DDR -Wirtschaft

Thesen und Fakten zur wirtschaftliche Entwicklung der DDR[1]

Stellvertreter des Ministers für Schwerindustrie Dr. Klaus Blessing

Die politische Propaganda - nicht nur die bürgerliche, sondern auch bestimmte „linke“ Kreise - stellen die DDR-Wirtschaft als gescheitert, marode, bankrott und als ein System von Mangelwirtschaft dar. Diese Aussagen halten keiner objektiven Überprüfung stand.

Gesamtvolkswirtschaftlich wurden folgende Ergebnisse in 40 Jahren wirtschaftlicher Tätigkeit erreicht:

1.      Die DDR-Wirtschaft entwickelte sich schneller als die der BRD. Im Jahre 1989 war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner gegenüber 1950 in der BRD auf das 4,3-fache, das der DDR (umgerechnet) auf das 6,2-fache gestiegen. Das in der DDR als Maßstab wirtschaftlicher Tätigkeit verwendete produzierte Nationaleinkommen (NEK) stieg auf das 10-fache.

Wirtschaftliche Entwicklung in beiden deutschen Staaten                      

(BIP und NEK je Einwohner) von 1950 bis 1989 in %

 

2.      Der Rückstand in der gesellschaftlichen Arbeitsproduktivität gegenüber der BRD wurde dadurch verringert. Zum  Zeitpunkt des Anschlusses der DDR an die BRD im Jahre 1989 hatte die DDR einen (vergleichbar in Euro und BIP umgerechnet) Anteil an der westdeutschen Arbeitsproduktivität von 55%, also einen Produktivitätsrückstand von noch 45%. Es war gelungen aufzuholen, ein Angleichen oder gar Überholen erwies sich als Illusion und politisch falsche Orientierung.

Anteil der AP der DDR an der BRD 1989 in %

EWT = Erwerbstätiger

 

3.      Die wirtschaftliche Entwicklung der DDR wurde trotz intensiver Störmaßnahmen und einseitiger Belastungen der DDR-Wirtschaft erreicht. Durch einseitige Reparationszahlungen, Abwerbung und Abwanderung in Zeiten der offenen Grenze, innerdeutschen Handel, 1989/90 geraubtes Volksvermögen entzog der Westen dem Osten eine Wirtschaftskraft, die insgesamt einem Wertvolumen von über 2 Billionen DM entsprach. Dieser Ausbeutungsprozess wurde nach der Wiedervereinigung insbesondere durch Abwanderung von über 3 Millionen Arbeitskräften weiter fortgesetzt. [2]

 

4.      Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung wurden durch die DDR eine Reihe international anerkannter wissenschaftlich-technischer Spitzenleistungen vollbracht.

Beispiele für wissenschaftlich-technische Spitzenleistungen

der DDR

Ø     Elektronenstrahlbedampfung von Stahlblech (Methode zum materialsparenden Auftrag von hochwertigen Metallen (insbesondere Aluminium auf Stahlblech)

Ø     Plasmaschmelztechnologie zur Herstellung hochwertiger Stahllegierungen (Edelstahlwerk Freital)

Ø     Malimo-Webtechnik (bis heute angewendete Spitzentechnologie zur Beschleunigung des Webens)

Ø     Entwicklung des FCKW-freien Kühlschrankes im Kombinat Haushaltsgeräte

Ø     Zulieferungen des Kombinates Carl-Zeiss für die sowjetische Weltraumtechnik

Ø     Eigenentwicklung und Produktion von mikroelektronischen Bauelementen und dafür notwendigen Ausrüstungen zur Umgehung des Wirtschaftsembargos in den Kombinaten Carl-Zeiß Jena, Mikroelektronik Erfurt und Dresden

Ø     Weltspitzentechnologie und weltweite Anwendung bei der Herstellung von Kühlsystemen für Bob-und Rodelbahnen durch das Kombinat Luft- und Kältetechnik

Ø     Entwicklung, Herstellung und Export von Hochleistungsdrahtstraßen durch das Kombinat SKET Magdeburg – Konkurrent von Schloemann-Siemag,

Ø      Weltspitze des Kombinates Getriebe und Kupplungen bei der Entwicklung und Herstellung von Getrieben für große Bagger

