Zu den Flüchtlingen aus Übersee
von Luz María De Stéfano
Zuloaga de Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D. am 19.5.15
Die aktuellen
Flüchtlingskatastrophen, die Europa seit langem mit der wachsenden Zahl von
Flüchtlingen aus Libyen, Syrien und dem Irak erlebt, sind Folge der
fehlgeschlagenen Außenpolitik der USA/EU/Deutschland, die gegen das Völkerrecht
und gegen das Grundgesetz verstößt. Aus diesem Rechtsbruch folgen alle
humanitären Katastrophen. Von Bürgerkrieg in Fall Syrien zu sprechen und zu
schreiben ist die Eskapade der führenden Medien, die die kriminelle
Intervention von fremden Mächten in der Region nicht anerkennen wollen. Diese
westliche Intervention schafft unendliche Kriege überall mit allen üblen Konsequenzen.
Die Mahnung von Brigitte Queck (3.2.14), Dipl. Staatswissenschaftlerin
Außenpolitik aus Potsdam, ist hier angebracht. Ihr Gedanke ist letztendlich
wohl auch im Bundeskanzleramt aufgekommen und hat es realistisch werden lassen:
<Bürgerkriege münden oft in
von den US/NATO gewollten Aggressionskriege.
Angesichts bestehender
internationaler Rechtsnormen, wie das Prinzip der Nichteinmischung in die
inneren Angelegenheiten von Staaten, Artikel 2, Ziffer 5 der UNO-Charta, die
... von führenden westlichen Politikern gebrochen werden, fragt man sich, wo
die Stimmen der Völkerrechtler in Deutschland bleiben.
Zur Flüchtlingskatastrophe
treffen sich die Außenminister mit den Verteidigungsministern in Brüssel am
18.5., und diskutieren, ob Gewalt angewendet werden soll und darf. Abstoßend
und vollkommen absurd zugleich! "Völlig irrig wäre die Vermutung, dass
hier Schiffe beschossen würden, die Flüchtlinge transportieren..."
kommentiert völlig zutreffend Stefan Kornelius den ungeheuerlichen Irrsinn führender
EU-Politiker. ("Flüchtlinge - Einsatz ohne Plan" von Stefan
Kornelius, SZ, 19.5.) Das Gebot zur Menschlichkeit ist bei Europäern blamabel
verlorengegangen.
Hätte die EU mit der Regierung in
Syrien zusammengearbeitet, gäbe es die Flüchtlingsströme nicht. Niemand
verlässt seine Heimat einfach freiwillig, auch Syrer nicht. Freiwillig wollen
sie in ihre Heimat zurückkehren.
In der Kette von 1914 bis 1939,
weiter zur NATO-Aggression 1998/99 gegen Belgrad und zur aktuellen Aggression
gegen Syrien und gegen die Ukraine ist derselbe verhängnisvolle Ungeist
erkennbar. Zwar verabschiedeten Michail Gorbatschow und Helmut Kohl eine
gemeinsame Erklärung , alle Völker hätten das Recht, "ihr Schicksal frei
zu bestimmen", (13.Juni 1989) diese Erklärung blieb aber nicht nur
unerfüllt, sondern absolut missachtet.
Deutschland respektiert nicht die
Grundsätze der Vereinten Nationen als Fundament für den Weltfrieden, nicht
einmal sein eigenes Grundgesetz. Daraus folgen alle aktuellen humanitären
Flüchtlingsprobleme.
Amerikaner und Europäer haben mit
ihrer Waffenhilfe Terror und Gewalt geschaffen und verlängern ihn mit allen
unmenschlichen Folgen von hunderttausenden Toten, Destruktion von
Kultur-Staaten, Vernichtung und Millionen Flüchtlingen. Diese höchst kriminelle
Politik zeigt eine Statistik der Schande für Europa. Nun will die EU
militärisch vorgehen!
Frankreich hat sich mit seinen
neokolonialistischen grausamen Aggressionen im Nahen Osten bis auf die Knochen
blamiert. Schon mit seinem Bomben-Terror gegen Libyen 2011 verspielte
Frankreich jeden Einfluss im Nahen Osten - definitiv genauso wie sein
krimineller Mentor, die USA. Präsident Francois Hollande und die Regierung
Frankreichs sind Teil des westlichen Interessengeflechts und Gangster-Systems.
