Iran:
Trumps gescheiterter Statsstreich
von Eric Margolis Januar 2018
Hören Sie sich die staatlich "gelenkten" US-Medien in der
vergangenen Woche an, und Sie würden glauben, dass eine Reihe spontaner
Proteste gegen die Regierung im Iran ausgebrochen sind. Die Proteste, so
Präsident Donald Trump und seine israelischen Verbündeten, wurden verursacht
durch "Ärger über die Milliardenausgaben des Iran für Kriege in Syrien,
Irak und Libanon und durch die Unterstützung der palästinensischen Bewegung
Hamas". Trump twitterte, dass sich die Iraner endlich gegen das, wie er es
nannte, verhasste, brutale Regime auflehnten.
Nun ja, fabrizierte Nachrichten.
Die meisten Iraner waren
begeistert und stolz auf die Rolle ihrer Nation bei der Verhinderung von
US-Plänen, einen Großteil Syriens zu besetzen und die Regierung von Präsident
Bashar al-Assad zu stürzen.
Die andere Seite dieses langen Stellvertreterkrieges - die USA, Israel,
Saudi-Arabien und Großbritannien - schmerzte dagegen die Niederlage und sie
suchte nach Wegen, um Rache an dem hasserfüllten Trio Syrien, Iran und Russland
zu nehmen.
Interessanterweise stammt die so genannte Nachricht von Protesten gegen die
Militärausgaben des Iran offenbar nicht aus dem Iran, sondern aus Washington,
von wo aus sie weit und breit auf unsere staatlich gelenkten Medien verbreitet
wurde. Das war ungeschickt, aber die USA und Israel waren so begierig darauf,
mit dieser erfundenen guten Nachricht herauszubekommen, dass sie die Grundlagen
des Propagandamanagements vergaßen: Warten Sie auf das Ereignis, bevor Sie es
verkünden.
Was geschah eigentlich im Iran, wo mehr als 21 Demonstranten gewaltsam ums
Leben gekommen sind?
Als langjähriger iranischer
Beobachter erlaube ich mir, das zu erklären.
Unruhige Minderheitengruppen in den kurdischen, aserbaidschanischen und
sunnitischen arabischen Regionen des Iran, die weit entfernt von den
Großstädten liegen, demonstrieren und protestieren gegen schwere
wirtschaftliche Probleme.
Der Iran ist ein großes, ressourcenreiches Land mit 80 Millionen
Einwohnern, das boomt. Aber es steht unter einem wirtschaftlichen
Belagerungskrieg der USA und ihrer Verbündeten, seit ein Volksaufstand 1979 die
von den USA und Großbritannien unterstützte Monarchie stürzte, die die Nation
vergewaltigte und sie als Vasall der Westmächte hielt.
Die neue Islamische
Republik des Iran wurde als eine ernste Bedrohung für westliche und israelische
strategische und militärische Interessen angesehen (denken Sie an Saudi-Arabien).
Allein die Vorstellung, dass die Islamische Republik den Grundsätzen des Islam
folgen und Ölreichtum mit den Bedürftigen teilen würde, war ein Gräuel für
London und Washington.
Israels Geheimdienst Mossad leitete Irans gefürchtete, brutale Geheimpolizei
Savak. Die korrupte königliche Familie plünderte das Land und speicherte ihre
Beute in Kalifornien.
Der erste Akt des Westens war es, Saddam Husseins Irak dazu zu bewegen, im
September 1980 in den Iran einzudringen. Der Westen (einschließlich der
Golfaraber) bewaffnete, finanzierte und versorgte den Irak. Wie ich in Bagdad
entdeckte, versorgten Britannien und die USA den Irak mit Giftgas und
Biotoxinen. Nach acht Jahren sind 250.000 Iraker getötet worden, und fast eine
Million Iraner haben ihr Leben verloren.
Seit der islamischen
Revolution haben die USA, Großbritannien, Saudi-Arabien und die Golfaraber
versucht, die Regierung von Teheran zu stürzen und eine Konterrevolution
einzuleiten.
Die
Mobs von speziell
ausgebildeten anti-Mossadegh-Demonstranten strömten auf die Straßen Teherans.