Ø     Hochtechnologie-Produkt „Atlantik-Trowler“ des Kombinates Schiffbau

Ø     Hochwertige Exportprodukte der Kombinate Textilmaschinenbau, Polygraf und Nahrungs- und Genussmittelmaschinen, sowie teilweise der Kombinate des Werkzeugmaschinenbaues

Ø     Export von Krananlagen in wichtige Hafenanlagen der Welt

 

5.      Im Ergebnis der wirtschaftlichen Entwicklung erreichte die DDR 1989 im internationalen Vergleich ein Produktivitätsniveau von 12.700 Euro je Kopf der Bevölkerung. (Die BRD 22.500 Euro/Kopf). Damit reihte sich die DDR an 14. Stelle unter führenden kapitalistischen Ländern ein. Sie lag annähernd gleich auf mit Großbritannien und Italien und deutlich vor Spanien, Griechenland, Portugal.

 

Internationaler Produktivitätsvergleich (BIP Euro je Einwohner 1989)

Quellen: Eurostat online für EU, Sozialforschung Köln Für BRD/DDR –Eigene Berechnungen

 

 

6.      Die DDR erreichte durch die ökonomische Entwicklung  ein Produktions- und Verbrauchsniveau je Einwohner, das auf vielen Gebieten dem der BRD entsprach. In der Ernährung und dem Verbrauch von Alltagsgütern lag es vielfach über dem der BRD, bei technischen Konsumgütern in Quantität und Qualität darunter.

 

 

 

 

 

 

 

 

DDR

BRD

Welt

Anteil DDR/BRD

Produktionskennziffern

 

 

 

 

in %

Je Einwohner

 

 

 

 

 

Elektroenergieerzeugung

kWh

7100

7017

2059

101,2

Rohstahlproduktion

kg

488

668

134

73,1

Zementproduktion

kg

751

427

 

175,9

Benzinproduktion

kg

286

321

 

89,1

PKW - Produktion

Stück

131

702

65

18,7

Produktion synth. Fasern

kg

10,7

13,4

2,5

79,9

Produktion von Papier

kg

82

174

42

47,1

Buttererzeugung

kg

18,3

6,7

 

273,1

Produktion von Zucker

kg

47

45

20

104,4

Fischfang

kg

16

3

18

533,3

Produktion von Bier

Liter

147

152

 

96,7

Je 10.000 Einwohner

 

 

 

 

 

Prod. von Rundfunkempfängern

Stück

731

774

 

94,4

Prod. von Fernsehempfängern

Stück

464

608

 

76,3

Prod. von elektr. Waschmaschinen

Stück

503

370

 

135,9

Prod. von Kühlschränken

Stück

674

555

 

121,4

Hektarerträge

 

 

 

 

 

Hektarertrag Weizen

dt je ha

48,3

68,4

 

70,6

Hektarertrag Roggen

dt je ha

29,4

41,7

 

70,5

Hektarertrag Kartoffeln

dt je ha

261

373

 

70,0

Verbrauchskennziffern

 

 

 

 

 

Nahrungsverbrauch je Tag

Kalorien

3800

3476

2694

109,3

Fleischverbrauch im Jahr

kg

106,8

103,5

 

103,2

Butterverbrauch im Jahr

kg

10,7

7,7

 

139,0

Zuckerverbrauch im Jahr

kg

41,4

34,9

 

118,6

Gemüseverbrauch im Jahr

kg

106

74,4

 

142,5

Obst und Südfrüchte im Jahr

kg

76,9

134,3

 

57,3

Getreideverbrauch im Jahr

kg

99,3

76,9

 

129,1

Kartoffelverbrauch im Jahr

kg

156,1

77,7

 

200,9

Weinverbrauch im Jahr

Liter

12

21

 

57,1

Bierverbrauch im Jahr

Liter

141

144

 

97,9

Bestandskennziffern

 

 

 

 

 

Wohnungsbestand

 

420

450

 

93,3

Neugebaute Wohnungen je 10000 EW

 

56

34

 

164,7

Telefonanschlüsse je 1000 EW

 

239

680

 

35,1

KFZ-Bestand PKW je 1000 EW

Stück

225

470

 