Kein Wunder, dass Hollande sich nicht von dem Unfug seines Vorgängers hat
völlig distanzieren können. Niemand in Syrien will etwas von Frankreich hören.
In Frankreich selbst ist die Unterstützung des Präsidenten Hollande auf 15%
gesunken, während der syrische Präsident Baschar Al-Assad mit der Solidarität
seines Volkes rechnet: Fast 90% laut Umfrage. Am 3.Juni 2014 wurde der syrische
Präsident mit einer überwältigenden Mehrheit wiedergewählt. Welcher Präsident
eigentlich zu gehen hat, sollte demnach für jeden klar sein. Diese Tatsache ist
aber ein Dorn im Auge deutscher Redakteure und Politiker, die sich anmaßend als
Herren und Richter über andere Völker aufspielen. Sanktionen gegen Syrien sind
schädlich für die Menschen und schändlich für den inhumanen Westen.
Sanktions- und Gewaltpolitik
haben aufzuhören. Es ist an der Zeit, sich der aktuellen Herausforderung zu
stellen und die Realität ehrlich wahrzunehmen: Entweder weiter an der Seite der
Vernichtung durch Gewalt und Terror zu bleiben oder zu einer zivilisierten
Politik umzukehren.
Eine neue Ordnung der Beziehungen
zwischen Deutschland-Europa und den USA ist nur möglich, wenn Deutschland bzw.
Europa auf der gegebenen Grundlage der Vereinten Nationen (keine Gefolgschaft
den USA) gemäß dem gemeinsamen Ziel des Weltfriedens (keine Weltherrschaft)
seine Außenpolitik überdenkt und neu strukturiert. Die ständigen Bemühungen um
den Weltfrieden werden immer das Leitmotiv und Zweck der
Weltstaatengemeinschaft und der Weltdiplomatie bleiben. Inzwischen ist es wohl
fast jedem hierzulande klar geworden, dass es nur Probleme schafft, sich weiter
unter US-amerikanischem Einfluss manövrieren zu lassen.
Die Weltpolitik braucht keinen
Weltherrscher, sie hat ihn niemals gebraucht. Für deutsche Politik-Cliquen war
es einfach, zuerst dem Hitler-Diktat und dann dem US-Diktat zu folgen. Einfach,
aber vor allem bequem. Sie brauchten sich keine Gedanken über die eigene
Gestaltung internationaler Beziehungen zu machen, denn in beiden Fällen galt
lediglich die bedingungs- und bedenkenlose Unterordnung und Gefolgschaft. Nach
dem Nazi-Verbrecherregime war sicherlich die volle Anpassung und Ergebenheit
gegenüber dem neuen Weltherrscher, nämlich dem US-Hegemon eine
"moralische" Pflicht, denn die Amerikaner waren die "Guten"
gegen die bösen Nazis. Man versäumte es deshalb in der alten westdeutschen
Bundesrepublik, sich selbst ein Kriterium über richtig und falsch zu
entwickeln, über Recht und Unrecht. Die unterwürfige Haltung vor einer Führung
ging weiter, nur mit einem anderen Führer. Das kann man der Bundeskanzlerin
nicht anlasten. Die Unterwürfigkeit der CDU-CSU-SPD-Grünen Politiker und
Redakteure ist das Ergebnis ihres Umfelds und ihrer Herkunft in einem Land, das
jeden Bezug zur Zivilisation und Menschlichkeit unter Nazi-Deutschland
vollkommen verloren hatte. Der humanistische und christliche Geist ist entfernt
geblieben.
In einer multipolaren Welt gilt
der Ausgleich der unterschiedlichen Interessen durch die internationalen
Beziehungen, die sich in fortwährendem Dialog und Annäherung zwischen allen Staaten
manifestieren. Dazu gibt es internationale Regeln (UN-Charta und Verträge), die
von allen Beteiligten zu respektieren sind. Selbstverständlich schafft sich
Deutschland Ärger und Probleme für seine eigene Sicherheit, wenn es sich dort
einmischt, wo es sich nicht einmischen darf. Konkret gesagt, wenn es außerhalb
seiner Staatsgrenzen militärisch interveniert, also in Räumen, wo es ihm nach
internationalem Recht nicht erlaubt ist, zu intervenieren. Das verzerrte
Beispiel der USA ist eine reale abschreckende Mahnung für Deutschland und alle
Länder Europas, um dem unzulässigen verheerenden mörderischen US-Weg nicht
weiter zu folgen. Stimmt: Die USA wird als die größte Gefahr für die Welt
wahrgenommen. Heute sehen auch die Deutschen in den USA eine Bedrohung für den
Frieden. Aber diese Erkenntnis muss zu Schlussfolgerungen führen, um die
zukünftige Richtung sachlich zu erkennen.