Bomben gingen hoch. Armeekommandanten wurden bestochen, großzügige
Bestechungsgelder verteilt.
Der Staatsstreich von 1953
verlief perfekt. Mossadegh wurde mit Unterstützung von Armee und Savak entmachtet.
Irans Öl blieb sicher in westlichen Händen. Der erfolgreiche Aufstand im Iran
wurde zum Musterbeispiel für zukünftige "Farbrevolutionen" in
Georgien, der Ukraine, Aserbaidschan, Russland, Polen und Rumänien.
Aber im Jahr 2009 lief eine in den USA entwickelte Farbrevolution im Iran
völlig schief, obwohl sie die neuesten Künste der sozialen Medien nutzte, um
Demonstranten aufzuhetzen und auf die Straße zu schicken.
Etwas Ähnliches geschah am vergangenen Wochenende im Iran, wo Mobs von um
die 20 Personen, die von amerikanischen und britischen verdeckten sozialen
Medien angefeuert wurden, in die Straßen von heruntergekommenen Provinzstädten
strömten.
Dieser mittelgroße Aufstand
im Iran scheint bereits vorbei zu sein, könnte sich aber jederzeit wieder entzünden.
Junge Iraner, mindestens 40% der Bevölkerung, leiden unter 50%
Arbeitslosigkeit. Irans 11 Billionen Dollar-Wirtschaft ist extrem instabil und
in einigen Fällen kaum funktionsfähig nach Jahrzehnten von Wirtschaftskriegen
und Boykotten, die von den Vereinigten Staaten von Amerika organisiert wurden.
Die hohe Arbeitslosigkeit ist eine Folge des US-Wirtschaftskriegs und der
Einschüchterung anderer Länder, ja keine Geschäfte mit dem Iran zu machen, was
insgesamt 13% Arbeitslosigkeit und 40% Inflationsrate zur Folge hat. Letzteres
und die weit verbreitete Korruption waren der Funke, der die jüngsten Unruhen
entfachte.
In zwei Wochen muss Präsident Trump, der aus seinem Hass und seiner
Verachtung gegenüber Muslimen kein Geheimnis macht, wieder entscheiden, ob er
das multilaterale Kernenergieabkommen mit dem Iran bestätigt oder die
Forderungen Israels beherzigt und sich weigert, es zu bestätigen. Seine
Einstellung der US-Militärhilfe für das muslimische Pakistan in dieser Woche
verheißt nichts Gutes für den Iran.
Viele Iraner, die den
aktuellen atomaren Streit zwischen den USA und Nordkorea beobachten, werden
sich fragen, ob ihre Nation nicht besser beraten war, ihr Atomprogramm
fortzusetzen und die saudischen Ölfelder in Schach zu halten, um einen
US-Angriff zu verhindern. Trump's wilde, inkonsistente und oft infantile
Antworten zu diesem Thema machen die Dinge düsterer ... und immer gefährlicher.
Quelle:
https://deutsch.rt.com/meinung/63101-was-ist-los-in-iran/
------------------------------------------------------------------------------------------
Was ist los im Iran? Die Hintergründe der Proteste und
die westlichen Narrative (I)
4.01.2018
Quelle: Reuters © Lucy Nicholson
Nicht nur im Iran wird demonstriert, sondern unter anderem auch in den USA.
Die USA, Israel und die Saudis machen sich Sorgen um Demokratie und
Menschenrechte im Iran. Deutsche Staatsmedien leisten Schützenhilfe. Obwohl ein
Umsturz im Iran unwahrscheinlich ist, scheinen die Ereignisse Teil eines
größeren Plans gegen Teheran zu sein.
von Rainer Rupp
Wer immer noch glaubt, dass die allabendlich ausgestrahlten, so genannten
Nachrichtensendungen des ZDF - Spötter sprechen von "Zentralem
Dummfunk" - oder der ARD - auch gerne als "Allgemeiner
Regierungsdienst" geschmäht - tatsächlich Nachrichten liefern statt
Propaganda, der glaubt auch an die Glücksfee Merkel, dank deren Zauberkraft wir
"in Deutschland gut und gerne leben". Wer sich jedoch über aktuelle
Konfliktherde informieren will – wie derzeit über den Iran – der ist bei den
staatlichen Sendern fehl am Platz.
