Grüne heucheln Bürgermeister für den Frieden
in Wirklichkeit für Krieg
aus German Foreign Policy vom 26.04.2013
Schutz und Wirkung
Die staatliche Fraunhofer-Gesellschaft organisiert
einen geheimen Rüstungskongress im baden-württembergischen Freiburg. Die am
heutigen Freitag zu Ende gehende Tagung firmiert unter der Bezeichnung
"International Symposium on Ballistics" und befasst sich sowohl mit
Sprengkörpern und -geschossen als auch mit Panzerungen. Medienvertretern wurde
unter Androhung von Gewalt der Zugang zum städtischen Kongresszentrum
verweigert. Mittlerweile haben lokale Friedensorganisationen zu Protesten gegen
die Veranstaltung aufgerufen. Sie verweisen insbesondere auf die Rolle des
Freiburger Oberbürgermeisters Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen). Salomon
fungiert als Aufsichtsratsvorsitzender der kommunalen Betreibergesellschaft des
Kongresszentrums - und ist ebenso wie der Bürgermeister der japanischen Stadt
Hiroshima Mitglied der militärkritischen Organisation "Mayors for
Peace".
Unter
strengster Geheimhaltung
Wie die "International Ballistics
Society" (IBS) mitteilt, veranstaltet sie in der Zeit vom 22. bis 26.
April einen Rüstungskongress im baden-württembergischen Freiburg.[1]
Organisiert wird das mittlerweile zum 27. Mal stattfindende "International
Symposium on Ballistics" vom Freiburger Fraunhofer-Institut für
Kurzzeitdynamik/Ernst-Mach-Institut (EMI). Unter strengster Geheimhaltung
beraten hier Wissenschaftler, Waffenproduzenten und hochrangige Staatsbeamte
über die Weiterentwicklung von Sprengkörpern und -geschossen sowie Panzerungen.
Weder im Veranstaltungskalender des von der Stadt Freiburg betriebenen
Tagungszentrums noch auf den Webseiten der Fraunhofer-Gesellschaft finden sich
Hinweise auf das Symposium. Angehörige eines Sicherheitsdienstes verwehrten
Medienvertretern unter Androhung von Gewalt den Zugang zum Veranstaltungsort;
auf Nachfrage hieß es, hier finde keine Rüstungstagung statt, sondern ein
"Frauenärztekongress".[2]
Innovative
Sprengköpfe
Das für die Ausrichtung des "International
Symposium on Ballistics" verantwortliche EMI ist federführend im
Fraunhofer-Verbund "Verteidigungs- und Sicherheitsforschung", der
sich mit der Entwicklung modernster Waffen-, Repressions- und
Überwachungstechnik befasst. Der Leiter der Einrichtung, der ehemalige
Rüstungsmanager und Bundeswehrdozent Klaus Thoma, bekleidet das Amt des
Vorsitzenden des "Wissenschaftlichen Programmausschusses
Sicherheitsforschung" beim Bundesministerium für Bildung und Forschung; er
gehört außerdem dem Beirat "Forschung und Technologie" des
Bundesverteidigungsministeriums an und sitzt im Vorstand der "Deutschen
Gesellschaft für Wehrtechnik". Zu den Kunden des EMI zählen neben den
deutschen Streitkräften führende Waffenschmieden wie Diehl und EADS sowie
zentrale Polizeidienststellen (german-foreign-policy.com berichtete [3]). In einer Selbstdarstellung des
EMI heißt es, man arbeite an der "Entwicklung neuer Technologien für Heer,
Luftwaffe und Marine" in den Bereichen "Schutz und Wirkung".[4]
Folgerichtig referiert Institutsleiter Thoma im Rahmen des Freiburger
Symposiums über "Pionierarbeiten" auf dem Gebiet der Ballistik
("Exciting Frontiers in Ballistic Research"), während sein Kollege
Matthias Wickert über gepanzerte Fahrzeuge der Zukunft informiert ("Future
Vehicle Protection"). Weitere Vorträge befassen sich mit "innovativen
Spreng- und Gefechtsköpfen" ("Innovative Technologies for Controlled
Fragmentation Warheads") oder dem Stand der Forschung in Bezug auf
Lenkflugkörper und Raketen ("State of the Art in Missile
Technology").[5]
Den deutschen
Einfluss stärken
Mit der Veranstaltung des "International
Symposium on Ballistics" beabsichtigt das EMI offenbar, den deutschen
Einfluss innerhalb der von anglo-amerikanischen Waffenschmieden wie BAE Systems
dominierten "International Ballistics Society" auszubauen. Für
entsprechende Ambitionen spricht die Kandidatur des Institutsleiters Thoma bei
den in Freiburg abgehaltenen Wahlen zum "Board of Directors" der
Gesellschaft. Da das EMI "wesentliche Beiträge" zu den ballistischen
Tagungen der IBS liefere, sei es "in hohem Maße vorteilhaft", wenn er
künftig dem Führungsgremium der Organisation angehöre, erklärt Thoma.[6]
Mayor
for Peace
Gegen das Ballistik-Symposium hat sich mittlerweile
energischer Protest formiert. Im Zentrum der Kritik steht der Versuch, den
Kongress vor der Öffentlichkeit abzuschirmen. So fordert etwa das
"Rüstungsinformationsbüro Freiburg" ein "Verbot derartiger
Machenschaften" und "freien Zugang" zur Tagung.[7] Dieser
Auffassung haben sich am gestrigen Donnerstag die "Unabhängigen
Listen" im Gemeinderat der baden-württembergischen Stadt angeschlossen.
Vom amtierenden Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die
Grünen) verlangen sie "eine klare Absage an künftige Veranstaltungen
dieser Art".[8] Salomon fungiert als Aufsichtsratsvorsitzender eines
kommunalen Unternehmens, das dem Fraunhofer-Institut EMI die Räumlichkeiten für
sein Ballistik-Symposium zur Verfügung gestellt hat, und gehört gleichzeitig zu
den "Mayors for Peace". Die internationale Organisation, der unter
anderem der Bürgermeister der japanischen Stadt Hiroshima angehört, hat sich in
der Vergangenheit immer wieder gegen jede Form von Militär- und Kriegswaffenforschung
ausgesprochen.
Quelle :
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58587
[1] Future Symposia; www.ballistics.org
[2] Militärsymposium in Freiburg tarnt sich als
Ärztekonferenz; www.rdl.de
23.04.2013
[3] s. dazu Gesellschaftliche Widerstandsfähigkeit
[4] Geschäftsfeld Verteidigung; www.emi.fraunhofer.de
[5] Program; www.ballisticsymposium2013.org
[6] International Ballistics Society. General Election 2013. Candidate Statements; www.ballistics.org
[7] Rüstungsinformationsbüro Freiburg - RIB e.V.:
Protest-Erklärung zum 27. Ballistic Symposium im Konzerthaus Freiburg vom 22.
bis 26. April 2013
[8] Kontroverse um geheimes Rüstungssymposium im Konzerthaus erreicht
Gemeinderat; www.rdl.de
25.04.2013