Ein Schandfleck über dem Judentum, jüdische
Geschichte und Ethik – britische Juden bedauern die Balfour-Erklärung
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Unabhängige jüdische Stimmen in
England haben eine große neue Video-Erklärung
über die Balfour-Erklärung abgegeben, an deren 100. Jahrestag wir im nächsten Monat erinnern und
Groß-Britannien aufrufen, mit dem
Dokument so umzugehen, dass die palästinensischen Rechte geachtet werden. Es
ist eine äußerst nachdenkliche Präsentation über die problematische Erklärung,
die besonders die schneidenden Beurteilungen von Jaqueline Rose, Avi Shlaim, Brian Klug und
Mir Weingarten herausstellen. Der größte Teil des Video beschreibt die
Geschichte und die Konsequenzen der Erklärung: den höheren Status, den man im
Dokument den Juden vor den
Palästinensern gewährt. (die Palästinenser werden als „ existierende
nicht-jüdische Gemeinschaft zitiert,
nicht mit Namen, die „zivile und
religiöse Rechte“ besitzen, während Juden genannt und ihnen nationale Rechte
gegeben werden) . Die Enteignung der Palästinenser (Shlaim nennt 730 000 Flüchtlinge der Nakba) , die
Konkretion der jüdischen Religion durch den Zionismus, als eine Art des
Glaubens, der mit dem tatsächlichen Land zu tun hat und die Katastrophe des
67er-Krieges und die Besatzung.
Die verschiedenen Stimmen vereinigen sich zu einem Crescendo und
verurteilen die Erklärung persönlich.
Klug sagt: Selbst wenn eure
Definition des Judentums national ist, eine von Volkszugehörigkeit
(Peoplehood)ist . so solltet ihr nur
dann eine Flagge hissen, wenn ihr sie mit gutem Gewissen für Gerechtigkeit
hissen könnt.Rabbi Howard Cooper betont
die Teilung innerhalb der jüdischen Gemeinde. „Da wir uns dem 100. Jahrestag
(der Balfour-Erklärung) nähern … ist es wirklich bedeutsam, dass es den Leuten klar wird, dass es da eine
leidenschaftliche Debatte innerhalb der jüdischen Welt rund um Israel gibt.
Klug: „ Die schlimmste Phase
der arabisch-jüdischen Konfrontation in modernen Zeiten beginnt mit der Balfour-Erklärung.“
Rose: Diese ist für mich eine
Tragödie. Die Juden gingen durch eine der schlimmsten Traumatas in der
Geschichte. Die Tragödie ist, dass sie zu einer anderen historischen
Ungerechtigkeit gegenüber einem anderen Volk führt. Rose erkennt die „
existenzielle Krise, die Juden in Europa erlitten und ihren legitimen Wunsch der Selbstbestimmung.
Aber sie sagt, „dass der Geist des Rechtes und der Gerechtigkeit, der ein Teil
der jüdischen Geschichte ist, es jetzt zum Imperativ macht, dass Juden
jetzt (dies laut und deutlich) aussprechen.“
Shlaim: „England sollte eine ehrliche
Erklärung über sein Versagen abgeben, „
die palästinensischen Rechte nicht geschützt zu haben. Und England sollte mit
der Tatsache übereinkommen, dass es eine zionistische Minderheit in die Lage
versetzte, systematisch ein ganzes Land zu übernehmen. Da gibt es nichts zu
feiern.
Klug: Wir brauchen eine
Zukunft, die für jeden sorgt und das steht nicht in der Balfour-Erklärung. Was
da gefeiert wird, ist ein Dokument, das in die falsche Richtung jeder
lebensfähigen Zukunft für alle Menschen zeigt, die in Palästina und Israel
leben.
Mir Weingarten, die in der
israelischen Armee gedient hat und dies bedauert, sagt: nichts wird sich
ändern, bis die Erklärung aufgelöst wird
und den Israelis beigebracht wird, dass die Palästinenser Rechte haben. Balfour
wird in triumphaler Weise in Israel dargestellt, doch die Israelis können nicht
sehen, dass andere Menschen auch Menschen mit Rechten sind.
Antony Lerman: dies ist ein
Schandfleck auf dem Judentum, auf der jüdischen Geschichte und der jüdischen
Ethik. Was mit der Balfour-Erklärung kam, ist etwas, über das sich Juden schämen sollten. Und wir sollten in der Lage
sein, etwas zu tun, das die Sache richtigstellt: wir sollten den Palästinensern
die Rechte geben, die sie verdienen.
Während der junge Barnaby Raine
sagte: Wir sehen eine bedeutende Veränderung im jüdischen Leben. Es gibt eine
Kluft zwischen den Generationen; junge Juden sehen bei den jüdischen Werten
eine „klaffende Ausnahme,“ wenn man mit den Marginalisierten steht, was die
schlechte Behandlung der Palästinenser betrifft.
Meine Bedenken über den
historischen Inhalt des Video sind die Bedenken über die Balfour-Konferenz in Princetown im letzten Mai (http://mondoweiss.net/2017/09/going-veg/) sie ließ den
Glauben über den Teil der imperialen Macht außen vor und zwar in der Rolle des jüdischen Einflusses während
des Weltkrieges, der Bedarf der imperialen Führer, Juden auf ihre Seite als
Aktivposten zu bekommen. Rose nannte drei Gründe für die koloniale Erklärung/
imperiale Motivation, um einen Fuß im Nahen Osten zu haben; Antisemitismus (um
die britischen Juden los zu werden); und auch Achtung vor dem Minderheitenstatus. Es hat nichts mit
jüdischer Agentur zu tun; es wird nichts davon erwähnt, dass die Deutschen und
die Britten bei der jüdischen Unterstützung im Wettbewerb miteinander stehen;
keine Rolle spielten jüdischer Finanziers
bei der Befreiung von Juden aus Osteuropa, einschließlich meines
Großvaters. Und was den kolonialen Impuls betraf, wollten die Briten 1947 aus Palästina raus. Aber die jüdische
Unterstützung für den Zionismus und das westliche jüdische Lobbying in ihrem
Auftrag involvierte große politische Spender bis auf diesen Tag.
(dt. E.Rohlfs)
Quelle: http://mondoweiss.net/2017/10/judaism-history-declaration/?utm