Der Krieg zwischen Finnland und der
Sowjetunion im Jahre 1941
im Zerrspiegel der antisowjetischen Propaganda
von Stanislaw Gradow aus Minsk
Übersetzung (gekürzt) aus „Wperjod Nr. 5 (265) 2016 von
Brigitte Queck
Im Laufe der ersten 4 Jahre des
Großen Vaterländischen Krieges, der am 22. Juni1941 begann, konzentrierten sich
in der Nähe der nördlichen und nordwestlichen Grenze unseres Landes deutsche
und finnische Truppen, die aber keine Kriegshandlungen vornahmen.
Hitler erklärte in seiner Rede
am 22. Juni, dass im Norden deutsche Truppen im Verbund mit „den heldenhaften
finnischen Waffenbrüdern kämpfen“.
Das Gleiche bekräftigte der
deutsche Botschafter in Moskau bei seinem Treffen mit Molotow, als dieser ihm
von Kriegsbeginn Deutschlands mit der Sowjetunion berichtete und er erklärte
fernerhin, dass Rumänien und Finnland sich an dem Krieg Deutschlands beteiligen
werden.
Die sowjetische Regierung
versuchte am 22. Juni die Position Finnlands in Bezug des Beginns der deutschen
Aggression zu erkunden.
Auf die Frage, die der
sowjetische Botschafter in Helsinki über die Haltung Finnlands zum Kriegsbeginn
in Erfahrung zu bringen versuchte, erwiderte der Außenminister dass „das
Parlament die Angelegenheit bis zum 25. Juni klären würde“.
Auf die Frage Molotows an den
finnischen Gesandten am 23. Juni, ob sich Finnland Deutschland anschließt,,
antwortete dieser, dass er aus Helsinki keinerlei Anordnungen erhalten habe.
Die finnische Regierung
versuchte die Angelegenheit so darzustellen, dass das Land sich am Krieg
Deutschlands gegen die Sowjetunion nicht beteiligen würde und die finnischen
Diplomaten im Ausland richteten die Aufmerksamkeit auf die Erklärung, die am
22. Juni vom sowjetischen Botschafter Orlow über die Fortführung der
freundschaftlichen Beziehungen zwischen Finnland und der Sowjetunion gegeben
wurden. In London und Washington wurde auf die offiziellen Mitteilungen aus
Helsinki verwiesen, dass „sich Finnland nicht am Krieg beteilige, dass die
Beziehungen zu Russland fortbestehen und dass die militärische Situation in
Finnland Verteidigungscharakter habe“.
In dieser Situation musste die
sowjetische Regierung handeln und alle notwendigen Maßnahmen einleiten,, um auf
einen breit angelegten Überfall von finnischem Territorium aus gewappnet zu
sein.
Der Volkskommissar
für Verteidigung gab am 22. Juni 2 Mal den
Befehl des Oberkommandos weiter, nichts zu unternehmen, was den Beziehungen mit
Finnland schaden könnte. Es gab eine Direktive des Volkskommissariats für
Verteidigung, alles Notwendige zur Verteidigung der Staatsgrenzen zu tun und
spezielle Befehle, auf das Territorium Finnlands keinerlei Luftangriffe zu
unternehmen.
Gleichzeitig begannen deutsche Bomber
am 22. Juni 1941 finnische Flughäfen zu benutzen und von 2 deutschen
Wasserflugzeugen von finnischem Territorium aus, unweit der Schleuse zum
Weißmeer-Ostseekanal 16 finnische Diversanten abzusetzen.
Am 23. Juni starteten deutsche
Bomber von Ostpreußen aus und benutzten nach dem Überflug über
Leningrad-Kronstadt Finnland als Basislager. In den Gewässern des Finnischen
Meerbusens zwischen Leningrad und Kronstadt wurden Hunderte Kilogramm schwere
Minen abgeworfen.
Die Anwesenheit von deutschen
Truppen und Flugzeugen auf finnischem Territorium warf entsprechende Fragen
nicht nur seitens der Sowjetunion auf.
So stellten die USA Finnland
die Frage:“ Entspricht es der Wirklichkeit, dass Kampfflugzeuge vom finnischen
Territorium aus die Russen bombardieren ? Versuchen die deutschen Truppen von
Finnland aus in Russland einzudringen ?“
Dem sowjetischen Oberkommando,
das auch über die Stationierung der deutschen Luftwaffe auf finnischem
Territorium informiert war, war klar, wie gefährlich dies für Leningrad war.
Die deutschen Flieger hatten
große Erfahrung bei der Bombardierung von englischen Städten und Städten anderer westlichen Länder erworben.
Es wuchs die Gefahr einer
Bombardierung Leningrads von finnischem Territorium aus, wo die Deutschen schon
ihre Flugzeuge stationiert hatten.
All dies führte zur
Entscheidung zur Bombardierung deutscher Flugzeuge auf finnischen Flughäfen
durch die Nordfront der Luftwaffe der Sowjetunion, sowie der baltischen und
Nordflotte….
Das also zur oft
beschworenen finnischen „Neutralität“ in den ersten Tagen des Großen
Vaterländischen Krieges.
Der angeführten Gründe wegen
wurde die Entscheidung über die Bombardierung einer Reihe von Flughäfen
Finnlands, sowie einer Reihe von Flughäfen im Norden Norwegens gefasst, auf
denen deutsche Flugzeuge stationiert waren.
Die Bombardierung von 18
Flughäfen Finnlands und Norwegens durch die sowjetische Luftwaffe erfolgte am
25. Juni1941.
In Moskau erachtete man es für
notwendig, die finnische Regierung darüber zu informieren, dass diese Maßnahmen
wichtig waren und sich ausschließlich gegen die aggressiven Handlungen
Deutschlands richteten….Eine analoge Erklärung wurde auch durch den
sowjetischen Botschafter in Finnland abgegeben.
Aber in Finnland war man
bemüht, die Geschehnisse am 25. Juni als „sowjetische Aggression“ zu
bezeichnen.
Doch das war nur ein bequemer
Vorwand, so, wie der finnische
Historiker Seppala und der ehemalige Premierminister Finnlands Linkomies
erklärten.
Am gleichen Tag drängte der deutsche Gesandte die finnische Regierung
„die endgültige Entscheidung über den Krieg“ mit der Sowjetunion zu treffen,
darauf verweisend, dass man „später keine Möglichkeit mehr habe, einen Grund
für den Bruch der Beziehungen zur Sowjetunion“ zu finden.
Und so geschah es dann auch.
Die Entscheidung über den Eintritt Finnlands in den Krieg Deutschlands gegen
die Sowjetunion wurde am gleichen Tage gefasst…..
Zum Schluss kann man nur sagen,
dass die Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Finnland in der Periode des
Großen Vaterländischen Krieges hätten ganz anders verlaufen können, wenn die
damaligen herrschenden Kreise Finnlands nicht auf eigene Initiative hin ihr
Land in die Reihen der aktiven Sattelliten Hitlerdeutschlands hineingezogen und
diese Politik bis 1944 verfolgt hätten.