Ischinger zu Nord-Stream-2-Sanktionen:
„Ökonomisch Unsinn und würde politisch Porzellan
zerschlagen“
Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger hat sich in Berlin vor Journalisten gegen
Sanktionen gegen die russische Erdgas-Pipeline Nordstream
2 ausgesprochen. In der Bundespressekonferenz warnte Ischinger,
ein Ende von Nord Stream 2 wäre, nicht nur ökonomisch Unsinn, sondern man würde
auch politisch Porzellan zerschlagen.“
Wolfgang Ischinger sagte auf
die Frage einer russischen Korrespondentin, wie er zu den US-amerikanischen
Sanktionen gegen die Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 stehe:
„Unabhängig
von der Frage, ob man Nord Stream 2 gut oder schädlich für die Frage der
Abhängigkeit der Europäischen Union von Russland hält, würde ich es für falsch
halten, wenn ein Projekt, in das über fast zehn Jahre Milliarden investiert
wurden, abgewürgt würde. Das wäre zu diesem Zeitpunkt nicht nur ökonomisch
Unsinn, sondern man würde auch politisch Porzellan zerschlagen.“
Ischinger
stellte am Montag in Berlin das Programm der Münchner Sicherheitskonferenz
vor, die am Wochenende stattfinden wird. An der Konferenz wird von russischer
Seite Außenminister Sergej Lawrow teilnehmen. Nord Stream soll Thema einer
Diskussion sein, an der am Freitagmorgen in München auch der US-amerikanische
Energieminister Dan Brouillette teilnimmt.
© Sputnik / Igor Zarembo
Bevor neue US-Sanktionen kommen:
Europäische Investoren lassen Nord Stream 2 nicht im Stich
Nord Stream 2 ist eine Unterwasserleitung, die
russisches Erdgas durch die Ostsee in die EU bringen soll. Die Bundesrepublik
unterstützt das Projekt, das in Greifswald auf EU-Festland treffen soll.
Finanziert wird die Gasleitung vom russischen Konzern Gazprom
gemeinsam mit den europäischen Energiefirmen BASF/Wintershall, Engie, Uniper, OMV und Royal Dutch Shell. Im Dezember 2019 erließen die USA Sanktionen
gegen Nord Stream 2, die dazu führten, dass die Schweizer Firma Allseas die
Rohrverlegung in der Ostsee etwa 150 Kilometer vor Abschluss der
etwa 1250 Kilometer langen Leitung einstellte. Russland plant, die Verlegung
mit einem eigenen Schiff zu beenden. Die Eröffnung von Nord Stream 2 verzögert
sich dadurch wohl um etwa ein Jahr bis Anfang 2021.