Redebeitrag von Elke
Zwinge auf der Friedenskundgebung der
„Mütter gegen den
Krieg Berlin-Brandenburg“
am Brandenburger Tor
am 15.11. 2015
einen Tag nach den
Anschlägen in Paris
Gedanken
zum Volkstrauertag (und zu den Anschlägen in Paris)
Wir
leben in einer Zeit der sich weiter zuspitzenden gesellschaftlichen und
politischen Auseinandersetzungen, die sich in zwei Antipoden formieren.
Ich
möchte gleich zu Beginn sagen, dass ich es ablehne, die Gegensätze zwischen Nationen zu sehen, wie es
der Gedenktag des Volkstrauertage beabsichtigt hatte. Er war nämlich als
Gedenktag 1926 eingerichtet, um allein der DEUTSCHEN Gefallenen im 1. Weltkrieg
zu gedenken. Nein die Antipoden sind so zu benennen, dass auf der einen Seite
diejenigen sind, die Krieg ablehnen und Frieden einfordern, aber auch soziale
Gerechtigkeit durch fairen Handel, die gegen Multikonzerne und ihre Herrschaft
kämpfen, Hunger, Elend und Umweltzerstörung nicht hinnehmen wollen, Entwicklung
von neuesten Angriffs-Waffen und Export von Waffen in kriegführende und
Unterdrückerstaaten anprangern, ihre Stimme erheben und gegen diese Politik der
Regierungen kämpfen.Aber: in manchen Ländern stehen auch Regierungen auf dieser
Seite. In den ALBA-Staaten Cuba, Venezuela, Bolivien, Ecuador, Nicaragua und
einigen Karibik-Staaten sind oben genannte Forderungen Staatsräson. Besonders
sichtbar wird das in Beiträgen der Regierungsvertreter auf den
Generalversammlungen der UNO.Die o.g. Antipode steht gegen eine mächtige
Minderheit von solchen Regierungen und ihren Zu“hältern“, die all das nicht
fördern, völkerrechtswidrige Kriege führen (lassen), Besatzungen fremder Länder
durchführen, Militärstützpunkte rund um den Globus haben, Söldnerarmeen
finanzieren, über Geheimdienste Aktionen unter falscher Flagge führen und Chaos
schaffen, um Gründe zu Interventionen zu haben usw. Das ist vielen Menschen
nicht gegenwärtig und wird in den Medien im allgemeinen zu sehr ausgelassen.
Das zeigt sich auch hier: Was die sogenannte westliche Welt zur Zeit intensiv
bewegt, sind die Anschläge in Paris.
Ich lege
natürlich auch gedanklich Blumen für die Opfer hin. Genauso wie damals für die
Opfer des Anschlags des 9.11.2001 auf das World Trade Center. Aber müssen wir
der Gerechtigkeit und Menschlichkeit halber nicht auch Blumen niederlegen jeden
Tag, jede Stunde für die Opfer des World Trade, des kapitalistischen
Welthandels? Das Hunger und Elend produziert? Wie Jean Ziegler sagt: Jedes
Kind, das verhungert, wird ermordet. Die Täter dieser Anschläge gehören zu
einer, man kann sagen faschistischen Antipode, die gegen das Recht auf Leben
handeln. Isis hat sich in Paris dazu bekannt. Die sofortige Folge in der
westlichen Welt sind Verunsicherung, Angst, Zorn usw. Die mainstream-Medien
haben ihren Blick dabei fast ausschließlich auf die grausamen Anschläge
gerichtet und die Herausforderung zur Verteidigung der westlichen Werte?! Sind
das die, die ich oben genannt habe, wohl nicht! Sehen wir über den Tellerrand
der hier und heute Betroffenen hinaus:
Wie
sieht es aus in den Ländern, in denen der Westen, die NATO, Krieg führt. Einige
Beispiele zur Erinnerung: Vor kurzem hat die USA wiederholt ein Krankenhaus in
Afghanistan bombardiert. Obama schickt wöchentlich den Auftrag zur
Drohnen-Tötung (die von deutschem Boden aus über Ramstein erst ermöglicht
wird), dabei werden auf einen liquidierten Kämpfer 28 Zivilisten umgebracht. In
Afghanistan, Jemen, Pakistan sind die Menschen in ständiger Angst vor den
Drohnenangriffen, sie sind traumatisiert, die nächste Hochzeitsgesellschaft
kann ein Angriffsziel werden. In Kundus wurde der Befehl zur Tötung von über
100 Menschen durch Oberst Klein gegeben, der danach befördert wurde. Im Nahen
Osten war der wiederholte Angriff Israels auf Gaza, bei dem über 1000 Zivilisten
starben
und die Infrastruktur erneut zerstört wurde. Nicht zu vergessen, die Fliehenden
auf der Brücke von Vavarin, die von NATO-Flugzeugen umgebracht wurden. Sind all
diese terroristischen Anschläge weniger schlimm als die in Paris?