Allerdings sitzt in der Iranfrage die amtierende
Bundesregierung derzeit zwischen zwei Stühlen. Einerseits verweist die deutsche
Industrie seit der Aufhebung der UN-Nuklearsanktionen auf sehr verlockende
Großaufträge des kaufkraftstarken Öl- und Gasproduzenten Iran. Aber
andererseits will man es sich in Berlin mit der Anti-Iran-Achse aus Washington,
Israel und Saudi-Arabien nicht verderben. Diese
Unentschlossenheit wird auch in der aktuellen öffentlichen Berichterstattung
über Iran reflektiert. Zudem werden die Unruhen im Iran in den pro-israelisch
gestimmten Zirkeln in Washington immer noch anders bewertet als in Brüssel oder
Berlin.
Verhältnismäßige verbale
Zurückhaltung
Vor diesem Hintergrund hält sich die Intensität der medialen Hasspredigten
von ARD und ZDF gegen die "Machthaber" in Teheran noch einigermaßen
zurück. Die in solchen Fällen üblichen Steigerungsstufen wie
"Gewaltherrscher", "Schlächter" oder "neuer
Hitler" sind noch nicht erreicht. In den Redaktionsstuben der
Öffentlich-Rechtlichen wartet man offensichtlich noch, bis die politischen
Führungsstellen der so genannten Westlichen Wertegemeinschaft sich auf einen
gemeinsamen Kurs geeinigt und das Signal zum medialen Abschuss des
"Regimes in Teheran" gegeben haben, weil dieses "auf das eigene
Volk schießen lässt".
Bis zur endgültigen Positionierung der Bundesregierung will man sich jedoch
alle Türen offenhalten. Das erklärt, warum die "Nachrichten"-Macher
aus ARD und ZDF den interessierten, aber wenig sachkundigen Zuschauer oder
Leser mit einer Unmenge an Detailinformationen über den Iran bombardieren, was
den Eindruck einer umfassenden Information vermitteln soll, faktisch aber das
Gegenteil bewirkt. Im angelsächsischen Sprachgebrauch wird diese Methode als
"to blind someone with knowledge" bezeichnet - jemanden mit Wissen
blind machen.
Viele Daten, wenige
Zusammenhänge
Verfolgt man die derzeitige Iran-Berichterstattung in den
Öffentlich-Rechtlichen, überschütten diese den Zuschauer und Webseitenleser mit
Infohäppchen wie mit einer Unzahl von Puzzlesteinchen, für die es aber kein
Bild und keine Vorlage gibt und die folglich schwer einzuordnen sind. Zugleich
stiften sie durch falsche Schwerpunktsetzung und durch Auslassung wichtiger
Hintergründe zusätzlich Verwirrung. So werden z. B. die geopolitischen
Strippenzieher der Unruhen – vor allem die in Washington, Israel,
Saudi-Arabien, in Paris und London – entweder gar nicht erwähnt oder sie treten
als um Demokratie und Menschenrechte besorgte Politiker auf.
Die Berliner Rücksichtnahme auf Staaten, die im Nahen Osten um den ersten
Platz als politischer Sponsor, Financier und Ausbilder von ISIS oder anderen
islamistischen Terroristen rivalisieren, hat ihren guten Grund.
Schließlich steht die Sicherheit Israels ganz oben auf
der Liste der "nationalen Interessen" der Bundesregierung.
Auch der Vorbild-Staat für Demokratie und Menschenrechte, Saudi-Arabien,
ist Deutschlands "strategischer Partner" und vor allem die USA als unser
wichtigster NATO-Verbündeter sind bei den vielen noch geplanten imperialen
Abenteuern unverzichtbar.
Zum Verständnis der aktuellen Vorgänge im Iran ist es wichtig zu wissen,
dass die im Westen gängige Einteilung von politischen Parteien nach dem Rechts-Links-Schema
nicht anwendbar ist.