47,9

Ärzte je 10.000 EW

Anzahl

25

28,7

 

87,1

Datenquelle: Statistisches Jahrbuch der DDR `90

 

 

 

 

 

 

 

7.      Die DDR hatte zum Zeitpunkt  ihrer Angliederung 1989 keine Auslandsschulden. Realen Schulden in kapitalistischen Ländern (NSW) von 19,9 Mrd. VM (das entsprach ca. 750 US-Dollar je Einwohner) standen Guthaben in sozialistischen Ländern (SW) -umgerechnet auf gleiche VM - von 23,3 Mrd. VM gegenüber. [3].

 

 

Außenhandelssalden im kapitalistischen Wirtschaftsgebiet (NSW)

Jährliche Außenhandelssalden im NSW (+ = Exportüberschuss)

in Mio VM

 

 

 

Jährlicher Gesamt-Außenhandelssaldo (SW plus NSW)

in Mrd. US-$

 

Entwicklung des Gesamt-Außenhandelssaldo

(SW plus NSW) per Jahresende zu effektiven Preisen in Mrd. US-$

 

 

8.      Die innere Staatsverschuldung der DDR war 1989 wesentlich geringer als die der BRD. Der damalige Bundesfinanzminister Waigel sprach im Deutschen Bundestag von einer DDR-Verschuldung von nur 13 Prozent des Bruttosozialproduktes. Das entspricht der Auffassung von DDR-Ökonomen und ergibt (umgerechnet auf Euro) maximal 1.800 Euro je Kopf der Bevölkerung. Die BRD war bereits damals mit (umgerechnet) 8.100 Euro je Kopf der Bevölkerung verschuldet. Heute beträgt die Staatsverschuldung über 83% und 25.000 Euro pro Kopf. Der DDR war es nicht möglich, sich wesentlich höher zu verschulden, da ein Eingriff des IWF und der Weltbank  verheerende, das soziale und politische Gefüge zerstörende, Folgen gehabt hätte.

 

Staatsschulden der DDR und BRD in Euro pro Kopf der Bevölkerung

 

Kurzbiografie Klaus Blessing

 

Geboren 1936 in Liegnitz (Schlesien). Januar 1945 Flucht vor dem Anrücken der Roten Armee. Nach Zwischenunterkünften Herbst

1945 Wohnsitz in einem Dorf in Sachsen-Anhalt. 1950 Besuch der Goethe-Oberschule in der Kreisstadt Köthen (Sachsen/Anhalt).

1958 Abitur und anschließend Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Karl-Marx-Universität Leipzig.

1958 Abschluss als Diplomwirtschaftler- Fachrichtung Industrie (Metallurgie). Danach betriebswirtschaftliche Arbeit im VEB Maxhütte Unterwellenborn und ab 1968 als Planungsleiter im VEB Bandstahlkombinat Eisenhüttenstadt.

Ab 1970 Leiter der Abteilung Planung und Ökonomie im Ministerium für Erzbergbau, Metallurgie und Kali.

1980 – 1986 Staatssekretär dieses Ministeriums.

1981 Promotion zum Dr. oec.an der Bergakademie Freiberg/Sachsen.

1986 – 89 Abteilungsleiter für Maschinenbau und Metallurgie im ZK der SED.

1989/90 Stellvertreter des Ministers für Schwerindustrie.

1991 angestellter Geschäftsführer in einer Brandschutzfirma.

1996 arbeitslos,

1997 Frührentner

Danach Autor mehrerer gesellschaftskritischer Bücher und Zeitungartikel. 2005 erstes Buch „Die Schulden des Westens“.

Danach u.a. „Joachim Gauck – der richtige Mann?“, „Die sozialistische Zukunft“, „Wer verkaufte die DDR?“, „95 polemische Thesen gegen die bestehende Ordnung.

 

 



[1] Die Fakten sind belegt, vorrangig durch Statistiken des Zentrum für Historische Sozialforschung Köln

[2] Vgl. Klaus Blessing „Die Schulden des Westens“ edition ost 2010

[3] Vgl. Klaus Blessing/Wolfgang Kühn „Der Osten hängt am Tropf“ Verlag am Park 2011, Seite 62 ff.