Europa : Verkommenes altes Europa, banal und leer
von Luz María De Stéfano Zuloaga de
Lenkait, Juristin und Diplomatin a.D. am 28.04.2016
Ein Ort der
Vergangenheit, nicht selten einer dunklen Vergangenheit für Kolonialisten, die
Menschen aus Afrika als Sklaven verkauften, und für Faschisten, die den
Kontinent in Blut und Asche verwandelten. Diese Vorgeschichte, die Hubert
Wetzel, in seinem Kommentar „Barack Obama – Mahnung für Europa“ (SZ, 26.4.)
ausspricht, ist heute noch Geschichte der Gegenwart: Europa bleibt ein Ort, der
nicht nur in früheren Zeiten, sondern auch gegenwärtig viel Böses hervorbringt.
Gerade in seinem Hinterher-Rennen der aggressiven kriegerischen Außenpolitik
der USA hat sich Europa verneint, annulliert. Anstatt sich für den Frieden, für
Wohlstand und Sicherheit für Millionen Menschen auf der Erde zu engagieren,
trägt Europa an der Seite der USA zum massenhaften Elend, zu Zerstörung, Mord
und Krieg bei. Die Reihe Irak, Serbien, Afghanistan, Libyen, Syrien begründet
heute im 21. Jahrhundert auf extreme Weise eine beschämende Anklage gegen ein
altes, hinfälliges, abgelaufenes und verfallenes Europa. Schon eine frühere
Nobelspreisträgerin aus Chile, Gabriela Mistral, hat dieses verkommene alte
Europa voller Kriegsgräber erkannt und mit ihren präzisen Worten stigmatisiert.
Neben ihr auch Stefan Zweig, Sigmund Freud und Albert Einstein.
Aus dem Mund eines US-Präsidenten, der am Anfang seines Amtes den
Friedensnobelpreis erhielt, erfährt Deutschland, Europa überhaupt kein Wort für
den Friedensprozess in Syrien, ein Friedensprozess, den nicht Obama, sondern
der russische Präsident Wladimir Putin gegen alle Stolpersteine des
US-Amerikaners erfolgreich in Gang setzte. Obamas unverschämte Meldung einer
neuen Aufstockung von Spezialkräften in Syrien ist ein feiges Appeasement
gegenüber der Kriegsfraktion innerhalb der Demokraten und Republikaner. Dafür
benutzt der US-Präsident wie gewöhnlich dieselbe Finte und denselben Schwindel:
Den Islamischen Staat bekämpfen zu wollen. Aber der IS-Terror ist eine Kreation
der Obama-Regierung, um Syrien dadurch zu destabilisieren. Anstatt sich von
seinem eigenen Terror zu verabschieden, bleibt Obama dem US-IS-Terror
verbunden.
Kein Verantwortungsträger aus dem europäischen Kriegsgesindel, weder der
britische David Cameron, noch der Franzose François Hollande, noch Italiens
Ministerpräsident Matteo Renzi oder die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel
wagen dem falschen US-Partner zu widersprechen und den Friedensprozess in den
Vordergrund zu stellen. Ihre sinnlose Präsenz in Hannover, um sich an der Seite
Obamas fotografieren zu lassen, offenkundigt wie banal und leer Europa dasteht.
Allerdings kam aus dieser Bande glücklicherweise auch keine konkrete
Unterstützung für die weitere destruktive irrationale US-Außenpolitik. Bis zum
Ende seines Amtes bringt der US-Präsident Obama den Friedensnobelpreis in
Misskredit. Nicht für den erwünschten und notwendigen Frieden in Syrien hat er
sich ausgesprochen und engagiert, sondern er scheute sich nicht, die
„NATO-Dynamik“ gegen Syrien zur Sprache zu bringen. Solche Wahnvorstellung
provoziert laute Kritik sogar in den USA selbst. Höchste Zeit für die
Bundesregierung, für die Bundeskanzlerin, klare eindeutige Worte darüber zu
äußern, bevor eine neue aggressive Etappe in Washington startet.