Terroristische Anschläge erzeugen immer Ohnmacht, Zorn und Traumatisierungen.
Manche Betroffene gehen als Familienangehörige oder gleicher Ethnie zugehörig
den Weg der juristischen Klage, aber andere wollen nicht im Zorn ersticken. Sie
werden gefährlich für sich und andere. Wer Terror sät, wird Terror ernten, das
ist eine absehbare Konsequenz.
Noch
skrupelloser sind diejenigen, die Menschen für Geld anwerben und diese fürs
Töten hoch bezahlen wie es Saudi-Arabien, Qatar und die USA praktizieren. Sie produzieren Söldnerarmeen wie Al-Quaida,
Al Nusra und ISIS, aber es sind nicht
nur Täter aus Ländern des Südens, genauso sind es westliche Söldnerarmeen wie
Blackwater und andere, die als Privatarmeen nicht einmal dem humanitären Völkerrecht
unterstellt sind.
Ich
möchte in diesem Zusammenhang an die Worte von Arundhati Roy erinnern, die
sagte: Bush und Osama bin Laden sind die beiden Seiten EIN UND DERSELBEN
Medaille. Trifft das heute nicht wieder zu. ISIS ist nachgewiesener Maßen eine
durch die USA geschaffene und unterstützte Verbrecherbewegung. Mittlerweile
muss sie den USA den Grund liefern , die syrischen Ölfelder zu zerstören, um
angeblich der ISIS den Geldhahn abzudrehen. Folgt dieses Vorgehen nicht der nie
aufgegebenen Absicht der USA einen völkerrechtwidrigen regime change in Syrien
durchzuführen? Die BRD zieht offensichtlich
dabei mit auf Grund der Unterstützung der „clandestin“ arbeitenden
Gruppe „The day after“ (..das heißt Assads Sturz).
Ja, der
Volkstrauertag ist der Tag an dem die Völker trauern, wenn ihre Regierungen
Krieg führen und auf allen Seiten Tod, Verwüstung,
Elend
und Chaos das Ergebnis sind, wie in Afghanistan, Irak, Libyen und in Syrien.
Jetzt werden erneut die Städte im Westen durch einen asymetrischen Kampf mit
hinein gezogen. Die Kriegspolitik der Länder des Nordens schafft seinen
Nährboden. Darüber hinaus: Wo sind die Strippenzieher? Nine-eleven ist nicht
geklärt...
Noch ein
paar Worte zu der Antipode, der wir uns zugehörig fühlen. Unsere Basis über
Nationen hinweg ist das internationale Recht. Es ist antifaschistisch,
antirassistisch und das humanistische Fundament gegen Angriffskriege, die
Geißel der Menschheit und die Lehre aus den beiden Weltkriegen.
Heute am
Volkstrauertag und grundsätzlich stehen wir auf der Seite, die Freundschaften
zwischen den Völkern nicht aus der Hand geben wollen. Heute ist es insbesondere
die Freundschaft mit Russland, der wir besonders verpflichtet sind auf Grund
des Hitler-Faschismus und seines Krieges gegen die Sowjetunion. (In diesem
Zusmmenhang: Wie konnte Angela Merkel dem nicht Rechnung tragen und erst am
10.Mai nach Moskau reisen mit Vorwürfen gegen Russland im Gepäck? Dagegen am
9.Mai ein Jubelfest der NATO in Berlin zulassen?) Diese Freundschaft ist
zusätzlich begründet in der Politik Russlands und Putins, die auf Dialog und
Einhaltung völkerrechtlicher Prinzipien ausgerichtet ist, mit den Bemühungen
auf den Konferenzen von Minsk und Wien politische Lösungen zu finden. Putins
Rede auf dem Valdai-Forum beispielsweise ist eine hohe Form der Diplomatie, des
Verständnisses des internationalen Rechts und des Bemühens um Zusammenarbeit
souveräner Staaten, um zu Konfliktlösungen zu kommen.
Zurück
zum Beginn des 1. Weltkriegs: Im August 1914 hieß es „ nicht rechts nicht links
wir opfern uns für das Wohl Deutschlands, alle FÜR den Krieg. Ich meine, heute
ist es dringender denn je: nicht rechts nicht links, aber gemeinsam GEGEN Krieg
und Faschismus, damit Kapitalismus und Imperialismus samt aller Fratzen von
Terrorismus History werden könnten.