Als "links" werden im
Westen gemeinhin gesellschaftlich fortschrittliche Parteien bezeichnet, die
sich – je nach Ausrichtung - einer sozialen Markt- bis hin zu einer
sozialistischen Planwirtschaft verpflichtet fühlen. Das heißt: Sie streben ein
Wirtschaftssystem an, das vor allem der breiten Masse der unterer
Bevölkerungsschichten wirtschaftlich und kulturell zugutekommt.
Als "rechts" gelten Parteien, die gesellschaftlich konservativ
sind und der so genannten freien, d. h. der ungezügelten Marktwirtschaft den
Vorzug geben, die wiederum vor allem die besitzende Klasse, also die begüterte
Oberschicht und die reicheren Segmente der Mittelschicht begünstigt.
Rechts-Links-Achse nicht
auf Iran übertragbar
Die politischen Lager im Iran sehen dagegen ganz anders aus.
Die Konservativen, vor allem die religiösen Parteien,
sind kulturkonservativ, aber wirtschaftlich setzen sie sich für Programme
zugunsten der Unterschicht und der Armen ein. Ihre
Unterstützungsbasis finden die Konservativen in der Landbevölkerung, vor allem
unter den Landarbeitern sowie den Industriearbeitern und den ärmeren Schichten
der Stadtbewohner.
Der letzte
iranische Präsident, der aus diesen unteren Bevölkerungsschichten kam, war der
kulturpolitisch erzkonservative, aber sozialpolitisch scharf linke Mahmoud
Ahmadinedschad, der u. a. mit seiner Einführung von Barzahlungen an
Bedürftige für den Kauf von Nahrungsmittel und anderen lebenswichtigen Gütern
iranische Sozialgeschichte geschrieben hat.
Mit der Wahl des derzeitigen iranischen Präsidenten
Rohani kam ein Hoffnungsträger des Westens in Teheran an die Macht.
Er ist Mitglied des so genannten reformistischen Lagers, das seine
Unterstützungsbasis bei den "Bazaris" hat, den kleinen und großen
Kaufleuten und den anderen besitzenden Teilen der Gesellschaft hat. Kulturell
ist er relativ fortschrittlich, aber seine Wirtschaftspolitik ist im Grunde
neoliberal.
Der neue Haushalt, den Rohani jüngst für 2018
vorgelegt hat, schafft die meisten von den Ahmadinedschad-Subventionen für die
Armen wieder ab.
Dadurch würden die ohnehin bereits stark gestiegenen Preise für Treibstoff
und Grundnahrungsmittel um 25 bis 40 Prozent höher. Nachdem diese düsteren
Aussichten publik geworden waren, kam es zu den ersten großen Protesten am 28.
und 29. Dezember.
Proteste gegen soziale
Verschlechterungen nicht ungewöhnlich
Bei den Massenkundgebungen der letzten Tage im
Dezember 2017 richteten sich die mitgeführten Plakate und die skandierten
Slogans ausschließlich gegen die sozialen Kürzungen und einige andere
wirtschaftliche Entwicklungen.
Vereinzelt zielten Proteste auch
direkt auf Präsident Rohani und dessen Sozialabbau. Derartige Demos der
Unterschicht gegen soziale Missstände hat es im Lauf der letzten Jahrzehnte im
Iran immer wieder mal gegeben. Neu ist diesmal nur, dass gut organisierte
kleine Gruppen mit einer offensichtlich ganz anderen politischen Agenda
versucht haben, sich an die Spitze dieser Massendemonstrationen zu setzen und
diese für ihre Ziele zu instrumentalisieren.
Mit lautstarkem Skandieren von Slogans gegen das
iranische Regierungssystem und gegen Teherans starkes Militärengagement gegen
die sunnitischen Terrorgruppen im Irak und in Syrien haben diese kleinen
Gruppen versucht, der einheimischen und internationalen Öffentlichkeit den
Eindruck einer Massenbewegung vorzutäuschen.