Wenn fremde Mächte den Konflikt
befeuern, wie in Syrien, im Irak und in der Ukraine, also wenn es keinen
Friedenswillen, sondern Gewaltwillen gibt, ist Frieden natürlich unmöglich und
Flüchtlingsströme sind unausweichlich. Diese elementare Erkenntnis fehlt bei
Redaktionen vollkommen.
Die Außenpolitik der USA war
immer von militärischer Intervention geprägt. Die zeitgenössische US-amerikanische
Geschichte belegt es. Nach dem Korea-Krieg kam der Vietnam-Krieg. Mit Ronald
Reagan die US-militärische Invasion in Grenada 1983 und Bomben auf Libyen 1986,
als sich der deutsche FDP-Außenminister Hans-Dietrich Genscher im Flug nach
Washington befand, gerade um solche US-Bombardierung zu verhindern; mit George
Bush Sr. die US-militärische Invasion in Panama 1989 und der erste Irak-Krieg
1991 ("Operation Dessert Storm"), mit Bill Clinton Bomben auf
Jugoslawien 1999, mit George Bush Jr. Bombardierung Afghanistans 2001 und der
zweite Irak-Krieg 2003, mit Obama Libyen 2011 und der bereits mehr als drei
Jahre dauernde infame verdeckte Krieg gegen Syrien. Also alle US-amerikanischen
Präsidenten sind Interventionisten, weil das militärisch-industrielle System
dazu treibt.
Und Deutschland macht direkt oder
indirekt bei den US-Interventionen mit und ist mitverantwortlicher Verursacher
der aus diesen US-Interventionen entstehenden Flüchtlingskatastrophen. Die
andauernde vernichtende deutsche Militärpolitik ist endlich an den Pranger zu
stellen. Das ist eigentlich die Pflicht aller aufgeklärter Redakteure.
Politiker und Journalisten müssen die Grundsätze der Vereinten Nationen als
Fundament für den Weltfrieden respektieren und einhalten lernen, die Grundsätze
des Grundgesetz überhaupt. Redaktionen sollten aufhören, die verheerende
US-deutsche Außenpolitik, die den Völkern böses antut, zu verherrlichen oder
sie zu vertuschen. Sie sollten die Propaganda-Lügen, die solche Einsätze
benötigen, entlarven und sich nicht länger für ihre Verbreitung einspannen
lassen. Auf diese Weise kann die Presse dabei helfen, Deutschlands Außenpolitik
auf eine andere, humanitäre, konstruktive Basis zu stellen.
Wenn von der Leyen als
Bundesverteidigungsministerin, oder Außenminister Steinmeier in ihren
Statements, militärische Aktionen hinsichtlich der Schiffe mit Flüchtlingen in
Erwägung ziehen, sollten bei uns allen die Alarmglocken klingeln. Militärische
vernichtende Mittel sind seit den Haager Konventionen auszuschließen, die aus
der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg datieren. Man kann empirisch feststellen,
dass mit dem Fortgang und der Weiterentwicklung der Kriegstechnik immer wieder
und immer massiver gegen diese Haager Grundsätze verstoßen worden ist und
verstoßen wird ebenso wie gegen die Genfer Konventionen. Sind sich Politiker
darüber im klaren?
