Friedensbewegung
> Strausberger Drushba-Fest
Zum Drushba!-Fest hatte die DKP Brandenburg am 14. 08. 2021 nach
Strausberg eingeladen. Wir dokumentieren die Rede von Klaus Linder.*
Liebe
Genossen, liebe Freunde,
Zu
dieser Bundestagswahl unter Ausnahezustand hat immerhin die DKP die
K-Frage positiv beantwortet: Nämlich, ob auf dem Wahlzettel die
Partei stehen darf, die das „K“ im Namen hat.
Sie darf es
und sie wird es. Herzliche Gratulation dazu auch vom Deutschen Freidenker-Verband!
Der
Abwehrkampf um Euren Parteistatus ist Teil des Kampfes um die demokratischen
Rechte. Ein wichtiger Teil dieses Kampfes, von dem wir aber die anderen Teile
nicht weglassen können als gingen sie nur die jeweils Betroffenen etwas an.
Es müssen,
das hat auch der Angriff gegen die DKP gezeigt, übergreifende Losungen der Kämpfe um demokratische Rechte gefunden
werden.
Ist eine
Demokratiebewegung in Deutschland möglich? Auf jeden Fall ist sie zwischen
Corona- und Klimanotstands-Regime dringend erforderlich, ob die Losungen
vordergründiger Akteure uns akzeptabel erscheinen oder nicht. Offenbar
beinhaltet die Frage, da sie auf Volkssouveränität und verfassunggebende
Versammlung zielt, die Lösung der nationalen Fragen im Fortgang unserer
Klassenkämpfe. Sie ist von der Friedensfrage nicht zu trennen.
Dieses Fest
der DKP ist ein Friedensfest. Die hier vertretenen Friedenslosungen vertreten
wir gemeinsam: Hände weg von Russland und China. Frieden mit Russland und
China. Zusammenarbeit mit Russland und China – einschließlich Nordstream 2 und Neuer Seidenstraße. Wenn wir aber sagen:
Kooperation mit Russland und China, dann fordert proletarischer
Internationalismus von uns auch, die wachsende Kooperation zwischen
Russland und China zu unterstützen und allen gemeinsam entgegenzutreten, die
hier im Hinterland einen Keil zwischen diese Länder treiben wollen. Für
Russenfreundschaft aber gegen den angeblichen chinesischen
Totalitarismus agitieren? Nein, liebe Freunde, das wäre Diversion der
Friedenskräfte. Für den Sozialismus chinesischer Prägung aber gegen
den angeblichen russischen Großmacht-Imperialismus agitieren? Nein, liebe
Genossen, das wäre Diversion der Friedenskräfte. Also: Frieden und
Zusammenarbeit mit Russland und China: Das, und nur das, ist
Friedensbewegung.
Eine weitere
gemeinsame Forderung ist „Abrüsten statt Aufrüsten“. Wir sind gemeinhin
erfreut, wenn auch Gewerkschaftsführungen sich diese Losung
zu eigen machen und unterstützen das. Jedoch: Die Werktätigen erleben
eine massive Offensive der Ausplünderung, der sozialreaktionären Umverteilung
und Enteignung, beispielsweise durch die sogenannten „CO2-Abgaben“ die seit
2019 medienwirksam „herbeigehüpft“ wurden. Diese fiktiven Ablass-Zahlungen
sind eines der perfidesten Mittel, die Kriegskassen aufzufüllen. Ja, viele, die
„Abrüsten“ fordern, schreiben den Werktätigen zugleich die nebulöse
„sozial-ökologische Transformation“ ins Pflichtenheft und bedienen sich dabei
derselben Tarnsprache wie die Monopolbourgeoisie zur Abwälzung der Krisenlasten
und zur Produktivkraftvernichtung. Kann irgendein Lohnabhängiger mit und ohne
Arbeit noch glauben, dass die bloße Forderung nach Abrüsten, selbst wenn
gewisse Einschränkungen durchgesetzt würden, zu einer Rückverteilung von Volksvermögen
zugunsten der arbeitenden Bevölkerung führt? Kann jemand noch glauben, dass die
befohlene Spaltung Geimpfter und Ungeimpfter und das Bezahlenmüssen der Pflichtests
etwas anderes sind, als ein neues Puzzleteil der
Generaloffensive gegen die Arbeiterklasse? Ich denke: Nein, das kann niemand
mehr glauben, der in dieser Gesellschaft ums ökonomische Überleben kämpft.
Niemand glaubt deshalb mehr, dass unter diesem Regime der Nichtkauf einer
Drohne wirklich noch den Bau einer kommunalen Klinik oder Schule nach sich
ziehen würde.