Tatsächlich aber sind diesbezüglich die Mehrheitsverhältnisse in dem
80-Millionen-Volk Iran ganz anders verteilt. Jüngsten Umfragen zufolge ist
nämlich in den letzten 12 Monaten die Unterstützung der iranischen Bevölkerung
für die Militärhilfe ihres Landes im Irak und in Syrien kräftig gestiegen: Laut
Umfragen sagten knapp 68 Prozent, dass der Iran die Militärunterstützung gegen
ISIS und andere Gruppen islamistischer Terroristen sogar noch weiter erhöhen
sollte; vor einem Jahr waren das erst knapp 60 Prozent. Soweit eine grobe
Übersicht über die Lage.
Nun sollten wir uns mal anschauen, welches Bild z. B. der "Allgemeine
Regierungsdienst" ARD von der Lage im Iran zeichnet. Dort heißt es, dass
die Menschen zwar "über ihre wirtschaftliche Lage enttäuscht" seien,
sich aber "ihre Kritik [...] auch grundsätzlich gegen den herrschenden
Klerus richtet". Auf die selbst gestellte Frage "Was ist über die
Demonstranten im Iran bekannt?", gibt die Tagesschau-Webseite "Iran - Frage und
Antworten" gar nicht erst eine Antwort. Statt einer
gesellschaftspolitischen Analyse wird unter der Überschrift "Wer sind die
Demonstranten?" nur von einer "breiten iranischen
Öffentlichkeit" gefaselt, die vereint in ihren Protesten gegen die
Regierung sei.
Außenpolitik spielt
untergeordnete Rolle
In einem anderen Abschnitt vermittelt ARD zwar in korrekter Weise, dass
dabei "ursprünglich wirtschaftliche Themen im Mittelpunkt" standen.
"Der Unmut" habe sich "gegen die vergleichsweise hohe
Arbeitslosigkeit, Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln wie Eiern und einen
Vorschlag der Regierung, die Treibstoffpreise zu erhöhen", gerichtet.
Leider bleibt jegliche politische Analyse des Sozialabbaus aus. Stattdessen
vermittelt man sofort im Anschluss der Eindruck, dass alle
Massendemonstrationen sich dann auch gegen die Außenpolitik der Regierung in
Teheran gewandt haben. Im ARD-Originaltext heißt das so:
Später kamen politische Themen hinzu, etwa die Kritik am seit 1979
herrschenden Klerus. Einige Demonstranten zeigten sich erzürnt wegen der
finanziellen Hilfen für die Palästinenser und die Hisbollah-Miliz im Libanon.
Sie fordern von der Regierung, sich stattdessen auf innenpolitische Themen zu
konzentrieren. Auch Rücktrittsforderungen an den religiösen und politischen
Führer Ayatollah Ali Khamenei wurden laut.
Tatsächlich haben sich bereits in den ersten Januartagen 2018 die zuvor in
vielen Städten des Landes stattfindenden Massenproteste gegen den Sozialabbau
aufgelöst. Allerdings demonstrieren und randalieren kleine und gut organisierte
Gruppen lautstark weiter. Zusammen mit ihren westlichen Helfern fertigen sie
seither Bilder und Videos, die den Eindruck vermitteln sollen, dass die
Massenproteste - jetzt auch gegen die Außenpolitik - nicht nur weitergehen,
sondern auch brutal niedergeschlagen werden. Sogar Fotos von gewalttätigen
Polizeieinsätzen der Guardia Civil in Barcelona jubelt man inzwischen den
naiven Betrachtern in den sozialen Medien als Beweis für die Brutalität der
iranischen Sicherheitskräfte unter.
Regimewechsel
unwahrscheinlich, weitere Sanktionen denkbar
Dennoch: Eine Farbrevolution oder ein gewalttätiger Umsturz hat im Iran so
gut wie keine Erfolgschancen. Aber schon jetzt zeichnet sich ab, dass die
Anti-Iran-Achse vor allem aus dem zu erwartenden, spektakulären Scheitern der
Unruhen ihren Honig saugen will, indem sie nämlich die Niederschlagung der
Revolte als Vorwand für zusätzliche Sanktionen und andere anti-iranische
Maßnahmen nutzt.
