Historische Verantwortung
Deutschlands für die Ukraine
Einschätzung des Fachgesprächs d. Partei Bündnis
90/die Grünen am 20.6.1017 im Deutschen Bundestag ü. diese Thematik von
Brigitte Queck, Dipl.Staatswiss. Außenpolitik
Die Veranstaltung am 20.6.17 im Marie Elisabeth-Lüders-Haus stand unter dem
Motto
„Mitten in Deutschland-Verantwortung Deutschlands für die Ukraine“
Schon bei der Werbung für den Besuch der Veranstaltung wurde der Tenor dazu
wie folgt vorgegeben:“dass mit dem Euromaidan, der Annexion der Krim durch
Russland und dem Krieg in den östlichen Landesteilen das Geschehen zu einem der
kontroversesten Themen in Deutschland geworden ist“.Unter den Sprechern der
Konferenz waren Marie Luise Beck MdB, Außerordentlicher und Bevollmächtigter
Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland Dr. Andrij Melnyk, der
Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im ukrainischen Parlament Hanna Hopko
und der amerikanische Historiker Timothy Snyder. Moderiert wurde die Veranstaltung
durch den deutschen Historiker W. Jilge.
Hauptredner der Konferenz war der amerikanische Historiker Timothy Snyder
der Yale Universität. Sein Hauptthema war die Ablehnung der Versklavung anderer
Völker, besonders aber der Ukraine, erst durch den angeblichen Golodomor
(absichtliches Verhungernlassen der ukrainischen Bevölkerung in den Jahren
1933-1934), einer in Wirklichkeit durch Dürrekatastrophen auf dem ganzen
Territorium der Sowjetunion hervorgerufenen Missernte und die Versklavung der
ukrainischen Bevölkerung durch den Überfall Hitlerdeutschlands auf die
Sowjetunion. Aus Letzterem--- und das wurde von ihm mehrfach erwähnt--- ergäbe
sich die heutige spezifische Verantwortung Deutschlands für die Ukraine und
ihre Eingliederung in „eine verantwortliche Zivilgesellschaft“
Dabei wurde durch ihn völlig geschichtsfremd erwähnt, dass der „Sinn des 2.
Weltkrieges aus Hitlers Perspektive, allein „die Eroberung der Ukraine“ war.
Dabei blieben für Nichtkenner der Geschichte folgende Fakten völlig
unerwähnt:
1.die Interventionskriege der Westmächte auf die Sowjetunion sofort nach
der Arbeiter-und Bauernrevolution im Oktober 1917 in Russland;
2.Die finanzielle und militärische Unterstützung Hitlers bei dessen
Machtantritt nicht nur durch deutsche, sondern insbesondere amerikanischer
Monopole (z.B enge Zusammenarbeit mit Ford und IG-Farben, die auch nach
Schmieden der Antihitlerkoalition bis Ende des 2. Weltkrieges fortdauerte);
3.Das Gewährenlassen Hitlers durch die Westmächte, auch der USA, bei der
Besetzung der Tschechoslowakei durch Hitlerdeutschland infolge des Münchener
Abkommens und beim Überfall Hilerdeutschlands auf Polen und die spätere
Sowjetunion.
4. Das recht späte Schmieden einer Antihitlerhoalition mit der Sowjetunion,
erst nachdem die faschistische deutsche Armee zusammen mit Soldaten auch der
anderen Westmächte, im Osten der Sowjetunion, vor allem bei Smolensk und
Stalingrad empfindliche militärische Verluste hinnehmen mussten;
5. Das beständige Vorrücken der faschistischen Armeen auf Moskau und das
spätere Einkreisen und Verhungernlassen von über 1 Million Zivilisten in
Leningrad!!
DAS VORNEHMLICHE FOKUSIEREN von Timothy Snyders auf die hohe Zahl von
Ukrainern im 2. Weltkrieg DIENT m. E.
LEDIGLICH DEM ZIEL,ZWISCHEN DEM RUSSISCHEN UND UKRAINISCHEM VOLK EINEN KEIL
TREIBEN ZU WOLLEN, WELCHE IM GROßEN VATERLÄNDISCHEN KRIEG SEIT AN SEIT DEN
FASCHISMUS GEMEINSAM ERFOLGREICH BESIEGT HABEN.
Weiterhin wurde von T.S. auf den ukrainischen Nationalismus eingegangen,
der, wie er sagte, von der „ deutschen Besatzungspolitik“ hervorgebracht worden
ist.
