicht mit dem Hintergrund einer
zerfallenden EU und US-NATO zu befassen, weil diese Realität offenbar nicht zur
politischen Linie der Redaktion passt. Eine Linie, die der Süddeutschen Zeitung
den Ruf eingebracht hat, das Zentralorgan des Pentagon in Deutschland zu sein.
Stefan Kornelius, der seine Karriere nicht aufs Spiel setzen will, hält sich
treu daran. In seinen Artikeln kommt die NATO immer gut weg.
Für die Süddeutsche Zeitung darf
deshalb wohl nicht darüber geschrieben werden, dass eine gemeinsame
Sicherheitsarchitektur für ganz Europa, Russland eingeschlossen, von
Wladiwostok bis Lissabon auf der Tagesordnung steht, seit die Regierung von
Union und FDP diese Idee vom Planungsstab im Auswärtigen Amt ausarbeiten ließ.
Übrigens hat Außenminister Sergej Lawrow dieses unvollendete Projekt beleben
lassen. Innerhalb der CDU hat das Projekt eines gemeinsamen europäischen
Sicherheitssystems viele Anhänger; es wäre eine seriöse journalistische
Aufgabe, darüber zu berichten und gleichzeitig zu forschen, wer in der
Regierungskoalition dagegen opponiert und wieso. Hoch unverantwortlich ist es
jedoch, die gemeinsame europäische Sicherheitsordnung weiter zu
vernachlässigen.
US-Schoßhund-Politiker wie ein
Walter Steinmeier, ein Martin Schulz und irgendwelche anderen Kleingeister aus
dem SPD-Grünen-CDU-Lager erschrecken sich vielleicht wirklich vor der
staatsmännischen Haltung einer europäischen Führung, die den einzigen heute
bestehenden westlichen Hegemonialblock ohne Maske als Verfechter nackter
Gewaltpolitik bloßstellt und darauf entsprechend reagiert. Wahrscheinlich
dämmert auch der Verteidigungsministerin langsam, welche ungeheuerlichen
Ausmaße diese völkerrechtswidrige Gewaltpolitik erreicht und welchen Schaden
sie verursacht hat und selbstverständlich steigt in diesen Politikern Angst und
Unsicherheit darüber hoch, dieser Monsterpolitik gefolgt zu sein….. Niemals
zuvor, nicht einmal im Kalten Krieg hat die Welt erlebt, wie sich jetzt die
NATO unverfroren an die Grenze Russland annähert, sozusagen bis vor die
russische Haustür.
Und ein NATO-Sekretär glaubt,
Moskau müsse ganz ruhig bleiben, als ob die aggressive Drohgebärde ganz in
Ordnung sei? Wo leben diese Funktionäre und ihre journalistischen Sprachrohre
eigentlich? Aus ihrer Naivität wird offensichtlich pure Dummheit, eine
Beleidigung der Intelligenz eines jeden Zuschauers und Lesers.
Rund zwei Drittel der Deutschen
unterstützen laut Umfrage die Kritik Russlands an der US-Politik. Die deutsche
Bevölkerung lässt sich also nicht so einfach von ihrem normalen Verstand
abbringen.
Selbst in der USA, wo es einen
gebildeten Journalismus zur Ehre einer differenzierenden politischen
Intellektualität gibt, findet der Auftritt Russlands Verständnis. Die
selbstsichere Art von unabhängigem Journalismus ist immer noch ein
zuverlässiger Anker der amerikanischen Demokratie in den Vereinigten Staaten.
Es war die New York Times, die
die Reaktion des Kremls auf die Drohgebärde Washingtons veröffentlichte. Moskau
wird Iskander Raketen im Gebiet Kaliningrad stationieren, sollten die USA
Waffen in die Nähe der russischen Grenze bringen.
Iskander Raketen sind keine interkontinentalen
Raketen. Die europäischen Länder, die Verantwortung für die Gefährdung
Russlands tragen, sind sicherlich von dem Kreml im Visier.
NICHT DIE USA ,AUCH WENN SIE DIE
VORBEDACHTEN SPONSOREN SOLCHER FEINDSELIGEN AKTE GEGEN RUSSLAND SIND.
Die Reaktion des Kremls und ihr
Ton sind absolut berechtigt. Es ist eine schlagfertige Anklage und Reaktion auf
eine aggressive Außenpolitik der USA, die seit langem in der Gesetzlosigkeit
gelandet ist und zahlreiche Krisen überall in der Welt hervorruft und
verlängert, wie wir mit ihren schrecklichen humanitären Folgen alle täglich
sehen können. Wladimir Putin ist eine hervorragende europäische Persönlichkeit,
ein Gewinn für Europa, eine brillante und zugleich starke politische
Persönlichkeit. Seine Denkanstöße verdienen volle Unterstützung, weil er sich
zutreffend mutig und offen als einzige europäische Persönlichkeit gegen diese
ungeheuerliche unzulässige Außenpolitik der USA und ihrer Vasallen energisch
und entschlossen wehrt, eine US-Politik, die schon lange außer Kontrolle
geraten ist und generelle Unsicherheit schafft.