Washingtons Antrag vom 2. Januar auf eine Dringlichkeitssitzung des
Quelle:
https://deutsch.rt.com/meinung/63254-was-ist-los-im-iran-zweiter-teil/
Was ist los im Iran? - Die Regime-Change-Pläne von
israelischen und US –
Geheimdiensten
(II)
8.01.2018
Quelle: Reuters
Der erste Teil endete mit dem Vermerk, dass vieles, was in den letzten
Tagen im Zusammenhang mit den jüngsten Unruhen in Iran geschehen ist, nur Teil
eines viel größeren Plans gegen die Islamische Republik ist. Dieser Aspekt soll
im aktuellen Beitrag vertieft werden.
von Rainer Rupp
Eine von Israels Nationalem Sicherheitsberater angeführte Delegation traf
Anfang Dezember in Washington mit hochrangigen Mitarbeitern des Weißen Haus
zusammen. Hauptthema war – so einer der US-Beamten gegenüber der
israelischen Tageszeitung Haaretz– eine „gemeinsame
Strategiediskussion gegen die iranische Aggression im Nahen Osten“.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die
beiden größten und skrupellosesten Aggressoren und Staatsterroristen
beschuldigen den Iran, das seit über hundert Jahren kein anderes Land
angegriffen hat, der Aggression. Worin besteht dann die Aggression des Irans?
Offensichtlich darin, dass sich die Islamische Republik nicht den US-globalen
und israelischen regionalen Hegemoniebestrebungen unterwirft und sich wehrt.
Weiter habe der leitende US-Regierungsbeamte gegenüber Haaretz
betont, dass diese Art der „Diskussionen“ in den nächsten Wochen und Monaten
noch intensiviert würde. Dabei ginge es auch darum zu prüfen, welche Aussichten
Präsident Trumps "umfassende Iran-Strategie" hat, den iranischen
Aktivitäten in Syrien entgegenzuwirken. Dass zu dem „Entgegenwirken“ auch die
Ermordung weiterer, führender iranischer Persönlichkeiten gehört, legt ein
weiterer Bericht aus Israel nahe, der in den ersten Tagen des neuen Jahres in
örtlichen Medien zirkulierte, in englischer Sprache auch in der Times of Israel.
Demnach haben US-Geheimdienste Israel grünes Licht gegeben, um den obersten
militärischen Offizier der iranischen Revolutionsgarde, Generalmajor Qassem
Soleimani, zu ermorden. Soleimani, der von der großen Mehrheit der Bevölkerung
hochverehrt wird, ist der Führer der al-Quds-Eliteeinheit der Revolutionsgarde
und koordiniert deren militärische Aktivitäten zwischen dem Iran und Syrien,
dem Irak, der Hisbollah und der Hamas. In seiner Position, die er seit 1998
innehat, untersteht er nur noch dem Obersten Führer des Irans, Ali Khamenei.
Soleimani gilt als die Schlüsselfigur bei der iranischen Unterstützung der
Syrisch-Arabischen Armee bei den Bodenkämpfen zur Befreiung der Gebiete, die
noch bis vor kurzem von ISIS und anderen, vom Westen unterstützten
Terrorgruppen besetzt waren. Zugleich hat man in Tel Aviv nicht vergessen, dass
es die iranische Hilfe für die Hisbollah war, die dazu geführt hat, dass sich
die glorreiche israelische Armee bei ihren Aggressionen im Südlibanon eine
blutige Nase geholt hat und sich nach hohen Verlusten zurückziehen müsste.
Iranische al-Quds-Einheiten hatten zuvor Hisbollah-Kämpfer ausgebildet und mit
Militärtechnik unterstützt und so im Süd-Libanon die Grundlage für den genial
organisierten Widerstand gegen die israelischen Invasoren geschaffen. Kein
Wunder also, dass die israelischen und westlichen Staatsterroristen General
Soleimani ganz oben auf ihrer Liste „iranischer Terroristen“ führen.
Derweil brüsten sich die Israelis damit, dass sie
schon Duzende von führenden iranischen Atom- und Raketenwissenschaftlern
ermordet haben.
