Aufruf aus der Friedensbewegung
an die Partei Die Linke
Wir unterstützen als Bündnis „Bildung ohne Bundeswehr
(BoB)“ den „Aufruf aus der Friedensbewegung an die Partei Die
Linke (PdL)“
(https://frieden-links.de/)
Die Forderungen nach dem Austritt Deutschlands aus der NATO, der Auflösung der
NATO und der sofortigen Beendigung aller Auslandseinsätze der Bundeswehr
gehören zu den Eckpfeilern linker Friedenspolitik in der Bundesrepublik
Deutschland (BRD). Der zunehmend offensiv formulierte Wunsch unter anderem der PdL-Parteivorsitzenden, in eine rot-rot-grüne
Bundesregierung einzutreten, ist mit diesen Forderungen aber nicht kompatibel.
Mitglieder der Bundestagsfraktion haben zudem schon jetzt klargemacht, dass sie
Bundeswehreinsätze tolerabel finden. Ein Aufruf, der diese Position kritisiert,
ist daher im Jahr vor der Bundestagswahl zwingend geboten. Wir möchten den InitiatorInnen daher ausdrücklich für ihre Initiative und
dafür danken, dass sie sich für eine klare Friedens- und Antikriegspolitik
stark machen.
Gleich wie die Organisationen und Einzelpersonen, die
in unserem Bündnis organisiert sind, die Linkspartei und ihren Kurs bewerten,
sind wir uns darin einig, dass es eine fatale Entwicklung wäre, wenn die PdL auf eine offene Unterstützung der NATO und der
Bundeswehreinsätze einschwenkte. Sie wird, ob uns das gefällt oder nicht, von
der Öffentlichkeit als parlamentarische Vertreterin der Linken in Deutschland
wahrgenommen. Es ist daher ein Rückschritt in den Klassenauseinandersetzungen,
wenn diese Partei signalisiert, dass militärische Mittel zur Durchsetzung der
ökonomischen und machtpolitischen Interessen der herrschenden Klasse
Deutschlands tragbar sind. Insofern sind Äußerungen, wie sie jüngst der Co-Chef
der PdL-Bundestagsfraktion Dietmar Bartsch gemacht
hat, die eine Akzeptanz der NATO und von Auslandseinsätzen der Bundeswehr als
Angebot für ein rot-rot-grüne Regierungsbündnis auf Bundesebene anzeigen,
grundsätzlich zurückzuweisen.
Allerdings wollen wir sowohl gegenüber den
Linksparteimitgliedern als auch den Aktiven der Friedensbewegung zum Ausdruck
bringen, dass weder die Programmatik der Partei Die Linke noch die reale Praxis
insbesondere ihrer führenden Funktionäre friedenspolitisch konsequent ist. Seit
Jahren gibt es in der Partei und ihren Vorfeldorganisationen eine
Auseinandersetzung um die Begriffe Auslands- und Kriegs- bzw. Kampfeinsätze.
Hinter diesem Streit um Termini stehen unterschiedliche Konzepte, was man will
und wie weit man bereit ist, Zugeständnisse an die bewaffnete Durchsetzung der
Interessen des deutschen Imperialismus zu machen. Dazu sei gesagt, dass auch
die jetzige Bundesregierung das Militär ins Ausland schickt, aber nicht immer
von Kampf- oder Kriegseinsätzen spricht.
Wichtiger als die Wortklauberei ist aber, dass die PdL seit ihrer relativ einheitlichen Ablehnung des
Afghanistaneinsatzes (einem der Gründungspfeiler der Partei) in zentralen
außenpolitischen Konflikten keineswegs als konsequent friedenspolitische Kraft
gegen den Hauptfeind im eigenen Land aufgetreten ist. Syrien, Ukraine,
Russland, Venezuela – immer wenn es hart auf hart gekommen ist, haben führende
Repräsentanten der Partei Positionen vertreten, die sich bestenfalls in Nuancen
von denen der Grünen oder SPD unterschieden haben. Bartschs rezente Äußerungen
sind dafür nur ein Beispiel. Auf dem Feld des Nahostkonflikts stehen der
Apparat der Partei und die Bundestagsfraktion trotz des aufrechten Engagements
Einzelner de facto hinter der außenpolitischen Staatsräson Deutschlands, so wie
es Gregor Gysi vor mehr als zehn Jahren als Ziel formuliert hat. Der
internationalen Solidarität mit dem Widerstand der Palästinenser und der
israelischen wie jüdischen Linken gegen die Besatzungspolitik Israels haben sie
damit den Rücken gekehrt.
Dass außerdem bereits bei so mancher Abstimmung über
UN-Einsätze schon mal nicht „konsequent friedenspolitisch“ votiert wurde, man
die Europäische Union vor EU-Wahlen vor der Kritik als „neoliberale,
militaristisch und undemokratische Macht“ in Schutz nahm und man auf
Landesebene zwecks Koalitionserhalt schon nahezu alles ignoriert hat, was
angeblich zum „Markenkern“ (Henning-Wellsow) der
Linkspartei gehört (AfD-Vertreter wählen, Koalition mit der CDU,
Braunkohlebergbau, Schuldenbremse, Privatisierungen, Stellenabbau,
Polizeieinsätze gegen linke Projekte, Akzeptanz des Verfassungsschutz,
Abschiebungen usw. usf.) – alles das deutet schon lange darauf hin, dass die
Linkspartei nicht klar gegen die Kriege von deutschen Boden nach 1945 und gegen
die NATO-Bindung Stellung beziehen wird, wenn dafür eine rot-rot-grüne
Bundesregierung zu haben ist.
Diejenigen, die in der PdL,
ihren Vorfeldorganisationen und in der Friedens- und Antikriegsbewegung
aufrichtig dafür kämpfen, dass die imperialistische Außen- und Militärpolitik
Deutschlands ebenso beendet wird wie der NATO-Terrorismus auf dem gesamten
Globus, haben unsere volle Unterstützung und Solidarität. Deshalb unterzeichnen
wir auch den oben genannten Aufruf. Gleichwohl halten wir eine schonungslose
Analyse der Linkspartei, ihrer gesellschaftlichen Funktion, ihrer Entwicklung
und insbesondere auch ihrer Position in der Friedensfrage für unerlässlich.
Dabei geht es uns aber in erster Linie um die Zukunft der Friedens- und
Antikriegsbewegung. Wir sollten auf einen „zweiten Kosovokrieg“ vorbereitet
sein, falls ihn die PdL ermöglicht.
Bündnis „Bildung ohne Bundeswehr (BoB)“
Hamburg, September 2020
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Kurzkommentar
zu Obigem:
Wir stellen
uns als „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“ hinter den konsequenten
Anti-Kriegskurs der Friedensbewegung.
Das bedeutet:
“Gegen US/NATO-Aggressionskriege in aller Welt und Bundeswehreinsätze innerhalb
der NATO.
Es geht um die
Einhaltung des Grundgesetzes—das übrigens von dem Bundesverdienstkreuzträger
mit Band, Professor Dr. Küchenhoff aus Münster führend mit ausgearbeitet wurde
und mit dem wir bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden waren—
vornehmlich um Art. 87a (2), in dem es heißt: “Außer zur Verteidigung dürfen
die Streitkräfte nur eingesetzt werden, soweit es das Grundgesetz es
ausdrücklich zulässt“, Art.25:“Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts sind
Bestandteil des Völkerrechts…“, sowie Art.26 (1)“Handlungen, die geeignet sind
und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker
zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind
verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen“.
i.A. Brigitte
Queck