Wenn sich europäische Regierungen
noch einmal an der Seite der Irrationalität positionieren, ist diese Verirrung
nicht nur ein Verrat an der europäischen Sache, sondern eine beschämende
Feigheit, die sich in Aggression verwandelt, wenn sie sich mit der Brutalität
der NATO identifiziert, wie es vor kurzem nach der deutschen Einheit schon
geschehen ist, gegen alle Abkommen und gegen alle im guten Glauben gehaltenen
Erwartungen. Aber dieses Gesicht Europas wollen die Menschen in Europa nicht. …
Europa sollte seinem eigenen Takt
und seine eigenen Interessen folgen. Der wiederholte Rechtsbruch der USA mit
ihren aufgedeckten Spionageaktivitäten sowohl in Deutschland als auch in
Frankreich muss Konsequenzen haben.
Es handelt sich um einen
Wiederholungstäter, der nicht die Absicht hat, seine Rechtsbrüche einzustellen.
Das gilt noch viel stärker für den andauernden Verstoß gegen das Völkerrecht,
indem Atomwaffen in Europa vorrätig gehalten werden und die NATO weiterhin
droht, den atomaren Erstschlag ausführen zu können.
Seit dem einstimmigen Beschluss
des Internationalen Gerichtshof in Den Haag am 8.Juli 1996 ist die NATO wegen
ihrer nuklearen Bedrohungs- Strategie als illegal anzusehen. Die
NATO-Strategie, die auf den Besitz von Atomwaffen und ihrer Androhung besteht,
wurde einstimmig und eindeutig von dem Gerichtshof in Den Haag als illegal,
völkerrechtswidrig erklärt und gleichzeitig wurde die legale Pflicht aller
Staaten für eine allgemeine und totale nukleare Abrüstung angemahnt.
Aufgrund dessen erklärte ein deutscher
Richter, Amtsrichter Rainer Wolf aus Stuttgart, 8.12.1996, dass die Lagerung
von nuklearen Waffen in Europa der UN-Gerichtsresolution vom 8.Juli 1996 widerspricht. Seitdem ist die Verlässlichkeit der
Außenpolitik Europas infrage gestellt.
Europas NATO-Militärmanöver und
Operationen gefährden den Frieden, weil sie einen Konflikt eskalieren lassen
und begründetes Misstrauen säen. ….So einen auf Aggression und Vernichtung
ausgerichteten fremd befehligten Militärapparat braucht Europa bestimmt nicht.
Selbst das US-Establishment gibt
zu, dass die USA keinen Rivalen, keinen Gegner zu bekämpfen haben, weil es
diesen nicht gibt, sondern es darum geht, ihre imperiale Herrschaft zu erhalten
und auszubreiten. ….
Alle europäischen Länder, nicht
nur Griechenland, müssen ihre Militär-Ausgaben senken. Das müssen die Medien in
aller Klarheit begreifen und reflektieren. Aus dem einstimmigen Beschluss von
den Haag (8.7.1996) müssen Taten folgen…...
Das gilt nicht nur gegenüber der
US-geführten NATO sondern auch hinsichtlich der US-Spionageaktivitäten, die
sich gegen Europa richten. Die Tatsache, dass US-Regierungen die deutsche, die
französische, die europäische Rechtsordnung nicht respektieren, versetzt
Berlin, Paris, ja jede Regierung in Europa in die juristisch gut begründete
Lage, alle Vertragsverpflichtungen mit den USA auf seinem Territorium zu
überprüfen und gegebenenfalls mit sofortiger Wirkung aufzukündigen….
Irrtümer erkennen und korrigieren
erfordert Offenheit, Bescheidenheit im Geist und viel Mut, nicht nur für
Redaktionen, sondern an erster Stelle für die deutschen und EU-Machteliten. ….Diese
Auseinandersetzung ist lebenswichtig: Substantielle Differenzen zwischen den
Machthabern sind weder zu leugnen noch zu schonen. Wichtig ist, die
Zivilisation nicht weiter zu demontieren, um eine humane Gegenwart und eine
humane Zukunft, eine gerechte und demokratische Weltordnung zu ermöglichen.
Erforderlich ist eine mutige Debatte zwischen gestandenen
Führungspersönlichkeiten in Regierungen, Parlamenten und in Redaktionen. …
Die dominierenden Berliner
Kreise, die im alten für sie bequemen Denken verankert bleiben und weiterhin
den USA die Patronage über Europa als Protektorat überlassen wollen, müssen
endlich aus dem außenpolitischen Management verschwinden. Genauso wie im Weißen
Haus müssen auch in Berlin Beton-Köpfe rollen. Dafür gibt es schon Kräfte, die
sich endlich durchzusetzen haben. Auch die Medien sind an der Reihe, zur
Vernunft zu kommen. Genug mit der Unbildung, der bloßen Oberflächlichkeit und
intellektuellen Rückständigkeit, die wir täglich in deutschen Medien ertragen müssen…..
Es geht nicht darum, die eigene
Sichtweise dem anderen aufzuzwingen. Es geht darum, im Dialog aller Europäer
eine gemeinsame Sicherheitsordnung in Europa aufzubauen. Die USA und ihre NATO
haben dort keinen Platz.