Was für ein Partner ist das, dem
sich europäische Regierungen bisher nicht entgegen zu stellen wagen, damit die
Ursache für die Flüchtlingsströme nach Europa beseitigt werden kann. Die grobe
Äußerung einer Vizeaußenministerin Nuland über Europa ist dazu ein Augenöffner,
denn sie ist keine Ausnahme. Nicht zu vergessen, wie der US-Außenminister John
Kerry auf der Genfer Syrien-Friedenskonferenz am 22.1.14 gebrüllt hat. Ein
US-Außenminister, der seine schlechte Sache verloren sieht, zeigt sich
außerstande, sich der Realität mit Ehrlichkeit, pragmatischer Richtigstellung
und Noblesse zu stellen, sondern verliert beschämenderweise jede Contenance und
fängt an, in aller Öffentlichkeit zu brüllen. Genau dass passt in das Bild, was
man von den Yankees hat, die sich in schlechter Cowboy-Manier in der Welt
präsentieren. Ohne Anstand, ohne Respekt für andere Menschen und Sitten maßen
sie sich an, ihren unverschämten Kommandoton zu erheben, zu brüllen und zu
fluchen, wenn sie auf Widerstand stoßen. Unkultiviert zeigen diese Sorte
US-Amerikaner Missachtung, nicht nur vor der Bundeskanzlerin, sondern vor
Europa insgesamt.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel
erklärte, sie halte die Äußerung aus dem State Department für "absolut
inakzeptabel". Sie drückt damit eine besonders scharfe Missbilligung aus,
gerichtet an die USA. In Bezug auf den Rechtsbruch der USA bei ihrer
überzogenen Spionage hat sich die Kanzlerin auch klipp und klar ausgesprochen:
"Auf deutschem Boden hat man sich an deutsches Recht zu halten. Bei uns,
in Deutschland und Europa gilt nicht das Recht des Stärkeren, sondern die
Stärke des Rechts." So die deutsche Kanzlerin Merkel. (ZDF-Berlin Direkt,
17.5.) Es sind Journalisten und inkompetente Außenpolitiker diejenigen, die
gegenüber der inakzeptablen amerikanischen Grobheit nicht angemessen reagieren
und keine Würde als Europäer zeigen. Eine Renaissance der Beziehungen mit
Washington auf vertraulicher Basis ist derzeit unwahrscheinlich.
Das Problem gleichwertiger
Beziehungen mit den USA beruht auf der US-Sondervorstellung von
"Moral", Demokratie und Freiheit, nämlich die totale Unterwerfung
unter den US-Willen und Führung. Ist die US-Regierung, ist der US-Außenminister
nicht ein Freund der korruptesten Männer, die zuerst in Syrien und dann in der
Ukraine agieren und agitieren? Haben die USA nicht fortwährend sowohl gegen
Syrien als auch gegen die Ukraine konspiriert? Die Komplizen des
US-Außenministers sollten sich hüten, dass sie sich nicht, in dem sie andere
schützen, selbst verurteilen. Die Namen von John Kerry und diejenigen in seiner
schamlosen europäischen Gefolgschaftsclique werden als Schandfleck für ihr
jeweiliges Land in die Geschichte eingehen. Die US-Regierung mit ihren Repräsentanten
sind dabei, jedes Gewissen abtöten zu wollen. Deshalb ist die Anklage der Liga
für Menschenrechte gegen die Bundesregierung vom 3.2.14 ein wichtiger Anfang
für das erforderliche Stoppen des Welt-Diktators. Er muss wissen, dass Europa
und die Welt nicht mehr nach seiner Pfeife tanzen. Weitere Anklagen müssen
folgen, und zwar gegen die Hauptverbrecher, nämlich die Mitglieder der
US-Regierung, die den Takt vorgeben. Die deutsche Bundesregierung, und zwar
ihre Vertreter, können die Bestechung, und Erpressung durch den Supermacht-Boss
USA als mildernde Umstände geltend machen. Es liegt an der Bundesanwaltschaft,
Klarheit über diese erbärmliche Lage zu schaffen. "Edward Snowden hat die
Welt ein Stück weit verändert. Und jede weitere Wendung ... sollte Anlass sein,
unser Verhältnis zu den Vereinigten Staaten zu überdenken....Aus den deutlichen
Warnsignalen wurden keine Konsequenzen gezogen." Der ehemalige
FDP-Bundesinnenminister, Gerhart Baum, trifft mit diesen Worten den Nagel auf
dem Kopf in seinem Beitrag unter der Rubrik "Außenansicht" für die
Süddeutsche Zeitung: "Im Jahr drei nach Snowden" (SZ,18.5.)
Die Tatsache, dass US-Regierungen
die deutsche Rechtsordnung nicht respektieren, versetzt Berlin in die
juristisch gut begründete Lage, alle Vertragsverpflichtungen mit den USA auf
seinem Territorium zu überprüfen und gegebenenfalls mit sofortiger Wirkung
aufzukündigen. Ein Anliegen, das selbstverständlich die deutsche Kanzlerin zu
entscheiden und im Bundestag zu erklären hat.