Lawrow über Manöver
„Defender Europe“
„Vor
wem will sich Berlin mithilfe der Nato schützen“?
Moskau wird auf das Nato-Manöver „Defender Europe
2020“ reagieren, in dessen Rahmen Tausende Militärtechnikgeräte der
amerikanischen Armee sowie mehr als 20.000 US-Soldaten nach Europa gebracht
werden sollen. Dazu äußerte sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow
gegenüber der Zeitung „Rossijskaja Gaseta“.
„Insgesamt mehr als 40.000 Menschen werden sich an
diesem Manöver beteiligen“, so Lawrow in einem Interview mit der russischen
Zeitung.
„Natürlich werden wir reagieren. Wir können keine Prozesse ignorieren, die uns
große Sorgen bereiten. Aber wir werden so reagieren, dass dadurch keine
überflüssigen Risiken entstehen“, erläuterte Russlands Außenminister. Ferner
betonte er, dass formal die Übungen als amerikanische deklariert worden seien,
„aber unter Einladung von anderen Nato-Mitgliedern und -Partnern“. „Ich weiß
nicht, woran das liegt, aber einer der möglichen Gründe ist der, dass es für die
Amerikaner viel leichter ist, alles selbständig nach dem eigenen Schema zu
planen und umzusetzen und nicht einmal symbolisch durch irgendeine Art von
Nato-Disziplin verbunden zu sein.“
Lawrow unterstrich, dass man in der Nato die
Veranstaltung solcher Manöver mit der Erarbeitung der Verteidigung vor einem „aus
der Sicht des Nato-Militärpotentials vergleichbaren Gegner“ begründe. In
diesem Zusammenhang verwies der Außenminister auf offizielle ausländische
Angaben, wonach „nur europäische Nato-Mitglieder, ohne Rücksicht auf
amerikanische Ziffern, unsere Streitkräfte um mehr als das Doppelte“
übertreffen würden. „Wo sie einen vergleichbaren Gegner gefunden haben, weiß
ich nicht“, setzte Lawrow fort. Die Kreise, die die Durchführung solcher
unbegründeter Militärübungen in Europa initiieren würden, „wollen, dass
Gegenmaßnahmen folgen, was zu einer weiteren Verschärfung der Spannung führen
wird“.
Dabei gebe es einen „wesentlichen Aspekt“:
„Dass wir alles, was wir als Reaktion auf die Bedrohung der Sicherheit Russlands
durch die Nato unternehmen, nur auf unserem Territorium tun“. Genauso wie sich
alle russischen Atomwaffen, im Gegensatz zu den amerikanischen, auf „unserem
Territorium“ befinden, hob Lawrow hervor.
Darüber hinaus verwies der Diplomat darauf, dass es in
der EU eine kleine Gruppe von Ländern gebe, die historische Phobien in Bezug
auf Russland stärken und ständig zur Eindämmung Russlands sowie dazu aufrufen
würden, den Sanktionsdruck nicht zu mildern. „Aber plötzlich begann man die
Phobien und das Thema eines möglichen Angriffs auch öffentlich zu besprechen –
und auch Amtsleute eines Landes wie Deutschland“, so Lawrow.
„Vor einiger Zeit hatte Frankreichs Präsident E. Macron von der Notwendigkeit einer radikalen Nato-Reform
gesprochen, davon, dass bei der Allianz der, Hirntod‘ zu beobachten sei und man
etwas unternehmen solle. Können Sie sich erinnern, wie Berlin öffentlich mit
dieser Schlussfolgerung nicht einverstanden war? Mein Amtskollege, Deutschlands
Außenminister H. Maas sagte, dass sie mit Paris nicht einverstanden gewesen
seien. Bei ihnen ist es so, dass man, darunter auch Deutschland, die Nato
braucht, weil niemand außer der Allianz Deutschland schützen wird. Wir haben
uns sogleich bei Berlin erkundigt, vor wem sie sich mithilfe der Nato schützen
wollen. Sie haben darauf nichts geantwortet“, sagte Lawrow. „Danach wurde eine
ähnliche Erklärung aus dem Munde der Bundeskanzlerin Angela Merkel laut. Und
auch haben die deutschen Kollegen bislang nicht erläutern können, vor wem
Deutschland Angst hat.“
„Hirntod der Nato“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte
zuvor dem Militärbündnis den „Hirntod” bescheinigt. Aus seiner Sicht
werden strategische Entscheidungen ohne Koordinierung zwischen den USA und
anderen Verbündeten getroffen. Zudem plädierte er in einem Interview mit dem
Magazin „Economist“ für mehr europäische Eigenständigkeit und bezeichnete die
Vereinigten Staaten als keinen zuverlässigen Partner.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Macrons
Aussagen als überzogen zurückgewiesen. Sie warf Macron „drastische
Worte“ und einen unnötigen „Rundumschlag“ vor.
Der deutsche Außenminister, Heiko Maas, hatte als Antwort auf die scharfe
Nato-Kritik des französischen Staatschefs die Bildung einer
Expertenkommission vorgeschlagen, die
Reformvorschläge erarbeiten solle. Die Nato müsse konzeptionell
und politisch weiterentwickelt werden. Seinen Vorschlag präsentierte Maas am
20. November bei einem Nato-Treffen in Brüssel.
„Defender Europe 2020“
Das Manöver „Defender Europe 2020“ soll im April-Mai
stattfinden. Insgesamt nehmen an dem US-geführten Manöver „Defender Europe
2020“ 37.000 Soldaten aus 18 Staaten teil. Aus den USA werden dafür zusätzlich
20.000 Soldaten nach Europa kommen. Laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
ist das „die größte Entsendung von US-Truppen nach Europa seit mehr
als 25 Jahren“.
Quelle: https://de.sputniknews.com/politik/20200211326449610-berlin-nato-schutz-manoever-lawrow/11.2.2020
Dutzende deutsche Panzer an polnischem Bahnhof gefilmt – Video tausendfach
geteilt
US Defender Europe 2020 simuliert Krieg gegen Russland – auch wenn das
Gegenteil behauptet wird.