Wichtig war ihm ebenfalls darauf hinzuweisen, dass die damalige Sowjetunion
nichts mit dem heutigen Russland zu tun hätte, das, wie wir wissen, unter
seinem Präsidenten W. Putin, ob in der
Kein Wort wurde von T.S. gesagt zur Ausbildung des ukrainischen
Nachtigall-Bataillons durch d.
sowie die aktive Beteiligung der USA-Regierung an dem blutigen Regimechange
2014 in der Ukraine. Oleg Muzyka, Zeitzeuge des Odessa-Massakers am 2. Mai 2014
im Gewerkschaftshaus und ich haben auf der Fachtagung der Partei Bündnis 90/die
Grünen gefragt, ob der ukrainische Faschismus duldbar sei und was die Partei
Bündnis/die Grünen, sowie andere in Deutschland etablierten Parteien tun
würden, wenn, wie am 22.2.2014 in der Ukraine geschehen, Ministerien in Brand
gesteckt, Andersdenkende, misshandelt und getötet, Abgeordnete der größten
Partei der Regionen und der Kommunisten im Kiewer Parlament eingesperrt, ihre
Abgeordnetenausweise entwendet und zur Stimmabgabe missbraucht worden wären und wenn, wie nach dem Odessaer Massaker am
2.5.2014, dem fast 200 Menschen durch den faschistischen Mob zum Opfer fielen,
die am Leben Gebliebenen sich heute noch
in ukrainischen Gefängnissen befinden, während die bekannten Totschläger dieses
Massakers als Abgeordnete ungestraft im
Odessaer Stadtparlament und im Kiewer Parlament sitzen dürfen !!
Zur Verantwortung der USA bezüglich der heutigen Ereignisse in der Ukraine
fragte Oleg Muzyka das Präsidium der Tagung:
1.Was führende US-Politiker wie Mc Cain, Byden, Nuland u.a.auf den
Maidan-Demos zu suchen gehabt hätten, mit anderen Worten, warum sie sich
eingemischt hatten ?
2.Warum d. USA ein Referendum über
eine Föderation der Ukraine nicht zugelassen hatten?
3. Warum das Massaker von Odessa bis heute nicht aufgeklärt wurde ?
Das tiefe Bedauern von Marie-Luise Beck, dass eine solche Aufklärung bis
heute nicht erfolgt sei, wurde von mir mit der Bemerkung von der
Zuschauertribüne unterbrochen, dass EU-Politiker und trotz Beteuerungen des
Europaparlamentes, eine Untersuchung vorantreiben zu wollen, bis heute
bestimmte Tatsachen bewusst negieren.
Nicht von der Fachtagung angesprochen, sondern nur als Tatsachen
hingestellt, wurde die angebliche russische Annexion der Krim. Tatsache ist,
dass nach dem blutigen Regimechange in der Ukraine mit westlicher Beteiligung,
mehrfach Bitten der Autonomen Volksrepublik Krim an Russland erfolgten, die
Krim in die Russische Föderation aufzunehmen und mit einer Volksabstimmung auf
der Krim --- der höchsten Form der Demokratie weltweit--- überwältigend
zugunsten des Anschlusses der Krim an die RSFSR endete !
Der Kampf der Volksrepubliken Donezk und Lugansk gegen die Bombardements
und das Beschießen ihrer Wohnviertel durch die Kiewer Armee, die im Übrigen
auch von NATO-Einheiten unterstützt wird, ist eine überprüfbare Tatsache, die
auch von Anwesenden der OSZE vor Ort bestätigt wurde. Auch die Nichtumsetzung
des internationalen Minsk 2-Abkommens, von Deutschland und der derzeitigen
ukrainischen Regierung mitunterzeichnet, durch die Ukraine, ist nicht zu
leugnen. Dieses Abkommen beinhaltet eine Anerkennung der Volksrepubliken mit
eigenen Armee- und Polizeieinheiten, sowie eigener Gerichtsbarkeit unter dem
Dach der Ukraine. Eine dafür notwendige Verfassungsänderung, vom Kiewer Parlament
bestätigt, erfolgte bisher nicht !! All dies wurde bei dem Fachgespräch über
die Ukraine nicht erwähnt. Insofern entsprach
die Konferenz nicht den Erwartungen der Zuhörer. Eine Fortsetzung dieser
Fachgespräche soll im Juli 2017 in Kiew erfolgen.
Quelle: Mitten in Europa-Deutschlands Verantwortung für die Ukraine , Video auf Face-book: