70. Jahrestag der Befreiung Europas vom Faschismus
70 Jahre nach der Befreiung von Faschismus und
Krieg:
Für eine neue Entspannungspolitik, nein zur
Vorbereitung auf den Krieg!
Am 8. Mai 1945 wurde ganz Europa von dem
Verbrechersystem des deutschen Faschismus und seinem Krieg befreit. Mehr als 55
Millionen Menschen waren zuvor Nazi-Terror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum
Opfer gefallen. Millionen Menschen auf der ganzen Welt bezahlten den deutschen
Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid.
Anstifter und Nutznießer des Raub-und
Vernichtungskrieges waren deutsche Banken und Konzerne, allen voran der Chemie-
und Rüstungsindustrie. Die deutsche Wirtschaft
profitierte von der „Arisierung“ und der Ausbeutung von KZ-Häftlingen undZwangsarbeitern
ebenso wie von der Ausplünderung der besetzten Länder. Unvorstellbar, welch
weitere Opfer es gekostet hätte, wäre der Faschismus nicht
besiegt und zerschlagen worden.
Deshalb verdanken wir als heute Lebende die
Grundlagen eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8.
Mai. Die alliierten Streitkräfte, unter denen die Rote Armee mit Abstand die
größte
Last des Krieges in Europa zu tragen hatte, sind
auch unsere Befreier.
Ihre Rolle und die des Widerstands in Deutschland
und den von der Wehrmacht besetzten Ländern zu
würdigen und die geschichtliche Wahrheit über
Ursachen und Folgen des Faschismus zu bekräftigen, ist bis heute eine
unerlässliche Pflicht. Angesichts der deutschen Verantwortung für die beiden
Weltkriege des 20. Jahrhunderts muss die historische Konsequenz, dass von
deutschem Boden nie wieder Krieg ausgehen darf, verteidigt und an die
nachfolgenden Generationen weitergegeben werden.
Trotz schwieriger politischer Konstellationen
folgte dem Sieg über den Faschismus in Europa eine lange Friedensperiode. Der
Drang der Völker, nach zwei mörderischen Kriegen dauerhaft friedliche
Beziehungen aufzubauen und demokratische
Verhältnisse zu errichten, trug Früchte. Diese Periode endete mit dem
Jugoslawien-Krieg, an dem sich auch Deutschland wieder beteiligte. Dieser
Wiedereintritt Deutschlands in die Reihe der Krieg führenden Länder war ein
eklatanter Bruch mit den Lehren der jüngeren deutschen Geschichte. Heute sind
deutsche Waffen –und oft auch deutsches Militär –wieder an denmeisten Kriegen
inder Welt beteiligt. Die Bereitschaft, „deutsche Interessen“
mit militärischen Mitteln durchzusetzen, wurde
gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung erneut zur politischen Praxis der Regierenden.
Mit großer Sorge sehen wir, dass die gegenwärtige Krise
um die Ukraine Europa an den Rand eines neuen Krieges treibt. An dieser
gefährlichen Entwicklungtragen die deutsche Regierung, die EU und
die NATO erhebliche Mitschuld. Entgegen den
Festlegungen des 2-
plus-4-Vertrages haben sich NATO
und EU Schritt für Schritt an die heutigen Grenzen
Russlands heran erweitert. Mit der Einbeziehung der Ukraine in EU und NATO-
Strategien wurde eine explosive Situation
geschaffen. Nicht als Vermittler, sondern als Konfliktpartei, behandeln NATO
und EU Russland heute als neuen alten Feind, dem sie mit Propaganda,
Drohgebärden und Sanktionen gegenübertreten.
Wir fordern die sofortige Beendigung dieser
gefährlichen Politik. Im 70. Jahr der Befreiung vom Faschismus steht die
Bundesregierung in der historischen Verantwortung, eine neue
Entspannungspolitik mit Russland auf den Weg zu bringen, in der die
Sicherheitsinteressen aller
Beteiligten Berücksichtigung finden.