Die Tatsache, dass nun auch
Soleimani auf die Todesliste der israelischen Mörderbande gesetzt wurde, dürfte
jedoch höchstens ein Randthema der bereits erwähnten „Intensivierung“ der
geheimdienstlichen US-israelischen Absprachen gegen Teheran gewesen sein, denen
nur wenige Wochen danach Massendemonstrationen in allen größeren Städten des
Irans folgten. Das kann natürlich reiner Zufall sein. Ein Schurke, wer Böses
dabei denkt? Um dieser Frage nachzugehen, sollten wir uns mal ansehen, welche
Optionen die US-amerikanischen und israelischen Kriegstreiber gegen den Iran
haben. Dazu gibt es von US-regierungsnahen Denkfabriken eine Reihe von
interessanten Analysen.
Auf zwei dieser Umsturzstudien soll hier kurz eingegangen werden. Es
empfiehlt sich daher, die Dokumente in ihrer Gesamtheit zu lesen, erschließt
sich dadurch doch der Zugang zu der in Washington herrschenden kriminellen
Denkweise.
Die erste Studie mit 170 Seiten hat die renommierte Brookings Institution
im Juni 2009 unter dem Titel: „“Welchen Weg nach Persien? – Optionen für eine neue
amerikanische Strategie gegen den Iran veröffentlicht. Sie
stellt eine Blaupause für den Umsturz in Teheran dar. Die zweite Studie mit nur
24 Seiten Umfang stammt vom libertären CATO-Institut. Sie wurde im Oktober 2017
unter dem Titel „Nicht erzwungener Fehler: Die Risiken der
Konfrontation mit dem Iran“ publiziert. Während das
Brookings-Dokument auch heute noch ein Handbuch für den Sturz von Regierungen
in anderen Ländern darstellt, ist das CATO-Papier in Bezug auf den Iran
realistischer geworden.
Beide Studien kommen zu dem Schluss, dass eine offene
US-Aggression, egal ob ein einmaliger, massiver Angriff oder eine großangelegte
Invasion wie im Irak im Fall des Irans für die USA nur schlechte Optionen
bietet.
Während Brookings jedoch davon ausgeht, dass Wirtschaftskrieg und
Sanktionen gegen den Iran, kombiniert mit interner Destabilisierung, ein
gangbarer Weg zum Ziel sind, kommt die CATO-Studie im Licht der Entwicklungen
seit 2009 zum Ergebnis, dass Washington keine Optionen zum Regimewechsel im
Iran hat. Stattdessen empfiehlt CATO, dass die US-Regierung den Iran so
akzeptiert, wie er ist und sich Teheran im gleichberechtigten diplomatischen
Dialog nähern soll. Aber dafür scheint in Washington noch jegliche Bereitschaft
zu fehlen. Vielmehr deutet viel darauf hin, dass man sich weiterhin an die
„bewährten“ Regime-Change-Anleitungen von Brookings hält.
Das Brookings-Papier ist in vier Kapitel unterteilt:
• Teil I - Teheran umstimmen: Die diplomatischen Optionen. (Womit
Sanktionen gemeint sind.)
• Teil II - Entwaffnung Teherans: Die militärischen Optionen. (offene
Aggression)
• Teil
• Teil IV - Abschreckung von Teheran: Eindämmung
Unter Kapitel Teil
Abschnitt 6: „Die samtene
Revolution: Unterstützung eines Volksaufstandes“
Abschnitt 7: Anzettelung eines
Aufstandes: Unterstützung von iranischen Minderheiten und Oppositionsgruppen.
Abschnitt 8: Der Staatsstreich:
Unterstützung einer bewaffneten Bewegung gegen das Regime“, (womit ein „Bürgerkrieg“
à la Syrien gemeint ist.)
Zu Punkt 6, „samtene Revolution", sei angemerkt, dass diese schon mal
als „grüne Bewegung“ im Jahr 2009 im Iran versucht wurde. Revoltieren tat die
„progressive“ Jugend begüterter Eltern. Die iranische Farbenrevolution scheiterte
kläglich, vor allem weil die Masse des iranischen Volkes nicht davon überzeugt
werden konnte, dass es kein vom Ausland gesteuerter Versuch war, die Islamische
Republik zu stürzen.