Das können
auch viele Friedensaktivisten nicht mehr glauben. Sie wissen, dass jede
Perspektive auf Abrüstung und Senkung der Militärausgaben an ein unhintergehbares Kettenglied
gebunden ist. Dieses Kettenglied heißt: Deutschland muss raus aus der
NATO und die NATO muss raus aus Deutschland. Und es ist notwendig damit
gefordert, der deutschen Finanzoligarchie das Unterwerfungsinstrument EU aus
den Händen zu schlagen. Die bloße Forderung nach Abrüsten und Umverteilen
bleibt in idealistischer Isolation und kann die Massen noch nicht mobilisieren,
obwohl sie ihre Interessen trifft.
Ich möchte
betonen: Die Friedenslosungen „Raus aus der NATO“, „Nein zur EU“ und „Kein
Aufmarschgebiet gegen Russland“ sind auch Kernforderungen für jeden
antifaschistischen Kampf heute. Denn der Faschismus, in dessen weit
vorgerückter Vorbereitungsetappe wir jetzt Widerstand zu leisten haben, ist
NATO-Faschismus. Um es genauer zu sagen: NATO-Faschismus unter grünen Losungen
– egal, ob die Demagogie nun „Grenzen des Wachstums“, „Klimagerechtigkeit“,
„Green New Deal“ oder „Great Reset“ getauft wird.
Was hingegen
mit Antifaschismus nicht mehr verwechselt werden sollte, da es den Zweck der
Ablenkung und der Verfehlung des Gegners erfüllt, sind Aufrufe, sich medialen
Pappkameraden wie sogenannten „Coronaleugnern“,
sogenannten „rechten Verschwörungsideologen“ auf der Straße entgegenzustellen
und sich unter dieser Karikatur als Antifaschist vorzukommen. Als Freidenker
bin ich der Meinung: Auf der proletarischen Seite der Barrikade, wo alles auf
das Erkennen der Trieb- und Klassenkräfte der Kriegsvorbereitung und
Faschisierung ankommt, braucht niemand eine imperialistisch verballhornte
Staats-“Antifa“ von Gnaden Steinmeiers, Merkels, Neubauers und Baerbocks mitsamt rot-rot-grünem Anhang. Auch dann nicht,
wenn der anachronistische Zug sich „Unteilbar“ nennt.
Liebe
Freunde, wenn die DKP „Drushba!“ ruft, dann wird
dieses Wort hier, auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik,
verstanden. Denn die größte Friedensbewegung, die es auf deutschem Boden bisher
gab, ist die DDR. Ich füge hinzu: Die DDR, einschließlich ihrer Verfassung von
1968, war auch die größte Demokratiebewegung auf deutschem Boden. Die ihrem
Wesen nach antiimperialistische DDR war bis zum Ende von Geist und Inhalt des
Potsdamer Abkommens erfüllt. Auch heute wird jedes Vorwärtskämpfen für
Demokratie und Frieden der deutschen Nation die Inhalte des Potsdamer Abkommens
wieder auf den Tisch legen müssen. Darum ist es nicht Festklammern an Vergangenem,
wenn ich sage: eine Grundrechte- und Demokratiebewegung, die, wie letztes Jahr
in Berlin geschehen, unter der Parole „Friedliche Revolution 1989 vollenden“
auftritt, hat ihre historische Perspektive für dieses Land vollkommen verfehlt
und wird nicht anschlussfähig sein. Das spricht nicht gegen den Demokratiekampf
unter dem Ausnahmezustand! Aber es spricht gegen die Influencer,
die ihn mit solchen reaktionären Losungen in die falsche Richtung lenken. Zu
diesen gehört natürlich auch jede Variante von „Totalitarismustheorie“.
Zum
Abschluss ein Zitat unseres vor kurzem verstorbenen Genossen André Müller
sen. Dieser schrieb zu jenem verhängnisvollen 3. Oktober 1990 in der UZ der DKP
einen Artikel mit dem Titel: „Die DDR ist unsterblich!“. Damit stand er zu
diesem Zeitpunkt allerdings allein auf weiter Flur. Müller endete mit den
Worten:
„Eine
Deutsche Demokratische Republik wird wiederkommen. … Schaut euch selber um.
Hebt den gesenkten Kopf wieder! Seht, wie das Kapital sich aufführt, jeder
Rücksichtnahme ledig, wie ihre gepriesene Demokratie aussieht. … Nein, die Idee
der DDR wird sich nicht begraben lassen, und wenn ich auch nicht weiß, wie
alles weitergehen wird, … so weiß ich doch, daß es an
diesem 3. Oktober 1990 keinen Grund für uns alle gibt, sich nicht wiederaufzurichten.“
In diesem
Sinne, liebe Genossen, hier auf dem Territorium der unsterblichen Republik als Gruß
der Freidenker an die DKP, sich aufrichtend:
Hoch die
internationale Solidarität!
Quelle:
https://www.freidenker.org/?p=11065
*Klaus Linder ist Vorsitzender des Landesverbandes Berlin des Deutschen
Freidenkerverbandes