Was wir aktuell im Iran sehen, erscheint als eine Kombination aus den
Kapiteln 6 und 7 des Brookings-Plans. Hinter der populären Bewegung der Armen,
Tagelöhner und Arbeiter gegen die neoliberale Wirtschaftspolitik der
Rohani-Regierung hat sich eine andere kleine Bewegung aus einer Gruppe von
gewaltbereiten Leuten formiert, die den Sturz der Regierung und des Systems
fordern.
Das Agieren dieser militanten Gruppen aus der Deckung der Massen heraus
gehört zur üblichen Eskalationsstrategie der Provokateure.
Denn wenn die Sicherheitsorgane durch ungeschicktes Vorgehen die
Provokateure mit der Masse der friedlichen Demonstranten in einen Topf werfen,
dann ist die Eskalation gelungen. Wenn dann auch noch einige Provokateure in
beide Richtungen schießen, auf die Polizei und auf friedliche Demonstranten, dann
kann die Lage schnell unkontrollierbar werden. Eine ähnliche Kombination haben
wir bereits in Libyen, zu Beginn des Angriffs auf Syrien und in der Ukraine auf
dem Maidan gesehen.
In einem ausführlichen Artikel vom 2. Juni 2017 berichtete die New York
Times, dass die
Der Leiter des neuen Zentrums, Michael D’Andrea, ist einer der
rücksichtslosesten
Mit seiner kalten Effizienz und extremer Skrupellosigkeit bringt Mr.
D’Andrea zweifelsfrei die richtigen Qualifikationen mit für seine neue Rolle
als Chef des harmlos klingenden „Iran Mission Centers“. Schon im Juni werteten
Beobachter seine Berufung in den neuen Job als Signal für „muskulösere“
Spionageaktionen und verdeckte Operationen gegen den Iran. Das lag ganz auf der
Linie des von Trump eingesetzten neuen
Als daher am 30. Dezember vor dem Hintergrund der ersten
Massendemonstrationen eine obskure sunnistische Terrorgruppe eine Öl-Pipeline
im Südwesten den Irans in der Nähe der irakischen Grenze in die Luft jagte,
dachte jeder sofort an die Handschrift von D’Andrea. Reklamiert wurde der
Terrorangriff von der „Ahwaz-Märtyrer-Brigade“, die angeblich zu „Ansar al
Furqan” gehört. In der iranischen Region Ahwaz stellen seit Urzeiten ethnische
Araber einen großen Teil der Bevölkerung. Sie sind eine der vielen kleinen
Minderheiten, die es im Irak gibt. Wer fühlt sich da nicht an Abschnitt 7:
„Anregung eines Aufstandes: Unterstützung von iranischen Minderheiten und
Oppositionsgruppen“ des Kapitels
Die Terroristen der Gruppe „Ansar al-Fruqan“ sind aus der 2010 eliminierten
Terrorgruppe „Jundallah“ hervorgegangen, die schon damals von US-amerikanischer
Unterstützung profitiert hatte. Jundallah hatte hunderte iranische Beamte und
Zivilisten umgebracht. Ihr Anführer wurde 2010 getötet, und seitdem haben sich
überlebende Mitglieder in „Ansar al-Furqan“ oder in anderen Gruppen
zusammengefunden. Der bekannte investigative Journalist Mark Perry berichtete
2012 unter Berufung auf ihm zugespielte CIA-Memoranda, dass die „Agency“ und der israelische Mossad
Jundallah-Terroristen unter falscher Flagge für Anschläge gegen iranische
Beamte und Objekte angeworben hatten.
Es waren Mossad-Agenten, die unter Vertuschung ihrer israelischen Herkunft
Jundallah-Terroristen anwarben, um iranische Nuklearexperten im Iran zu töten.
Wen sollte es da überraschen, dass eine Jundallah-Nachfolgegruppe wieder gegen
iranische Objekte aktiv wird, genau in dem Moment, in dem der Mossad und die
Quellen: https://youtu.be/Tu5qvfX3tzQ RT Deutsch
http://www.antikrieg.eu/aktuell/2018_01_06_trumps.htm